Bürger setzen Zeichen für den Frieden
Mission EineWelt und Pazifik-Informationsstelle bei der Nürnberger Friedenstafel
Gemeinsam mit rund 4.000 Menschen haben Mitarbeitende von Mission EineWelt und der Pazifik-Informationsstelle am Sonntag an der „Nürnberger Friedenstafel“ teilgenommen. Sie feierten mit einem großen Open-Air-Picknick bei strahlendem Sonnenschein die Vergabe des Internationalen Menschenrechtspreises an den ehemaligen syrischen Militärfotografen „Caesar“. Unter diesem Decknamen ist der Preisträger bekannt. „Caesar“ musste im Auftrag des Assad-Regimes in Syrien zwischen 2011 und 2013 Fotos von über 6.700 grausam gefolterten und getöteten Menschen anfertigen. Der mutige Fotograf schmuggelte die Bilder mithilfe von Freunden außer Landes und konnte so die Weltöffentlichkeit über die Gräueltaten des syrischen Diktators aufklären. Über 28.000 Bilder fanden den Weg in den Westen. Eine kleine Zahl dieser Bilder wird in der Kreisgalerie auf der Straße der Menschrechte anlässlich der Preisverleihung gezeigt. Die Galerie ist von außen nicht einsehbar, die Kuratoren der Ausstellung haben die Bilder bewusst im hinteren Teil des Gebäudes platziert. Ein Plakat an der Eingangstür fragt zu Recht „Wollen Sie sich diese Folterbilder wirklich antun? Können Sie dann nachts noch in Ruhe schlafen?“ Viele der vorbeilaufenden Teilnehmer der Friedenstafel zögern vor der Galerie, einige wagen sich dann doch hinein. „Die Fotos sind ähnlich schockierend wie diejenigen aus den Konzentrationslagern der Nazis“, sagt eine Passantin sichtlich aufgewühlt.
Diese Mischung aus Trauer, Bedrückung und der Freude über die Zivilcourage eines Einzelnen zieht sich durch den ganzen Tag. Stellvertretend für „Caesar“ hatte die französische Journalistin Ganance Le Caisne den mit 15.000 Euro dotierten Preis im Rahmen einer Feierstunde im Nürnberger Opernhaus entgegengenommen. Sie konnte den irgendwo in Nordeuropa unerkannt lebenden Fotografen ausfindig machen und ihn interviewen. Das daraus entstandene Buch „Codename Caesar“ hatte Le Caisne auch in Nürnberg im Gepäck.
Nach der Preisverleihung, die die Nürnberger Philharmoniker unter Leitung von Marcus Bosch mit zwei Stücken des syrisch-amerikanischen Komponisten Kareem Roustom musikalisch ausgestaltet hatten, schritt die Pariser Journalistin an der Seite des Nürnberger Oberbürgermeisters Dr. Ulrich Maly die Tischreihen zwischen Hallplatz und Kornmarkt ab. Die Menschen an den festlich gedeckten Tischen unterbrachen für Minuten ihr Picknick und applaudierten stehend der Journalistin, stellvertretend für „Caesar“. „Hoffentlich hört „Caesar“ jetzt irgendwo auf der Welt unseren Applaus“, hieß es an vielen Stellen. Die zurückhaltende Le Caisne zeigte sich zu Tränen gerührt von der öffentlichen Solidarität der Menschen. Sie unterbrach ihren Rundgang des Öfteren, um mit Teilnehmenden ins Gespräch zu kommen.
Die Friedenstafel endete mit einem Meer von roten und weißen Luftballons. Unter dem Jubel der Gäste stiegen diese als Zeichen für Frieden und Menschenrechte in den blauen Himmel über der Innenstadt.