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Leben und Glauben brauchen den Austausch

Oberkirchenrat Michael Martin und Bischof Dr. Medardo Gomez bei der Unterschrift.

Partnerschaft der bayerischen Landeskirche mit den lutherischen Kirchen in Zentralamerika

Normalerweise kommen im Bischofsbüro der Lutherischen Kirche in El Salvador kleinere Gruppen zusammen, um sich mit dem Bischof Medardo Gomez zu treffen. „Heute ist für uns ein großartiger Tag“, betonte Pfarrerin Guadalupe Cortez. „Wir fühlen uns mit der evangelischen Kirche in Bayern und Brasilien seit 20 Jahren verbunden und freuen uns, dass die Verträge mit diesen Kirchen wieder für fünf Jahre unterschrieben werden.“

Oberkirchenrat Michael Martin reiste mit dem Lateinamerikareferenten Hans Zeller durch die vier lutherischen Kirchen in Costa Rica, Nicaragua, Honduras und El Salvador, um sich ein Bild von deren Arbeit zu machen. Auf die Frage, warum die bayerische Landeskirche Partnerschaften mit weit entfernten lutherischen Kirchen schließt, antwortet der Oberkirchenrat und Leiter der Abteilung Ökumene und Kirchliches Leben im Landeskirchenamt: „Mit unseren Partnerschaften wird die weltweite Gemeinschaft innerhalb des Lutherischen Weltbundes mit Leben gefüllt. So ist es beispielhaft auch mit den lutherischen Kirchen Zentralamerikas. Die Begegnungen mit unseren Partnerkirchen bereichern unseren Glauben. Sie stärken unsere Fähigkeit, uns an Gottes Sendung in diese Welt zu beteiligen. Wir können von den Gemeindegliedern in Zentralamerika lernen, wie der Glaube im Umfeld von Armut zum Hoffnungsanker wird. Auf der anderen Seite leisten bayerische Mitarbeitende wertvolle Hilfe in der Aus- und Fortbildung der kirchlichen Mitarbeitenden.“

Für Bischof Medardo Gomez ist klar, „dass das partnerschaftliche Handeln von den Begabungen aller Christen durch Gott ausgeht, um sein Werk in dieser Welt zu tun.“ Und er ergänzte: „Dazu tauschen die Kirchen, die partnerschaftlich verbunden sind, ihre Gaben der Zeit, der Gastfreundschaft, der Geduld und des Verstehens aus. Sie sind lebenswichtig für das Handeln Gottes in dieser Welt.“ Auf die Frage, warum dies so wichtig ist, betont Gomez: „Indem wir die Gaben des jeweils anderen wahrnehmen und wertschätzen, können wir unsere Gemeinsamkeit und unsere Abhängigkeit voneinander verstehen. Alle unsere Gaben sind notwendig, um unsere gemeinsame Fähigkeit zu entwickeln, uns für Gottes Auftrag und die Herausforderungen der Zeit zu engagieren!“

Michael Martin bestätigte das durch den Hinweis, „dass kirchliche Partnerschaftsbeziehungen, die im Geist der Gemeinschaft gelebt werden, Zeichen für den einen Leib Jesu Christi in unserer zerrissenen Welt sind.“ Die Christen seien versammelt, berufen und gesandt, Gottes schöpferische, erlösende und heiligende Wirksamkeit in der Welt zu verkündigen. Die Partnerschaften seien ein starkes Ausdrucksmittel für das Engagement der bayerischen Landeskirche in der globalisierten Welt. „Dabei ist es die Aufgabe der ganzen Kirche, sich bewusst zu machen, dass sie ein Teil der lutherischen Weltkirche ist.“ Die bayerischen Grenzen dürften nicht die Grenzen der Kirche sein.

Michael Martin hebt hervor: „Die vier Kirchen sind extrem abhängig von ausländischer Hilfe, sowohl beim Gemeindeaufbau also auch in Projekten. Aber auch der Klimawandel ist eine große Herausforderungen für die Kirchengemeinden, da sich die Trockenheit enorm verstärkte.“ Bestätigt wird er von Gerzan Alvarez, der der bayerischen Delegation die ausgetrockneten 16 m tiefen mit eigener Hand gegrabenen Brunnen zeigt. „Seit einem Monat sind sie trocken. Gott sei Dank haben wir Hilfe aus Bayern erhalten, so dass wir Brunnen mit 65 m Tiefe haben und damit beispielsweise das Dorf La Flor mit Trinkwasser versorgt werden kann.“ „Eine große Hilfe ist für uns auch die Solarstromanlage, die das Wasser in einen Tank auf der Anhöhe und pumpt und damit die Verteilung auf die 23 Familien ermöglicht“, erklärt Carlos Morena.

Neben den Klimawandel hemmt die hohe Kriminalität die Entwicklung vor allem in El Salvador und Honduras. So werden in El Salvador monatlich 550 Menschen Opfer von so genannten Maras, gewalttätigen Jugendbanden. In Costa Rica und Nicaragua ist hingegen die Gewalt nicht so übermächtig. Ein entscheidender Grund, warum Freiwillige im „Weltwärts-Programm“ dorthin entsandt werden können, während das nach El Salvador und Honduras nicht möglich ist.

Besonders wertvoll ist so das Engagement von „Wings of Hope“ zusammen mit dem Dekanat München: 17 Leitungspersonen der Lutherischen Kirche von El Salvador konnten den Abschluss ihrer traumatherapeutischen Ausbildung in San Salvador feiern

Für die lutherischen Christen war es ein wichtiger Tag, als die Verlängerungen des Partnerschaftsvertrags zwischen den lutherischen Kirchen in Zentralamerika (CILCA) und der bayerischen Landeskirche (ELKB) sowie der Dreiervertrags zwischen CILCA, ELKB und IECLB (Evangelische Kirche lutherischen Bekenntnisses in Brasilien) unterschrieben wurde.