So richtig hell war es noch nicht, als frühmorgens Jugendliche, Frauen und Männer zur großen Turnhalle in Maria de Jetiba, im brasilianischen Bundesstaat Espirito Santo, kamen. Dass mitten in der Woche viele Menschen mit ihren Blasinstrumenten zusammenkommen, ist für Brasilien nicht normal. Doch es war ein besonderer Tag: Das XII. Nationale Treffen der Posaunenchöre der Evangelischen Kirche lutherischen Bekenntnisses in Brasilien, das vom 19. bis 23. August stattfand.

Alle zwei Jahre findet dieses Treffen statt. „Es soll die Motivation der Bläserinnen und Bläser stärken und es ist die Gelegenheit, neue Techniken zu erlernen“, davon ist Pfarrer Ari Käfer, Vorsitzender des brasilianischen Posaunenchorverbandes, überzeugt und ergänzt: „Die Posaunenchorarbeit ist für uns eine wichtige missionarische Aufgabe.“

In diesem Jahr waren vier Franken als Lehrer bei dem nationalen Treffen. Unter der Leitung von Hans Knöllinger waren Norbert und Martin Weber sowie Gerhard Ulsenheimer nach Brasilien gereist und unterrichteten in Gruppen mit rund 40 Personen. Ihre Anleitungen mussten gedolmetscht werden, eine besondere Herausforderung. Trotzdem sind die vier Bläser mit dem Ergebnis sehr zufrieden. „Denn wenn die missionarischen Aktivitäten gelingen sollen, dann müssen auch reine und klare Töne zu hören sein“, betont Pfarrer Ernesto Friedrich, Kirchenpräsident der brasilianischen Kirche.

Sowohl vom bayerischen Posaunenchorverband als auch von Mission EineWelt wurde dieser Einsatz der vier Posaunenchorlehrer aus dem Raum Großhabersdorf in Mittelfranken unterstützt.

Erzbischof Romero von El Salvador wird seliggesprochen – Eine Würdigung des lutherischen Bischofs Medardo Gomez

Am kommenden Samstag, 23. Mai 2015, wird der ermordete katholische Erzbischof von El Salvador, Óscar Romero, selig gesprochen. Der Bischof der Lutherischen Kirche in El Salvador, Medardo Gomez, hat dazu schriftlich Stellung genommen.

„Wir Protestanten haben keine Heiligen, die durch die Kirche seliggesprochen werden. Nach unserem Verständnis sind alle Gläubigen heilig, die durch die Taufe und den Glauben zu Gott gehören und von ihm die Vergebung empfangen. Nach unserem lutherischen Verständnis von „heilig“ ist Romero schon heilig, weil er von Gott erwählt ist. Das salvadorianische Volk hat ihn in seiner Volksfrömmigkeit für heilig erklärt und die Römisch-Katholische Kirche wird ihn nun nach ihrem Verständnis seligsprechen. Für uns ist er aber vor allem ein von Gott eingesetzter Prophet.“

Bischof Gomez hatte zu ihm, wie er schreibt, eine besondere Beziehung, weil er Romeros Schüler gewesen ist. „Im Jahr 1953 war ich bei ihm im Unterricht, habe bei ihm den Katechismus gelernt und wurde von ihm konfirmiert.“

Bischof Gomez erinnert daran, dass Romero aufgrund seiner prophetischen Stimme 1974 zum Bischof der Diözese Santiago de Maria und 1977 zum Erzbischof von San Salvador ernannt wurde. „Zunächst einmal verfolgte Romero eine konservative Richtung in El Salvador und war deshalb unter den Bischöfen des Landes umstritten“, so Gomez, und fährt begründend fort: „Ein Teil der Bischöfe haben sich mit einer Kirche als ein Volk Gottes gesehen, das sich identifiziert mit den Leiden und Hoffnungen des Volkes, insbesondere der Unterdrückten. Besonders die ländliche Bevölkerung in El Salvador lebte in großer Armut und wurde durch die Großgrundbesitzer ausgebeutet.“

Gomez schreibt weiter: „Ein Schlüsselerlebnis für Romero war die Erschießung seines Freundes Jesuitenpater Rutilio Grande. In der Folge verweigerte er seine Teilnahme an offiziellen Veranstaltungen. Insbesondere sein Fernbleiben von der Amtseinführung des salvadorianischen Präsidenten und Präsidenten der Militärpartei Carlos Humberto Romero wurde ihm von den Herrschenden übel genommen. Anstelle der Teilnahme an der Amtseinführungsfeier verlas er zur selben Zeit seinen zweiten Hirtenbrief, wo er unter anderem ein ‚erwachendes Selbstverständnis des Volkes als Glaubens- und Lebensgemeinschaft, die dazu aufgerufen ist, ihre eigene Geschichte in einem Prozess der Erlösung zu akzeptieren, der mit ihrer eigenen Befreiung beginnen soll‘ feststellte.“

„In dem Romero seine Stimme für die Armen erhob, wurden die Repressalien gegen ihn von der offiziellen Regierung, die auf der Seite der reichen Mittelschicht stand, verstärkt“, erinnert sich Gomez und fährt fort: „Romeros Predigten wurden schon länger landesweit und darüber hinaus vom Rundfunk übertragen. Als rechtsextreme Gruppen die kirchliche Rundfunkstation zerbombten, trug dies zu einer weiteren Verbreitung durch andere lateinamerikanische Radiostationen bei.“

Im Februar 1980 erwähnte Romero zum ersten Mal in seinen Predigten Todesdrohungen gegen seine Person und es wurde ihm angeboten, in Nicaragua um Asyl zu bitten. Romero lehnte mit der Begründung ab, er könne sein Volk nicht allein lassen, und füge sich dem Risiko des Augenblicks. In einer seiner letzten Worte sagte er: „Wenn sie mich töten, werde ich in meinem Volk auferstehen“.

Romero wurde am 24. März 1980 während einer Predigt in der Krankenhauskapelle der „Divina Providencia“ (deutsch: Göttliche Vorsehung) vor dem Altar von einem Scharfschützen erschossen.

Neuendettelsauer Theologieprofessorin an Hochschule in Sao Leopoldo

Die Evangelische Theologische Hochschule in Sao Leopoldo (Escola Superior de Teologia -EST) in Brasilien bekam im April Besuch von Prof. Dr. Gury Schneider-Ludorff von der Augustana-Hochschule in Neuendettelsau. Der Besuch war eine gute Möglichkeit, die Partnerschaft beiden Hochschulen sowie dem Centrum Mission EinWelt zu stärken. Für Prof. Schneider-Ludorff ist es nach eigenen Worten wichtig, diese Partnerschaft zu unterstützen, durch die sie auch die lutherische Kultur in Brasilien kennenlernte: „Es ist wichtig, zu verstehen, wie die Studierenden Luthers Texte lesen“, sagte sie.

Am 22. April hielt Prof. Schneider-Ludorff an der EST einen Vortrag zum Thema „Die Göttliche Gabe und die menschliche Gabe. Die Verschiebung im Verständnis von Geben, Beschenken und Spenden in den Schriften der Reformation“. Eine knappe Woche davor hielt die Professorin ein Seminar über das Thema „Glaube und Macht – Religion und Politik in der Reformation“. „Ich möchte sehr gerne die Studierenden der EST-Hochschule kennenlernen, denn es wurde mir bewusst, dass die Studenten aus vielen verschiedenen Teilen Brasiliens kommen, die neu für mich sind. Es gibt eine sehr große Vielfalt an Erfahrungen, Religionen und Kulturen, von deren Austausch sehr profitiert werden kann“, sagte Professor Schneider-Ludorff.

Für den Studenten Ezequiel Hanke, Master der Theologie, war das Seminar eine ausgezeichnete Gelegenheit, die Texte Luthers gemeinsam zu lesen. „Wir haben versucht, die theologischen, politischen und sozialen Aspekte, die von Prof. Schneider-Ludorff aufgeworfen wurden, zu analysieren. Ihr gelingt der Brückenschlag zur aktuellen Realität. Die Kontexte sind wichtig für die Zeit der Reformation im sechzehnten Jahrhundert, aber diese Überlegungen können auch für die heutige Gesellschaft fruchtbar sein“, meinte Ezequiel.

Im vergangenen Jahr war der brasilianische Prof. Dr. Rémi Klein für einige Zeit für Forschungen sowie als Gastprofessor an der Augustana-Hochschule in Neuendettelsau tätig. Die gute Partnerschaft zwischen der EST und der Augustana- Hochschule ist in vielen Jahren gewachsen. Dazu gehört ein regelmäßiges Austauschprogramm von Theologiestudierenden und Postgraduierten. Professor Kleins Aufenthalt in Neuendettelsau setzte den Beginn eines Austausches von Dozenten zwischen den beiden Hochschulen. „Durch die Kooperation zwischen Mission EineWelt und der Augustana-Hochschule wurde der Vicedom-Lehrstuhl für interkulturelle Theologie eingerichtet, den ich als erster besetzte“, betonte Prof. Remi Klein.

Bolivien: Kirchenkonferenz der lutherischen Kirchen in Lateinamerika – Ein Bericht von Lateinamerikareferent Hans Zeller

Auf 4000 Meter über dem Meeresspiegel komme ich in El Alto in Bolivien an. Es ist 6 Uhr morgens. Im Sonnenaufgang sehe ich die unverputzten Häuser aus roten Backsteinen. Ein kalter Wind lässt die Leute, die aus wärmeren Regionen kommen, leicht frösteln. An schnelles Laufen ist nicht zu denken, denn sofort bleibt die Luft weg. So geht es mit einem Kleinbus durch die Millionenstadt El Alto, die in den letzten 30 Jahren entstand, in Richtung La Paz, der Hauptstadt Boliviens.

Dicht drängen sich hunderte Kleinbusse auf den schmalen Straßen. Tausende Menschen sind auf dem Weg zur Arbeit. Deshalb kommt der Kleinbus nur langsam voran. Von links und rechts drängen sich die Autos auf die Straße in Richtung Hauptstadt. Ein atemberaubender Blick auf La Paz in den Morgenstunden entlohnt für das geduldige Vorankommen in dem Kleinbus.

Insgesamt 17 kirchenleitende Verantwortliche aus 17 lateinamerikanischen lutherischen Kirchen haben die Strapazen nach Ostern auf sich genommen, zur lutherischen Konferenz der Kirchenleitungen nach La Paz zu kommen. Der argentinische Koordinator der Konferenz, Gustavo Gomez, ging in seiner Predigt zu Beginn der Konferenz auf das Thema ein, das die lateinamerikanischen Kirchen bewegt: „Der Konsum bestimmt das Leben der Menschen Lateinamerikas. Wir werden geboren, um zu kaufen“, betont er. „Häufig werden Frauen, Kinder und nicht zuletzt die Schöpfung Gottes ausgebeutet, um den Markt am Laufen zu halten und den Gewinn für einige Wenige zu steigern.“ Mit Verweis auf das 2. Kapitel des Philipperbriefs betonte er: „Die Würde des Menschen darf nicht verkauft werden. Als lutherische Kirchen in Lateinamerika haben wir die Aufgabe, darauf hinzuweisen, wo Frauen- oder Kinderrechte missachtet werden und die Schöpfung Gottes ausgebeutet wird.“

Einmal im Jahr kommen die leitenden Kirchenpräsiden, Bischöfinnen und Bischöfe Lateinamerikas zusammen, um ihre gemeinsame Kirchenpolitik zu besprechen. Organisiert wird das Treffen von Pfarrerin Dr. Patricia Cuyatti, die als Lateinamerikareferentin des Lutherischen Weltbundes die Verbindungen zwischen den Kirchen herstellt. Trotz der dünnen Luft in La Paz arbeiteten die Konferenzteilnehmer intensiv an den Themen Minderheitssituation der lutherischen Kirchen, Ausbeutung der natürlichen Ressourcen, Unterdrückung der Frauen, mangelnde Bildungschancen und unzulängliche Gesundheitsversorgung für die ärmeren Menschen, Auswirkungen des Klimawandels auf die ländlichen Regionen, Migration durch die schlechten wirtschaftlichen Bedingungen.

In den meisten Ländern sind die lutherischen Kirchen in der Minderheit. So bekennt der Kirchenpräsident der lutherischen Kirche in Brasilien, Dr. Nestor Friedrich, in seinem Begrüßungsstatement: „Wir sind zwar die größte lutherische Kirche Lateinamerikas, aber in Brasilien sind wir eine Minderheit. Trotz dieser Tatsache haben wir aber einen großen Einfluss in der Gesellschaft.“ Auf die Frage, warum dies so sei, stellt er das Selbstverständnis seiner Kirche dar. „Wir mischen uns in die Gesellschaft ein. Dadurch sind wir in der Öffentlichkeit präsent und unsere Stimme wird gehört. Häufig geben wir denjenigen eine Stimme, die keine Stimme haben, und stehen denen bei, die in der Gesellschaft nicht gehört werden.“ Dazu sei es aber notwendig, „dass die Kirche sich um diejenigen kümmert, die tagtäglich die Stimme im Namen Gottes für die Stimmlosen erheben“, fährt der Kirchenpräsident fort.

In verschiedenen Gruppen diskutieren dann die Konferenzteilnehmer die verschiedenen Themen, die in den Kirchen anstehen. Eine Gruppe tauscht sich über die Aufgaben der Diakonie aus. Trotz der geringen finanziellen Mittel will man nicht nur für die eigenen Mitglieder da sein, sondern Veränderungen in der Gesellschaft bewirken. Ein Beispiel ist das Kinderprojekt El Getsemani in der Großstadt El Alto. 500 Kinder kommen tagtäglich zusammen und lernen nicht nur für die Schule, sondern werden auf einen christlichen Lebensstil in der Gesellschaft vorbereitet. „Unseren christlichen Glauben und das Geradestehen für die Würde des Menschen steht nicht zum Verkauf an“, betont Victoria Cortez, Bischöfin der lutherischen Kirche in Nicaragua. Sie stellt den integralen Pfarrdienst vor. In ihrer Kirche „Glaube und Hoffnung“ sind Diakonie und Gottesdienst eng miteinander verknüpft. „Die Pfarrerinnen und Pfarrer halten die Gottesdienste, sind aber auch in den diakonischen Projekten vertreten. Zum Beispiel, indem sie sich darum kümmern, dass sich die Menschen in den Trockenzonen zusammenschließen und gemeinsam Brunnen bohren, um mit so genannter Tröpfchenberegnung in der fünfmonatigen Trockenzeit wenigsten das Nötigste zum Essen ernten zu können,“ hebt sie in ihrem Vortrag über das Konzept des integralen Pfarrdienstes hervor.

Laut Cuyatti besteht in den lateinamerikanischen Kirchen vor allem das Ziel, dass die Kirchen ihre lutherische Identität in ihrem Umfeld herausfinden und selbständig in ihrem Kirchenaufbau und in ihren finanziellen Verpflichtungen werden. Dabei schaut die lutherische Kirche Boliviens, die sehr stark in der indigenen Bevölkerung verwurzelt ist, anders aus als die brasilianische, die stärker von europäischen Einflüssen geprägt ist. Wichtig ist aber allen, dass das Ehrenamt gestärkt und die Fürsorge für die hauptamtlichen Mitarbeitenden nicht vernachlässigt wird. „Nur wenn Haupt- und Ehrenamtliche in einem guten Team zusammenarbeiten, werden wir auch in der Gesellschaft wahrgenommen“, meint Nestor Friedrich.

Mit großem Respekt schauen alle Kirchen auf die evangelische Kirche in Deutschland und freuen sich auf das Reformationsjubiläum 2017. Für sie ist sie die Mutter der Reformation, Wegbereiterin für eine Freiheit in Verantwortung, einem Geist, der die sozialen Gegensätze und die ausbeuterische Haltung der Regierenden in den Ländern überwinden hilft, nach dem Motto: „Frei durch die Gnade Gottes, um dem Nächsten zur Seite stehen zu können.“

Dr. Medardo Gomez sieht sich in der Linie von Romero

Vor fast genau 35 Jahren wurde Erzbischof Oscar Romero am 24. März 1980 in San Salvador erschossen. Während er eine Messe feierte, schossen Scharfschützen auf ihn. Sein Eintreten für den Schutz der Unterdrückten und für Gerechtigkeit in Opposition zur damaligen herrschenden Militärdiktatur in El Salvador kostete ihn das Leben. Er stellte sich wie der heutige Bischof der lutherischen Kirche El Salvadors, Dr. Medardo Gomez, auf die Seite der einfachen Bevölkerung. Durch seine Predigten und Hirtenbriefe, die im ganzen Land verbreitet wurden, geriet er in das Visier der Machthaber. Todesdrohungen erschreckten ihn nicht. Er verblieb an der Seite seines Volkes, bis zur letzten Konsequenz.

„In der Erkenntnis, wie wichtig es ist, das Gedenken an die Opfer schwerer und systematischer Menschenrechtsverletzungen zu fördern, und welche Bedeutung dem Recht auf Wahrheit und Gerechtigkeit zukommt, sich gleichzeitig dessen bewusst, wie wichtig es ist, diejenigen zu würdigen, die ihr Leben der Förderung und dem Schutz der Menschenrechte für alle gewidmet haben und die dabei ihr Leben verloren haben“, erklärte die UNO im Jahr 2010 den 24. März zum Internationalen Tag für das Recht auf Wahrheit über schwere Menschenrechtsverletzungen und für die Würde der Opfer.

„Insbesondere in Würdigung der wichtigen und wertvollen Arbeit von Erzbischof Oscar Arnulfo Romero aus El Salvador, der aktiv für die Förderung und den Schutz der Menschenrechte in seinem Land eintrat und dessen Arbeit internationale Beachtung fand, weil er in seinen Botschaften Verletzungen der Menschenrechte der schwächsten Bevölkerungsgruppen anprangerte, in Anerkennung der von Erzbischof Romero vertretenen Werte und seiner Bereitschaft, sich in einem Umfeld bewaffneter Konflikte in den Dienst der Menschheit zu stellen und als Humanist die Menschenrechte zu verteidigen, Leben zu schützen und die Menschenwürde zu fördern, sowie in Anerkennung seiner ständigen Aufrufe zum Dialog und seiner Ablehnung jeder Form von Gewalt zur Vermeidung bewaffneter Auseinandersetzungen, was schließlich zu seinem Tod am 24. März 1980 führte“ (Resolutionen, Seite 456), bat die UNO alle seine Mitgliedstaaten, sowie internationale Organisationen, zivilen Institutionen, nichtstaatliche Organisationen und Privatpersonen den Tag in angemessener Weise zu begehen.

Nach drei Jahren in Chile zogen Pfarrer Raphael Quandt und seine Frau Dámaris Bilanz

Pfarrer Raphael Quandt arbeitet seit kurzem als Studentenpfarrer in Bamberg. Die letzten drei Jahre hat der 33-jährige Theologe allerdings gemeinsam mit seiner Frau Dámaris in Chiles Hauptstadt Santiago verbracht und in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Chile (IELCH) zunächst als Gemeindepfarrer in den Gemeinden La Bandera und San Bernardo gearbeitet. Bei einem Abschlussgespräch, das am 16. September bei Mission EineWelt stattfand, berichtete Quandt von schwierigen Zeiten in der Gemeindearbeit, zog aber rückblickend ein positives Resümee des dreijährigen Arbeitseinsatzes in dem südamerikanischen Land.

Er habe bei Dienstantritt eine in sich zerstrittene Gemeinde vorgefunden, die in den 1970/80er Jahren als Basisgemeinde entstanden sei und mit finanzieller Unterstützung von ausländischen Partnern eine Vielzahl von sozialen Projekten aufgebaut habe. Kirchenvorstände in chilenischen Gemeinden hätten viel mehr Macht als hierzulande. Einerseits seien Mitglieder des Kirchenvorstands der Gemeinde mit der Kirchenleitung in Konflikt geraten, andererseits wären Finanzmittel von Partnern weggefallen und damit Stück für Stück einzelne Projekte eingestellt worden. In mühsamer Kleinarbeit habe Quandt deshalb versucht, neues Vertrauen aufzubauen und die Konflikte zu lösen.

Zu seiner Gemeindearbeit seien in den drei Jahren dann noch weitere Aufgaben hinzugewachsen: ein missionarisches Projekt in Padre Hurtado, einem Vorort von Santiago, die Mitarbeit in einer Kommission der Gesamtkirche, ein Lehrauftrag am evangelischen Seminar und schließlich auch die Betreuung der Auslandsgemeinde der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Santiago, wozu auch die pastorale Begleitung der Villa Baviera gehörte, die besser als ehemalige Colonia Dignidad in Erinnerung ist. Nach der schrecklichen Vergangenheit mit Missbrauch und Folter sollen der Ort und seine Menschen wieder in die chilenische Gesellschaft integriert werden.

Ehefrau Dámaris Quandt war in den letzten beiden Jahren für die Begleitung der jungen Menschen zuständig, die über das Internationale Evangelische Freiwilligenprogramm für ein Jahr in kirchlichen Projekten mitgearbeitet haben. Im heutigen Rückblick, so die Quandts, sei es für sie eine gute und wichtige Zeit gewesen und die Begleitung durch Mission EineWelt und speziell den Lateinamerikareferenten Hans Zeller sei gut gewesen. Drei Jahre in Chile und der dortigen Kirche, so Raphael Quandt, hätten ihn geprägt. „Heute habe ich das Gefühl, die Bedürfnisse, Befindlichkeiten, Sorgen und Hoffnungen einer lutherischen Kirche in Lateinamerika besser zu verstehen als zuvor.“ Die Gesellschaft in dem südamerikanischen Land sei im Umbruch. Das läge an deutlichen neoliberalen Strukturen und zeige sich nicht zuletzt an den Studentenunruhen. Sein Eindruck sei, dass Lateinamerika eine neue Welle der befreienden Theologie gut gebrauchen könne.

Am Donnerstag, 4. September 2014, fand in der Augustana Hochschule der Eröffnungsvortrag der Vicedom-Dozentur mit Prof. Dr. Remí Klein von der Escola Superior de Teologia, kurz EST, in Sao Leopoldo/Brasilien statt.

Peter Weigand, Direktor von Mission EineWelt, und Dr. Claudia Jahnel, Leiterin des Referats Mission Interkulturell, haben gemeinsam mit Prof. Dr. Gruy Schneider-Ludorff, Rektorin der Augustana Hochschule, und Prof. Dr. Dieter Becker das Konzept für die Dozentur erstellt und mit ihr ein „altes Modell“ der Gastdozenten aus einer Partnerkirche reaktiviert. Ziel ist es, „eine Zeit lang im Team zusammen zu arbeiten, einander zu bereichern, vielleicht auch zu korrigieren und die Beziehungen zwischen den Kirchen zu vertiefen“, so Jahnel in ihrem Begrüßungsvortrag. Es sollen Gastreferenten gewonnen werden, die durch ihre Forschungen einen bemerkenswerten Beitrag zur Förderung von Interkultureller Theologie leisten können.

Prof. Dr. Remí Klein, der von nun an bis Anfang November an der Augustana als Gastdozent unterrichten wird, stammt aus der Evangelischen Kirche Lutherischen Bekenntnisses in Brasilien (IECLB), einer Partnerkirche von Mission EineWelt. Mit der Escola Superior de Teologia (EST) steht das Partnerschaftszentrum zusätzlich in engem Kontakt. Der Lehrer, Theologe und kirchlich ordinierter Katechet ist Vizerektor der Fakultät. Sein Arbeitsschwerpunkt liegt im Bereich der christlichen Erziehung, der Katechetik und des Religionsunterrichts. Forschungsprojekte der letzten Jahre von Prof. Klein beziehen sich auf die Professionalisierung der Religionspädagogik in Brasilien (u.a. Etablierung von Rahmenlehrplänen und Unterrichtsmaterialien / Genderfragen etc.).

Mehr Informationen zur Eröffnungsveranstaltung finden Sie unter: http://www.augustana.de/aktuelles/index.html

Lutherische Kirche setzt sich für indigene Bevölkerung ein

Seit über 60 Jahren hat die Regierung Costa Ricas die gesetzlich begründeten Forderungen der indigenen Völker auf eigenes, unveräußerliches und ihnen exklusiv zugestandenes Land, außer Acht gelassen. Stattdessen versuchen immer wieder Großgrundbesitzer, die „Indios aus diesem Gebiet zu vertreiben“, um selbst das Land in Besitz nehmen zu können. Anfang Juli kam es deshalb zu Gewaltaktionen gegen Angehörige indigener Völker in der Region Salitre.

Dies geschah kurz nachdem die Organisation für Indigene einen Entscheid zur Rückgewinnung von Land, das historisch belegt den Indigenen gehört hatte, veröffentlichte. Bei den Übergriffen wurden Bauernhöfe angezündet, Straßen gesperrt und indigene Angehörige der Kommunität Cedror attackiert.

Die Gebiete, um die es in diesem Konflikt geht, wurden durch gesetzliche Verordnung zu unveräußerlichen, abgegrenzten Gebieten der indigenen Gruppen erklärt. Diese gesetzliche Anordnung von 1956 hat den gleichen Rang wie die Bürgerrechte. 1959 wurde vom Staat Costa Rica das Abkommen 107 der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) anerkannt. Heute haben die Rechte der Indigenen den Rang der Verfassung. Trotzdem kommt es immer wieder zu Übergriffen, weil sich die Regierung Costa Ricas nur halbherzig um die Rechte der indigenen Bevölkerung kümmert.

Um diese Probleme lösen zu können, empfiehlt die Lutherische Kirche Costa Ricas deshalb, die indigenen Völker an der Suche nach Lösungen beteiligen. Gleichzeitig sollen die gewaltbereiten Gruppierungen aus der nicht indigenen Bevölkerung ausfindig gemacht und ihnen entgegengewirkt werden. Besonders sollen die kleinbäuerlichen Familien nicht indigener Herkunft geachtet werden, die in Harmonie mit den eingeborenen Gemeinschaften leben. Die lutherische Kirche des Landes fordert zudem, dass die neue Regierung deutliche Zeichen setzen soll, damit der gesetzliche Schutz der Indigenen eingehalten und respektiert wird.

Die Lutherische Kirche Costa Ricas unterstützt seit 10 Jahren den Kampf um die Rechte des indigenen Volksstamms der Bribri in Salitre.

Pfarrerin Daniela Schmid wird das nächste Jahr in Brasilien arbeiten

Seit vergangenem Samstag ist Daniela Schmid nicht nur ordinierte Pfarrerin der bayerischen Landeskirche, sondern auch für ein Jahr ausgesandt in die Evangelische Kirche lutherischen Bekenntnisses in Brasilien, eine Partnerkirche der bayerischen Landeskirche. Die 29jährige Theologin wird ab September für zwölf Monate in der Paroquia dos Apostolos im südbrasilianischen Joinville arbeiten.

In einem feierlichen Gottesdienst in der Sankt Lukaskirche in Schweinfurt wurde Schmid von Gisela Bornowski, Regionalbischöfin des Kirchenkreises Ansbach-Würzburg in ihr Amt als Pfarrerin ordiniert und von Lateinamerikareferent Hans Zeller anschließend zu ihrem Dienst nach Brasilien ausgesandt.

Für ihre Arbeit in Brasilien bringt Daniela Schmid schon einige Erfahrungen mit. Seit einem Praxisjahr, das sie im Jahr 2004 teilweise in dem armutsorientierten
Bildungsprojekt CACTUS in Mexiko verbracht hat, bestehen ihrerseits enge Beziehungen nach Lateinamerika. Die konnte sie 2008 während eines Studienaufenthaltes an der Universidad Bíblica Latinoamericana noch vertiefen. Im Jahr 2010 schließlich absolvierte sie im Rahmen ihres Theologiestudiums als Stipendiatin ein Gemeindepraktikum in der lutherischen Kirche in El Salvador.

Nach eigener Aussage erwartet sie sich aufbauend auf diesen Erfahrungen von dem
Jahr Probedienst in Brasilien einen „Einblick in eine lateinamerikanische lutherische
Kirche, die geschichtlich stark durch europäische, insbesondere deutsche
Einwanderer geprägt ist und sich dadurch von den zentralamerikanischen Kirchen
unterscheidet“. Dabei kommt ihr zugute, dass sie ihr Vikariat in der Sankt Lukaskirche in Schweinfurt absolviert hat. Das dortige Dekanat Schweinfurt pflegt seit mehr als 25 Jahre eine enge Partnerbeziehung zu vier lutherischen Gemeinden in Rio de Janeiro.

Ordination und Aussendung

Pfarrerin Daniela Schmid wird das nächste Jahr in Brasilien arbeiten

Seit vergangenem Samstag ist Daniela Schmid nicht nur ordinierte Pfarrerin der bayerischen Landeskirche, sondern auch für ein Jahr ausgesandt in die Evangelische Kirche lutherischen Bekenntnisses in Brasilien, eine Partnerkirche der bayerischen Landeskirche. Die 29jährige Theologin wird ab September für zwölf Monate in der Paroquia dos Apostolos im südbrasilianischen Joinville arbeiten.

In einem feierlichen Gottesdienst in der Sankt Lukaskirche in Schweinfurt wurde Schmid von Gisela Bornowski, Regionalbischöfin des Kirchenkreises Ansbach-Würzburg in ihr Amt als Pfarrerin ordiniert und von Lateinamerikareferent Hans Zeller anschließend zu ihrem Dienst nach Brasilien ausgesandt.

Für ihre Arbeit in Brasilien bringt Daniela Schmid schon einige Erfahrungen mit. Seit einem Praxisjahr, das sie im Jahr 2004 teilweise in dem armutsorientierten
Bildungsprojekt CACTUS in Mexiko verbracht hat, bestehen ihrerseits enge Beziehungen nach Lateinamerika. Die konnte sie 2008 während eines Studienaufenthaltes an der Universidad Bíblica Latinoamericana noch vertiefen. Im Jahr 2010 schließlich absolvierte sie im Rahmen ihres Theologiestudiums als Stipendiatin ein Gemeindepraktikum in der lutherischen Kirche in El Salvador.

Nach eigener Aussage erwartet sie sich aufbauend auf diesen Erfahrungen von dem Jahr Probedienst in Brasilien einen „Einblick in eine lateinamerikanische lutherische Kirche, die geschichtlich stark durch europäische, insbesondere deutsche Einwanderer geprägt ist und sich dadurch von den zentralamerikanischen Kirchen unterscheidet“. Dabei kommt ihr zugute, dass sie ihr Vikariat in der Sankt Lukaskirche in Schweinfurt absolviert hat. Das dortige Dekanat Schweinfurt pflegt seit mehr als 25 Jahre eine enge Partnerbeziehung zu vier lutherischen Gemeinden in Rio de Janeiro.