Das Comeback der Bombe – Hiroshima-Gedenken im Zeichen der aktuellen atomaren Bedrohung
Hiroshima war gestern. Kleiner leichter schneller, fünf bis 50 Mal mehr Sprengkraft, ein Sprengkörper, der mit mehrfacher Schallgeschwindigkeit bis zu zehn Meter tief in massives Gestein eindringen kann und dort erst explodiert, ein ausgeklügeltes Navigationssystem on bord. Das sind laut Physiker Wolfgang Nick vom Friedensmuseum Nürnberg die Attribute der atomaren US-Mittelstreckenraketen neuester Bauart. Und wenn die Bundesregierung nicht endlich den Bundestagsbeschluss von 2010 umsetzt, wonach es in Deutschland keine Nuklearwaffen mehr geben soll, werden diese Raketen die etwa 20 US-Atombomben ersetzen, die im Bundeswehrfliegerhorst Büchel in der Eifel stationiert sind.
Hiroshima mahnt! – das jährliche Gedenken an die verheerenden Folgen der Atombombenabwürfe auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki stand dieses Jahr mehr denn je im Zeichen der aktuellen atomaren Bedrohung. Die Kündigung des INF-Vertrags durch die USA, der vor über 30 Jahren das atomare Wettrüsten von Russland und den USA beendete, lässt einen neuen Wettlauf um das infernalste Arsenal von Massenvernichtungswaffen befürchten. Und an diesem neuerlichen Wettrüsten werden nicht mehr zwei Atommächte teilnehmen, sondern möglicherweise sechs oder sieben. „Die Gefahr eines Atomkriegs, auch eines Atomkriegs hier in Mitteleuropa, steigt rasant“, meint Wolfgang Nick. Die OrganisatorInnen des Hiroshima-Gedenkens in Nürnberg, das Nürnberger Evangelische Forum für den Frieden (NEFF), die Friedensinitiative Nürnberg-Nordost (FINO), das Friedensmuseum Nürnberg, Mission EineWelt, die Pazifik-Informationsstelle Neuendettelsau und die Internationale Ärzteinitiative zur Verhinderung des Atomkriegs (IPPNW) Nürnberg, fordern die Bundesregierung auf, sich international für ein neues Abrüstungsabkommen einzusetzen. Zudem, so das Aktionsbündnis, solle die Bundesregierung den Atomwaffenverbotsvertrag unterzeichnen und seine Ratifizierung im Bundestag forcieren. Der Atomwaffenverbotsvertrag wurde im Juli 2017 von 122 Staaten der UN-Vollversammlung beschlossen und ist mittlerweile von über 60 Staaten unterzeichnet worden. Unter anderem verbietet er jegliche Aktivitäten mit Kernwaffen: von der Entwicklung und Herstellung über Tests, Transport und Lagerung bis hin zum Einsatz sowie zu dessen Androhung. Unter das Verbot fiele auch bereits die Unterstützung solcher Aktivitäten.
Luisa Buckel/Thomas Nagel