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Fest-Marathon im internationalen Partnerschaftszentrum – Rund 2.000 Besucher*innen bei Lila Nacht und Fest der weltweiten Kirche

Die "Lila Nacht" im Garten von Mission EineWelt

Die „Lila Nacht“ im Garten von Mission EineWelt (Foto: MEW)

Zwei Tage lang hat Mission EineWelt, das Partnerschaftszentrum der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (ELKB), seine internationalen kirchlichen Partnerschaften gefeiert.

Los ging der Festmarathon mit der traditionellen „Lila Nacht“ im Garten von Mission EineWelt. An den festlich eingedeckten Tischen tafelten rund 850 Gäste, die aus ihren mitgebrachten Picknickkörben so manches kulinarische Highlight hervorzauberten. Im Licht von lila Lampions und der stilvollen

Die Teilnehmender der Summer School 2024 mit ihren Forderungen für eine (klima-)gerechtere Welt. (Foto: Nadine Reinert)

Die Teilnehmenden der Summer School 2024 mit ihren Forderungen für eine (klima-)gerechtere Welt. (Foto: Nadine Reinert)

Dekoration im baumbewachsenen Garten trafen die internationalen Gäste der diesjährigen „Summer School“ auf den brasilianischen Posaunenchor. Ehemalige Freiwillige saßen neben den Partnerschaftsbeauftragten aus bayerischen Dekanaten und ortsansässige Diakonissen aus dem Mutterhaus kamen mit den neuen Freiwilligen des Internationalen Evangelischen Freiwilligenprogramms ins Gespräch. Ein Highlight war der Auftritt des fränkischen Rockpoeten addi m. Pfarrer Addi Manseicher alias addi m. und seine Band überzeugten mit rockigem Sound und mit ihren tiefgängigen Texten über Gott und die Welt. Bis spät in die Nacht genossen die Besucher*innen die stimmungsvolle Atmosphäre bei sommerlichem Wetter.

Das Fest der weltweiten Kirche – das traditionelle Jahresfest des Partnerschaftszentrums – stand am Sonntag im Zeichen des Jubiläums von 200 Jahren lutherischer Präsenz in Brasilien. Vor 200 Jahren hatten sich rund sechs Millionen deutsche Auswanderer auf den Weg in die „neue Welt“ gemacht. 200.000 dieser Wirtschaftsflüchtlinge waren nach Brasilien ausgewandert und hatten ihren lutherischen Glauben mitgenommen. Der vom damaligen „Lutherischen Gotteskasten“ entsandte Missionar Otto Kuhr sammelte alle Lutheraner*innen in Brasilien und gilt bis heute als Gründervater der Evangelischen Kirche lutherischen Bekenntnisses in Brasilien (IELCB).

Die knapp 1.000 Besucher*innen des Festes konnten sich in einer Ausstellung über die Geschichte der lutherischen Missionsarbeit in Brasilien informieren. Auf dem Gelände des Partnerschaftszentrums luden zudem Stände von u.a. Oikocredit, dem Martin-Luther-Verein und dem Erlanger Verlag ein, sich umfassend über die internationalen Netzwerke von Mission EineWelt zu informieren. Kinder konnten beim Mitmachprogramm Boote und Knopfblumen basteln, Wasserspiele machen oder sich schminken lassen.

Wie präsent das Luthertum noch heute vor allem im Süden Brasiliens ist, zeigte der eigens eingeladene brasilianische Posaunenchor „Brazilian Brass“ unter Leitung der deutsch-brasilianischen Dirigentin Micaela Berger. Seine schwungvoll mit Samba-Rhythmen modernisierten traditionellen Kirchenlieder sorgten schon beim Festgottesdienst am Morgen für gute Laune bei den Gästen. Unter freiem Himmel

Oberkirchenrat Michael Martin predigte zum Thema "200 Jahre lutherische Präsenz in Brasilien". (Foto: Nadine Reinert)

Oberkirchenrat Michael Martin predigte zum Thema „200 Jahre lutherische Präsenz in Brasilien“. (Foto: Nadine Reinert)

predigte Oberkirchenrat Michael Martin zu einem Brief aus dem Epheserbrief. „Ihr wart früher Finsternis, nun aber seid ihr Licht in dem Herrn“ bezog der scheidende Leiter der Abteilung C „Ökumene und Kirchliches Leben“ im Landeskirchenamt in München auf die ersten deutschen Flüchtlinge in Brasilien. Zunächst hätten sie es schwer in dem fremden Land gehabt, es sei ein Kampf ums Überleben gewesen. Ihr Glaube habe den Auswandernden geholfen, Fuß zu fassen und so sei aus zarten Anfängen heute eine starke Gemeinschaft lutherischer Christ*innen entstanden. Mehr als 150 Pfarrer aus Neuendettelsau, die dort am Missions- und Diasporaseminar ausgebildet worden waren, prägten die lutherische Identität der IELCB, die heute eine selbständige Kirche ist und den Partnern in Bayern auf Augenhöhe begegnet.

Die engen Beziehungen zwischen Bayern und Brasilien zeigten sich auch im Festprogramm am Nachmittag, nach einem köstlichen brasilianischen Mittagessen mit Churasco (Spießbraten) und Moqueca (vegetarischer Eintopf). Der Brasilianer Fernando de Camargo und sein athletisches Team zeigten Capoeira – eine Mischung aus Tanz, Musik und Akrobatik, die afrikanische Sklaven nach Brasilien mitgebracht hatten, um so körperlich mit Scheinkämpfen ihren Widerstand gegen die Sklaverei auszudrücken. Capoeira wird vielerorts praktiziert und trägt so ein Stück brasilianische Geschichte in die Welt.

Zum Tanzen und Mitklatschen animierte die „Batukeros Space Groove Gang“ aus Markt Erlbach. Mit Wucht und nach einer ausgeklügelten Choreographie ließen die Trommler*innen den Boden unter ihren Klängen buchstäblich wanken. Besinnlicher ließ es die Band „Die Alte Dame und Herr Mond“ angehen, die mit christlichen Liedern und gecoverten Songs zum genauen Hinhören aufforderte.

Gegen Ende des Festes wurde es dann noch einmal international, als die 29 Teilnehmenden der diesjährigen Summer School in landestypischer Kleidung auf die Bühne kamen und vielsprachig das Publikum aufforderten, sich gegen Klimawandel und soziale Ungerechtigkeit zu engagieren.

Engagement und wertvolle Erfahrungen wünschte das Direktorenehepaar von Mission EineWelt dann auch den neuen Freiwilligen und Familie Henke. 13 junge Menschen aus Deutschland machen sich dieser Tage auf zu ihrem Freiwilligendienst in die Partnerkirchen von Mission EineWelt. Sie wurden nicht nur von Direktor Hanns Hoerschelmann entsandt, sondern bekamen auch von den gleichaltrigen Süd-Nord-Freiwilligen einen muttersprachlichen Segen aus ihrer einjährigen „Heimat auf Zeit“ zugesprochen. Direktorin Gabriele Hoerschelmann sandte anschließend Dr. Antje Henke mit Familie nach Tansania aus. Dr. Henke wird im Auftrag von Mission EineWelt für drei Jahre als Fachkraft für Public Health in der Gesundheitsabteilung der Evangelisch-Lutherischen Kirche von Tansania mitarbeiten.

Das Jahresfest beschloss passend zum Fest-Thema Pfarrer Geraldo Grützmann mit einem bilingualen Segen in Deutsch und Portugiesisch. Der brasilianische Pfarrer arbeitet als ökumenischer Mitarbeiter im Referat „Begegnung Weltweit“ mit und ist ein lebendes Beispiel für die seit 200 Jahren andauernde Beziehung zwischen lutherischen Christ*innen in Bayern und Brasilien.

Internationale Gäste beim Fest der weltweiten Kirche. (Foto: Nadine Reinert)

Internationale Gäste beim Fest der weltweiten Kirche. (Foto: Nadine Reinert)