Eröffnung der Friedensdekade: Auch in Deutschland steht es nicht immer gut um die Streitkultur
Am 12. November eröffnete Mission EineWelt die bayerische Friedensdekade 2017 mit einem feierlichen Gottesdienst in der St. Nikolaikirche in Neuendettelsau. Der Altarraum war mit Laternen geschmückt, in denen Kerzen als Friedenslichter brannten. Das Thema der diesjährigen Friedensdekade, „Streit“, wurde damit als Streit um und für den Frieden interpretiert.
Wie wichtig eine lebendige Streitkultur zur konstruktiven Bearbeitung von Konflikten ist, betonte der brasilianische Pfarrer Jandir Sossmeier, der zurzeit als ökumenischer Mitarbeiter bei Mission EineWelt arbeitet. Er selbst habe das Streiten in seiner Jugend „nie so richtig“ gelernt, da er in einer Diktatur aufgewachsen sei, berichtete Sossmeier. „Im Theologiestudium habe ich mich dann auf alle Seminare gestürzt, die etwas mit dem Thema Streit und Konfliktbewältigung zu tun hatten. Einfach weil ich lernen wollte, wie man mit Streit gut umgehen kann.“ Denn auf Streit zu verzichten oder gar eine Auseinandersetzung mit Gewalt zu unterdrücken, sei eine gänzlich ungeeignete Methode, mit Konflikten umzugehen, mahnte der Theologe, der in diesem Zusammenhang die Diskussionen über eine Aufstockung des Rüstungsetats in Deutschland kritisierte. Zudem, so Sossmeier, sei auch die Neigung der Deutschen, viele Nachbarschaftsstreitigkeiten vor Gericht auszutragen, ein Zeichen dafür, dass es auch in Deutschland nicht immer gut um die Streitkultur bestellt sei: „Oft habe ich den Eindruck, dass die Deutschen lieber einen Juristen für sich streiten lassen.“
Sossmeiers Forderung: Die Menschen sollten sich bei Konflikten weder wegducken wie in einer Diktatur, noch mit Gewalt antworten, sondern einen dritten Weg beschreiten, indem sie wieder friedlich und konstruktiv Streiten lernen.
Am Ende des Gottesdienstes wurden die Laternen mit den Friedenslichtern an die verschiedenen VertreterInnen der bayerischen Dekanate und an die VertreterInnen der an der Friedensdekade beteiligten Organisationen übergeben.
Informationen über das weitere Programm der Friedensdekade finden sich unter: www.friedensdekade-bayern.de