Wann
Verantwortlich: NHG
E-Mail-Kontakt: julia.ratzmann@mission-einewelt.de
Tagungsnummer:
Kosten: Für Mitglieder der NHG kostenlos
Anmeldung: keine
Wo
Marientorgraben 8, Nürnberg, 90402
Lichtbildvortrag / Hybrid-Veranstaltung: Live im Seminarraum der Norishalle, Marientorgraben 8, Nürnberg und Online via Zoom (https://us06web.zoom.us/j/83227522954?pwd=bOdpVjFE5pLCdYVb8CSanphpgocobp.1, Meeting-ID: 832 2752 2954. Kenncode: 886303)
Objekt-Akteursbeziehungen im kolonialen Neuguinea
Die Insel Neuguinea im Südpazifik zählt zu den Gebieten der Erde, die erst spät das Interesse der Kolonialmächte weckten. Aufgrund der späten Kolonisierung der Insel und einer noch in den 1930er Jahren nicht abgeschlossenen kolonialen Durchdringung galt die Insel lange Zeit als Sehnsuchtsort für Ethnologinnen und Ethnologen, die sich dort ein ethnografisches Labor erträumten. Diese Situation und die „Entdeckung“ melanesischer Kunst als Inspirationsquelle durch die expressionistische Kunstbewegung zu Beginn des 20. Jahrhunderts führten zu einer hohen Nachfrage nach Objekten und Fotografien von dieser Insel, die in den Besitz von Museen, universitären Sammlungen und privaten Kunstsammlerinnen und Kunstsammlern gelangten. Bei dem „Erwerb“ solcher Objekte und der ethnografischen Erschließung des Landes spielten nicht selten christliche Missionsgesellschaften und deren Vertreterinnen und Vertreter eine Rolle, so etwa die Neuendettelsauer Mission von lutherischer Seite oder die Steyler Mission (SVD) von katholischer Seite.
Anhand einiger Falleispiele soll aufgezeigt werden, wie der „Erwerb“ solcher Objekte, die dann an Museen geliefert oder in den Kunstmarkt eingespeist wurden, von statten ging. Hierbei findet der koloniale Rahmen besondere Berücksichtigung. Ausgehend von den (Forschungs-)Aktivitäten des Steyler Missionars Georg Höltker (1895-1976) werden Fallbeispiele aus der Zwischenkriegszeit aufgearbeitet. Die Beispiele stammen somit aus einer Zeit, in der das nordöstliche Neuguinea unter australisch-britischer Kolonialverwaltung stand. Es wird aufgezeigt, wie beispielsweise eine Netztasche erworben wurde, wie Fotografien entstanden, aber auch, dass der von einem Forscher intendierte Erwerb eines seltenen und auf dem Markt für Ethnografika begehrten Objektes aufgrund der Handlungsmächtigkeit eines einheimischen Akteurs „scheitern“ konnte.
Zum Referenten: Dr. Harald Grauer studierte Theologie, Ethnologie und Vergleichende Religionswissenschaften in Freiburg, Basel und Sankt Augustin. Er leitet die Bibliothek des Anthropos Institutes in Sankt Augustin b. Bonn.