Von „down under“ in den Ruhestand in Franken
Zum 1. Juli ist Pfarrer Michael Jacobsen in den Ruhestand getreten. Aus seinem aktiven Pfarrdienst wurde er jetzt von Mission EineWelt-Direktor Hanns Hoerschelmann in der hauseigenen Kapelle verabschiedet und für den neuen Lebensabschnitt gesegnet. Michael und seine Frau Hanne wollen zukünftig in einem Dorf in Mittelfranken sesshaft werden. Das Dorfleben ist den Beiden wohlbekannt, denn immerhin haben sie die letzten sechs Berufsjahre in einer Art „Dorf“ im Herzen des australischen Kontinents verbracht. Für die Lutherische Kirche von Australien, mit der Mission EineWelt seit Jahrzehnten gut zusammenarbeit, war das Ehepaar in der lutherischen Finke River Mission in Alice Springs im Einsatz. Michael Jacobsen unterstützte einheimische Pfarrerskollegen als sogenannter „Support Pastor“ bei der Betreuung weit verstreut lebender Aborigine-Gruppen. Viele seiner Gemeindemitglieder gehören zur Gruppe der Alyawarr. So war es Michael ein besonderes Anliegen, sich zumindest rudimentär mit den Menschen verständigen zu können. Mit Hilfe von Ältesten aus der Gemeinde lernte er so gut Alyawarr, dass Gespräche über Alltägliches möglich waren.
Da die Aborigines in Familiengruppen über große Distanzen leben und nur ungern für Schulungen, seelsorgerliche Gespräche und Gottesdienste in die Stadt kommen, war Michael of tagelang mit seinem Vierradantrieb im Outback unterwegs, oft in Sorge, im Wüstenstand steckenzubleiben, über das Ufer getretene Flüsse nicht durchqueren zu können oder frei laufende Tiere vor die Kühlerhaube zu bekommen. Einmal angekommen, fanden die Gespräche und Gottesdienste nicht etwa in Gebäuden statt, sondern stets im Schatten hoher Bäume. „Es war jedes Mal eine Überraschung zu sehen, ob und wer zu den Gottesdiensten kommt“, so Michael über seine ungewöhnlichen Dienstorte. Während Michael oft im Land unterwegs war, arbeitete Hanne in Teilzeit als Verwaltungskraft im 6 Kilometer von Alice Springs gelegenem Yirara College. In dieser Internatsschule unter Trägerschaft der Finke River Mission werden nur Aborigine-Kinder ab dem 12. Lebensjahr von Grade 7 bis zum Abschluss unterrichtet. Hanne wurde von einer Aborigine-Familie zur „Adoptivoma“ ernannt und bekam so als „Quasi-Familienmitglied“ tiefe Einblicke in die besonderen Traditionen und Bräuche der indigenen Bewohner*innen des roten Kontinents.
Nach vielen unterschiedlichen beruflichen Stationen, die den in Madang (Papua-Neuguinea) geborenen Michael Jacobsen durch einige Dekanate und sogar bis in den Jiwaka-District im westlichen Hochland von Papua-Neuguinea führten, freuen sich Hanne und Michael jetzt erstmal auf ruhigere Zeiten, um die vielfältigen interkulturellen Lebenserfahrungen verarbeiten zu können. Besonders beeindruckt zeigte sich das Ehepaar bei seinem Abschlussbericht vor den Mitarbeitenden von Mission EineWelt vor allem von dem Glauben der Aborigines an die Beseeltheit aller Dinge. Die Seele der Menschen sei untrennbar mit der Seele von Tieren, Pflanzen, Bergen, Flüssen etc. verbunden und tief verwurzelt mit dem Land. Viele Aborigines kehrten deshalb in späteren Jahren auf das Land ihrer Familien („country“) zurück. Seine Auslandserfahrungen und die Erfahrungen in bayerischen Gemeinden wolle er nun zum Abschluss seiner 36 Dienstjahre bewusst reflektieren und sein theologisches Verständnis neu überdenken, so Michael Jacobsen.