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Von der Kirche in die Politik – Margaret Obaga zur Ministerin ernannt

Sie ist eine kleine kenianische Frau mit sanfter Stimme und einnehmendem Lächeln. Leicht kann man sie unterschätzen. Wer sie aber kennt und mit ihr arbeitet, weiß, dass der Schein trügt. Von 2020 bis 2022 hat sie in ihrer Heimatkirche, der Kenya Evangelical Lutheran Church (KELC) aus dem Nichts eine vielfältige diakonische Arbeit aufgebaut. In ihrer „Diakonia Abteilung“ wurden nicht nur lokale Hilfsaktionen in den Kirchengemeinden wie Schulspeisungen und Krankenbesuche vernetzt, gefördert und zugerüstet, sondern auch große nationale Projekte wie Dürre-Nothilfen, Schulbauten, Stipendienvergaben und Diakonische Ausbildungen geplant und umgesetzt. Dafür arbeitete sie sich in die Beantragung von Fördergeldern ebenso ein wie in deren Compliance-gerechte Abrechnung. Alle internationalen Partnerkirchen der KELC hätten sich gefreut, noch viele weitere Jahre mit ihr zusammenarbeiten zu dürfen.

Doch nicht nur international, auch im eigenen Land wurde ihre Arbeit bemerkt. Beim Weihnachtsurlaub in ihrem Heimatdorf im Regierungsbezirk Kisii im Westen Kenias klingelte an Weihnachten das Telefon. „Ich wollte wirklich nur mit meiner Familie das Fest feiern und ein paar Tage ausspannen“, erzählt sie. „Aber dann teilte mir am Telefon auf einmal jemand mit, dass der bei den Wahlen im August 2022 neu gewählte Gouverneur von Kisii, Paul Simba Arati, mich in seinem Büro sprechen wollte.“

Ergebnis der Unterhaltung war die Ernennung von Margaret Obaga zur neuen Ministerin für Landwirtschaft, Viehzucht, Fischerei, Entwicklung von Kooperativen und Bewässerung im Regierungsbezirk Kisii. Wenige Tage später erfolgte die öffentliche Einführung mit Berichterstattung in Kenias Medien.

Mit rund 1,3 Millionen Einwohner*innen und etwa ebenso vielen Quadratkilometern Fläche ist der Regierungsbezirk Kisii relativ klein. Ebenso Kisii als Stadt mit etwa 15.000 Einwohner*innen. Alles andere als klein sind aber die Aufgaben, die nun auf Margaret Obaga warten. Ihr unterliegt die Verantwortung für 419 Mitarbeitende. Neben Gouverneur Arati muss sie sich in der Ministerrunde mit drei weiteren Kolleginnen und sechs Kollegen abstimmen. Die „Aufsicht über die Verwaltung und Dienstleistungen ihrer Abteilung, im Regierungsbezirk und in allen dezentralen Einheiten und Institutionen“, wie es in ihrer offiziellen Aufgabenbeschreibung heißt, wird eine ausgedehnte Reisetätigkeit, volle Aufmerksamkeit und langen Atem für die 57-Jährige erfordern. Und auch wieder einmal die Einarbeitung in neue Themenfelder, wie zum Beispiel „Blue Economy“, ein Wirtschaftskonzept, das „grüne“ Gedanken weiterentwickeln, Ökosysteme nachhaltig schützen und zugleich neue Arbeitsplätze schaffen will. Mitte Januar nahm Margaret Obaga als Ministerin dazu bereits an einem Workshop in Mombasa teil.

Ihrer Evangelisch-Lutherischen Kirche will sie dennoch weiter verbunden bleiben. Ein Leben lang hat sie für sie als Pfarrerin gearbeitet, die nationale Frauenabteilung geleitet, in den USA promoviert, fünf Jahre lang in Bayern bei Mission EineWelt als ökumenische Mitarbeiterin gewirkt, und zuletzt, wieder zurück in Nairobi, die Diakonia Abteilung aufgebaut.

Ihr Mann William und ihre drei Kinder wollen sie, wie immer, auch in ihrem neuen Amt unterstützen.

 

Klaus Dotzer