Ein Dorf sieht schwarz – die Lächerlichkeit des ganz „normalen“ Alltagsrassismus
Einem Außerirdischen würde es kaum anders gehen. Es ist 1975, Seyolo Zantoko hat in Lille Medizin studiert. Weil er in seiner Heimat Zaire, dem heutigen Kongo, nicht Leibarzt des damaligen Diktators Mobutu werden will, versucht er, in Frankreich eine Stelle als Arzt zu bekommen. Doch das ist nicht so einfach, denn ihm fehlt die dafür notwendige Arbeitserlaubnis. Da tritt Monsieur Ramollu, Bürgermeister der kleinen Gemeinde Marly-Gomont, auf den Plan. Seine Gemeinde sucht schon seit Jahren händeringend nach einem Arzt. Er verspricht dem jungen Arzt, die Sache mit der Arbeitserlaubnis zu regeln, wenn dieser sich denn bereiterklären würde, als Arzt nach Marly-Gomont zu kommen.
Seyolo Zantoko nimmt das Angebot an und zieht mit Frau und Kindern, die er aus Afrika kommen lässt, nach Nordfrankreich. Dort erlebt er eine herbe Überraschung. Nicht nur, dass das Dorf so gar nicht seine Erwartungen in Richtung urbanem französischen savoir vivre erfüllt, die Dorfbewohner, die noch nie einen dunkelhäutigen Menschen live erlebt haben, tun alles, um ihm das Leben so schwer wie möglich zu machen. Dem jungen Arzt steht ein zähes Ringen mit dem ganz alltäglichen Rassismus seiner MitbürgerInnen bevor.
So surreal sie wirken mag: Diese Geschichte ist wirklich passiert. Der Rapper und Komiker Kamini Zantoko hat die Lebensgeschichte seiner Eltern zu einem von hintergründigem Humor durchzogenem Drehbuch in Sachen Vorurteile, Fake News und Rassismus verarbeitet, die von Regisseur Julien Rambaldi filmisch in Szene gesetzt wurde. Herausgekommen ist ein Lehrstück über die Entstehung von Vorurteilen und das hartnäckige Beharren auf diesen als vermeintlich unumstößlichen Wahrheiten. Ganz nebenbei wird deutlich: Im Prinzip hat sich seither nicht viel verändert.
Das Mittwochskino von Mission EineWelt zeigt „Ein Dorf sieht schwarz“ am 24. April 2019 um 19.30 Uhr im Otto-Kuhr-Saal (Hauptstraße 2 in Neuendettelsau). Der Eintritt ist frei.