• Klimagerechtigkeit

Klimawandel in den Partnerkirchen

Ziel: 10.000 neue Mangroven am Indischen Ozean

Maro Micah Maua ist Sonderbeauftragter für Klimagerechtigkeit in Kenia. Dass der Pfarrerssohn sich auf vielen Ebenen so vehement für dieses Thema engagiert, geht auch auf das zurück, was er in seiner Kindheit erlebt hat.

„Verteilungskonflikte“ ist für ihn nicht nur ein Wort. Zusammen mit seinen fünf Geschwistern hat Maro Maua als Kind hautnah mitbekommen, wie die Pokomo und die Oromo in Kenias nördlichen Küstenbezirk Tana River, unweit der somalischen Grenze, um Wasser stritten. Ebenso hat der heute 29-Jährige schon früh in seinem Leben erfahren, wie es ist, wenn das Wasser eines Flusses plötzlich über die Ufer tritt und alles zerstört: „Eines Tages, kurz vor Ende der Schulferien, hörte ich Schreie unserer Nachbarn. Es waren Warnrufe an alle, sich in Sicherheit zu bringen. Der Fluss Tana war über die Ufer getreten und das Wasser floss in die Siedlung. Vor dem Haus war es bereits auf Knöchelhöhe. Wir mussten schnell all unsere Habseligkeiten packen und für zwei Wochen landeinwärts auf höher gelegenem Terrain zelten und auf Hilfe der Regierung und von Hilfsorganisationen warten. In dieser Zeit konnte ich an nichts anderes mehr als an die Sicherheit meiner Familie, an Nahrung, an Unterkunft und an Kleidung denken. Da alle Straßen beschädigt waren, dauerte es Wochen, bis ich wieder zurück zur Schule konnte.“ Diese Erfahrungen, sagt Maro Maua, seien für sein heutiges Engagement in Sachen Klimagerechtigkeit enorm wichtig.

Seine Ausbildung begann im lutherischen Kindergarten der Küstenstadt Mombasa. Dort arbeitete sein Vater als Pfarrer. Mit 11 Jahren kam er in ein Internat, fiel durch gute schulische Leistungen auf und ging seinen Weg bis zur Technischen Universität von Kenia in der Hauptstadt Nairobi. 2014 graduierte er mit einem Bachelor in Industrieller und Angewandter Chemie (Bachelor of Technology).

Während dieser Zeit engagierte Maua sich in der Jugendarbeit der Kenianischen Evangelisch-Lutherischen Kirche (KELC), bekleidete Ämter in der Jugendleitung auf regionaler wie auf nationaler Ebene und stellte fest: „Der Dienst in der Kirche prägt die moralische Autorität und formt die Werte und die Ethik, die von einer Gesellschaft erwartet werden. Kirche als Institution spielt eine proaktive Rolle bei der Gestaltung eines gerechten, friedlichen und transformativen Lebensstils in der Gesellschaft.“ Dass die KELC dabei ganz auf die Talente, die Fähigkeiten und das Fachwissen ihrer Jugend setzt und sie fördert, mache ihn „stolz“, sagt er.

An der Universität meldete er sich für ein Mentorenprogramm zum Thema „Klimawandel und Umwelt“ für jüngere Schülerinnen und Schüler. Dieses Engagement wurde zu seiner Passion: „Die Bekämpfung des Klimawandels ist von entscheidender Bedeutung, da sie alle anderen Ziele für nachhaltige Entwicklung miteinander verknüpft und zur Verwirklichung dieser Ziele beiträgt“, ist der Aktivist überzeugt. Um die Transformation in Gang zu bringen, vertritt er seine Positionen pointiert. Das hat ihm viel Anerkennung gebracht: Heute ist Maro Maua Vorsitzender des Klimawandel-Komitees der KELC. Zudem ist er Ansprechpartner für den Tana River Bezirk und für die kenianische Regierung, wenn es um Klimaschutz und Jugendinitiativen geht.

Als Jugenddelegierter seiner Kirche beim Lutherischen Weltbund nahm er 2021 zum ersten Mal an einer Weltklimakonferenz teil. Es war die COP26 in Glasgow. Maro Maua war virtuell dabei. Ein Jahr später in Ägypten war er vor Ort und einer der Redner*innen. Dabei, erinnert er sich, habe er erlebt „welch entscheidende Rolle glaubensbasierte Organisationen und vor allem die Jugend bei der Gestaltung der Entscheidungen spielen.“

Weniger gut sind seine Eindrücke von der 28. UN Klimakonferenz in Dubai: „Schon die Kommunikation war frustrierend, weil WhatsApp-Anrufe deaktiviert waren. Zudem musste man für jede Nebenveranstaltung die Genehmigung des Ministeriums für Toleranz einholen. Demonstrationen waren nicht zugelassen.“ Doch Maro Maua ist niemand, der den Kopf in den Sand steckt: „In der letzten Woche setzten wir Klimaaktivist*innen uns über alle Regeln hinweg und demonstrierten gegen Umweltverschmutzer und ihre Komplizen“, erzählt er.

Was die Wirkung seines Engagements auf seine kenianischen Landsleute angeht, ist Maro Maua optimistisch: „Immer mehr Menschen sind auf den Klimawandel aufmerksam geworden. Immer mehr Menschen steigen auf erneuerbare Energiequellen um. Die Menschen schützen die Artenvielfalt im Ozean und an Land, indem sie einheimische Bäume und Mangrovensetzlinge pflanzen. Abholzung gibt es immer seltener. Dafür machen sich immer mehr Gemeinden Gedanken über verantwortungsvolle Abfallentsorgung. Die Fortschritte sind enorm.“

Er selbst engagiert sich nicht nur in Gremien, sondern auch ganz praktisch und an allen Ecken und Enden, die mit Klimaschutz und Selbstermächtigung zu tun haben. Bis heute hat Maro Maua nach eigener Aussage „über 5000 Mangrovenbäume gepflanzt“. Und das soll weiter gehen: Noch in diesem Jahr will er weitere 10.000 Mangrovensetzlinge pflanzen. Zudem will der Aktivist bis August diesen Jahres eine Stiftung gründen, die sich ausschließlich auf die Förderung lokal geführter Initiativen konzentrieren soll. Er plant eine Kampagne für Nulltoleranz gegen Plastikverschmutzung in den Küstenbezirken und er will bei Landwirt*innen für nachhaltige Landwirtschaft werben, und sie dafür auch mit landwirtschaftlichen Betriebsmitteln wie Saatgut, Werkzeugen und Maschinen unterstützen. Als wäre das alles noch nicht genug, ist da noch sein Postgraduiertenstudium in Klimawandel- und Umweltpolitik. „Das möchte ich fortzusetzen, damit ich kompetenter werde. Denn ich beabsichtige, noch anspruchsvollere und herausforderndere internationale Rollen zu übernehmen“, kündigt er an. Nebenbei, so Maua, findet er aber auch Zeit für seine Hobbys Sport, Musik, Kochen und Reisen.

Die COP29 im November 2024 in Baku/Aserbeidschan hat der Aktivist fest im Blick. Bereits die Vorkonferenz vom 3. bis 13. Juni in Bonn will er aufmerksam verfolgen. „Die Sitzungen des Zwischenstaatlichen Verhandlungsausschusses zur Entwicklung eines Plastikvertrags sind enorm wegweisend.“

Ohne Zweifel: Maro Maua hat noch einiges vor. Und wer ihn kennt, wird bestätigen: Maro kommuniziert gern. Bereitwillig steht er Rede und Antwort zu den Themen, für die er brennt. Seine Einladung: „Sollten Leserinnen und Leser mit mir in Kontakt treten, Feedback geben, Partner sein oder meine Arbeit unterstützen wollen, können sie sich über meine WhatsApp-Nummer +254 729014882 oder meine E-Mail-Adresse maua.maro@yahoo.com melden.“

Klaus Dotzer
leitet bei Mission EineWelt das Referat Afrika

Maro Maua in den sozialen Medien:
https://x.com/MaroMaua/
https://instagram.com/maua_maro?igshid=OGQ5ZDc2ODk2ZA==
https://youtube.com/@maro_maua?si=lNva-oKzqAnglfZw

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