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Gegen theologischen Terrorismus – Vortrag von Karla Koll an der Augustana

Christoph Asmuth (Rektor AHS), Karla Koll, Heike Walz und Jürgen Bergmann (v.l.n.r.) Foto: Augustana-Hochschule

Christoph Asmuth (Rektor AHS), Karla Koll, Heike Walz (Professorin an der AHS) und Jürgen Bergmann (v.l.n.r.) (Foto: Augustana-Hochschule)

„Combatting theological terrorism: Rethinking eschatology in times of climate change in Central América“ lautete das Thema eines Vortrags von Karla Koll am 7. Mai 2024 an der Augustana-Hochschule in Neuendettelsau. Koll, die als Professorin an der Universidad Bíblica Latinoamericana in Costa Rica arbeitet, wurde mit der Vicedom-Dozentur geehrt, die von Mission EineWelt und der Augustana Hochschule gemeinsam an international renommierte Wissenschaftler*innen aus einer Partnerkirche bzw. von einer Partnerhochschule der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern vergeben wird.

„Terroristisch“ sei eine Theologie dann, wenn sie die Menschen ausschließlich auf die Wiederkunft Christi vertröste und ihnen die Verantwortung abspreche, sich aktiv an der Bewahrung der Schöpfung und der gesamten Mitwelt zu beteiligen, erläuterte Koll. Deutliche Worte fand sie gegen die fundamentalistischen Theologien Nordamerikas, die sich allein der Verkündigung des Wortes widmeten und jedes aktive Handeln zur Bewahrung der guten Schöpfung Gottes ablehnten.

Dem stellt Koll eine Endzeitlehre der Verantwortung gegenüber, in der der Mensch als Teil der gesamten Schöpfung und nicht als herausgehobene Krone der Schöpfung gesehen wird. Der Mensch müsse die zerstörerischen Kräfte der globalisierten Welt demaskieren und erkennen, dass es ohne die Gesamtheit der Schöpfung kein Heil gebe. Deshalb sei es die Aufgabe des Menschen und insbesondere der Christinnen und Christen, heute das Menschenmögliche zu tun.

Die Theologin leugnete nicht die berechtigten Zukunftsängste der Menschen, im Gegenteil: hier sei pastorale Hilfe gefragt, betonte Koll. Dabei könne auch helfen, den Begriff der Apokalypse neu zu verstehen: Während katastrophale Ereignisse gemeinhin als „apokalyptisch“ bezeichnet würden, gehe es wörtlich um die Enthüllung, um die „Offenbarung“ göttlichen Wissens. Wie tröstlich, wenn man auch in vermeintlichen Katastrophen das Wirken Gottes entdecken kann.

Mit diesen Thesen befindet sich Karla Koll in einer Linie mit Vicedoms „Missio Dei“, mit der dieser die Teilhabe der Menschen an der Sendung des Sohnes mit dem umfassenden Ziel der Aufrichtung der Herrschaft Christi über die ganze erlöste Schöpfung propagierte.

Bewegend war die Anwesenheit einer Reihe von Nachfahren Georg Friedrich Vicedoms, darunter die inzwischen 90-jährige Tochter Heimtraud Walz, geborene Vicedom.

 

Jürgen Bergmann