„Wenn man in diese Welt schaut, könnte man verzweifeln.“
Zur Verabschiedung von Pfarrer Peter Weigand, Direktor von Mission EineWelt
Mit einem festlichen Gottesdienst und Empfang, mit einer Frühstücksmatinee und mit rund 300 Gästen und Weggefährten wurde am vergangenen Wochenende Pfarrer Peter Weigand, Direktor von Mission EineWelt, in den Ruhestand verabschiedet. Oberkirchenrat Michael Martin nahm die Verabschiedung und Entpflichtung vor und der Generalssekretär des Lutherischen Weltbundes, Martin Junge, würdigte in einer Laudatio das Lebenswerk Weigands.
„Ich soll was machen, was ich nicht will: nämlich gehen.“ In der Rückschau auf sein mehr als 40-jähriges Berufsleben packte Peter Weigand dann doch die Wehmut, als er über seinen Abschied nachdachte. „Ich liebe meinen Beruf. Es schmerzt auch, ihn verlassen zu müssen“, sagte der Direktor von Mission EineWelt in seiner Abschiedspredigt am vergangenen Freitag in der St. Nikolai-Kirche in Neuendettelsau.
Auch in dieser Predigt blieb sich der scheidende Direktor Peter Weigand treu und erinnerte an die Motivation, die ihn sein Berufsleben über getrieben hat. „Wenn man in diese Welt schaut, könnte man verzweifeln.“ Er sei aber von einem Bibelwort getragen, das ihn sein Leben lang begleitet habe. Es stammt aus dem 2. Timotheusbrief 1, Vers 7: „Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Verzagtheit, sondern der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.“ Deshalb dürfe man an den Gegebenheiten der Welt nicht verzagen, sondern sich fortwährend für Gerechtigkeit und Teilhabe einsetzen. „Wir haben alle eine Mission.“ Die Welt, so Weigand, sei uns anvertraut worden, in Freiheit und zum Wohle aller. „Die Welt wartet auf einen Beitrag der Religionen, um eine neue Zivilgesellschaft zu schaffen.“ Mission sei Gottes Umarmung der Welt durch uns. Das sei keine Umarmung, die andere erdrückt. „Die Menschen im globalen Süden, aber nicht nur da, lechzen nach Zuneigung und Hinwendung.“
In seiner Verabschiedung wies Oberkirchenrat Michael Martin darauf hin, dass Weigand sein Leben als geistliche Existenz verstanden habe. „Diesen Glauben hat er mit Leidenschaft vertreten.“ Immer sei es ihm darum gegangen, Zeugnis zu geben. „Für diese missionarische Existenz möchte ich dir Danke sagen.“ Weigand, so der Münchner Oberkirchenrat, habe in den sieben Jahren seiner Tätigkeit in Neuendettelsau das 2007 neu aufgestellte Partnerschaftszentrum auf eine gemeinsame Grundlage gestellt. Es sei das Anliegen Weigands gewesen, die theologische und politische Dimension der Arbeit darzustellen. Diese Herkulesaufgabe habe er trotz Widerständen geschafft. Während des Gottesdienstes entpflichtete er Weigand von seinen Aufgaben als Direktor von Mission EineWelt.
In seiner Laudatio beim anschließenden Empfang zeichnete Pfarrer Martin Junge, Generalsekretär des Lutherischen Weltbundes (Genf), vor rund 300 Gästen aus dem In- und Ausland den Lebensweg Weigands nach und würdigte dessen berufliches Wirken. Er bezeichnete Weigand als einen Menschen, der sich auf den Weg gemacht habe und sich dem Brücken bauen verschrieben habe. Davor habe er tiefen Respekt. Es sei auch „der Respekt vor Menschen, die sich empören können – bis ins Rentenalter -, denen Ungerechtigkeit und Gewalt zutiefst zuwiderlaufen, und die das auch zum Ausdruck bringen.“
Gerade die Jahre in Lateinamerika, wo Weigand insgesamt 10 Jahre in Brasilien und Chile tätig war, hätten seine Fähigkeiten sichtbar gemacht, einerseits versöhnend tätig zu sein und trotzdem seine Überzeugungen öffentlich zum Ausdruck zu bringen. Für Junge sei bis heute vor allem über moderne Medien wie Facebook ein Weigand erkennbar, „der sich aufregt, der sich ärgert, der sich reibt an so manch einer gesellschaftlichen Entwicklung in Deutschland und der Welt.“ Es spräche „eine heilige, prophetische Empörung“ aus seinen Einträgen, „auf die unser gegenwärtiges Zeitalter mehr denn je angewiesen ist.“m Generalsekretär Junge wünschte sich von Weigand, dass er sich weiter empören soll. Es brauche Menschen, die in solchen Fragen nicht „in Ruhestand gehen, nicht ruhen, wenn es um Fragen der Gerechtigkeit geht“ und eines Zusammenlebens, in dem die Würde eines Jeden zum Ausdruck und zur Entfaltung kommen könne.
Bei dem Empfang, der bis kurz vor Mitternacht ging, überbrachten insgesamt 12 Vertreterinnen und Vertreter aus Kirche und Politik, von kirchlichen Organisationen, befreundeten Werken und aus Partnerkirchen Grußbotschaften und würdigten das Wirken Weigands in den vielfältigen Bezügen, für die sich der Direktor des Partnerschaftszentrums über die sieben Jahre seiner Dienstzeit engagierte. Musikalisch wurde der Abend von der brasilianischen Künstlerin Yara Linss untermalt. Mit einer Frühstücksmatinee am Samstag, bei der sich Weigand strukturellen, dienstlichen, aber auch privaten Fragen stellte, endete die offizielle Verabschiedung.