Die Teilung überwinden – Ökumenische Delegation aus Malaysia im Gespräch mit Synodalpräsidentin
Zum Auftakt einer einwöchigen Deutschlandreise machte eine über 25-köpfige Delegation malaysischer Kirchenleitender bei Mission EineWelt in Neuendettelsau Station. Dort stand am 25. Mai ein Gespräch mit der bayerischen Synodalpräsidentin Annekathrin Preidel auf dem Programm. Hauptthema des Gesprächs war die ökumenische Praxis in Malaysia und Deutschland.
In Malaysia ist Ökumene zu einem guten Teil durch äußere Faktoren motiviert. Staatsreligion ist der Islam. Der Anteil der ChristInnen an der Bevölkerung beläuft sich auf gerade einmal 9 Prozent. Das Dasein als Minderheit schweißt die unterschiedlichen Konfessionen zusammen. Allerdings, das machte der leitende Bischof der etwa 10000 Mitglieder starken Lutherischen Kirche in Malaysia (LCM), Aaron Yap, deutlich, liegt in der Fokussierung auf der Selbstbehauptung auch ein Problem: „Wir reden sehr viel über organisatorische Fragen, aber wir brauchen auch eine Konzentration auf den tieferen Sinn der Ökumene, eine gemeinsame Mission. Das wäre wichtig für uns heute.“ Auf die Frage nach der Umsetzung habe er allerdings noch keine Antwort, räumte Yap ein.
In Deutschland, wo durch die Reformation die konfessionelle Trennung begonnen habe, sei die ökumenische Herausforderung besonders groß, sagte Annekathrin Preidel. Allerdings habe sich in den letzten 40 Jahren und besonders 2017, im Jubiläumsjahr der Reformation, eine „engere Verbindung“ zwischen der lutherischen und der katholischen Kirche entwickelt. Auch hier in Deutschland, so ihre Analyse, gebe es eine externe Herausforderung, die beide Konfessionen gleichermaßen betreffe: den Mitgliederschwund. „Unsere gemeinsame Herausforderung ist es, die Menschen wieder näher an Gottes Liebe zu bringen“, sagte die Synodalpräsidentin. Denn: „Die Leute gehen nicht zur Kirche, aber es gibt ein starkes Bedürfnis nach Spiritualität.“ Insgesamt zeigte sie sich optimistisch, dass die konfessionelle Trennung in Zukunft noch weiter überwunden werden könne. Positive Ansätze seien beispielsweise der ökumenische Religionsunterricht oder der Dialog zwischen Jugendlichen in der Vorbereitung auf Konfirmation beziehungsweise Firmung. „Meine Hoffnung für die Zukunft ist, dass die Konfessionen nicht länger getrennt sind“, sagte Preidel. Die malaysischen Gäste zeigten mit spontanem Applaus, dass sie dieser Zielsetzung einiges abgewinnen können.
Den ChristInnen in Malaysia und Deutschland gemeinsam ist die Herausforderung des interreligiösen Dialogs insbesondere mit dem Islam. In Malaysia gebe es regionale Unterschiede, was die Toleranz der muslimischen Mehrheit angehe. Von staatlicher Seite werde ein Konzept des gegenseitigen Respekts propagiert. Dieses sei zwar gut, manchmal hapere es jedoch mit der Umsetzung, berichteten Mitglieder der Delegation. Angesichts der Minderheitensituation der ChristInnen in Malaysia sei es wichtig, die christliche Gemeinschaft zu stärken, sagte Aaron Yap. Dabei helfe der Blick nach Deutschland.
Annekathrin Preidel schilderte aus ihren persönlichen Erfahrungen heraus den interkulturellen Dialog als Bereicherung. Ihr Fazit: „Interreligiöser Dialog ist für mich die Möglichkeit, bei allen Problemen ein tieferes Verständnis zu finden.“
Mission EineWelt pflegt seit Jahrzehnten partnerschaftliche Beziehungen zur LCM, unter anderem mit der Finanzierung diakonischer Projekte.
Die malaysische Delegation besteht aus Bischöfen, Generalsekretären und Pfarrern der lutherischen, der katholischen, der methodistischen Kirche und der anglikanischen Kirche sowie aus VertreterInnen der Heilsarmee und diverser kleinerer lokaler Kirchen.