Am 29. Oktober 2025 fanden in Tansania Präsidentschafts- und Parlamentswahlen statt. Seit dem Wahltag gibt es Unruhen. Junge Erwachsene protestieren insbesondere in Dar es Salaam und anderen großen Städten. Die Demonstrierenden werfen der Regierung Wahlmanipulation vor. Bei den Demonstrationen wurden mehrere Brände gelegt und Busse, Tankstellen und Wahllokale wurden zerstört. Sicherheitskräfte sollen Tränengas und Schusswaffen gegen Demonstrierende eigesetzt haben. Es gibt Polizei- und Militärpräsenz auf vielen Straßen. Laut bisher noch unbestätigten Informationen sind viele Schulen und Universitäten geschlossen.
Die Berichte über das Ausmaß der Ausschreitungen und die Zahl der Todesopfer auf Seiten der Demonstrierenden sind extrem widersprüchlich. UN-Berichten zufolge sind bei den Demonstrationen 10 Menschen von staatlichen Kräften getötet worden. Die größte Oppositionspartei CHADEMA, die diesmal nicht zur Wahl stand, geht von über 700 Todesopfern aus. Außenminister Mahmoud T. Kombo bestritt dies, es gäbe lediglich Gewalttätigkeiten und Vandalismus von kleinen Gruppen, behauptete er.
Die Kommunikationsmöglichkeiten sind extrem eingeschränkt. Das Internet funktioniert seit Tagen nicht, soziale Medien und Messenger wie whatsapp sind blockiert. Es gibt Stromsperren. Was teilweise funktioniert, ist das Telefonnetz.
Die Wut der Demonstrierenden richtet sich gegen die CCM (Chama cha Mapenduzi -Partei der Revolution), die seit über 60 Jahren das Land regiert. Faktisch stand ausschließlich die CCM zur Wahl, mit der amtierenden Präsidentin Samia Suluhu Hassan als Präsidentschaftskandidatin. Laut Wahlkommission wurde Suluhu Hassan mit fast 98 Prozent der Stimmen im Amt bestätigt.
Bereits im Vorfeld der Wahlen gab es Berichte über immer stärkere Repressionen in Tansania. Zahlreiche Personen, die sich regierungskritisch geäußert haben, sind verschwunden. Oppositionsführer Tundu Lissu steht wegen Hochverrats vor Gericht. Viele Beobachter*innen halten diese Vorwürfe für konstruiert.
Aktuell gehen in vielen afrikanischen Ländern junge Erwachsene der Generation Z auf die Straße, um für Demokratie und Teilhabe zu protestieren, zuletzt auch in Kenia und Madagaskar. Für Tansania, das seit Jahrzehnten als politisch stabil und friedlich gilt, ist das ungewöhnlich. „Das ist eine neue historische Dimension der Gewalt für Tansania“, stellt Claus Heim, Tansania-Referent bei Mission EineWelt, fest. „Unsere Gedanken und Gebete sind bei den Toten, den Verwundeten und ihren Familien. Betet für Tansania, für Demokratie, Frieden und Versöhnung“.
Das Auswärtige Amt rät von nicht notwenigen Reisen nach Tansania ab. Der Flugverkehr ist beeinträchtigt. Die von Mission EineWelt entsendeten Mitarbeitenden in Tansania sind wohlauf.
Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern hat über Mission EineWelt und zahlreiche kirchliche Partnerschaftsgruppen seit Jahrzehnten enge Verbindungen zur Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tansania (ELCT).
Eine chronologische Auflistung der Presseberichterstattung zu den Wahlen findet sich hier: https://tanzania-network.de/wahl2025