Mittwochskino: Mademoiselle Marie – Völkerverständigung im ländlichen Nachkriegsfranken

Franken 1955. „Rogg’n Roll“ zeitigt ein erstes, im Rückblick fast ein wenig zaghaftes Aufbegehren der Jugend. Aber im Großen und Ganzen ist alles – gefühlt – wie immer. In Maries Dörfchen herrscht Ruhe und Beschaulichkeit. Fest verankert in den Gezeiten der landwirtschaftlichen Notwendigkeiten geht das Leben scheinbar unbeirrt seinen Gang. Aber unter der Oberfläche des dörflichen Idylls brodelt es. Da lauert nicht nur allzeit bereit der übliche Intrigantenstadel aus Kleingeistigkeit, Missgunst und Angst vor Veränderung, sondern auch die komplett unbewältigte deutsche Vergangenheit.

Mittendrin in dieser Gemengelage verliebt sich Marie, die zehn Jahre lang vergeblich auf die Rückkehr ihres Mannes Franz aus der russischen Kriegsgefangenschaft gewartet hat, in den ehemaligen Kriegsgefangenen François. Als die beiden eine Beziehung beginnen, treten vorher leidlich unterdrückte Hassgefühle und Intoleranz mit aller Macht offen zutage, die in dem jungen Paar endlich eine Projektionsfläche finden.

„Mademoiselle Marie“ war eigentlich ein Musical, das 2015 mit unerwartet großem Erfolg in Cadolzburg uraufgeführt wurde. Im Jahr 2016 wurde es, als erster fränkischer Heimatfilm und Beitrag zur Völkerverständigung apostrophiert, unter der Regie von Peter Ponnath verfilmt.

Der Film ist am Mittwoch, 27. Juni 2018, um 19.30 Uhr im Otto-Kuhr-Saal (Hauptstraße 2 in Neuendettelsau) zu sehen. Der Eintritt ist frei.