PEM-Tagung – Lernen von den Partnerkirchen
„Religion und Kultur“ lautete das Thema der Jahrestagung der Dekanatsbeauftragten für Partnerschaft, Entwicklung und Mission und der Dekanatsmissionspfarrer*innen – kurz: PEM-Tagung – vergangenes Wochenende bei Mission EineWelt. Dabei ging es sowohl um eine Sensibilisierung für einen „stereotypenfreien, respektvollen Umgang miteinander“ als auch um einen Blick in die Partnerkirchen: Menschen von dort stellten Konzepte für interkulturelles und interreligiöses Miteinander vor.
Zum Beispiel zeigten Karthik Sibanyanam und Joefrerick Bin Ating anhand der Kultur des Gotong-Royong und der Open House-Tradition, wie Menschen in Malaysia trotz kultureller und religiöser Unterschiede gut als Gemeinschaft zusammenleben und gegenseitig unterstützen. Gotong Royong, so erklärte es Karthik Sibanyanam, der an der Uni Bielefeld Diakonik studiert, sei ein zusammengesetzter Begriff. „Gotong“ bedeute soviel wie „etwas Schweres auf der Schulter tragen“ und „Royong“ das „Zusammenhelfen und -wirken mit anderen Personen“. In Malaysia, so der 49-Jährige, unterstützen sich die Menschen gegenseitig, unter anderem indem sie zusammen kochen und das Essen teilen, gegenseitige Hilfe – beispielsweise nach Naturkatastrophen – oder gemeinsame Seuchenprävention organisieren. Mit dieser Kultur des Gotong-Royong korrespondiert die Open Hause-Tradition.
Letztere sei von der Familientradition bis hin zur Regierungsagenda ausgeweitet worden, erläuterte Joefrerick Bin Ating, der an der Augustana Hochschule in Theologie promoviert. „Die Regierung hat die Bedeutung des Konzepts für die nationale Integration erkannt“, sagte der 42-Jährige. Malaysia ist ein multi-religiöses Land. Traditionen wie Open House dienen als Strategien, um Konflikte zu vermeiden und im Gegenteil das Verständnis für einander und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu fördern und gemeinsame Werte zu erkennen. Im Kern geht es darum, bei großen Festen in der eigenen Religion oder Tradition, wie Weihnachten, Chinese New Year, Familie, Freunde, Nachbarn und auch Fremde einzuladen und mit ihnen zusammen zu feiern. Bei allen Problemen und Konflikten, die es unter anderem zwischen den Religionen gebe, sei das „eine Gelegenheit, voneinander zu lernen“, betonte Bin Ating. „Bei allem Dissens können wir zusammenkommen und Konflikte ausräumen, das gegenseitige Verstehen befördern und gemeinsame Projekte starten.“
Bei der anschließenden Missions- und Partnerschaftskonferenz (MiPaKo) hatte Stefan Blumtritt, als Leiter der Abteilung K, Kirche und Gesellschaft, im Landeskirchenamt für Mission EineWelt zuständig, gute Nachrichten bezüglich der Zukunft von Mission EineWelt in Neuendettelsau im Gepäck: „Für mich ist der Standort Neuendettelsau diskussions-, aber nicht fragwürdig“, sagte er vor den Delegierten der Missions- und Partnerschaftskonferenz. Allerdings seien vor dem Hintergrund der rückläufigen Zahl der Kirchenmitglieder und der Kirchensteuereinnahmen weitere Kürzungen wahrscheinlich. „Gehen Sie von minus 30 Prozent plus x in den kommenden 8 bis 10 Jahren aus“, sagte Blumtritt auf Nachfrage. In seiner Antwort auf Blumtritts Aussagen betonte Mission EineWelt-Direktor Hanns Hoerschelmann, das Partnerschaftszentrum habe gerade vor dem Hintergrund der „interkulturellen Kirchenentwicklung“ viel Kompetenz „positiv und visionär in die Prozesse zu Entwicklung der Landeskirche einzubringen“.
Nach dem Rückzug von Susanne Kießling-Prinz aus dem Präsidium der MiPaKo stand am Samstagabend noch die Wahl eines neuen Präsidiumsmitglieds an. Einstimmig gewählt wurde Jutta Knobloch, Dekanatsmissionsbeauftragte im Dekanat München-West.