Bereits zum dritten Mal haben wir (Mission EineWelt in Kooperation mit der Evangelischen Jugend in Bayern, ejb) die digitale Jugendleitendenbegegnung „Salt and Light“ mit Jugendleitenden aus den Partnerkirchen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (Tansania, Kenia, Liberia, Australien, Philippinen, Singapur, Nicaragua, Brasilien, El Salvador…) durchgeführt. Sie stand unter dem Motto: „48 h all around the clock – all around the globe“.

Wir trafen uns über einen Zeitraum von 48 Stunden digital in Zoom. Es gab unterschiedlichste Workshops, alle zwei Stunden ein neues Angebot. Begleitend dazu nutzten wir die digitale Plattform Moodle, um uns auch zeit- und ortsunabhängig begegnen zu können, Inhalte zu teilen sowie über Themen weiter zu diskutieren. Klar ist: Man kann nicht 48h Stunden „wach bleiben“. Deshalb besuchte jeder Teilnehmende so viele Zoom-Meetings wie er oder sie wollte und schaffen konnte. Das Programm begann immer mit einem gemeinsamen “opening” und endete mit einem Gottesdienst.

Durch die fortlaufenden 48h hatten alle Teilnehmenden die gleichen Chancen, für ihre Zeitzone passende Angebote zu finden. Von Bibelarbeiten über Gamesessions, kreatives Basteln oder auch Diskussionen zu Klima in den unterschiedlichen Erdteilen – alles war möglich und wurde ausgiebig genutzt. Das besondere Highlight war sicher der Musikworkshop, in dem Lieder und Songs geteilt wurden und sogar live vor der Kamera gesungen und getanzt wurde (siehe Foto).

Inzwischen haben wir weltweit Jugendleitende, die jedes Jahr wieder dabei sind und sich darauf freuen, bekannte Gesichter aus Australien, Brasilien, Tansania, Deutschland und anderen Orten wieder zu „treffen“- als Kachel in Zoom mit Geräuschen und Stimmen des jeweiligen Ortes und dem Livehintergrund der jeweiligen Tageszeit. Dabei konnten alle einen Blick in einen Ballsaal in Australien werfen, zeitgleich das Strassengeschehen vor einem Gottesdienst in Tansania verfolgen oder den frühmorgendlichen Ruf des Hahnes aus Nicaragua hören.

Kommuniziert wurde in Englisch und zur Not eben mit Händen und Füßen. Das Vertrauen in der internationalen Gruppe war trotz digitalem Raum fast mit Händen greifbar. Persönliche Erlebnisse und Erfahrungen wurden intensiv geteilt und besprochen, alles vor dem Hintergrund des gemeinsamen christlichen Glaubens und der Idee des „Voneinander Lernens“ über alle Ländergrenzen hinweg.

Am Ende der 48-stündigen digitalen Jugendleitendenbegegenung fühlten wir uns zwar so müde und ausgelaugt wie nach einem Jetlag, doch überwogen eindeutig die Glücksgefühle, Teil einer ganz besonderen Begegnung gewesen zu sein.

Diakonin Sara Neidhard, Referentin für digitale Bildung bei Mission EineWelt

Am 17. Oktober hat das „Bündnis Reparaturbonus“, zu dem auch Mission EineWelt gehört,  71.277 Unterschriften für einen bundesweiten Reparaturbonus an Bundesumweltministerin Steffi Lemke übergeben. Unter dem Motto „Ressourcen schonen muss sich lohnen!“ hat Mission EineWelt gemeinsam mit den anderen Bündnispartnern damit dem Recht auf Reparatur deutlich Ausdruck verliehen! Im aktuellen Koalitionsvertrag hat sich die Bundesregierung nämlich sowohl zur Senkung des Rohstoffverbrauchs als auch zum Recht auf Reparatur bekannt. Bei der Umsetzung hakt es jedoch noch.

Ministerin Steffi Lemke findet den Einsatz und die Forderungen des Bündnisses zwar gut und wichtig, sie sieht im aktuellen Haushalt allerdings keinen Spielraum für einen bundesweiten Reparaturbonus. Bisher gibt es einen solchen „Bonus“ für die Reparatur von z.B. Elektrokleingeräten nur in Thüringen und in Österreich.

Klar ist: Die Mehrheit der Bevölkerung möchte defekte elektronische Geräte reparieren lassen. Doch der Aufwand und die Kosten sind schlicht zu hoch. Das ist nicht nur frustrierend, sondern geht auch zulasten von Mensch und Natur im Globalen Süden!  So wie bisher kann die deutsche Konsum- und Wegwerfgesellschaft aber nicht weitergehen. Die Politik muss die Rahmenbedingungen verbessern, damit Reparieren einfacher und günstiger wird. Ein bundesweiter Reparaturbonus wäre ein erster Schritt in die richtige Richtung. Dabei sollte der Staat 50 % der Reparaturkosten bis zu einer Höhe von maximal 200 € übernehmen.

„Der deutsche Verbrauch an metallischen Rohstoffen trägt massiv zur Klimakrise bei und führt zu Menschenrechtsverletzungen im Globalen Süden. Deutschland muss seinen viel zu hohen Rohstoffverbrauch zu senken! Noch immer ist die Reparatur und Recyclingquote bei Elektrogeräten in Deutschland viel zu gering. Metalle  müssen nachhaltig genutzt werden, statt sie zu verschwenden. Dafür muss es endlich einfacher und günstiger werden, Elektrogeräte zu reparieren,“ meint Gisela Voltz, Fachreferentin für entwicklungspolitische Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit bei Mission EineWelt

Neben einer Absage an einen bundesweiten Reparaturbonus aufgrund fehlender finanzieller Mittel musste die Ministerin auch ankündigen, dass das lange erwartete Aktionsprogramm „Reparieren statt Wegwerfen“ nicht in der ursprünglich angekündigten Form kommen wird, sondern nur ein Förderprogramm für die ehrenamtliche Reparatur-Infrastruktur im Januar 2024 starten soll.

Das Bündnis will weiterhin deutlich ein herstellerunabhängiges Recht auf Reparatur in Deutschland und in der EU einfordern. Die Bündnispartner rufen zum „Internationalen Repair Day“ am 21. Oktober auch dazu auf, sich nach ehrenamtlich betriebenen Repair Cafés umzusehen und seine kaputten Haushaltsgeräte dort reparieren zu lassen.

Der diesjährige Lagois-Fotowettbewerb stand unter dem Motto „Klimagerecht leben“. Zu den Ursachen und Folgen des globalen Klimawandels und möglichen Lösungen auf lokaler Ebene wurden rund 100 Arbeiten aus aller Welt eingereicht.

„Die Entscheidung fiel uns nicht leicht“, so der Direktor des Partnerschaftscentrums Mission EineWelt, Hanns Hoerschelmann, der als Mitglied der Jury mit über die Auszeichnungen entschied. „Für mich war die Mitarbeit in der Jury des Fotowettbewerbs sehr spannend, da er das Thema Klimagerechtigkeit noch einmal von einer anderen Seite beleuchtet hat. Es ist ermutigend zu erleben, wie hier Themen, die uns in unseren weltweiten Partnerschaften beschäftigen, mit persönlichem und gesellschaftlichem Engagement verknüpft werden. Ich wünsche mir für die Zukunft mehr solcher Projekte, bei denen Kirche und Gesellschaft zusammenarbeiten, sei es nun im lokalen oder im weltweiten Kontext“, so Hoerschelmann weiter.

Inzwischen stehen alle Preisträger*innen fest.

Die offizielle Preisverleihung ist am Mittwoch, 25. Oktober um 16:30 Uhr auf der Nürnberger Messe ConSozial in der Halle 7A, Stand 7A-511.

Im Anschluss an die Preisverleihung wird die Foto-Ausstellung “Klimagerecht leben” eröffnet. Diese kann von Interessenten in ganz Deutschland ausgeliehen oder als Plakatausstellung gebucht werden. Die Ausstellung macht auf 80 Plakaten die Ursachen und Folgen des Klimawandels sichtbar und zeigt Lösungsansätze – ob beim Anbau regionaler Lebensmittel, der Herstellung nachhaltiger Produkte oder dem Recycling. Rund 20 Fotografinnen und Fotografen aus aller Welt machen deutlich, wie sehr der Klimawandel die Welt verändert. „Die Bandbreite der Ausstellung reicht von den Demonstrationen in Lützerath bis hin zu Porträts von Vertreter*innen der Last Generation, Bilder von lokalen Initiativen ebenso wie groß angelegten Umweltprojekten”, erklärt Kuratorin Rieke C. Harmsen vom Evangelischen Presseverband für Bayern.

Die Schirmherrschaft für den Lagois-Fotowettbewerb hat der Regionalbischof für München und Oberbayern, Christian Kopp. Kooperationspartner sind die Evangelische Jugend in Bayern (ejb), Mission EineWelt, Oikocredit Deutschland, das Umweltreferat der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, die Diakonie Bayern, die Fachmesse ConSozial und die Druckerei Pigture.

Der Lagois-Fotowettbewerb wird seit 2008 vom Evangelischen Presseverband für Bayern e.V. (EPV) vergeben. Namensgeber ist Pfarrer Martin Lagois (1912-1997), der mit seinen Film- und Print-Reportagen u.a. aus Brasilien und Papua-Neuguinea die evangelische Publizistik prägte. Der mit einem Preisgeld in Höhe von 5.000,- Euro dotierte Wettbewerb fördert sozialpolitische und gesellschaftskritische fotografische Positionen.

 

 

Die LCM und Mission EineWelt unterstützen das Projekt „Touching Hearts“ unter den Orang Asli.

Am 17. Oktober ist der Internationale Tag für die Beseitigung der Armut. Das Motto des diesjährigen Aktionstags lautet: „Gemeinsam die Zukunft gestalten: Gefestigte Armut beenden, alle Menschen auf unserem Planeten respektieren“. Auf zahlreichen Veranstaltungen und im Internet rufen die Vereinten Nationen sowie Nichtregierungsorganisationen dazu auf, Diskriminierungen von armen Menschen abzubauen und ihre Lebensumstände zu verbessern. Nach Definition der Weltbank sind Menschen extrem arm, wenn sie weniger als 1,90 Dollar pro Tag zur Verfügung haben. Die Zahl von Menschen in extremer Armut könnte durch die Corona-Pandemie um bis zu hundert Millionen Menschen gestiegen sein, meint die Weltbank. Neben der an sozio-ökonomischen Ressourcen gemessenen Armut wird mitunter auch ein weiter gefasstes Spektrum an Indikatoren zur Armutsdefinition herangezogen, wie etwa die Verfügbarkeit von Bildung, eine ausreichende Gesundheitsversorgung und adäquater Wohnraum. Für die Verbesserung der Bildungssituation und der allgemeinen Lebensumstände in Malaysia setzt sich die Lutherische Kirche in Malaysia (LCM) ein. Als langjährige Partnerkirche von Mission EineWelt unterstützt das bayerische Partnerschaftscentrum die LCM hier finanziell.

Malaysia ist ein Land der Gegensätze: Moderne Millionen-Städte auf der einen Seite und tiefster Dschungel auf der anderen; eine gut ausgebildete, meist urbane Bevölkerungsschicht auf der einen Seite und die Ureinwohner*innen in den Regenwäldern auf der anderen. Besonders schwierig sind die Lebensumstände der Orang Asli, der indigenen Bevölkerung im Inneren der Malaiischen Halbinsel. Aus Profitgier werden sie von Holzkonzernen und Plantagengroßbauern aus ihrem ursprünglichen Lebensraum in den schwer zugänglichen Regenwald vertrieben, weitab von Straßen und Infrastruktur.

Durch diese Isolation und die meist traditionelle Lebensweise, die auf kleinen, landwirtschaftlichen Anbau ausgerichtet ist, haben die Orang Asli ein sehr niedriges Einkommen. Die Chancen für ihre Kinder auf eine gute Schulbildung und eine sichere Zukunft sind gering. Um eine Schule zu besuchen, müssen die Kinder viele Kilometer durch den dichten, feuchten Regenwald bis zur nächsten Busstation laufen. Hinzu kommt, dass einige Eltern die Schule für unwichtig halten. Außerdem kostet ein Schulbesuch Geld, das viele Familien einfach nicht haben. Doch ohne Bildung hat man auch in Malaysia keine Chancen. Bildung kann ein Leben verändern! Das einzelner Menschen, einer Familie oder sogar eines ganzen Landes. Deshalb hat die lutherische Kirche unter den Orang Asli das „Touching Hearts“-Projekt gestartet. Es ist ein Bildungsprogramm, das Orang Asli-Kindern den Schulbesuch ermöglicht. Zudem werden die Buskosten sowie die Verpflegung in der Schulkantine übernommen. Außerdem sollen Eltern durch positive Beispiele von gut ausgebildeten Kindern überzeugt und Kinder motiviert werden, in die Schule zu gehen.

„Touching Hearts“ (deutsch: die Herzen berühren)  ist ein Programm, das den Indigenen Malaysias – und hier besonders den Kindern – Chancen auf eine sichere und selbstständige Zukunft bietet.

Mission EineWelt unterstützt seit Jahrzehnten Bildungsprojekte in seinen Partnerkirchen in Asien, Lateinamerika und Afrika. Auch in der medizinischen Grundversorgung, der theologischen und diakonischen Ausbildung sowie in der landwirtschaftlichen Entwicklung sind wir partnerschaftlich engagiert.

 

 

 

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Lateinamerikareferentin Kerstin Schönleben (rechts) besichtigt ein Landwirtschaftsprojekt in der Region Somoto.

Am 12. Oktober haben die Welthungerhilfe und die Nichtregierungsorganisation „Concern Worldwide“ den so genannten Welthunger-Index (WHI) veröffentlicht. Für das Jahr 2023 zeigt dieser Index eine dramatische Entwicklung auf: In einer Zeit vielgestaltiger Krisen ist die Entwicklung hin zu einer Welt ohne Hunger praktisch zum Stillstand gekommen. In vielen Ländern gibt es kaum noch Fortschritte, in einigen Ländern steigt der Hunger sogar wieder an.

Die Auswirkungen des globalen Klimawandels und die Folgen der Corona-Pandemie, Russlands Krieg gegen die Ukraine, zahlreiche Konflikte und die schwache Konjunktur haben soziale und wirtschaftliche Ungleichheiten in vielen Partnerkirchen von Mission EineWelt weiter verschärft. Dabei treffen Armut und Ernährungsunsicherheit besonders häufig junge Menschen, vor allem junge Frauen und Familien. Um den vom Hunger und der Ernährungsunsicherheit Betroffenen eine Zukunftsperspektive zu geben, braucht es innovative Ideen, wie Nahrungsmittel produziert, verarbeitet und gerecht verteilt werden können. Hier setzt ein von Mission EineWelt finanziell unterstütztes Projekt der Lutherischen Kirche „Glaube und Hoffnung“ in Nicaragua an. Laut Welthunger-Index 2023 sind 17,8 % der Bevölkerung Nicaraguas mangel- oder gar unterernährt.

In das Projekt sind 215 Familien in neun Landgemeinden im „Trockenkorridor“ Nicaraguas eingebunden. Hier gibt es große klimatische Schwankungen und häufige Dürreperioden neben Zeiten mit Starkregen. Die neun Gemeinden leben eigentlich von der Landwirtschaft. Geringe Erträge machen es jedoch unmöglich, sich nur auf das Einkommen aus der Landwirtschaft zu verlassen. So wandern viele junge Menschen ab, um einer Erwerbsarbeit in anderen Regionen des lateinamerikanischen Staates nachzugehen. Gerade diese Menschen werden aber benötigt, um bei Aussaat und Ernte von Grundnahrungsmitteln wie Mais, Sorghum und Bohnen zu helfen.

Die Lutherische Kirche in Nicaragua hilft, die Ernährungssicherheit in der Region zu verbessern. Neben neuen Anbaumethoden klimaresistenterer Arten und der Förderung der Kleintier-Zucht (Hühner, Schweine) sollen Familien auch ihr Ernährungsverhalten ändern. Statt sich in „guten Zeiten“ den Bauch mit energiereichen, doch ungesunden Lebensmitteln wie Reis und Tortillas vollzuschlagen und in „schlechten“ Zeiten zu darben, sollen die Menschen lernen, ihre Ernährung über das ganze Jahr hinweg auf gesunde, abwechslungsreiche Kost umzustellen. Dazu sollen Landwirte u.a. darin geschult werden, Systeme zur Tröpfchenbewässerung auf den Feldern einzusetzen und Brunnen zu bauen.

Der ganzjährige Zugang zu Nahrungsmitteln reicht jedoch nicht aus. Familien sollen lernen, wie sie die Nährstoffe in den vorhandenen Lebensmitteln optimal nutzen können. In Workshops werden traditionelle Essgewohnheiten genauer unter die Lupe genommen und es wird gemeinsam überlegt, wie der Speiseplan abwechslungsreich und gesund gestaltet werden kann. Familien sollen ermutigt werden, Obst und Gemüse im Hinterhof ihrer Häuser oder in eigens angelegten Gemüsegärten anzubauen, um so zur vitaminreichen Ernährung der Familie beitragen zu können.

Die Besonderheit bei diesem von Mission EineWelt unterstützten Projekt in der Lutherischen Kirche von Nicaragua ist die Einbeziehung der betroffenen Familien in den Gemeinden. Bereits im Vorfeld haben Arbeitskreise die Probleme im Hinblick auf Ernährungsgewohnheiten, landwirtschaftliche Prozesse und klimatische Bedingungen analysiert und Lösungen erarbeitet. Dieser gemeindebasierte Ansatz verspricht gute Erfolge, da alle Beteiligten sich an der Verbesserung ihrer Lebenssituation aktiv beteiligen.

Der Welthunger-Index misst und vergleicht jährlich die Ausprägung von vier Hungerindikatoren. Das sind 1) Unterernährung, d.h. der Anteil der Bevölkerung, dessen Kalorienbedarf nicht gedeckt ist. 2) Wachstumsverzögerung bei Kindern. Das ist der Anteil von Kindern unter fünf Jahren mit einer zu geringen Größe in Bezug auf das jeweilige Alter. 3)Auszehrung bei Kindern: Das sind Kinder unter fünf Jahren mit einem zu niedrigen Gewicht in Bezug auf die jeweilige Größe. 4) Kindersterblichkeit: Das ist der Anteil der Kinder, die vor ihrem fünften Geburtstag sterben.

Anhand dieser vier Indikatoren wird die Hungersituation in den untersuchten Ländern als gravierend, sehr ernst, ernst, mäßig oder niedrig eingestuft. Je höher der Wert, desto stärker der Hunger im jeweiligen Land. Nach Schätzungen des WHI werden 58 Länder bis 2030 wahrscheinlich nicht einmal das Ziel eines niedrigen Hungerniveaus erreichen.

Mit einem kleinen Festakt beginnt am Donnerstag, 12.Oktober 2023, der achte Workshop „Befreiende Theologien“, der bis Samstag in Wittenberg stattfindet. Anlass der Feierstunde ist der Tag des indigenen Widerstands. Unter dieser Überschrift erinnern Aktivist*innen und indigene Bevölkerungsgruppen an die Ankunft von Christopher Kolumbus in Amerika am 12. Oktober 1492 und den Widerstand gegen die Kolonisatoren. Seit dem 500-jährigen Jubiläum im Jahr 1992 haben sich viele Gruppen in aller Welt mit dem Unrecht beschäftigt, das den Eingeborenen angetan wurde.

Religionen haben seit frühen Zeiten beide Seiten: Sie wurden und werden dazu genutzt, um Gewalt zu legitimieren – vor allem gegen Andersgläubige. Religionen waren und sind aber auch oft die Quelle für Widerstand gegen herrschende Machtverhältnisse. Der Workshop greift das Thema von „Gewalt und Widerstand“ in verschiedenen Kontexten auf. Zahlreiche Wissenschaftler*innen und Praktiker*innen aus Deutschland, Österreich und dem südamerikanischen Raum sprechen auf Einladung von Mission EineWelt, den Steyler Missionaren und dem Lehrstuhl für Dogmatik der Universität Tübingen.

Ein besonderer Höhepunkt ist das Gespräch zu Erfahrungen im Gewaltfreien Widerstand in Deutschland. Die Theologin und Klimaaktivistin Gudula Frieling und der Bürgerrechtler und Pfarrer Eberhard Bürger diskutieren dabei über die Grenzen der Generationen hinweg. Das öffentliche Podiumsgespräch findet am Freitag um 20 Uhr statt. Der Eintritt zu dieser Teilveranstaltung ist frei.

 

Veranstaltungsort: Leucorea, Collegienstraße 62, Wittenberg.

 

Weitere Informationen:

Sung Kim

Tel.: 09874-91710

sung.kim@mission-einewelt.de

Victoria Cortez (2.v.r.) als Mitglied der CILCA-Delegation, die anlässlich des Kirchentags bei Mission EineWelt zu Gast war. Foto: Wolfgang Schürger

Victoria Cortez (2.v.r.) als Mitglied der CILCA-Delegation, die anlässlich des Kirchentags bei Mission EineWelt zu Gast war. Foto: Wolfgang Schürger

Am 25. September 2023 ist Victoria Cortez, Bischöfin und Kirchenpräsidentin der Lutherischen Kirche in Nicaragua „Glaube und Hoffnung“ (ILFE), überraschend verstorben. Sie wurde 71 Jahre alt.

Cortez war eine prägende Persönlichkeit in der ILFE, die sie als Kirche mit aufgebaut und stetig weiterentwickelt hat. „Ihre Vision einer ‚mision integral‘ hat zur Entstehung einer Kirche geführt, in der Wort und Tat, Sakrament und Diakonie unauflösbar zusammengehören“, zeigt sich Kerstin Schönleben, Leiterin des Referats Lateinamerika bei Mission EineWelt, beeindruckt von der Lebensleistung der Bischöfin.

Die ILFE arbeitet überwiegend im ländlichen Raum und unterstützt ihre Gemeinden beim Brunnenbau, beim Erproben alternativer Anbaumethoden, bei der Einführung energieeffizienter Kochherde, bei der Nutzung erneuerbarer Energien sowie in allen Fragen rund um Ernährungssicherheit, Gesundheitsfürsorge und Katastrophenprophylaxe. Auch Bildungsarbeit und Trauma-Bewältigung s sind wichtige Bestandteile der kirchlichen Arbeit.

Victoria Cortez hat auch die Partnerschaft mit der Evangelisch-Lutherischen Kirche entscheidend vorangebracht und geprägt. „Victoria Cortez war eine Wegbereiterin zwischen den lutherischen Kirchen Zentralamerikas und der lutherischen Kirche in Bayern, sie hat unter hohem persönlichen Einsatz unzählige Brücken zwischen unseren Kirchen gebaut, damit Menschen über Kultur- und Ländergrenzen hinweg miteinander in der Nachfolge Christi unterwegs sein können“, würdigt Kerstin Schönleben die Verstorbene.

Noch im Sommer war Victoria Cortez anlässlich des Deutschen Evangelischen Kirchentags mit einer Delegation der Gemeinschaft der Lutherischen Kirchen in Zentralamerika (CILCA) bei Mission EineWelt zu Gast. In vielen Gesprächen machte sie einmal mehr deutlich, dass zur Nachfolge auch die konkrete Tat gehört.

Josephine Dransfeld von Heunec mit einem Teddy mit dem neuen Fair Toys Siegel Foto: FTO

Josephine Dransfeld von Heunec mit einem Teddy mit dem neuen Fair Toys Siegel
Foto: FTO

Die Fair Toys Organisation (FTO) hat erstmals ihr Siegel für soziale und ökologische Verantwortung in der Spielwarenproduktion vergeben. Ab sofort dürfen die Unternehmen heunec und plasticant mobilo das Siegel auf ihren Produkten tragen. Sie erfüllen in hohem Maß die Kriterien des Fair Performance Checks (FPC). Mit diesem bewertet die FTO das Engagement der Spielzeughersteller in Bezug auf ihre soziale und ökologische Verantwortung in ihren Lieferketten.

In Lieferketten der Spielwarenbranche werden immer wieder Arbeitsrechtsverletzungen und negative Umweltauswirkungen festgestellt. Kund*innen können bisher nicht wissen, unter welchen Bedingungen ein Spielzeug produziert wurde. Jürgen Bergmann, Leiter des Referats Bildung Global von Mission EineWelt und Vorstand der FTO, erläutert: „Wer künftig Spielsachen verantwortlich kauft, hat es leichter. Die Bewertungen der FTO sorgen für mehr Transparenz in der Spielzeugindustrie und somit für Rückenwind bei den Arbeitsrechten.“

heunec und plasticant mobilo stellten sich als erste dem Test. Nun folgt die Überprüfung weiterer Mitgliedsunternehmen. „Jedes Unternehmen, das sich dem Fair Performance Check stellt, beweist bereits überdurchschnittliches Engagement in Sachen Sozial- und Umweltverantwortung. Bei sehr gutem Abschneiden erhalten die Unternehmen das Siegel der FTO,“ erklärt Bergmann.

Der Fair Performance Check (FPC) basiert auf den Kernelementen menschenrechtlicher Sorgfalt. „Mit dem FPC gibt es ein umfassendes Werkzeug zur Verankerung menschenrechtlicher Sorgfalt und ihrer glaubwürdigen Überprüfung. Die gemeinschaftliche Erarbeitung und Überprüfung der Kriterien im Rahmen der Multi-Stakeholder-Initiative FTO verleiht dem Siegel einzigartige Strahlkraft!“ unterstreicht Wirtschaftsethiker Prof. Dr. Harald Bolsinger (THWS) die Bedeutung des neuen Siegels.

Über den Weg zum Siegel berichtet Barbara Fehn-Dransfeld, Geschäftsführerin von heunec: „Wir haben das nicht über Nacht aus dem Ärmel geschüttelt. An manchen Prozessen arbeiten wir seit etlichen Jahren. Umso mehr freuen wir uns über diese Auszeichnung.“ Sven Grabosch, Geschäftsführer von plasticant mobilo, ergänzt: „Uns beschäftigt unsere Verantwortung als Unternehmen schon lange. Wir schätzen den FPC als hilfreiches Werkzeug zur Reflexion und Verbesserung unserer Prozesse“.

Als Multi-Stakeholder-Initiative arbeiten in der FTO Vertreter*innen der Spielwarenbranche und der Zivilgesellschaft gleichberechtigt zusammen und verfolgen gemeinsam das Ziel, die Sozial- und Umweltstandards in der Spielwarenbranche zu verbessern. Mission EineWelt hat die FTO vor drei Jahren mitgegründet und bringt die Anliegen der Zivilgesellschaft ein. Die Arbeit der Fair Toys Organisation wird derzeit maßgeblich durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gefördert.

 

Kontakt:

Jürgen Bergmann: juergen.bergmann@mission-einewelt.de

Weitere Informationen:

https://www.fair-toys.org/

Am 8. Oktober wird in Bayern ein neuer Landtag gewählt. Die drängenden weltweiten Herausforderungen spielen auch in der bayerischen Politik eine gewichtige Rolle: Gerechtigkeit, Frieden, faire Chancen, Klimaschutz – ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Wenn die Probleme dieser Welt tatsächlich im Sinne der Menschen gelöst werden sollen, braucht es: Veränderung jetzt! – auch in Bayern. Denn: Auch Bayern ist nicht aus der Welt.

Mission EineWelt fordert in einer Online-Infokampagne ein grundsätzliches Umdenken und macht exemplarisch auf wichtige Herausforderungen aufmerksam, deren Bewältigung auch Sache der bayerischen Landespolitik sein muss. Zu allen Themen gibt es Hintergrundinformationen und jeweils eine Forderung an die bayerische Landespolitik.

„Mit unserer Kampagne werben wir für die Landtagswahl. Dabei geht es uns nicht um Wahlwerbung für eine oder mehrere Parteien. Wir möchten die Wähler*innen anregen, über die Forderungen nachzudenken und sich selbst eine Meinung dazu bilden“, erklärt Jürgen Bergmann, Leiter des Referats Bildung Global bei Mission EineWelt, die Zielsetzung der Aktion.

Das sind die Forderungen: Fairer Handel statt Ausbeutung, Gemeinwohl statt Profitgier, Bäuerliche Landwirtschaft statt Agrarindustrie, (Interkulturelles) Miteinander statt Ausgrenzung, Globales Lernen statt Insel-Denken, Kreislaufwirtschaft statt Wegwerfproduktion, Offenheit statt Abschottung, Klima schützen statt fauler Ausreden.

Die komplette Kampagne befindet sich hier:

https://mission-einewelt.de/kampagnen/landtagswahl23/

Der neue LWB-Präsident Henrik Stubkjær Foto: LWB

15 September 2023, Krakow, Poland: Henrik Stubkjær of the Evangelical Lutheran Church in Denmark pictured as nominee for LWF President, as Lutherans from around the globe gather for the Lutheran World Federation (LWF) Thirteenth Assembly, held in Krakow, Poland on 13-19 September 2023 under the theme of ’One Body, One Spirit, One Hope’.

Der dänische Bischof Henrik Stubkjær ist vom Lutherischen Weltbund (LWB) zum neuen Präsidenten gewählt worden. Der für sein Engagement in Diakonie und Ökumene bekannte Theologe Stubkjær leitet derzeit das Bistum Viborg in der Evangelisch-Lutherischen Volkskirche in Dänemark.

Nach seiner Wahl betonte Stubkjær, die Arbeit des LWB werde sich auch unter seiner Leitung auf die vier Säulen stützen, auf denen die Organisation gründet, und zwar Hilfe für die Bedürftigen und die Unterdrückten, gemeinsames Engagement in der Mission, gemeinsame theologische Bemühungen und eine gemeinsame Antwort auf ökumenische Herausforderungen.

Der neue Präsident versicherte: „Meine Vision für den LWB ist, dass wir dadurch einen Mehrwert schaffen, indem wir als Gemeinschaft zusammenarbeiten und uns bemühen, den christlichen Glauben durch humanitäre, Entwicklungs- und Advocay-Arbeit, durch gemeinsames Zeugnis und Dialog in die Praxis umzusetzen.“ Lutherisch zu sein, so Stubkjær, bedeute, kontextbezogen zu sein. Die Vielfalt der vielen verschiedenen Situationen vor Ort, zeige, wie Gott durch seinen Sohn Jesus Christus uns als Mitgliedskirchen stark mache, das Evangelium angemessen zu verkündigen. Er sehe es daher als seine Aufgabe an, Vielfalt zu bewahren und dafür zu sorgen, dass alle Stimmen gehört werden.

Vor seiner Wahl zum Bischof 2014 war Stubkjaer fast ein Jahrzehnt lang Generalsekretär der dänischen Hilfsorganisation DanChurchAid (DCA). Seit der Zwölften LWB-Vollversammlung in Namibia ist er Mitglied des LWB-Rates und Vorsitzender des Ausschusses für Weltdienst.

Stubkjær war in leitender Funktion bei ACT Alliance tätig. Darüber hinaus ist er Vorsitzender einer Organisation, die obdachlose Männer in Dänemark unterstützt und ihnen bei der Überwindung von Alkohol- und Drogenabhängigkeit hilft.

Neben dem diakonischen und humanitären Engagement liegen Stubkjaer die Ökumene und die theologische Ausbildung besonders am Herzen. Von 2016 bis 2019 war er Vorsitzender des Nationalen Kirchenrates von Dänemark. Im Bistum Viborg setzt er sich für die Beziehungen mit orthodoxen Migrantinnen und Migranten aus Osteuropa sowie mit Asylsuchenden und Menschen anderer Glaubensrichtungen ein.

Gemeinsam mit den neuen Ratsmitgliedern wird Stubkjær beim Abschlussgottesdienst der Vollversammlung am Dienstagnachmittag feierlich in sein Amt eingeführt werden. Die erste Sitzung des neuen Rates unter seiner Leitung findet einen Tag später, am 20. September, statt. (PM LWB)