Im Zeichen der Erde
Am heutigen Freitag, 22. April, findet in über 175 Ländern der Tag der Erde, der sogenannte „Earth Day“, statt.
Der 1970 erstmals ins Leben gerufene Aktionstag, der seit den 1990er Jahren als internationale Kampagne begangen wird, widmet sich den Themen Natur, Umwelt, Klima- und Artenschutz. 2016 steht er unter dem Motto „Mein Essen verändert die Welt! Bewusst genießen, bio, regional, fair“. Es geht um unsere Ernährung und um die Frage, wie die sich nachhaltig gestalten lässt.
Die Menschen sollen dazu angeregt werden, ihr Konsumverhalten zu überdenken. Geworben wird für einen verantwortungsbewussten Lebensstil. Alle sind dazu aufgerufen, ihren Umgang mit Ressourcen und ihre Müllproduktion kritisch zu hinterfragen. In Deutschland beteiligen sich vor allem Schulen, Universitäten, Umweltschutzverbände und -organisationen an den Aktionen.
Nachhaltig Handeln weltweit
Mission EineWelt tritt für einen gerechten, ökologischen Anbau, für den Schutz der Umwelt sowie die Bewahrung der biologischen Vielfalt weltweit ein. Durch Bildungs-, Advocacy- und Kampagnenarbeit wird auf die politisch Verantwortlichen eingewirkt und zum nachhaltigen Handeln aufgefordert.
Doch nicht nur im Centrum für Partnerschaft, Entwicklung und Mission der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern steht das Thema auf der Tagesordnung. Auch in den Partnerkirchen selbst werden Missstände thematisiert und nach Lösungen gesucht. In Argentinien mahnt beispielsweise der Agrarfachmann Manolo Palazuelos: „Die Bodenqualität sinkt durch den großflächigen Anbau von Monokulturen wie Soja bei uns dramatisch. Die Anbauflächen werden zunehmend schlechter.“ In dem südamerikanischen Land ist die landwirtschaftliche Fläche für den Anbau von Monokulturen in 40 Jahren von 400.000 Hektar (ha) auf 28 Millionen ha gestiegen. „Momentan rechnen wir damit, dass sich die Bodenqualität bereits um 30 Prozent verringert hat.“, betont der Agrarfachmann. Diese drastische Entwicklung nahm auch der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Argentinien, Carlos Duarte, zum Anlass, einen pastoralen Brief zur Landwirtschaft zu veröffentlichen. In dem nachfolgenden Interview mit Hans Zeller, Lateinamerika-Referent von Mission EineWelt, erklärt er seine Absichten.
Interview mit Carlos Duarte, Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Argentinien
Herr Duarte, Sie haben einen pastoralen Brief zur Landwirtschaft geschrieben. Was hat Sie dazu bewegt?
Die Landwirtschaft hat sich in Argentinien mit großer Geschwindigkeit verändert. In den 1970er Jahren hatten wir in Argentinien einen Anbau von Soja in der Größenordnung von 400.000 Hektar (ha) und es gab fast keinen Anbau von genveränderten Saatgut. Heute sind wir bei ca. 28 Millionen ha Anbau von genveränderten Soja angelangt. Diese Entwicklung hat die gesamte landwirtschaftliche Struktur verändert.
Was hat sich dadurch in den ländlichen Räumen verändert?
Früher war es so, dass die Bauern auch auf dem Land gelebt haben. Inzwischen ist aber der Boden zu einer reinen Sache geworden. Es wird nicht mehr nach der Bodenqualität gefragt, sondern entscheidend sind die kurzfristigen ökonomischen Ziele geworden. Eigentümer der großen Ländereien sind reiche Leute aus der Stadt und sie lassen das Land durch Lohnunternehmen bewirtschaften. Dadurch ist die Verbindung zur Erde unterbrochen.
Warum nehmen Sie als Pfarrer dazu Stellung?
Ich gehe davon aus, dass Gott sein Schöpfung uns Menschen als Geschenk überlassen hat. Paulus schreibt, dass die ganze Schöpfung seufzt und sich nach Erlösung sehnt. Das können wir von den Indigenen Völkern lernen. Sie leben in der Harmonie mit der Schöpfung. Es ist eine gelebte Verbindung mit der Erde und dies zieht dann auch ein gesundes Leben nach sich. Meine Idee ist, dass wir mit der Natur in einer Gemeinschaft leben.
Welche Konsequenzen ergeben sich daraus?
Früher hatten die Bauern 20 Kühe und kannten jede Kuh beim Namen. Heute ist es anders. Die Tiere sind zu einer Nummer geworden. Es besteht kein direkter Bezug mehr zu den Tieren.
Was schlagen Sie vor, dass sich verändern müsste?
Im Alten Testament gibt es viele Vorschläge für den Umgang mit der Natur. Diese Vorschläge sind sicher nicht mehr zeitgerecht. Deshalb sollte auf theologischer Grundlage eine Orientierung für den Umgang mit der Schöpfung erarbeitet werden. Dabei können wir auf Erfahrungen der Indigenen Völker zurückgreifen. Das gemeinsame Essen, wie es auch im Sakrament des heiligen Abendmahls vorgegeben ist, könnte ein Beispiel sein.
(Das Interview führte Hans Zeller, Lateinamerika-Referent von Mission EineWelt)