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Das Spiel braucht neue Regeln! Diskussionsrunde mit Politikern in Nürnberg

Uwe Kekeritz(Grüne), Harald Bolsinger (Moderator), Harald Weinberg (Linke), Michael Frieser (CSU) nach der Podiumsdiskussion in Nürnberg © Hans-Martin Haas, MEW

Zum Thema Sozial- und Umweltstandards in der Spielzeugindustrie kamen Bundestagspolitiker zu einer Diskussionsrunde im Caritas-Pirckheimer-Haus zusammen. Im Vorfeld der internationalen Spielwarenmesse begrüßte Dr. Jürgen Bergmann (Mission EineWelt) im Namen des Nürnberger Bündnisses Fair Toys die Politikerrunde.

„Ich schäme mich für diese Messe vor den Spielwarenproduzenten in Schwellen- und Entwicklungsländern!“ Mit dieser provokanten Aussage holte Moderator Prof. Dr. Harald Bolsinger (Hochschule für angewandte Wissenschaften, Würzburg-Schweinfurt) die Gäste in die Diskussion. Er spielte darauf an, dass bei der Vergabe des Toy-Awards 2014 durch die Spielwarenmesse soziale und ökologische Kriterien bei der Herstellung des Spielzeugs keine Rolle spielen.

Gegen eine derartige Verurteilung der Messe sprach sich MdB Michael Frieser (CSU) aus. Er verwies darauf, dass der mündige Konsument beim Kauf zwischen fairem und unfairem Spielzeug selbst entscheiden könne. Für eine klare Regulierung durch internationale Rechtsnormen mit der Möglichkeit zur Klageführung Betroffener sprach sich dagegen MdB Harald Weinberg (Linke) aus. Nur so käme es zu relevanten Verbesserungen bei den Menschen in den Produktionsstätten.

In der Diskussion wurden Vergleiche gezogen mit Menschenrechtsverletzungen in anderen Branchen wie Fisch- oder Textilindustrie. Ganz dezidiert sprach sich MdB Uwe Kekeritz (Grüne) gegen die Idee aus dem Publikum aus, ein Nürnberger Fair Toys-Siegel zu schaffen. Die große Zahl der Siegel in Deutschland stifte bereits jetzt Verwirrung, so Kekeritz. Außerdem war ihm wichtig, in Analogie zur Textilindustrie herauszustellen, dass der Endverbraucher mit seiner Kaufentscheidung das schwächste Glied in der Kette sei, Dinge zu verändern. An erster Stelle stehe die Politik in den Produktionsländern, dann der Einkäufer, an dritter Stelle die deutsche Politik und dann erst der Endverbraucher.

Ebenfalls skeptisch gegenüber einem Nürnberger Fair Toys-Siegel war MdB Gabriela Heinrich (SPD): Zwar sei es gegenwärtig nicht möglich, die Produktionsbedingungen von Spielzeug beim Einkaufen zu erfahren, einen Zertifizierungsprozess könne allerdings auch die Stadt Nürnberg nicht stemmen.

Das Publikum setzte weitere Impulse. Nürnberg solle als Stadt der Spielwarenmesse mit seiner chinesischen Partnerstadt und wichtigem Produktionsstandort Shenzhen konstruktive Gespräche zu Fragen verbindlicher Sozial- und Umweltstandards führen und so gute Beispiele öffentlich machen. Alle Diskutanten waren sich einig, dass ein gemeinsames Vorgehen von Politik, Unternehmen und Zivilgesellschaft erforderlich ist, um Sozial- und Umweltverantwortung entlang der Lieferkette in der Spielzeugproduktion zu verwirklichen. Entscheidend sei es, Transparenz herzustellen. Hier wurde auch auf den Koalitionsvertrag verwiesen, in dem es heißt: „Unser Ziel ist ein verbraucherfreundlicher, transparenter Markt, auf dem sichere und gute Produkte unter fairen und nachhaltigen Bedingungen hergestellt und angeboten werden.“ Über die verbindliche Durchsetzung dieser Forderung wurde allerdings kontrovers diskutiert.