Verheerende Extremwetterlage – Überschwemmungen in Ostafrika
Wer sich mit den Menschen auf der Straße in Nairobi unterhält, spürt viel Bitterkeit gegenüber Kenias Behörden. „Unser Präsident stilisiert sich gern als internationaler Vorreiter im Kampf gegen den Klimawandel. Aber unsere Politiker haben uns im Stich gelassen. Sie waren schnell dabei, neue Steuern einzuführen und alte zu erhöhen. Aber jetzt sehen wir sie nicht. Es war lange bekannt, dass wir schwere Regenfälle erwarten. Aber sie haben keine Vorkehrungen getroffen und tun auch jetzt kaum etwas“, sagt Taxifahrer Goodluck (Name geändert). Der Verband der Landvermessungsingenieure Kenias („Institution of Surveyors of Kenya“) beklagt seit langem eine allgemeine Missachtung von Planungs- und Bebauungsvorschriften durch Bauherren und Bauträger und die Zerstörung von Feuchtgebieten durch die Besiedlung von Flussufern in Vierteln wie Mathare in Nairobi.
Ostafrika kämpft mit verheerenden Regenfällen und Überschwemmungen, die in Kenia und Tansania Hunderte von Menschenleben kosteten. Bilder und Berichte von überfluteten Slums in den niedriger gelegenen Gegenden Nairobis und über den geborstenen Old Kijabe-Damm in der Rift Valley-Region Kenias gingen Anfang Mai durch alle internationalen Medien. Selbst Tourist*innen in ihren Lodges am Talek Fluss in der Masai Mara blieben nicht verschont. Sie mussten evakuiert werden. Prominentestes kenianisches Todesopfer war die Klimaaktivistin Benna Buluma, die in ihrer Hütte im Mathare Slum in Nairobi von den Fluten überrascht wurde und keine Chance auf Entkommen hatte.
Weniger bekannt ist, dass die dem Wetterphänomen El Nino zugeschriebene Extremwetterlage, verschärft durch den Klimawandel, Ostafrika bereits seit Ende 2023 im Griff hat und weiterhin andauert. Die ACT Alliance, ein ökumenisches humanitäres Bündnis von über 140 kirchlicher Organisationen, veröffentlichte bereits im Dezember 2023 einen Hilfsaufruf, den Mission EineWelt und die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern mit insgesamt 220.000 Euro aus Haushaltsmitteln unterstützten. Dieses Geld ist jetzt vor Ort und leistet wertvolle Arbeit. Zum Beispiel in der Tana River-Region im Nordosten Kenias. Von dort berichtet Dekan Titus Bere Komora von der Kenya Evangelical Lutheran Church: „Die Pegelstände am Tana River steigen immer noch weiter. Teile der Gemeinde Salama sind von der Außenwelt abgeschnitten. In den Gebieten von Garsen, Maziwa, Singwaya und Kakoneni, wo Farmen zum Teil weit außerhalb der Dörfer liegen, sind Felder einfach weggeschwemmt worden. Das Dorf Maziwa ist teils völlig überflutet und Häuser sind zerstört. Bis zu 235 Haushalte sind betroffen. Die Menschen wurden aufgefordert, in höher gelegene Gegenden zu flüchten und dort, soweit möglich, bei Verwandten unterzukommen. Einwohnerinnen und Einwohner der Gemeinde Kulesa versuchen, kleine Dämme zu errichten, um das Vordringen der Wassermassen aufzuhalten.“
Klaus Dotzer