Für alle da sein – Krankenhausseelsorger in Brasilien
Staatlich finanzierte Stellen der Krankenhausseelsorge sorgen dafür, dass den christlichen Kirchen in Brasilen eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe übertragen wird. Die interkonfessionell aufgestellten Einrichtungen werden meist von ein bis zwei Seelsorger*innen geleitet. Unterstützung bekommen sie von einem Team ehrenamtlich Mitarbeitender. Vanderlei Bold ist Diakon der Evangelischen Kirche lutherischen Bekenntnisses in Brasilien (IELCB) und seit acht Jahren Kaplan am Krankenhaus Jayme Santos Neves, mit 400 Betten die größte staatliche Gesundheitseinrichtung in Vitoria, der Hauptstadt der Provinz Espirito Santo.
Neben der Seelsorge an Patient*Innen, bilden für Bold die Begleitung der rund 3.200 Krankenhausnagestellten, sowie die Ausbildung der rund 200 ehrenamtlichen Mitarbeitenden im Besuchsdienst weitere Arbeitsschwerpunkte. Letzteres ist insofern herausfordernd, als die Mitglieder des Besuchsdienstes zu 90 Prozent aus den in Brasilien schnell wachsenden Pfingstkirchen stammen. Für den Seelsorger ist es wichtig, immer wieder darauf hinzuweisen, dass Seelsorge nicht zu missionarischen Zwecken missbraucht werden darf. „Das würde das Vertrauen, das uns als Kirche von staatlicher Seite entgegengebracht wird, sehr stark beschädigen und unsere Arbeit gefährden“, erläutert Vanderlei Bold, der seine Spezialisierung zum Krankenhausseelsorger über ein Stipendium von Mission EineWelt an der EST, in Sao Leopoldo erlangt hat. Auf die Frage, wie er es schaffe, für sich selbst einen Ausgleich zum anstrengenden Arbeitsalltag herzustellen, antwortet er mit einem Lächeln, das auch hinter der Maske deutlich zu erkennen ist: „Dann kümmere ich mich um den Garten hier im Innenhof des Krankenhaues. Er ist für viele ein Ort der Ruhe und Besinnung im hektischen und belastenden Krankenhaushalltag.“
Hanns Hoerschelmann