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Umstrukturierung der ELKB-Dekanate – Leidet die internationale Partnerschaftsarbeit?

Peter Gürth bei der Tagung der Dekanatsmissionsbeauftragten und -pfarrer*innen im November 2024 (Foto: Thomas Nagel)

Peter Gürth bei der Tagung der Dekanatsmissionsbeauftragten und -pfarrer*innen im November 2024 (Foto: Thomas Nagel)

Die Zahl der Dekanate der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern wird von 66 auf 44 reduziert. Das, so befürchtet es die Missions- und Partnerschaftskonferenz der bayerischen Dekanatsmissionspfarrer*innen und -beauftragten, könnte sich negativ auf die internationale Partnerschaftsarbeit der ELKB auswirken. Das Problem liegt darin, dass Dekanate mit unterschiedlichen Partnerschaften fusioniert werden, wie beispielsweise die bisherigen Dekanate Dinkelsbühl, Feuchtwangen und Wassertrüdingen, die Partnerschaften mit lutherischen Kirchen in Papua-Neuguinea, der Demokratischen Republik Kongo und Kenia pflegen. Gleichzeitig ist zu befürchten, dass sich die personellen Strukturen in den neuen Dekanaten nicht entsprechend mitverändern. Während man hoffen kann, dass es für jede Partnerschaft eine*n Beauftragte*n geben wird – sofern das beschlossen wird – wird es sehr wahrscheinlich auch in neu fusionierten Dekanaten bei einem*einer Dekanatsmissionspfarrer*in bleiben. Das bedeutet: Eine hauptamtliche Person muss sich nicht mehr wie bisher um eine, sondern um mehrere Partnerschaften kümmern.

„Wir befürchten, dass die Partnerschaftsstrukturen der ELKB, die ganz konkret an die jeweiligen Partner gebunden sind, in den vorhandenen Verbindungsformen nicht erhalten bleiben, sondern durch die Umstrukturierungen in Bayern aus dem Blick geraten und dass möglicherweise finanzielle Einbußen, insbesondere zulasten der Partner, entstehen“, erläutert Peter Gürth, Vorsitzender des Präsidiums der bayerischen Missions- und Partnerschaftskonferenz.

Die Partnerschaftsarbeit ist historisch gewachsen und eng mit konkreten Strukturen und Verträgen mit den jeweiligen Partnerkirchen verbunden. Erst Ende März 2023 wurden während der ELKB-Synode die jeweiligen Partnerschaftsvereinbarungen mit der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tansania (ELCT), mit der Gemeinschaft Lutherischer Kirchen in Zentralamerika (CILCA) sowie der Dreiervertrag mit der Evangelischen Kirche Lutherischen Bekenntnisses in Brasilien (IECLB) und der CILCA in Anwesenheit der beteiligten Kirchenleitenden feierlich erneuert. Ähnliche Verträge bestehen mit der Evangelisch-Lutherischen Kirche von Papua-Neuguinea (ELC-PNG) und mit anderen Partnerkirchen auf unterschiedlichen Ebenen.

„Wir bitten alle Gremien in den Dekanaten und Gemeinden in der ELKB, sowie alle Beteiligten, die Belange der Partnerschaften bei den bevorstehenden Neustrukturierungen angemessen zu berücksichtigen und Strukturen zu schaffen, die ein weiteres partnerschaftliches Engagement im Rahmen der bestehenden Partnerschaften unterstützen“, fordert Peter Gürth im Namen der Missions- und Partnerschaftskonferenz. Partnerschaften seien „der Ort, an dem lutherische Kirche sich als Weltkirche zeigt und erlebt werden kann“, würden aber finanziell und personell immer schlechter ausgestattet und als „schmückendes Beiwerk“ angesehen. „Dabei“, so Gürth, „steckt in den Partnerschaften die Erfahrung, wie Kirche eben auch anders gehen kann.“ Diese Erfahrungsquelle und der Erfahrungsraum würden nicht mehr nutzbar sein, wenn in der ELKB Partnerschaftsarbeit nicht konstruktiv gefördert werde. „Schon jetzt fühlt es sich den Partnerschaften so an, dass wir die Partner oft vertrösten müssen, weil wir in den Dekanaten und in der Landeskirche völlig mit uns selbst und unseren Veränderungen beschäftigt sind“, kritisiert Gürth.