Ökumenischer Friedensweg mit verschiedenen Stationen am Freitag in Nürnberg

Mit einem Ökumenischen Friedensweg am kommenden Freitag in Nürnberg wollen Mission EineWelt, Friedensinitiativen und Kirchengemeinden zusammen an die Opfer der derzeitigen Kriege erinnern und auf die Zusammenhänge von Rüstungsexporten, Handelspolitik, Kriegen und Fluchtursachen hinweisen.

Unter dem Motto „Kriegsspuren“ startet der Friedensweg am 11. November um 12.00 Uhr mit dem Nagelkreuzgebet von Coventry in der Nürnberger St. Sebaldus-Kirche mit einer anschließenden meditativen Phase mit Bildern, Texten und Musik zu „Kriegsspuren“. Gegen 13.00 Uhr ziehen die Teilnehmenden mit einem langen Band, auf dem die Kriege der Welt verzeichnet sind, zur St. Lorenz-Kirche. Anschließend wird eine Installation vor der Lorenzkirche auf den Zusammenhang von Rüstungsexporten, unfairer Handelspolitik, Landgrabbing mit Kriegen und Fluchtursachen hinweisen. Parallel dazu ist in der Lorenzkirche die Ausstellung „auf und davon. Flucht und Migration“ des landeskirchlichen Partnerschaftszentrums Mission EineWelt zu sehen. Ein kurzes Friedensgebet in der Kirche schließt diese Station ab.

Gegen 14.30 Uhr ziehen die Teilnehmenden dann mit dem „Kriege-Band“ weiter zur Katholischen Hochschulgemeinde in die Königstraße 64, wo eine halbe Stunde später ein Erzählcafé mit Geflüchteten stattfindet, die über ihre Fluchtgründe und Erfahrungen sprechen.

Interessierte sind herzlich eingeladen, am gesamten Friedensweg teilzunehmen oder auch nur an einzelnen Stationen dabei zu sein.

Gisela Voltz

Mehr Informationen zum Programm
Programmflyer Friedensweg 2016 (PDF)

Zum Hintergrund
Kriegerische Gewalt hinterlässt Spuren – beispielsweise an Gegenständen, wie es auf dem Motiv zur Ökumenischen FriedensDekade 2016 zu sehen ist: Historische Stätten werden ebenso zerstört wie Wohn- und Krankenhäuser oder die Infrastruktur eines Landes. Auch die Natur wird in Mitleidenschaft gezogen. Erschreckender noch sind die Spuren bei Menschen, die in Kriegsregionen in Syrien, Libyen, Sudan, Mali oder Afghanistan überleben. Es sind vor allem Zivilistinnen und Zivilisten, die Angehörige und Freunde verlieren, selber verletzt werden und/oder Traumata erleiden. Laut Bericht des UN-Generalsekretärs benötigen 125 Millionen Menschen humanitäre Hilfe, 65 Millionen Menschen befinden sich auf der Flucht. Etwa 80 Prozent des Bedarfs an humanitärer Hilfe entstehen aufgrund gewaltsam ausgetragener Konflikte. Diese Spuren des Krieges finden wir zunehmend auch in Deutschland: Rüstungsexporte, Bundeswehreinsätze an Kriegsschauplätzen, Kriegsflüchtlinge.

Impressionen zu einem Reformationsgottesdienst in der Bayreuther Stadtkirche

Auch für die Menschen im evangelischen Bayreuth war der Gottesdienst am Reformationssonntag kein gewöhnlicher Gottesdienst. Schon 15 Minuten vor Gottesdienstbeginn waren die Plätze im Mittelschiff der Stadtkirche voll belegt. 400 Gottesdienstprogramme waren gedruckt worden, mehr als 600 Menschen waren gekommen. Gefeiert wurde ein Partnerschaftsfest unter dem Motto „Eins in Christus – Glauben und Leben teilen“, an dem Besuchergruppen aus der ganzen Welt zusammen mit ihren Gastgebern aus den Dekanaten im Kirchenkreis Bayreuth teilnahmen.

Am weitesten angereist war eine dreiköpfige Delegation aus dem Urwalddekanat Kaintiba im südpazifischen Inselstaat Papua-Neuguinea. Beim festlichen Einzug unter musikalischer Begleitung des Bezirksposaunenchors Bayreuth nahmen auch eine Besuchergruppe aus Brasilien, eine Delegation aus der lutherischen Partnerkirche in Malaysia, eine Partnergruppe aus Liberia und eine große Delegation aus Tansania sowie Gäste aus der europäischen Ökumene in Tschechien und England teil. Die Delegationen wirkten im Gottesdienst durch Danksagung und Bittrufe, Lieder und Predigt mit. Einzelne Bitt- und Dankgebete wurden von ihnen vorgetragen und an ein großes Holzkreuz geheftet. Als Zeichen der Hoffnung und Verbundenheit wurde über dem Holzkreuz nach jedem Lobpreis eine weitere Farbe des Regenbogens hinzugefügt.

Das Predigtlied war wörtlich gemeint, als die Gottesdienstgemeinde sang „Wir wollen aufsteh´n, aufeinander zugeh´n, …“ und sich zum Friedensgruß die Hände reichten. Dr. Frederick Shoo, der Leitende Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tansania, betonte in der Festpredigt, dass die Reformation kein Ende habe in der Kirche. Für junge Menschen habe die Kirche den Einladungscharakter verloren. Martin Luther würde heute sofort anfangen, daran etwas zu verändern. Bischof Shoo stellte fest: „Wir sind gemeinsam unterwegs. Und Gott ist unser Begleiter. Wir sind gemeinsam unterwegs heißt auch, dass wir von Mission sprechen.“ Viele Menschen in Europa wollten davon nichts wissen. Aber die Gnade Gottes gelte allen Menschen. Manche Worte müssten wir uns gegenseitig zusprechen. Das sei Mission. Die zahlreichen kirchlichen Partnerschaften förderten das ökumenische Bewusstsein, so Shoo. Zunächst gehe es um das Sein, dann um das Haben. „Wir teilen, was wir sind. Erst im zweiten Schritt teilen wir, was wir haben.“

Nach der Predigt wurden nach tansanischer Tradition Naturalien mit Gesang und Tanz zum Altar gebracht. Nach dem Gottesdienst wurden die Gartenfrüchte auf dem Kirchplatz versteigert.

Als ich am Reformationssonntag die Stadtkirche von Bayreuth verließ, war ich beeindruckt von diesem bewegenden Gottesdienst, aber mehr noch war da das Gefühl von Dankbarkeit, dass ein solcher Gottesdienst mit Christen aus der weltweiten Kirche möglich war.

Hans Grauvogl