Christen und Muslime brauchen einander
Der tansanische Generalsekretär Dr. Leonard Mtaita bei Mission EineWelt
„Um Frieden zu schaffen, müssen Christen und Muslime zusammenarbeiten. Wir brauchen einander, um das Land voranzubringen.“ Für Dr. Leonard Mtaita gehört der Dialog zwischen den Religionen zu den wichtigsten Aufgaben eines Generalsekretärs des Nationalen Christenrates in Tansania. Bei einer Gesprächsrunde im Partnerschaftszentrum Mission EineWelt gab der Theologe einen Einblick in seine Aufgaben in dem Verbund von Kirchen.
Es sei vor allem eine Koordinationsaufgabe einerseits zwischen den assoziierten Mitgliedern, andererseits gehöre aber auch dazu, die Beziehungen zwischen der Regierung des ostafrikanischen Landes und den Kirchen in sozialen und wirtschaftlichen Fragen zu organisieren. In dieser Zusammenarbeit zu den politischen Verantwortungsträgern gelte es auch, die Kommunikation zu den Katholiken und den Muslimen im Auge zu haben. Wenn Kirchen Probleme mit staatlichen Stellen hätten, so Generalsekretär Mtaita, würden sie sich mit der Bitte um Unterstützung oft an ihn wenden.
Diese politische Arbeit des Christenrates sei auch deshalb eine der zentralen Aufgaben, weil zurzeit an der Änderung der Verfassung des Landes gearbeitet wird. Anfang der 1960er Jahre war aus dem damaligen Tanganjika und der Insel Sansibar das heutige Tansania entstanden. Die Revision der nach britischem Vorbild geschaffenen Verfassung aus dieser Zeit soll nach der Wahl im kommenden Jahr abgeschlossen werden. Die Kirchen unterstützen dabei die Verankerung des bestehenden Mehrparteiensystems in der Verfassung. Zudem gebe es eine kontroverse Diskussion um die Anzahl der Parlamente nach der Verfassungsreform.
Es gehe aber auch um Fragen der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes, die den Christenrat beschäftigen. „Das Land ist reich an Bodenschätzen wie Erdgas.“ Es gebe aber große Unzufriedenheit, so Mtaita, weil die Regierung nicht transparent mache, was mit den Erlösen geschehe. Es habe aus diesem Grund auch Demonstrationen gegeben. „Wir treten dafür ein, dass die Erlöse aus der Erdgasgewinnung dem Land zugute kommen.“ Das könne auf Dauer dafür sorgen, dass die Rodung der Wälder zur Feuerholzgewinnung beendet wird. Im Nahrungsmittelbereich sei die Situation im Land stabil. „Tansania hat genug selbstproduzierte Nahrungsmittel und kann in diesem Bereich sogar exportieren.“
Eine weitere zentrale Aufgabe für ihn als Generalsekretär bestehe darin, den Dialog zwischen den Religionen voranzubringen. Das betreffe in erster Linie das Verhältnis von Christen und Muslimen. Aber es gäbe auch Konflikte innerhalb christlicher oder muslimischer Gruppen. Sein Hauptaugenmerk läge aber im christlich-muslimischen Dialog. Das Verhältnis zwischen beiden Religionen sei lange friedlich gewesen. Mit einer Deklaration der Islam-Konferenz von Abuja im Jahr 1989 habe sich das geändert.
Seither gebe es den Versuch, mit einer groß angelegten Missionierung aus Tansania einen islamischen Staat zu machen. Im April 2012 sei die Situation eskaliert und es kam zu Übergriffen auf Christen und christliche Einrichtungen. Die christlichen Kirchen versuchten deshalb, die Spirale der Gewalt zu durchbrechen und im Dialog zu einem friedlichen Miteinander zu kommen..