Fußball geht immer. Beim Jahresempfang, den er in Kooperation mit Mission EineWelt, dem Zentrum der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern für internationale Partnerschaftsarbeit, am 4. Juli 2025 in und vor der Christuskirche München-Neuhausen veranstaltete, nutzte Thomas Prieto Peral in seiner Begrüßung das infernale Klischee eines Spiels der B-Jugend, um die hierzulande gegenwärtig vorherrschende Diskussionskultur zu beschreiben: „Jeder brüllt rein. Dadurch wird nichts besser, und am Ende ist die Zündschnur kurz“, skizzierte der Regionalbischof im Kirchenkreis Schwaben-Altbayern der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern allegorisch den destruktiven Verlauf, den auch gesellschaftliche und politische Debatten zur Zeit sehr oft nehmen. Dem entgegen stand das Motto des Jahresempfangs: „Mitanand & Together“. Das „Verbindende“ sollte an diesem Freitagabend im Mittelpunkt stehen. Denn, so Prieto Peral: „Allem voran geht das Wow Gottes, Du bist einzigartig.“ Es sei Aufgabe der Kirche, „Räume zu schaffen, wo die Menschen sich wirklich begegnen“. Hinter jeder Meinung stehe ein echter Mensch und hinter jeder Haltung eine wahre Geschichte.
Für dieses Motto, besonders für das internationale „Together“ stehe Mission EineWelt, betonten Gabriele Hoerschelmann und Hanns Hoerschelmann, die das Zentrum für Partnerschaftsarbeit leiten. In Bayern gebe es „großes Engagement und Herzblut“ im Rahmen von internationalen Partnerschaften auf Gemeinde- und Dekanatsebene, ergänzte Gabriele Hoerschelmann. Die in diesem Rahmen Engagierten seien „Botschafter*innen des Miteinanders“, sagte Hanns Hoerschelmann.
Bei der folgenden Podiumsdiskussion, die Alexander Schaffer vom Bayerischen Rundfunk moderierte, ging es zunächst um den Ist-Stand in Sachen Zusammenhalt. Aus juristischer Sicht sei dieser „überall da“ besonders gefährdet, wo man wegwolle „von den Grundrechten“, meinte Hans-Joachim Heßler, Präsident des Bayerischen Verfassungsgerichtshofs. „Wir müssen auch berücksichtigen, dass wir weltweit unterschiedliche Voraussetzungen haben, die nicht immer fair sind“, warb Denice Kanda, Referentin für kirchliche Partnerschaften bei Mission EineWelt dafür, globale Ungerechtigkeiten anzuerkennen und in internationaler Zusammenarbeit abzubauen. Andrea Betz, Vorstandssprecherin der Diakonie München und Oberbayern, wies darauf hin, dass in Deutschland „immer mehr Menschen sich ausgegrenzt und nicht zugehörig fühlen“. Sie warb auch dafür, zugewanderte Menschen mehr zu unterstützen. Gefragt nach den Auswirkungen der Ereignisse im Gaza-Konflikt und im Iran malte der Autor und Filmemacher Richard C. Schneider ein vernichtendes Bild: Es gebe einen „explodierenden Antisemitismus weltweit“, lautete seine Diagnose.
Die finale Frage lautete folgerichtig: Was kann getan werden, damit mehr Zusammenhalt entsteht. Während Heßler vor Einsparungen im Justizsystem ebenso warnte wie vor politischer Einflussnahme auf Rechtsprechung und Gerichtsbarkeit, erinnerte Andrea Betz an die Verantwortung von Kirche und Diakonie: Diese müssten „soziale Anwaltschaft wahrnehmen“ und sich unter anderem für Befähigung von Menschen, für Teilhabe und soziale Gerechtigkeit einsetzen. Aus Sicht des internationalen Miteinanders plädierte Denice Kanda dafür, dass Kirche sich „mit ihren eigenen kolonialen Strukturen auseinandersetzen“ müsse. „Die Missionsgesellschaften haben damit begonnen und sind auf einem guten Weg.“ Durch ihre eigene Auseinandersetzung könne die Kirche dann auch andere anregen, sich mit Rassismus und Unrecht gegenüber den Menschen im Globalen Süden auseinanderzusetzen. „Die Kirche hat die Möglichkeit, großen Einfluss zu nehmen,“ zeigte sie sich hoffnungsfroh. Ziemlich pessimistisch blieb dagegen Richard C. Schneider. Für Menschen jüdischer Herkunft gelte: „Je weniger wir von der Mehrheitsgesellschaft erwarten, desto positiver können wir überrascht werden.“
Together und Mitanand einer bunten Zufallsgemeinschaft aus geladenen Gästen und vielen Menschen aus dem Stadtviertel, die spontan dazukamen und mitfeierten, war bei der anschließenden von Mission EineWelt organisierten Lila Nacht auf dem Dom-Pedro-Platz vor der Kirche zu erleben. Musikalisch begleitet von der Band „Die alte Dame und Herr Mond“ picknickte und feierte eine stattliche Menschenmenge an festlich gedeckten Tischen und drumherum.
Es sah ganz so aus, als ob viele den Wunsch beherzigten, den Thomas Prieto Peral während seiner Begrüßung geäußert hatte: „Gehen Sie heute Abend auf mindestens zwei Leute zu, die Sie nicht kennen. Das ist Sommerfrische für die Seele.“