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Theologische Ausbildungsstätte in Brasilien startet Solidaritätsprojekt für Flutopfer – Dauerregen erschwert Aufräumarbeiten

Die theologische Ausbildungsstätte Faculdades EST mit Sitz in São Leopoldo (Vale dos Sinos, Brasilien) hat das Projekt “Escuta Solidária” (deutsch: „Solidarisches Zuhören“) gestartet. Die Initiative zielt darauf ab, die von den Überschwemmungen betroffenen Menschen in ihren unterschiedlichsten psychologischen und emotionalen Bedürfnissen aufzunehmen und ihnen zuzuhören.

Südbrasilien erlebt derzeit die wohl schlimmste Hochwasserkatastrophe seit Jahrzehnten. Nach Angaben des brasilianischen Zivilschutzes sind etwa 94 Prozent der 497 Verwaltungsbezirke des Bundesstaates Rio Grande do Sul von den Überschwemmungen und Erdrutschen betroffen. Die heftigen Regenfälle, die zu den Überschwemmungen führten, sind laut einer am 10. Mai veröffentlichten Einschätzung von ClimaMeter, einem wissenschaftlichen Klimamodellierungsteam der Universität Paris-Saclay (Frankreich), größtenteils auf den vom Menschen verursachten Klimawandel zurückzuführen. Die Überschwemmungen im April und Mai waren die vierten innerhalb eines Jahres in Rio Grande do Sul, nach den Überschwemmungen im Juli, September und November 2023, bei denen insgesamt 75 Menschen ums Leben kamen.

Mehr als 2 Millionen Menschen leiden derzeit unter den nicht enden wollenden Regenfällen. Rund 640.000 Einwohner*innen wurden vertrieben, mehr als 69.000 in Notunterkünften untergebracht. Die Regenfälle haben bisher mindestens 163 Menschenleben gekostet, und weitere 72 werden noch vermisst.

Die finanziellen Verluste belaufen sich bereits jetzt auf 10 Milliarden Reais, erklärte der Nationale Verband der Gemeinden Anfang Mai. Nach einer Schätzung des Industrieverbands des Bundesstaates Rio Grande do Sul sind etwa 94 % der Wirtschaftstätigkeit des Bundesstaates in irgendeiner Weise beeinträchtigt worden. Zu den Verlusten von Hab und Gut kommen die psychischen Schäden für die betroffenen Familien. Hier setzt die Faculdades EST mit ihrem neuen Programm an.

Die Initiative „Solidarisches Zuhören“ wird von den Professoren Nilton Eliseu Herbes, Charles Klemz und Júlio Cézar Adam koordiniert und umfasst ein Projektteam von Freiwilligen, das sich aus Lehrenden, Postgraduierten und Theologiestudierenden zusammensetzt. Auch ausgebildete Psycholog*innen haben Hilfe und Unterstützung zugesagt. „In Zeiten der Krise sind Solidarität und gegenseitige Unterstützung von großer Bedeutung. Das Projekt “Escuta Solidária” ist eine wichtige Maßnahme, die denjenigen, die sie am meisten brauchen, psychologische und emotionale Unterstützung anbietet“, betonte der Rektor der Faculdades EST, Dr. Valério Guilherme Schaper. Den traumatisierten Flutopfern solle ein niedrigschwelliges Gesprächsangebot gemacht werden, bei dem sich die Menschen ihr Leid und ihre Trauer von der Seele reden könnten, hieß es aus den Kreisen des Teams.

Das Gesprächsangebot des EST-Teams ist kostenlos, die Beratungen werden vor Ort, telefonisch oder auch online durchgeführt, hierzu reicht eine Anmeldung über die Homepage https://est.edu.br/escuta/.

Die Faculdades EST ist die älteste theologische Ausbildungsstätte der Evangelischen Kirche Lutherischen Bekenntnisses in Brasilien (EKLBB), der Partnerkirche der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (ELKB). Sie wurde 1946 in São Leopoldo gegründet. Aktuell bietet die EST außer Theologie noch Musikpädagogik, Musiktherapie und Krankenpflege an, im Fernstudium auch Religionswissenschaft. Die Fakultät ist eine Privatinstitut. Die Ausbildung ist jedoch staatlich akkreditiert. Alle Kurse sind kostenpflichtig.

Zwischen Faculdades EST und der kirchlichen Augustana-Hochschule in Neuendettelsau besteht eine enge Partnerschaft. Regelmäßig kommen Studierende aus Brasilien nach Deutschland, um ein Studienjahr in Bayern zu verbringen und umgekehrt. Aktuell arbeitet der deutsche Museumspädagoge Jakob Ackermann – entsandt von der ELKB  im Rahmen des Jubiläums „200 Jahre lutherische Präsenz in Brasilien“  – im Archiv der Evangelischen Kirche Lutherischen Bekenntnisses in Brasilien (EKLBB), das an der EST angesiedelt ist, mit.

Mission EineWelt unterstützt Initiativen der Evangelischen Kirche Lutherischen Bekenntnisses in Brasilien (EKLBB) zur Aufarbeitung der Flutkatastrophe in Rio Grande do Sul aus dem kürzlich eingerichteten Klimahilfsfonds. Im Fokus der Initiativen der EKLBB stehen neben Soforthilfemaßnahmen und Unterstützung beim Wiederaufbau für Einzelne und Familien, die Wiederinstandsetzung von pädagogisch-diakonischen Einrichtungen, von kirchlichen Einrichtungen und Kirchengemeinden.

Sie können mit Ihrer Spende die Menschen in unseren Partnerkirchen unterstützen, die unter den Folgen der Klimakatastrophe leiden. Ihre Spende wird unmittelbar und zielgerichtet eingesetzt.

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Stichwort: Klimahilfsfonds