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Mission in der Stadt beginnt auf dem Land

Lateinamerikareferent Hans Zeller berichtet von einem Pastoralkolleg in Brasilien

Müde und erschlagen stiegen 14 Pfarrerinnen und Pfarrer mitten in der Nacht in Brasilien aus dem Flugzeug. Sie kamen im Westen der paraguayischen Grenze an. Am Himmel glitzerten die Sterne. Der erste Augenblick ließ die Gruppe etwas ratlos sein. Doch dies änderte sich schnell. Denn Rolf Leitzke, Präsident der Evangelischen Synode in Westparana, hieß die Gruppe herzlich willkommen. Die Müdigkeit war damit zwar nicht verflogen, aber die Gruppe fühlte sich gleich gut aufgehoben. Nach einer 26-stündigen Reise wollten sich die Reisenden nur mal wieder richtig ausstrecken können.

„Mission in der Stadt“ lautet das Thema dieses weitgereisten Pastoralkollegkurses. Auf die Frage, warum sich die Gruppe zunächst einmal eine ländliche Region ansehen sollte, antwortet der brasilianische Synodalpfarrer Lauri Becker. „Die Menschen, die heute in der Stadt wohnen, sind häufig erst in den letzten Jahren vom Land gekommen.“

Westparana zeigt das sehr deutlich: Die Stadt Foz do Iguaçu, erste Station der bayerischen Pfarrergruppe, ist geradezu explodiert. Vor 20 Jahren wurde am Paranafluss ein großes Wasserkraftwerk gebaut, das Großstädte wie Sao Paulo und Curitiba mit Energie versorgt. Der Staudamm und der Tourismus haben die Menschen in die Stadt gezogen.

Gleich neben dem Wasserkraftwerk befindet sich ein riesiger Nationalpark. Er lässt ahnen, wie es vor 70 Jahren in der Gegend ausgesehen hat. Ein dichter Urwald prägte die leicht wellige Landschaft. Die intensiven grünen Farben der kraftvollen Natur sind bis heute bestimmend.  Ein fruchtbarer Lösboden und Regen über das ganze Jahr sind in dieser Region die Grundlage für zwei Ernten im Jahr. Im Augenblick ist es der Mais, der die Region prägt. Im Winter wächst die Sojapflanze. Auf die Frage nach den Pflanzenarten antwortet Vilmar Saar, Katechet und Soziologe: „Hier gibt es nur noch den Anbau von genverändertem Saatgut“.  Darüber wird in Westparana nicht mehr diskutiert.

Kleine Oasen versuchen es aber anders. Dafür steht die Familie Kaiser. Seit zehn Jahren bauen sie auf rund sechs Hektar Gemüse nach biologischen Richtlinien an. Nachdem der Bauer Valdemar Kaiser sich zweimal durch chemische Spritzmittel vergiftet hatte, wollte er damit nicht mehr weitermachen. Die Alternative, in die Stadt zu ziehen, widerstrebte ihm. So stellte er mit seiner Frau den Hof um, und sie sind heute trotz der vielen Arbeit glücklich.

Die Evangelische Kirche in Brasilien begleitet diese Menschen durch ein Team, das die Menschen berät und sie begleitet. „Ohne diese Beratung könnten wir dies nicht machen“, ist Valdemar überzeugt.