• Impressionen aus Brasilien – Dienstreise von Hanns Hoerschelmann

Impressionen aus Brasilien – Dienstreise von Hanns Hoerschelmann im Oktober 2022

Dankbar und erfüllt
Fast drei Wochen war ich im Oktober 2022 auf Dienstreise in Brasilien. Auf dem Programm standen Besuche in Kindergärten, Sozialprojekten, diakonischen Einrichtungen, Kirchengemeinden und des alle zwei Jahre stattfinden Konzils der Evangelischen Kirche lutherischen Bekenntnisses in Brasilien (IELCB). Sie führte mich vom Süden des Landes bis in den Amazonas. Ich bin dankbar für alle Gespräche, viele Informationen, Gastfreundschaft, geteilte Sorgen und Fröhlichkeit sowie gemeinsame Gottesdienste. Auch bin ich dankbar, dass ich in Geraldo Grützmann einen kenntnisreichen Begleiter und Dolmetscher hatte, der mir die Vielfältigkeit seines Landes und seiner Kirche nähergebracht hat. Ich freue mich auf weitere Begegnungen mit unserer Partnerkirche, der IELCB – uns verbindet eine gemeinsame Geschichte, eine vielfältige Partnerschaft und die gemeinsame Verantwortung, auch in Zukunft als weltweit verbundene Kirche, Salz der Erde und Licht der Welt zu sein. Muito obrigado e Deus te abençoe.

Facetten der Partnerschaft zwischen den lutherischen Kirchen in Bayern und Brasilien:
„Besuch zweier Kindergärten für Kinder aus sozial schwachen Familien, in denen in diesem Jahr drei Freiwillige arbeiten; Gespräche mit Dr. Mauro de Souza, zweiter Vice-Präsident der IELCB (Evangelischen Kirche Lutherischen Bekenntnisses in Brasilien), Marcus Bechert, Generalsekretär und Gisele Mello, Leiterin des Projektbüros über Fragen des Personalaustausches und Projekte; Austausch mit Mitgliedern der Fakultät der Theologischen Hochschule EST über Herausforderungen in der theologischen Ausbildung; Treffen mit der Stipendiatin Maria Riegel, die über Mission EineWelt für ein Jahr an der EST in São Leopoldo studiert.
Die partnerschaftlichen Beziehungen zwischen den lutherischen Kirchen in Bayern und Brasilien sind ein Beispiel eines produktiven Miteinanders auf unterschiedlichen Ebenen des kirchlichen Lebens, bei der beide Seiten sich begleiten, von einander lernen und so ein vielfältiges Zeugnis der Kraft der Kirche in der Welt abgeben.“

Partnerschaftsarbeit in Brasilien:
Zwei Generationen von Theolog*Innen im Austausch über leben und studieren an der Theologischen Hochschule EST, Brasilien.
Pfr. Geraldo Grützmann, seit 2019 ökumenischer Mitarbeiter und Brasilienreferent bei Mission EineWelt, hat hier von 1981-87 seine theologische Ausbildung bekommen. Marie Riegel studiert für ein Jahr als Stipendiatin über Mission EineWelt an der theologischen Hochschule in São Leopoldo. Nach der Schule hat sie bereits im Rahmen des Internationalen Evangelischen Freiwilligendienstes von Mission EineWelt ein Jahr in Nicaragua gearbeitet.
Der eine war und der andere ist aktuell ökumenischer Mitarbeitender von Mission EineWelt.
Inácio Lemke, Präsident des brasilianischen Kirchenrats CONIC, war von 1992 bis 1999 beim Kirchlichen Entwicklungsdienst (KED) Bayern tätig. Geraldo Grützmann ist seit 3 Jahren Brasilienreferent und Ansprechpartner für die Partnerschaften zwischen Kirchengemeinden und Institutionen in Bayern und der Evangelischen Kirche lutherischen Bekenntnisses in Brasilien.
Tischgebet an der Associacao Diaconica Lutereana (ADL), einer Internatsschule im Kirchenbezirk Espírito Santo a Belem der lutherischen Kirche in Brasilien (IELCB). 54 Schüler*Innen bekommen hier, neben ihrer staatlichen Schulausbildung, Unterricht in diakonischen und kirchlichen Fächern. Viele von ihnen streben nach der Ausbildung an der ADL soziale oder kirchliche Berufe an. Mission EineWelt hat die Einrichtung bei der Durchführung staatlich auferlegter Brandschutzmaßnahmen mit Mittel des Kirchlichen Entwicklungsdienstes unterstützt.

Paula Hoerschelmann, Franziska Gierl und Leander Wiese absolvieren über Mission EineWelt ein Evangelisches Freiwilligenjahr in der lutherischen Kirche in Brasilien.

Unterschiedliche Generationen teilen ihre Erfahrungen mit der dem Erlernen der fremden Sprache und dem Heimischwerden in Brasilien. Manches scheint zeitlos und generationsübergreifend zu sein. Michaela Lotzky Berger kam mit 22 Jahren nach Brasilien, nachdem sie ihren späteren Ehemann, Norberto Berger, an der Kirchenmusikschule in Bayreuth kennengelernt hatte. „Ich war schon immer ein bisschen verrückt und bin dann alleine mit dem Schiff nach Rio gefahren.“ Nach ihrer Ankunft und späteren Heirat hat sie im Bereich der Kirchenmusik gearbeitet, in einem Orchester gespielt und Musikunterricht gegeben. Ihr jetziges Projekt ist die Erstellung eines Begleitbuches für die Posaunenarbeit für das Gesangbuch der IELCB. 328 Notensätze sind schon korrigiert oder neue erstellt. 661 sollen es am Ende werden.

Am 20. Oktober 2022 traf sich die Synode der Evangelischen Kirche lutherischen Bekenntnisses zu ihrer 33. Synodaltagung. Tagungsort war die Stadt Cacual, im Bundesstaat Rondonia. Die Synode setzt sich aus insgesamt 95 Personen zusammen, von denen die Mehrzahl Laien sind. Sie trifft sich alle zwei Jahre. Das letzte Treffen im Oktober 2020 konnte aufgrund der Corona-Pandemie nur online abgehalten werden. Auf dem Programm stehen neben Berichten auch die Wahl der Kirchenleitung inclusive des/der Präsident/Präsidentin und der Stellvertretung. Wie vieles in diesen Tagen vor der Stichwahl zum politischen Präsidentenamt, wird auch dies ein politisches Zeichen sein. Denn auch in der Kirche spiegelt sich die politische Zerrissenheit des Landes wider. Der gastgebende Kirchenbezirk Amazonas begeht gleichzeitig das 50. Jubiläum seiner Präsenz in diesem Teil Brasiliens.

Tag der Entscheidungen auf der Synode der Partnerkirche in Brasilien
„Mit der Verabschiedung von programmatischen Entscheidungen, die gestern in den verschiedenen Kammern erarbeitet wurde, legt die In Cacoal, Brasilen tagende Landessynode der Evangelischen Kirche lutherischen Bekenntnisses die Grundlagen für die Arbeit in den kommenden Jahren. Sie bilden auch das Aufgabenpaket, das die am Abend neu zu wählende Kirchenleitung umsetzen muss.
Wichtige Themen sind beispielsweise die weitere Koordination der theologischen Ausbildung für alle vier Ämter (Pfarrer*Innen, Missionar*Innen, Katechet*Innen und Diakon*Innen), der Antrag auf die Einrichtung einer Koordinationsstelle für „Kirche in der Großstadt“ oder fragen des Klimaschutzes. Außerdem werden kirchenrechtliche Anpassungen sowie die Finanzen beraten. Den Abschluss der inhaltlichen Beratungen bildet die erste Lesung der Abschlusserklärung der Synode.“

Kirchenpräsidentin Silvia Genz, der 1. Vizepräsident Odair Braun und der 2. Vizepräsident Mauro de Souza bilden gemeinsam das neue und alte Führungstrio der IELCB.

„Am Abend vor der Rückreise nach Deutschland hatten wir noch ein Treffen mit den hauptamtlichen Mitarbeitenden und Gemeindevorsteher*Innen der vier Gemeinden der Evangelisch Kirche lutherischen Bekenntnisses in Brasilien in Rio de Janeiro. Sie verbindet eine langjährige Partnerschaft mit dem Dekanat Schweinfurt. Themen des Austausches waren vor allem die Herausforderungen von Kirchengemeinden in der Großstadt sowie die Herausforderungen, mit weniger Gemeindegliedern ein attraktives Angebot aufrecht zu erhalten. Auch Fragen zukünftiger Kooperationen und die Entwicklung eines Gesamtkonzeptes wurden thematisiert. Alles Herausforderungen, die uns in Deutschland nicht fremd sind. Ein fertigender Austausch auf internationaler Ebene bietet sich an.“

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