Präsidentin der bayerischen Landessynode zu Besuch bei Mission EineWelt

„Bei strukturellen und organisatorischen Entscheidungen in der Kirche ist es wichtig, sich vorher Gedanken über die theologische Grundlegung zu machen.“ Annekathrin Preidel, Präsidentin der evangelischen Landessynode in Bayern, sieht ein Problem darin, erst Strukturen zu schaffen und sich dann eine theologische Begründung zu überlegen. Bei einem Besuch am Dienstag im Partnerschaftszentrum Mission EineWelt (MEW) machte Preidel deutlich, dass sie großen Wert auf Effizienz und Vernetzung legt.

Wie denn die Arbeit von Mission EineWelt an die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) angedockt sei, war ihre erste Frage an den Leitungskreis der kirchlichen Einrichtung in Neuendettelsau. Die Antworten zeigten, dass es in fast allen Bereichen enge Arbeitsbezüge zur bundesdeutschen Kirchenzentrale in Hannover gibt. Preidel freute sich darüber, dass MEW-Direktorin Gabriele Hoerschelmann in die EKD-Synode gewählt worden ist. Vernetzung, so Preidel, sei regional, überregional und weltweit wichtig.

Nachdem sich alle MEW-Arbeitsbereiche mit ihren zentralen Aufgaben und Anliegen vorgestellt hatten, betonte die Synodalpräsidentin die Wichtigkeit einer globalen Vernetzung der bayerischen Landeskirche bis hin in die Kirchengemeinden. Durch die Öffnung für weltweite Themen und Anforderungen werde der Blick beispielsweise auch in eher dörflichen Strukturen geweitet. Sie freue sich darüber, dass mit Christian Schmidt ein ehemaliger Mitarbeiter von Mission EineWelt nun in ihrer Heimatgemeinde Eltersdorf bei Erlangen als Pfarrer arbeite. Er bringe mit seiner langjährigen Erfahrung in Singapur einen neuen Blick in die Arbeit der Kirchengemeinde.

Über die Folgen der anstehenden Veränderungen, die durch den demographischen Wandel auch die Arbeit der bayerischen Landeskirche beeinflussen werden, konnte Preidel noch keine verlässlichen Prognosen geben. Es sei noch zu früh für belastbare Aussagen. Preidel betonte, dass sie sich gemeinsam mit Mission EineWelt bei den anstehenden Entscheidungen für die besonderen Anforderungen einsetzen will, denen ein weltweit engagiertes Zentrum gerecht werden muss.

Nach einem eineinhalbstündigen Gespräch mit dem Leitungsgremium von Mission EineWelt stellte sich Preidel in der Tagungsstätte kurz den Mitarbeitenden vor und wurde anschließend bei ihrem ersten Besuch durch Bibliothek, Ausstellung und Weltladen des Partnerschaftszentrums geführt. Mit einem gemeinsamen Mittagessen endete der Besuch der Synodenpräsidentin.

Am vergangenen Samstag fand in Hannover ein kilometerlanger Protestzug gegen die geplanten Freihandelsabkommen TTIP und CETA statt.

Grund für die Aktion war der anstehende Besuch des US-amerikanischen Präsidenten Barack Obama auf der Hannover Messe, und die darauf folgenden Gespräche zu der geplanten Freihandelszone zwischen ihm und der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Über dreißig Traktoren führen die Demonstration gegen TTIP am 23. April 2016 in Hannover an.

Über dreißig Traktoren führen die Demonstration gegen TTIP an.

Bereits vor Wochen hatten Gewerkschaften, Umweltverbände und mehrere bäuerliche und kirchliche Organisationen, darunter auch das Centrum Mission EineWelt, zu den Demonstrationen gegen TTIP und CETA in der niedersächsischen Hauptstadt aufgerufen. Gefolgt waren der Aufforderung zum kreativen und friedlichen Protest am 23. April mehrere tausend Menschen aus ganz Europa und Übersee. Angeführt von über dreißig Traktoren zogen sie mit bunten Bannern und Slogans wie „Stoppt TTIP“ durch die Innenstadt und forderten weltweit faire Handelsbeziehungen, die sich an Arbeitnehmerrechten, Umwelt-, Sozial- und Verbraucherstandards statt an Konzerinteressen orientieren.

Ein wichtiges Thema der Proteste war die Auswirkung des geplanten Abkommens auf den Globalen Süden. Dieser gewinnt seit Jahren immer mehr an Stärke, während die gleichzeitig laufenden Verhandlungen, die Weltwirtschaft durch die Welthandelsorganisation (WTO) zu regeln, scheitern. Doch „umso mächtiger die entsprechenden Länder werden, umso mehr bemühen sich die Weltmächte, ihre bedrohte Vormachtstellung zu erhalten“, betont Angela Müller, Agrarexpertin von Mission EineWelt. „TTIP ist ein geopolitisches Abkommen. Die USA und alle EU-Mitgliedstaaten würden von einer umfassenden Transatlantischen Handels- und Investitionspartnerschaft in erheblichem Umfang profitieren. Der Globale Süden würde ausgegrenzt“, so Müller weiter. Zu einer ähnlichen Erkenntnis gelangt eine Studie der Bertelsmannstiftung. Laut den darin veröffentlichten Ergebnissen würde beispielsweise das Pro-Kopf-Einkommen in nahezu allen Entwicklungsländern durch TTIP deutlich zurückgehen.

Und auch in Deutschland bangen Bäuerinnen und Bauern um ihre Zukunft. „Prognosen zufolge soll die Wertschöpfung der deutschen Landwirtschaft durch TTIP um 0,7 Prozent zurückgehen. Die Ausrichtung auf den Export würde sich dadurch weiter verschärfen“, klärt die Agrarexpertin von Mission EineWelt auf. Der bereits bestehende Strukturwandel in der Landwirtschaft würde sich ihrer Meinung nach dadurch auf Kosten bäuerlicher Betriebe und handwerklicher Lebensmittelverarbeiter erheblich beschleunigen.

Agrarexpertin Angela Müller im Gespräch mit dem niedersächsischen Landwirtschaftsminister Christian Meyer

Agrarexpertin Angela Müller (Mission EineWelt) im Gespräch mit dem niedersächsischen Landwirtschaftsminister Christian Meyer.

Die Brisanz des Themas zeigte auch die Teilnahme des niedersächsischen Landwirtschaftsminister Christian Meyer an den Protesten. Er bestätigte dem Centrum Mission EineWelt, das sich weltweit durch Kampagnen-, Lobby- und Advocacy-Arbeit für einen gerechten Handel einsetzt, dass der „Druck von der Straße“ sehr wichtig sei. Nur wenn der Protest in der Zivilbevölkerung weiter zunehme, könnten die entsprechenden Abkommen verhindert werden. Erste kleine Zugeständnisse wurden auf Grund der Demonstrationen durch die EU bereits gemacht. „Dennoch besteht weiterhin die Absicht, die Abkommen ohne Einbeziehung der Parlamente in Kraft zu setzen, da diese die Zustimmung kippen könnten“, schließt Angela Müller.

Link zur erwähnten Studie: http://www.bertelsmann-stiftung.de/

Am heutigen Freitag, 22. April, findet in über 175 Ländern der Tag der Erde, der sogenannte „Earth Day“, statt.

Der 1970 erstmals ins Leben gerufene Aktionstag, der seit den 1990er Jahren als internationale Kampagne begangen wird, widmet sich den Themen Natur, Umwelt, Klima- und Artenschutz. 2016 steht er unter dem Motto „Mein Essen verändert die Welt! Bewusst genießen, bio, regional, fair“. Es geht um unsere Ernährung und um die Frage, wie die sich nachhaltig gestalten lässt.

Die Menschen sollen dazu angeregt werden, ihr Konsumverhalten zu überdenken. Geworben wird für einen verantwortungsbewussten Lebensstil. Alle sind dazu aufgerufen, ihren Umgang mit Ressourcen und ihre Müllproduktion kritisch zu hinterfragen. In Deutschland beteiligen sich vor allem Schulen, Universitäten, Umweltschutzverbände und -organisationen an den Aktionen.

Nachhaltig Handeln weltweit

Mission EineWelt tritt für einen gerechten, ökologischen Anbau, für den Schutz der Umwelt sowie die Bewahrung der biologischen Vielfalt weltweit ein. Durch Bildungs-, Advocacy- und Kampagnenarbeit wird auf die politisch Verantwortlichen eingewirkt und zum nachhaltigen Handeln aufgefordert.

Doch nicht nur im Centrum für Partnerschaft, Entwicklung und Mission der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern steht das Thema auf der Tagesordnung. Auch in den Partnerkirchen selbst werden Missstände thematisiert und nach Lösungen gesucht. In Argentinien mahnt beispielsweise der Agrarfachmann Manolo Palazuelos: „Die Bodenqualität sinkt durch den großflächigen Anbau von Monokulturen wie Soja bei uns dramatisch. Die Anbauflächen werden zunehmend schlechter.“ In dem südamerikanischen Land ist die landwirtschaftliche Fläche für den Anbau von Monokulturen in 40 Jahren von 400.000 Hektar (ha) auf 28 Millionen ha gestiegen. „Momentan rechnen wir damit, dass sich die Bodenqualität bereits um 30 Prozent verringert hat.“, betont der Agrarfachmann. Diese drastische Entwicklung nahm auch der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Argentinien, Carlos Duarte, zum Anlass, einen pastoralen Brief zur Landwirtschaft zu veröffentlichen. In dem nachfolgenden Interview mit Hans Zeller, Lateinamerika-Referent von Mission EineWelt, erklärt er seine Absichten.

Interview mit Carlos Duarte, Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Argentinien

Herr Duarte, Sie haben einen pastoralen Brief zur Landwirtschaft geschrieben. Was hat Sie dazu bewegt?

Die Landwirtschaft hat sich in Argentinien mit großer Geschwindigkeit verändert. In den 1970er Jahren hatten wir in Argentinien einen Anbau von Soja in der Größenordnung von 400.000 Hektar (ha) und es gab fast keinen Anbau von genveränderten Saatgut. Heute sind wir bei ca. 28 Millionen ha Anbau von genveränderten Soja angelangt. Diese Entwicklung hat die gesamte landwirtschaftliche Struktur verändert.

Was hat sich dadurch in den ländlichen Räumen verändert?

Früher war es so, dass die Bauern auch auf dem Land gelebt haben. Inzwischen ist aber der Boden zu einer reinen Sache geworden. Es wird nicht mehr nach der Bodenqualität gefragt, sondern entscheidend sind die kurzfristigen ökonomischen Ziele geworden. Eigentümer der großen Ländereien sind reiche Leute aus der Stadt und sie lassen das Land durch Lohnunternehmen bewirtschaften. Dadurch ist die Verbindung zur Erde unterbrochen.

Warum nehmen Sie als Pfarrer dazu Stellung?

Ich gehe davon aus, dass Gott sein Schöpfung uns Menschen als Geschenk überlassen hat. Paulus schreibt, dass die ganze Schöpfung seufzt und sich nach Erlösung sehnt. Das können wir von den Indigenen Völkern lernen. Sie leben in der Harmonie mit der Schöpfung. Es ist eine gelebte Verbindung mit der Erde und dies zieht dann auch ein gesundes Leben nach sich. Meine Idee ist, dass wir mit der Natur in einer Gemeinschaft leben.

Welche Konsequenzen ergeben sich daraus?

Früher hatten die Bauern 20 Kühe und kannten jede Kuh beim Namen. Heute ist es anders. Die Tiere sind zu einer Nummer geworden. Es besteht kein direkter Bezug mehr zu den Tieren.

Was schlagen Sie vor, dass sich verändern müsste?

Im Alten Testament gibt es viele Vorschläge für den Umgang mit der Natur. Diese Vorschläge sind sicher nicht mehr zeitgerecht. Deshalb sollte auf theologischer Grundlage eine Orientierung für den Umgang mit der Schöpfung erarbeitet werden. Dabei können wir auf Erfahrungen der Indigenen Völker zurückgreifen. Das gemeinsame Essen, wie es auch im Sakrament des heiligen Abendmahls vorgegeben ist, könnte ein Beispiel sein.

(Das Interview führte Hans Zeller, Lateinamerika-Referent von Mission EineWelt)

Aktuell findet in Ansbach die Frühjahrssynode der Evang.-Luth. Kirche in Bayern unter dem Motto „Lug ins Land, Kirche! – Kirche in ländlichen Räumen“ statt. Am Dienstagsmarkt, der gestern im Rahmen der Tagung  im Kulturzentrum Ansbach stattgefunden hat, war auch Mission EineWelt vertreten. Mit einem Informationsstand wurden den mehr als 100 Synodalen die Angebote des Centrums näher gebracht. In Geprächen – unter anderem mit dem Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm und mit der Synodalpräsidentin Annekathrin Preidel – wurde der Auftrag des Centrums, Herausforderungen und anstehende Projekte diskutiert.

Eindrücke von der Veranstaltung finden Sie hier …

 

Pressegespräch stellt in Nürnberg Forderungen des Agrarbündnisses Bayern vor

Unter der Überschrift „Solidarität mit den Milchbäuerinnen und –bauern“ lädt das Agrarbündnis Bayern am kommenden Mittwoch, 13. April, zu einem Pressegespräch ins Literaturhauscafé in Nürnberg ein. Vertreterinnen und Vertreter von Mission EineWelt, Bund Naturschutz in Bayern und die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) Franken werden Rede und Antwort stehen.

Anlässlich der Agrarministerkonferenz, die unter Vorsitz von Agrarminister Till Backhaus am gleichen Tag in Mecklenburg-Vorpommern beginnt, möchte das Agrarbündnis Bayern auf die Lage der Milchbauern aufmerksam machen. In Bayern hält noch etwa ein Drittel der Betriebe Kühe. Bauernhöfe, regionale Lebensmittelversorgung und Wiesenlandschaften sind jedoch wegen Tiefstpreisen in ihrer Existenz gefährdet.

Die Agrarpolitik hat ebenso weltweite Folgen, auch für Entwicklungsländer. Deshalb ist die Landwirtschaftsexpertin des Partnerschaftszentrums Mission EineWelt, Angela Müller, bei dem Pressegespräch dabei. Nach ihren Worten hat die Europäische Union (EU) ihre Milchproduktion 2015 stärker gesteigert als der Rest der Welt zusammen. Schon zuvor sei mehr produziert worden, als im Binnenmarkt verbraucht wird. Deshalb dominiere die EU den globalen Milchmarkt. Wenn die EU ihre Exporte weiter ausdehne, verfielen wegen des Überangebots weltweit die Preise. Nach Recherchen Müllers gehe der Großteil der europäischen Milchexporte in Entwicklungs- und Schwellenländer, 28 Prozent alleine nach Afrika. Die Exportorientierung der EU sei verheerend. „In den Zielländern untergraben billige Importe den dringend notwendigen Erhalt und weiteren Ausbau einer regional verankerten Land- und Lebensmittelwirtschaft“, so Angela Müller.

Bei dem Pressegespräch in Nürnberg am Mittwoch 13.04.2016, 11.00 Uhr Literaturhauscafé (Luitpoldstraße 6, 90402 Nürnberg, Telefon: 0911 2342658) werden die aktuellen Forderungen des Agrarbündnisses Bayern vorgestellt.

Gesprächspartner sind:
Hubert Weiger, Landesvorsitzender Bund Naturschutz (BN)
Angela Müller, Mission EineWelt
Isabella Hirsch, Vorsitzende AbL Franken
und Richard Mergner, BN Landesbeauftragter.

Das Partnerschaftszentrum zeigt am 27. April 2016 das Filmdrama aus Mali

„Timbuktu“ heißt der Film, den Mission EineWelt im April in seiner Reihe Mittwochskino zeigt. In dem Drama, das nach einer berühmten Stadt im westafrikanischen Mali benannt ist, geht es um islamistische Fundamentalisten, die die Oasenstadt übernommen haben und die religiösen Gesetze der Sharia einführen. Die Menschen dürfen nicht mehr rauchen, musizieren und Fußball spielen; die Frauen müssen sich verschleiern und auf dem Markt Handschuhe zu tragen. In einem Zelt wohnt der Beduine Kidane zusammen mit seiner Frau Satima, seiner Tochter Toya und einem 12-jährigen Hirtenjungen. Kidane begeht einen Fehler und tötet nach einem Streit den Fischer Amadou. Von da an bricht der islamistische Terror über die friedliebende Familie herein.

Timbuktu wurde vor einigen Jahren von Terroristen beherrscht. Davon erzählt der in Frankreich lebende und in Mali aufgewachsene Regisseur Abderrahmane Sissako in seinem Film. Mit Ironie schildert er in dem Drama die brutale Wirklichkeit der islamistischen Gewaltherrschaft und der Zerstörung einer eigentlich geeinten Stadt, die nach jahrzehntelangen Konflikten gerade erst zur Ruhe gekommen war.

„Timbuktu“ ist am Mittwoch, 27. April 2016, um 19.30 Uhr im Otto-Kuhr-Saal (Hauptstraße 2 in Neuendettelsau) zu sehen. Der Eintritt ist frei.