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Katastrophe droht – Abwicklung von USAID gefährdet das Leben von HIV-Infizierten in Tansania

Katastrophe droht – Abwicklung von USAID gefährdet das Leben von HIV-Infizierten in Tansania
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Foto: Axel Mölkner-Kappl
Foto: Axel Mölkner-Kappl

Die HIV/AIDS-Pandemie in Ostafrika kam Mitte der 1980er Jahre zum vollen Ausbruch. Hundertausende Todesopfer und noch mehr verwaiste Kinder waren die Folge. Es gab damals keine wirksamen Medikamente. Anfangs wurde die Seuche „Slim Disease“ genannt. Die betroffenen Menschen verloren immer mehr an Gewicht und starben schließlich.

Dann wurden die Anti-Retro-Viralen Medikamente (ARV) entwickelt. Sie haben seit Mitte der Nullerjahre die Behandlung von Menschen, die mit HIV infiziert sind, revolutioniert. Ihre flächendeckende und kostenfreie Verbreitung war einer der größten Erfolge in der Geschichte der Medizin. Auch in Tansania: Etwa 1,2 Millionen Menschen dort nehmen täglich eine Tablette, die sie am Leben hält. Das ARV-Medikament verhindert, dass sich der HI-Virus im Blut vermehrt. Bei gut eingestellten erkrankten Menschen kann die Viruslast im Blut durch ARV bis unter die Nachweisgrenze gedrückt werden. Infizierte Personen können so aktiv leben, ihre Familien versorgen, arbeiten und sogar HIV-negative Kinder bekommen. Ganz wichtig: Für eine erfolgreiche Behandlung muss das Medikament täglich genommen werden. Eine Tablette, bis zum Lebensende.

In fast jedem größeren Krankenhaus in Tansania gibt es heute eine HIV-Klinik. Hier kommen Betroffene regelmäßig hin und bekommen, wenn sie stabil sind, für drei Monate ihre Medikamente ausgehändigt, und das kostenfrei. Doch damit könnte es bald vorbei sein.

Denn dieser Erfolg ist nun gefährdet, und damit das Leben von Hunderttausenden von Menschen. Anfang Februar 2025 hat die neue US-Administration verkündet, alle Auslandshilfszahlungen für 90 Tage einzufrieren, um zu überprüfen ob die Aktivitäten der neuen politische Doktrin des „America first“ dienen. Laut US-Präsident Donald Trump soll die staatliche Entwicklungsorganisation USAID dauerhaft und komplett abgewickelt werden. Damit ist die Finanzierung der Versorgung HIV-Infizierter mit Anti-Retro-Viralen Medikamenten gefährdet.

Für den Arzt Paul Mmbando, Direktor der medizinischen Abteilung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tansania, ist klar: „Menschen werden jetzt sterben!“ Laut Mmbando wird es dem tansanischen Staat wird kaum gelingen, die Gelder für dieses große Programm anderswo aufzutreiben. Der Bedarf liegt allein für Tansania bei über 300 Millionen Euro pro Jahr. „Natürlich kann man nicht verlangen, dass die USA endlos diese Programme finanzieren“, stellt Mmbando klar, „aber die Abruptheit der Entscheidung ist eine Katastrophe“.

Bis dato bot die gesundheitliche Infrastruktur Tansanias im ganzen Land eine gute medikamentöse Versorgung aller Menschen, die mit dem HI-Virus leben. Nun heißt es, dass Betroffene die Medikamente in privaten Apotheken selbst kaufen müssen. Das werden viele dauerhaft kaum schaffen können.

„Die Lager sind mittlerweile leer“, heißt es aus dem „Medical Store Department (MSD)“, dem staatlichen tansanische Versorger mit Anti-Retro-Viralen Medikamenten.

Was wird sein, wenn die Kliniken ihre letzten Bestände verteilt haben? Kommt neues Geld? Woher? Es bräuchte wohl nicht weniger als ein politisches Wunder, um das Leben von Tausenden zu retten.

Claus Heim

von Thomas Nagel