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Klimawandel in den Partnerkirchen
Ausbeutung zum Nutzen einiger Weniger
Der Klimawandel macht sich auch in Papua-Neuguinea deutlich bemerkbar. Dazu kommen Ausbeutung der Ressourcen und Umweltzerstörung durch ausländische Konzerne. Die Evangelisch-Lutherische Kirche von Papua-Neuguinea (ELC-PNG) beteiligt sich aktiv am Widerstand gegen solche Praktiken. Im Interview erklärt Jack Urame, Bischof der ELC-PNG, warum.
Wie bekommt Papua-Neuguinea den Klimawandel zu spüren?
Die Wetterverhältnisse ändern sich. Ein weiteres Problem ist der steigende Meeresspiegel: Die Küstenlinie wird teilweise vom Meer regelrecht weggefressen. Und auch viele Naturkatastrophen sind zu verzeichnen. Die Menschen in Papua-Neuguinea betrachten diese Veränderungen mit großer Sorge.
Warum wird der Klimawandel von vielen Menschen ignoriert?
Ich denke, im Grunde ist es einfach nur Unwissenheit. Viele Menschen glauben nicht, dass es einen Klimawandel gibt. Wahrscheinlich haben sie nicht genügend Informationen, um zu verstehen, was wirklich passiert. Vor allem Menschen, die auf den Klimawandel reagieren sollen, verfügen nicht über die entsprechenden Informationen.
Welche Folgen hat die Ausbeutung der Ressourcen in Papua-Neuguinea?
Das ist eine große Herausforderung für uns. Unseren Regenwäldern wird viel Holz entnommen. Große ausländische Unternehmen kommen, fällen die Bäume und transportieren die Stämme ab. Oder sie betreiben Bergbau und beuten unsere Ressourcen aus. Dabei zerstören sie, weil sie die Abfälle nicht umweltschonend entsorgen, das Land, die Flüsse und die Meere.
Den Menschen in Papua-Neuguinea bleiben nur die Zerstörung und das Leid. Der Raubbau wirkt sich auch auf die Zukunft aus. In 20 oder 50 Jahren werden die Menschen diese Auswirkungen noch viel intensiver spüren als heute.
Wer profitiert davon? Und: Ist das gerecht?
Vor allem die großen Unternehmen und diejenigen, die die Ressourcen kontrollieren und die Macht haben – sowohl finanzielle Macht als auch politische Macht – profitieren.
Die einfachen Leute in den Dörfern und Gemeinden leiden. Die meisten Menschen profitieren überhaupt nicht davon. Die Ausbeutung erfolgt also zum Nutzen einiger weniger an der Spitze, die die Kontrolle haben, und nicht zum Nutzen der Mehrheit.
Warum und wie engagiert sich die ELC-PNG im Widerstand gegen Tiefseebergbau, Verklappung von Abraum und andere umweltbelastende und gesundheitsgefährdende ökonomische Aktivitäten?
Weil wir der Meinung sind, dass wir die Verantwortung haben, uns um die Schöpfung Gottes zu kümmern. Das ist unser Auftrag. Ich denke, wir sind nicht nur für das soziale Leben der Menschen verantwortlich, sondern auch für die gesamte Schöpfung. Deshalb engagieren wir uns sehr stark.
Und Sie sind auch von der Synode der ELC-PNG beauftragt.
Tatsächlich beinhaltete ein Teil meines Berichts an die Synode unsere DSTP (Deep-sea tailings placement)-Kampagne, die auch von der Jugend stark unterstützt wird.
Was müsste sich in Papua-Neuguinea ändern, damit der Raubbau gestoppt werden kann?
Ich denke, wir brauchen den politischen Willen. Wenn die politischen Führer die richtigen Entscheidungen treffen, dann wird das große Auswirkungen auf das Land haben. Und wenn sie nicht zu einer Kampagne gegen Zerstörung und Ausbeutung beitragen, dann wird das Leiden weitergehen.
Leider unterstützen viele Politiker uns nicht, weil sie selbst vom Raubbau profitieren.
Kann die Kirche die Politik beeinflussen?
Wir haben als Vertreter der Kirche an vielen Treffen und Konferenzen mit Politikern teilgenommen. Ich persönlich bin in Sachen DSTP sogar bis zum Büro des Premierministers gegangen. Denn wir wollen auch politischen Einfluss nehmen. Wir haben zwar nicht die Macht, politische Entscheidungen zu treffen, aber wir können diese Entscheidungen durch Dialog, Kommunikation und Konsultation beeinflussen.
Was müsste sich weltweit ändern um Ausbeutung im Globalen Süden zu stoppen?
Wir müssen weltweit Verbindungen schaffen. Wir müssen uns koordinieren und mit anderen Gemeinschaften und Organisationen zusammenarbeiten, die das gleiche Anliegen haben und das Gleiche tun. Wir müssen unsere Bemühungen bündeln. Wir müssen unsere Stimme bündeln. Wir müssen unsere Prozesse bündeln. Auf diese Weise werden wir stärker und effektiver. Denn viele Menschen tun Gutes, aber sie tun es isoliert in ihren Ländern.
Wie können Menschen, Kirchen und zivilgesellschaftliche Organisationen in Europa Ihrer Meinung nach dazu beitragen, die globale Klima-Ungerechtigkeit zu beenden? Was sollten sie von ihren Regierungen fordern?
Es gibt einen einfachen Weg, dies zu tun. Man sollte die Regierungen auffordern, den ökologischen Fußabdruck zu verkleinern. Der Verbrauch natürlicher Ressourcen muss reduziert werden müssen, um ein Gleichgewicht zu schaffen.
Interview: Thorsten Krafft