Nicht Flüchtlinge bekämpfen, sondern Fluchtursachen

Mission EineWelt mit Kurzandacht und Diskussionsabend zum Internationalen Tag der Menschenrechte in Nürnberg

Zum Internationalen Tag der Menschenrechte am 10. Dezember fordert das bayerische evangelische Partnerschaftscentrum Mission EineWelt dazu auf, nicht Flüchtlinge zu bekämpfen, sondern die Fluchtursachen.

„Asylrecht ist ein Menschenrecht. Wer in Deutschland Schutz sucht, muss auch die Möglichkeit dazu erhalten“, meint Pfarrerin Gisela Voltz, Referentin für entwicklungspolitische Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit bei Mission EineWelt. Das politische Geschachere um Flüchtlingsobergrenzen und Kontingente in der Europäischen Union finde sie angesichts der Not von Menschen, die größtenteils vor Krieg, Terror und Verfolgung fliehen, unerträglich. Anstatt Zäune zu bauen und sich weiter abzuschotten, wären legale und sichere Einreisewege für Geflüchtete die richtige Antwort, um beispielsweise dem Massensterben im Mittelmeer endlich ein Ende zu setzen. Weltweit trage Deutschland keineswegs die Hauptlast in der Aufnahme von Flüchtlingen, sondern neun von zehn Flüchtlingen lebten in Entwicklungsländern. Auch innerhalb Europas nähmen andere Länder wie Schweden, Österreich, Malta deutlich mehr Flüchtlinge im Verhältnis zur Bevölkerungszahl auf.

Die Menschen in Deutschland seien zum Teil viel weiter als die Politik, meint sie und lobt das tolle Engagement von vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, und die wichtige Arbeit von Kirchengemeinden zur Integration. Um der Unterkunfts- und Wohnungsnot für Flüchtlinge zu begegnen, wären vielerorts kirchliche Gebäude zur Verfügung gestellt worden, auch zwei Wohnungen von Mission EineWelt in Neuendettelsau.

„Es ist wichtig, nicht die Flüchtlinge zu bekämpfen, sondern die Fluchtursachen“, fügt Voltz hinzu. Im Hinblick auf die Fluchtursachen und deren Verschränkung mit europäischer Handels- und Wirtschaftspolitik verweist sie auf Punkt 5 der „Erklärung der Leitenden Geistlichen der evangelischen Landeskirchen Deutschlands“ vom 10. September 2015: „Mit Sorge sehen wir die Hintergründe und Ursachen der Flüchtlingsbewegungen: Klimaveränderungen, Kriege, Verfolgung, Zusammenbruch staatlicher Gewalt, extreme Armut. In diese Fluchtursachen ist auch unsere Gesellschaft vielfältig durch globale Handelsbeziehungen, Waffenlieferungen und nicht zuletzt durch einen Lebensstil, der die Ressourcen der Erde verbraucht, zutiefst verwickelt. Eine Umkehr von diesen ungerechten Verhältnissen ist an der Zeit.“

Deshalb sei es dringend notwendig, die gesamte europäische Außen-, Handels- und Agrarpolitik auf entwicklungsschädliche Folgen für die Herkunftsländer von Flüchtlingen und Entwicklungsländer zu überprüfen sowie Waffenexporte in Krisenregionen zu unterbinden, so Voltz. Auch das geplante Freihandelsabkommen TTIP zwischen EU und USA gefährde Armutsbekämpfung, Nachhaltigkeit, Fairen Handel und Demokratie. TTIP drohe die Armut im Süden zu verschärfen und die Schere zwischen Arm und Reich zu vergrößern. Sie bete dafür, dass die Staatschefs bei der aktuell stattfindenden UN-Klimakonferenz in Paris ehrgeizige und verbindliche Schritte und Ziele vereinbaren, um den bereits spürbaren Klimawandel einzudämmen und damit die Zahl der zukünftigen Klima-Flüchtlinge zu reduzieren.

Veranstaltungen zum Menschenrechtstag in Nürnberg

Am kommenden Donnerstag (10. Dezember) veranstaltet Mission EineWelt in Kooperation mit dem Menschenrechtsbüro und der Evangelischen Stadtakademie einen Diskussionsabend zum Thema „Rette sich, wer kann? Konsequenzen aus dem Scheitern europäischer Flüchtlingspolitik“ mit der MdEP Barbara Lochbihler um 19.30 Uhr im „Haus eckstein“, Burgstr. 1-3 in Nürnberg.

Dort ist im Foyer auch bis zum 18. Januar 2016 die neue Ausstellung von Mission EineWelt zum Thema „auf und davon. Flucht und Migration“ zu sehen. Begleitend zur Ausstellung gibt es eine neue Website mit weiteren Hintergrundinformationen und einem Online-Spiel unter www.flucht-und-migration.org

Bereits um 17.00 Uhr gestaltet Mission EineWelt eine Kurzandacht zum Thema in der Nürnberger St. Lorenzkirche

Nachfragen bitte an
Pfarrerin Gisela Voltz, Entwicklungspolitische Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel. 0911 36672-0 oder E-Mail an

Zusatzinformationen

Position von Mission EineWelt zu Flucht und Migration:

  • europäisches Asylrecht auf der Grundlage von Solidarität und Menschenrechten
  • Abschaffung des Dublin-Systems – für eine freie Wahl des Asyllandes (Free choice)
  • sichere und legale Einreisewege für Schutzsuchende nach Europa
  • faires Asylverfahren und individuelle Prüfung gewährleisten
  • keine Verschärfung/Einschränkung des Asylrechts
  • schneller Zugang zu Deutschkursen, Ausbildung und Arbeitsmarkt
  • Zugang zu angemessenem Wohnraum und vollständiger Gesundheitsversorgung
  • wirksame Bleiberechtsregelungen für Geduldete
  • Überprüfung der europäischen Außen-, Handels- und Agrarpolitik auf entwicklungsschädliche Folgen für die Herkunftsländer, Waffenexporte unterbinden
  • modernes Zuwanderungsrecht

Vollständige Erklärung der Leitenden Geistlichen der evangelischen Landeskirchen Deutschlands unter:
Gemeinsame Erklärung (PDF)