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44. Lateinamerikawoche – Absage an Privatisierung

Die 44. Lateinamerikawoche, die seit Sonntag als digitale Veranstaltung online läuft, ist am Sonntag mit Lesung und ökumenischem Gottesdienst gestartet. Unter den vielen Teilnehmer*innen war auch viel internationales Publikum.

Am Montagabend ging es um die Auswirkungen der Coronakrise auf Lateinamerika. Katja Maurer von medico international hielt in ihrem anschließenden Vortrag fest, dass nur ein entschiedenes Umsteuern weg von privatisierter gewinnorientierter Gesundheitsversorgung hin zu gemeinwohlorientierten Gesundheitssystemen, eine Bewältigung der Corona-Krise in Lateinamerika ermöglichen werde. In vielen Ländern dort gebe es kaum Impfstoffe, eine Durch-Impfung der nötigen 70 Prozent der Bevölkerung sei unter den derzeitigen Gegebenheiten in manchen Ländern frühestens 2024 zu erwarten. Nach der ersten Welle im Frühjahr 2020 habe es kaum Vorbereitungen auf die zu erwartende zweite Welle gegeben. Dass auf Prävention und gute Allgemeinversorgung setzende öffentliche Gesundheitssysteme die Pandemie erfolgreicher bekämpfen können, zeigten die Beispiele Cuba und Uruguay. Wobei jedoch in Uruguay der aktuelle rechtskonservative Präsident gerade die Gesundheitsversorgung wieder privatisiere. Es sei auch beschämend, dass sich 10 reiche Länder, darunter Deutschland, einstweilen rund 95 Prozent der verfügbaren Impfstoffe gesichert hätten. Eine erfolgreiche Pandemiebekämpfung könne aber nur durch eine gemeinsame weltweite Strategie erreicht werden, wie die Bekämpfung der HIV/AIDS-Pandemie gelehrt habe: Eine Aufhebung des Patentschutzes, die Herstellung und gerechte Verteilung von günstigen Medikamenten und Impfstoffen sowie die Einbeziehung einer starken Zivilgesellschaft.

Des Weiteren verwies sie auf die erschreckende Prognose der Kinderhilfsorganisation Unicef, wonach in Brasilien, wo seit März 2020 die öffentlichen Schulen geschlossen sind, wahrscheinlich auch nach der Pandemie 40 Prozent der schulpflichtigen Kinder nicht mehr zur Schule gehen werden, weil sie arbeiten gehen müssen, um mit ihren Familien zu überleben.

Zu den Folgen der Corona-Krise gehöre neben Arbeitslosigkeit, Armut, wirtschaftliche Misere und Hunger auch die zunehmende Bedrohung der Demokratie, da viele Regierungen die Situation zum Ausbau ihrer Macht und zu sozialer Kontrolle nutzten.

Die von einem Trägerkreis aus kirchlichen, städtischen und menschenrechtlichen Gruppen und Organisationen organisierte Lateinamerikawoche läuft noch bis zum kommenden Samstag, 30.Januar 2021. Informationen zum Programm und zum Einwahllink sind unter www.lateinamerikawoche.de zu finden. Dort kann man die Vorträge auch nachträglich über YouTube ansehen.

 

Kontakt: Gisela Voltz gisela.voltz@mission-einewelt.de

Tel.:09874-9-1820