Die neue und alte Kirchenleitung in Honduras: Kirchenpräsident Pastor Julia Caballero, Generalsekretärin Gloria Rodriguez, Schatzmeisterin María Baca, Rechts- und Finanzbeauftragte Suamy Ortega mit Pastorin Belinda Colindres und Rosalinda Domínguez (v.l.n.r.)

Die neue und alte Kirchenleitung in Honduras: Kirchenpräsident Pastor Julio Caballero, Generalsekretärin Gloria Rodriguez, Schatzmeisterin María Baca, Rechts- und Finanzbeauftragte Suamy Ortega mit den beiden Beisitzerinnen Pastorin Belinda Colindres und Rosalinda Domínguez (v.l.n.r.)

Pastor Julio César Caballero Calidonio (kurz: Julio Caballero) ist der neue und alte Kirchenpräsident der Iglesia Cristiana Luterana de Honduras (ICLH, Christlich-Lutherische Kirche in Honduras). Er wurde Ende Juni im Rahmen der Vollversammlung der ICLH in Tegucigalpa, der Hauptstadt des zentralamerikanischen Staates Honduras, für eine zweite Amtszeit bestätigt. Zur Generalsekretärin wurde, ebenfalls zum zweiten Mal, Gloria Erlinda Rodríguez Ramiréz gewählt. Auch María Inés Baca Canales als Schatzmeisterin wurde erneut im Amt bestätigt. Neu im Gremium sind die für Rechts- und Finanzfragen der Kirche zuständige Suamy Julissa Ortega Aguilar sowie die beiden Beisitzerinnen Pastorin Belinda Elizabeth Colindres Matamores und Rosalinda Domínguez. 

Alle zwei Jahre wählt die Vollversammlung der lutherischen Kirche in Honduras ihr Leitungsgremium neu. „Die Wiederwahl von gleich drei Personen in dem sechsköpfigen Gremium spricht für das Vertrauen, das sich die Kirchenleitung in der letzten Amtsperiode erworben hat„, erklärt Pfarrerin Kerstin Schönleben, die Leiterin des Referates Lateinamerika bei Mission EineWelt.

Mit Kirchenpräsident Julio Caballero zusammenzuarbeiten, ist immer inspirierend„, meint Schönleben. „Als jemand, der selbst inmitten eines von Armut geprägten Viertels in San Pedro Sula – lange die gewalttätigste Stadt der Welt – großgeworden ist, weiß er wie nur wenige Andere, welche Kraft in einer Weitergabe der biblischen Zusage von Heil und Frieden in Wort und Tat liegt“, freut sich Kerstin Schönleben auf die weitere gute Zusammenarbeit mit den alten und neuen Mitgliedern der ICLH.

Die Christliche-Lutherische Kirche in Honduras gehört zur Gemeinschaft Lutherischer Kirchen in Zentralamerika (Comunión de Iglesias Luteranas de Centroamerica, CILCA). Die CILCA ist ein Zusammenschluss aus mehreren Kirchen Zentralamerikas. Ihr gehören die lutherischen Kirchen von Costa Rica, El Salvador, Honduras und Nicaragua an. Bereits seit 1995 unterhält die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern (ELKB) über ihr Partnerschaftscentrum Mission EineWelt partnerschaftliche Beziehungen zu den Kirchen des CILCA-Verbundes. Erst kürzlich hatte eine Delegation von CILCA-Vertreter*innen Mission EineWelt besucht, um u.a. am Deutschen Evangelischen Kirchentag in Nürnberg teilzunehmen und sich mit bayerischen Partnerschaftsgruppen auszutauschen.

Vollversammlung der ICLH vom 23. bis 25. Juni 2023Copyright Foto: ICLH

Vollversammlung der ICLH vom 23. bis 25. Juni 2023

 

 

 

1. Reihe v.l.n.r.: Julio Caballero (Honduras), Karen Castillo (Guatemala), Katia Cortez (Nicaragua), Concepcion Angel (El Salvador), Victoria Cortez (Nicaragua) und Jeanette Perez Chavarria (Costa Rica); 2. Reihe v.l.n.r.: Wolfgang Schürger, Kerstin Schönleben, Ilo Utech (Nicaragua) und Rolando Ortez (Honduras)

1. Reihe v.l.n.r.: Julio Caballero (Honduras), Karen Castillo (Guatemala), Katia Cortez (Nicaragua), Concepcion Angel (El Salvador), Victoria Cortez (Nicaragua) und Jeanette Perez Chavarria (Costa Rica); 2. Reihe v.l.n.r.: Wolfgang Schürger, Kerstin Schönleben, Ilo Utech (Nicaragua) und Rolando Ortez (Honduras)

 

Kirchenrat Dr. Wolfgang Schürger, der Beauftragte für Umwelt- und Klimaverantwortung in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (ELKB), hat sich kürzlich mit Vertreter*innen aus den Kirchen Mittelamerikas getroffen, um über die globalen Herausforderungen des Klimawandels auch für die Kirche in Bayern zu sprechen. Die Gäste aus der Gemeinschaft Lutherischer Kirchen in Zentralamerika (Comunión de Iglesias Luteranas de Centro América, CILCA) waren im Rahmen des Deutschen Evangelischen Kirchentages nach Nürnberg und Neuendettelsau gekommen, u.a. um sich hier mit den deutschen Partnerschaftsbeauftragten für die Beziehungen zwischen bayerischen Dekanaten und den zentralamerikanischen Ländern zu treffen. Neben der Teilnahme an Veranstaltungen des Kirchentages und den Besuchen in bayerischen Gemeinden stand ein vielfältiges innerkirchliches Informations- und Vernetzungsprogramm auf der Tagesordnung der kleinen Gruppe.

Bei dem Treffen mit Wolfgang Schürger ging es vor allem um die Strategie der ELKB im Umgang mit den jetzt schon spürbaren Folgen des Klimawandels in Deutschland, wie etwa der zunehmenden Trockenzeit, dem Anstieg des Meeresspiegels an deutschen Küsten und dem zu frühen Einsetzen der Vegetationsperiode. Schürger fragte auch nach der Verantwortung von uns Christ*innen bei der Bewahrung von Gottes guter Schöpfung. Die CILCA-Teilnehmenden teilten Erfahrungen aus ihren Ländern und berichteten von Ernteausfällen, der Zunahme von Naturkatastrophen wie Wirbelstürmen und Starkregen sowie der zunehmenden Verstädterung und Industrialisierung mit allen ihren sozialen Folgen.

Sowohl in Bayern als auch in den CILCA-Ländern laufen bereits Programme zur Abmilderung der Klimawandelfolgen für Mensch und Umwelt. Schürger erklärte, dass die ELKB bis 2025 Klimaneutralität anstrebe und derzeit mit einer Umstrukturierung von kirchlichen Einrichtungen beschäftigt sei. Das Beschaffungswesen, die Mobilität kirchlicher Mitarbeitender sowie die energetische Sanierung kirchlicher Liegenschaften stünden auf dem Prüfstand, um das Ziel bis 2025 erreichen zu können, erklärte Schürger. Die zentralamerikanischen Kirchen arbeiten ihrerseits an Sensibilisierung und Katastrophenprävention, aber auch an sehr konkreten Formen der CO²-Reduktion wie der Installation von speziellen Kochherden für Familien im ländlichen Raum, dies in Zusammenarbeit mit dem kirchlichen Kompensationsfond Klima-Kollekte.

Die Gäste aus Zentralamerika zeigten sich interessiert an den kirchlichen Programmen zum Umwelt- und Klimaschutz wie etwa dem „Grünen Gockel“ und diskutierten angeregt über Möglichkeiten, diese und ähnliche Projekte auch in ihren Ländern durchzuführen. „Klimagerechtigkeit ist ein Thema, das uns hier in Bayern mit unseren Partnern in den CILCA-Ländern vereint“, sagte Kerstin Schönleben, Leiterin des Referates Lateinamerika bei Mission EineWelt. „Wir alle müssen etwas tun, um unsere Umwelt besser zu schützen und den Klimawandel zu bekämpfen“, so Schönleben.

Mission EineWelt wird sich ab 2024 verstärkt mit dem Thema Klimagerechtigkeit auseinandersetzen und dabei vor allem auf die Erfahrungen und Ressourcen von Menschen in seinen Partnerkirchen in Lateinamerika, Afrika und dem Pazifik zurückgreifen.

Mission EineWelt entsendet 2016 insgesamt 36 junge Erwachsene für einen einjährigen Nord-Süd-Freiwilligendienst in die Partnerkirchen

Seit über 20 Jahren gibt es den Internationalen Evangelischen Freiwilligendienst, kurz IEF, von Mission EineWelt bzw. Vorgängerorganisationen. Jedes Jahr werden über das Programm mehrere Dutzend 18- bis 28-Jährige ins Ausland geschickt. Dort unterstützen sie während eines einjährigen Freiwilligendienstes unter anderem Kindergärten, Schulen oder sozialen Einrichtungen der Partnerkirchen. Im Sommer findet der alljährliche Wechsel statt. Die im Vorjahr Ausgereisten kommen nach Deutschland zurück und werden in den Kreis der Rückkehrenden aufgenommen. Die „Neuen“ brechen auf. So auch in diesem Jahr: 26 junge Frauen und Männer sind bereits in Lateinamerika, Afrika, Asien und im Pazifik, weitere 10 folgen in Kürze.

Foto: Dr. Gabriele Hoerschelmann und Dr. Bedford-Strom während einer Mittelamerikareise

Dr. Gabriele Hoerschelmann, Direktorin von Mission EineWelt, und Dr. Bedford-Strohm, Landesbischof der Evang.-Luth. Kirche in Bayern besichtigen die Einsatzstelle der Freiwilligen während einer Mittelamerikareise.

Die Vorbereitung auf die Fremde in Übersee findet im Vorfeld über das Centrum Mission EineWelt statt. Und auch die Einsatzstellen sind vor der Ausreise bekannt. Doch was die Freiwilligen in den Partnerkirchen wirklich erwartet, davon haben wenige eine konkrete Vorstellung. Erfassbar wird das für die jungen Erwachsenen oft erst vor Ort. Denn dort begegnen sie anderen Kulturen und Menschen und arbeiten zum Teil in ganz neuen und unbekannten Tätigkeitsbereichen mit. Wie das konkret aussieht, davon konnten sich im August unter anderem Dr. Gabriele Hoerschelmann, Direktorin von Mission EineWelt, sowie der Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Dr. Heinrich Bedford-Strohm, ein Bild machen. Bei einem Besuch mehrerer Partnerkirchen in Mittelamerika trafen sie auf zwei junge Frauen aus Bayern. Katrin Vogelmann und Lea Kraus stammen gebürtig aus Schwaben und Oberbayern. Seit einem Jahr leben beide allerdings in Nicaragua. Als Freiwillige des Jahrgangs 2015/2016 waren sie bis Anfang des Monats aktiv im Dienst der lutherischen Kirche „Glaube und Hoffnung“, haben Kinder und Jugendliche betreut, Gottesdienste gestaltet und waren aktiv in das Gemeindeleben eingebunden.

Während Lea Kraus dabei überwiegend in der nordwestlich gelegenen Gemeinde „Estambul“ eingesetzt wurde, assistierte Katrin Vogelmann in einer Schule der lutherischen Kirche in der Hauptstadt. „Englisch und Religion, das waren die Fächer, für die ich verantwortlich war“, so Vogelmann. Als zusätzliche Lehrkraft war sie für rund 80 Kinder der dritten bis sechsten Klasse eine wichtige Bezugsperson. Ihre Arbeit, so die 20-Jährige rückblickend, hätte ihr wahnsinnig viel Spaß gemacht und sie vermisse die Menschen aus ihrer Einsatzstelle schon jetzt.

Foto: Einsatzstelle der Freiwilligen

Die Freiwillige Katrin Vogelmann in ihrer Einsatzstelle, einer Schule im Randbezirk von Managua.

Während des Besuchs der bayerischen Delegation begleitete die junge Frau zusammen mit Lea Kraus die Gruppe sowohl durch die lutherischen Gemeinden im Land als auch an ihre ehemalige Schule. Dabei wurde schnell ersichtlich, wie sehr auch die Schülerinnen und Schüler die Freiwillige ins Herz geschlossen haben. Viele Kinder stürmten voller Begeisterung auf Katrin Vogelmann zu, als sie den Schulhof mit den Gästen betrat. Es folgten Umarmungen und Gespräche mit den anderen Lehrkräften, von denen sich die junge Frau eigentlich schon verabschiedet hatte. Denn: In Kürze wird auch hier eine neue Freiwillige ihre Position übernehmen.

Mehr Informationen zu dem Freiwilligenprogramm

Ansprechpartner: Blanche Cathérine Zins

Mail:

Website: Mit Mission EineWelt ein Jahr freiwillig ins Ausland

Infotage für einen Freiwilligendienst 2017/2018:

  • 22.10.2016 von 10 bis 15 Uhr: München im EineWelt-Haus
  • 29.10.2016 von 10 bis 15 Uhr: Nürnberg am im Caritas-Pirkheimer-Haus

Eine Anmeldung im Vorfeld ist für die Veranstaltungen nicht nötig.

Zwei Brasilianer lernten in Altendettelsau Blechblasinstrumente zu reparieren

Karl Scherzer hat einen etwas sperrig klingenden Beruf, aber sein Wissen ist weltweit gefragt. Karl Scherzer ist Meister im Metallblasinstrumentenmacher-Handwerk und hat eine Werkstatt im mittelfränkischen Altendettelsau. Zu einem dreimonatigen Praktikum waren nun Cleiton Luan Fruhauf und Rafael Pagung aus Brasilien bei dem Instrumentenfachmann. Die Reparaturen von Posaunen und Trompeten verschlingen Unsummen und belasten die Budgets einzelner Chöre in Brasilien sehr. Wegen der hohen Kosten werden Instrumente nicht repariert und fallen deshalb aus. Der brasilianische Posaunenchorverband Obra Acordai möchte aus diesem Grund beschädigte Instrumente in Zukunft selbst reparieren. Metallbauer Cleiton (22) und Musiklehrer Rafael (24) wurden deshalb auf Vermittlung von Mission EineWelt nach Altendettelsau geschickt, um in der Blechbläserwerkstatt „Musik Scherzer“ die wichtigsten Handgriffe zu lernen, um Blechblasinstrumente instand zu setzen.

„Im brasilianischen Verband steht neben den klassischen Aufgaben die Herausgabe eines neuen Chorbuches an“, erzählt Rafael und betont, dass damit die Gesangbuchlieder auch musikalisch durch die Chöre begleitet werden können. „Die Unterstützung beim Aufbau neuer Gruppen ist ein Schwerpunkt. Ebenso die Beratung beim Instrumentenkauf und neuerdings dann auch bei der Reparatur der Blechinstrumente“, benennt Fruhauf als Aufgaben seines Verbandes. Rafael Pagung wird im Bundesstaat Espirito Santo und Cleiton Fruhauf in den drei südlichen Bundesstaaten Paraná, Santa Catarina und Rio Grande do Sul die Reparaturen durchführen. „Posaunenchorarbeit ist Jugendarbeit. Denn bereits siebenjährige Kinder erlernen das Posaunenspiel“, erzählen beide begeistert.

Werktags waren die jungen Brasilianer jeden Morgen in der Werkstatt von Karl Scherzer. Sie nehmen nun Grundkenntnisse im Bereich des Instrumentenbaus und der -reparatur mit nach Südamerika. Sehr zugute kam ihnen dabei, dass sie beide ein Blasinstrument spielen. Nach Einschätzung von Heidi Widder, die in der Werkstatt mitarbeitet, seien beide Brasilianer an Trompete und Posaune sehr gute Musiker. Sie seien in ihrer Freizeit musikalisch sehr aktiv gewesen. „Sie spielten in Neuendettelsau in der Blaskapelle der Freiwilligen Feuerwehr und im Posaunenchor der Kirchengemeinde St. Nikolai mit“, berichtet Widder. Sie hätten als Musikanten die Neuendettelsauer Kirchweih und das Floriansfest mitgefeiert sowie verschiedene Gottesdienste unterstützt. „Wer Musik macht, ist überall gleich daheim.“ Ende April nahmen Fruhauf und Pagung am  Landesposaunentag in Dresden teil. Mehr als 20.000 Bläser ließen im Rund des Dresdner Fußballstadions ihre Instrumente zur Ehre Gottes erklingen. „Ein prickelndes Erlebnis“, waren sich beide einig. Cleiton Fruhauf trug mit seiner Trompete und Rafael Pagung mit seiner Bassposaune dazu bei. Bei den landesweiten Treffen in Brasilien sind es 500 Bläser. Mit der Ausbildung in Altendettelsau wurde der Grundstein gelegt, dass Rafael und Cleiton dieses Handwerk in Brasilien ausbauen können. Möglicherweise entstehen dabei eigene Werkstätten wie die von Dickson Hermas im Berufsausbildungszentrum im tansanischen Hai. Hermas war bereits 2012 für drei Monate in der  Altendettelsauer Werkstatt. Er hat wie die Brasilianer die handwerkliche Grundlage dafür bekommen, war allerdings in Vollzeit „in der Lehre“. Bis heute hält Scherzers Werkstatt so gut wie möglich Kontakt nach Tansania und hat der kleinen tansanischen Werkstatt auch schon weiteres Werkzeug besorgt oder Öle, kleines Zubehör und mehr zukommen lassen.

Im November ist über Mission EineWelt geplant, zwei Männer aus Papua-Neuguinea für eine Woche zu einem Schnupperkurs nach Altendettelsau zu bringen, denn auch in dem südpazifischen Land gibt es Posaunenchöre und Instrumente, die gepflegt oder repariert werden müssen.

Bayerische Delegation nimmt an Friedensmarsch in San Salvador teil.

Anfang August in San Salvador. Beim 30. Bischofsfest der Lutherischen Kirche in El Salvador trafen sich Kirchenvertreterinnen und -vertreter aus aller Welt, um gemeinsam für den Frieden einzutreten. Tausende Lutheraner, darunter auch eine prominent besetzte Delegation der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, waren zu Gast und klagten bei einem Zug durch die Hauptstadt die Kriminalität im Land an. „Sí a la vida! Sí a la paz!“ („Ja zum Leben! Ja zum Frieden!“) war die Demonstration benannt.

Für die Teilnehmenden aus Bayern bildeten die Feierlichkeiten den Abschluss einer einwöchigen Begegnungsreise. Vom 1. bis 8. August besuchten unter anderem der bayerische Landesbischof und EKD-Ratsvorsitzende Dr. Heinrich Bedford-Strohm, die Präsidentin der Landessynode Dr. Annekathrin Preidel sowie die Direktorin von Mission EineWelt Dr. Gabriele Hoerschelmann die lutherischen Partnerkirchen in Costa Rica, Nicaragua, Honduras und El Salvador und ließen sich vor Ort über die verschiedenen Arbeitsfelder berichten.

Während sich das Programm in den ersten drei Ländern vorwiegend auf den Besuch einzelner Bildungs- und Agrarprojekte konzentrierte, stand für die bayerische Delegation in El Salvador hauptsächlich ein Thema im Vordergrund: Die Überwindung der Gewalt.

Medardo Gómez, Bischof der lutherischen Kirche von El Salvador spricht vor dem Bürgerkriegsdenkmal ein Gebet. @ Schlicker / MEW

Medardo Gómez, Bischof der lutherischen Kirche von El Salvador spricht vor dem Bürgerkriegsdenkmal ein Gebet. @ Schlicker / MEW

Seit der Gründung 1971 setzt sich die Lutherische Kirche von El Salvador als „Kirche der Armen“ für den Frieden, die Einhaltung der Menschenrechte und die Unterstützung der Schwachen ein. Die Traumaarbeit spielt dabei eine wichtige Rolle. Auch nach 24 Jahren erschüttern die Folgen des Bürgerkriegs immer noch die Menschen in dem mittelamerikanischen Land. Über 75.000 Menschen kamen in zwölf Kriegsjahren ums Leben. Viele erlebten die Gewalt hautnah, wurden bedroht und gefoltert. Das „El Salvador Civil War Memorial“ in San Salvador ist äußeres Zeichen des Gedenkens an die Opfer dieser grausamen Zeit. Für den Friedensmarsch am 6. August bildete es den Startpunkt. Bischof Medardo Gómez, der seit 30 Jahren die lutherische Kirche des Landes leitet, sprach vor der meterlangen Steinwand mit den eingravierten Namen tausender Opfer ein Gebet und erinnerte so an die Schrecken der Vergangenheit.

Die Folgen des Bürgerkriegs sind noch lange nicht verarbeitet. Soziale Ungerechtigkeit, Gewalt und Kriminalität sind präsenter denn je. Gemessen an den Mordraten liegt San Salvador nach Angaben des Internationalen Friedensinstitutes von 2015 auf Platz drei der gefährlichsten Städte weltweit. In den vergangenen Monaten gab es immer wieder Zeiten, in denen pro Tag bis zu 40 Personen getötet wurden. Sorgenvoll nahm auch die bayerische Delegation die große Anzahl an Bestattungsunternehmen in den Straßen der Hauptstadt wahr. Eine Mitarbeiterin der Kirche erklärte der Gruppe, dass es manchmal zu Engpässen bei der Produktion von Särgen käme und über Begräbnisse in „Pappsärgen“ nachgedacht würde.

Ein Großteil der Gewalt geht von den Banden, den sogenannten „Maras“ aus. Diese terrorisieren die Bevölkerung und bedrohen vorwiegend Jugendliche. Viele, mehrheitlich junge Männer, versuchen daher aus dem Land zu fliehen. „In den USA erhoffen sie sich eine bessere Zukunft und Sicherheit. Viele scheitern allerdings bei ihrer Flucht“, so Bischof Gómez. Schlepper und Banden würden die Jugendlichen auf ihrem Weg Richtung Norden vergewaltigen und ausrauben. Diejenigen, die es bis in die Vereinigten Staaten von Amerika schaffen, werden dort oft aufgegriffen und dann zurückgeschickt.

Um die Situation im Land zu entschärfen, tritt der mittlerweile 71-jährige Bischof in einen konstruktiven Dialog, nicht nur mit der Politik. Er führt Gespräche mit den Bandenmitgliedern und besucht Gefängnisse, um mit Inhaftierten zu sprechen. Die Reaktion aus Politik und Wirtschaft auf dieses Vorgehen ist unterschiedlich. Einige werfen Gómez sogar vor, sich mit den Verbrechern zu verbünden. Diese haltlose Kritik schreckt den Bischof allerdings nicht ab. Für ihn stellt der Dialog mit allen Beteiligten die einzige Möglichkeit dar, im Land etwas zu verändern.

Anlass des Friedensmarsches ist das 30. Bischofsfest der lutherischen Kirche von El Salvador. @ Schlicker / MEW

Anlass des Friedensmarsches ist das 30. Bischofsfest der lutherischen Kirche von El Salvador. @ Schlicker / MEW

Im Rahmen des Festes wurde Medardo Gómez für seine Arbeit der vergangenen 30 Jahre großer Dank ausgesprochen. Als „ein eindrucksvolles Zeugnis für den Widerstand gegen Gewalt“ bezeichnete der EKD-Ratsvorsitzende Bedford-Strohm seine Arbeit. „Wir sind dankbar, dass er bewahrt worden ist und wir ihn noch haben“, erklärte überdies der kubanische Bischof Ismael Laborte Figueras in seiner Begrüßungsrede. Er verglich Medardo Gómez mit dem 1980 im Bürgerkrieg ermordeten katholischen Erzbischofs Óscar Romero. Dieser hatte – im Sinne der lateinamerikanischen Befreiungstheologie – in seinen Ansprachen und Predigten immer wieder die Verbrechen der herrschenden Regierung und des Militärs angeprangert und für die Armen, Entrechteten und Ausgebeuteten gekämpft.

„Mit keiner Gruppe bin ich bisher so viel unterwegs gewesen.“ Jandir Sossmeier hatte für 14 Tage die Banda Brasileira auf ihrer Tour durch Bayern begleitet. In zwei Wochen hat die brasilianische Samba-Formation 25 Konzerte gegeben. Das waren an manchen Tagen tatsächlich drei Auftritte. „Der >Gottes-Faktor< hat mitgespielt“ bekennt die Banda „mit seiner Unterstützung haben wir das geschafft.“ Wertvoll war v. a. der Austausch mit Chören und MusikerInnen aus Deutschland. Die Banda hat deutsche Stücke gelernt und brasilianische Lieder weitergegeben. In Schweinfurt haben SchülerInnen und Lehrkräfte regelrecht Feuer gefangen, so dass beide Seiten hoffen, dass es zu weiteren Begegnungen kommen wird. Auch politisch bildete sich die 14-köpfige Gruppe aus Curitiba/Südbrasilien weiter. Im Doku-Zentrum in Nürnberg informierten sie sich über die Geschichte des Nazi-Unrechtsstaats. Was Deutschland aus der Vergangenheit gelernt hat, fassen sie so zusammen: „Heute wollen die Deutschen in die Gegenrichtung gehen. Sie überlegen, wie sie Menschen in anderen Ländern helfen können oder wie sie diese willkommen heißen, wenn sie nach Deutschland gelangen.“ Die Mitglieder der Banda Brasileira sind Nachfahren von deutschen Auswanderern. Jene waren im 19./20. Jahrhundert nach Brasilien emigriert in der Hoffnung auf ein Stück Land und ein besseres Leben - Wirtschaftsflüchtlinge quasi. Die deutschen Traditionen wurden mehr oder weniger „eingefroren“. Mit Überraschung nahmen die Mitglieder der Banda Brasileira daher wahr, dass viele Vorstellungen von Deutschland nur Klischees sind - von wegen alle Deutschen seien steif und verschlossen. Ihre Erfahrung ist: Das Publikum lässt sich begeistern und in Bewegung bringen, auch über das Applaudieren hinaus. Die Folge war, dass am Ende jedes Konzertes Zugaben gefordert wurden, berichtet die Banda stolz. Beim Coburger Samba-Festival gab es dank Banda Brasileira zum ersten Mal einen offiziellen Samba-Gottesdienst auf der Bühne am Markt. Die Brasilianer stellten fest: Auch in Deutschland gibt es den Wunsch nach mehr Lebendigkeit und offenen Formen im Gottesdienst. Ein Tipp aus Brasilien an Bayern: Wenn die Sehnsucht nach Samba und Capoeira mal wieder unerträglich werden sollte – in Weimar gibt es eine Escola Popular unter brasilianischer Leitung, die lässt sich auch gerne nach Franken und Bayern einladen! Adeus Almanha - und eine kulinarische Anregung werden sie aus Deutschland in ihre Heimat mitnehmen: Döner schmeckt allen!

27 Pfarrerinnen und Pfarrer diskutierten beim zweiten brasilianisch-bayerischen Pastoralkolleg vom 8. bis 22. Juni bei Mission EineWelt.

Die Vorbereitungen auf die Olympischen Sommerspiele 2016 laufen in Brasilien auf vollen Touren. Nachrichten, dass Straßen und das öffentliche Verkehrsnetz nicht fertig werden würden, beschäftigen die internationalen Medien. Die Welt blickt gespannt auf den flächen- und bevölkerungsmäßig fünftgrößten Land dieser Erde.

Doch wie es hinter den Kulissen – fernab des Medientrubels – in der brasilianischen Gesellschaft wirklich aussieht, davon konnten sich in den vergangenen Wochen 14 bayerische Pfarrerinnen und Pfarrer ein Bild machen. Bei dem zweiten brasilianisch-bayerischen Pastoralkolleg trafen sie auf 13 Kolleginnen und Kollegen aus Übersee, um gemeinsam unter der Überschrift „Licht welcher Welt“ die Situation in beiden Ländern sowie Unterschiede und Gemeinsamkeiten der beiden lutherischen Kirchen zu erörtern. Eingeladen dazu hatte das Pastoralkolleg Neuendettelsau unter der Leitung von Dr. Christian Eyselein und das Partnerschaftszentrum der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Mission EineWelt.

„Besonders die Verschiedenheit der Kirchen macht den Austausch so wichtig“, so Hans Zeller, Lateinamerika-Referent von Mission EineWelt, zur Relevanz dieser Begegnung. Brasilien war bis Ende des 20. Jahrhunderts ein Einwanderungsland. Aus diesem Grund leben dort heute viele verschiedene Ethnien und es gibt eine große religiöse Vielfalt.

Diskussionsrunde und Gruppenarbeiten waren wichtige Programmpunkte des Pastoralkollegs

Diskussionsrunde und Gruppenarbeiten waren wichtige Programmpunkte des Pastoralkollegs

Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Brasilien bildet mit ihren 700.000 Mitgliedern eine Minderheit. Lediglich in den drei südlichen Staaten Brasiliens Rio Grande do Sul, Santa Catarina und Paraná gibt es große Gemeinden, die auch in der brasilianischen Gesellschaft wahrgenommen werden. In den anderen Gebieten Brasiliens ist sie eine Diasporakirche. „Meine fünf Gemeinden mit 250 Gemeindegliedern an der Transamazônica, im Bundesstaat Pará, sind über 500 km verteilt“, erläuterte beispielsweise Adriel Raach, Pfarrer in Rurópolis den interessierten Kursteilnehmern seine Lebens- und Arbeitssituation. Schließen könne man die Gemeinden nicht, da die Kirche für die Menschen, die sich im Amazonaswald eine Existenz aufbauen wollen, ein wichtiger Raum der Geborgenheit und Stärkung wäre, so der Brasilianer. Als „Ort der Stille“ bezeichneten wiederum Raachs Kollegen Marcos Ebeling und Geraldo Graf, beide Pfarrer in São Paulo, ihre Kirche. Die 12 Millionen Einwohner der Stadt kämen nicht mehr zur Ruhe und suchten hier nach einem entsprechenden Raum.

Einen starken Kontrast dazu findet man in Bayern: Das Bundesland hat nicht einmal so viele Einwohner wie die Großstadt São Paulo, doch Diaspora kennt man auch hier – allerdings eben anders. Die Fragen an die bayerischen Teilnehmenden richteten sich jedoch weniger danach, sondern vielmehr nach der aktuellen Flüchtlingspolitik in Deutschland und Europa. Dr. Heiko Grünwedel, Pfarrer in Donauwörth, berichtete den brasilianischen Kolleginnen und Kollegen über seine Erfahrungen in der Flüchtlingsarbeit. „Christen verschiedenster Konfessionen kommen zusammen, um Flagge zu zeigen und um den Geflüchteten die Integration in die deutsche Gesellschaft zu erleichtern“, so Grünwedel.

Ein Highlight des Kurses war neben dem Austausch in Diskussionsrunden und Gruppenarbeiten die sogenannte „Luthertour“, eine Besichtigung der Wirkungsstätten Martin Luthers. „Wir sind ständig dazu aufgerufen unsere lutherische Identität zu erklären, da die Bevölkerung von Predigern des Wohlstandsevangeliums verführt wird“, so der Brasilianer Joao Paulo, für den dieser Programmpunkt eine besondere Bedeutung hatte.

Gottesdienstbesuch der Pastoralkolleg-Teilnehmenden

Gottesdienstbesuch der Pastoralkolleg-Teilnehmenden

Den Abschluss des Pastoralkollegs bildete der Besuch bayerischer Gemeinden. Durch die Gespräche mit den Gemeindegliedern wurde auch hier die weltweite Kirche erlebbar gemacht. „Für uns war der Besuch der brasilianischen Gäste ein besonderes Ereignis, da wir damit die Eine Welt und die weltweiten Herausforderungen der Kirche vor Ort wahrnehmen konnten“, erzählt Peter Stier, Pfarrer in Marktsteft.

Am heutigen Freitag, 22. April, findet in über 175 Ländern der Tag der Erde, der sogenannte „Earth Day“, statt.

Der 1970 erstmals ins Leben gerufene Aktionstag, der seit den 1990er Jahren als internationale Kampagne begangen wird, widmet sich den Themen Natur, Umwelt, Klima- und Artenschutz. 2016 steht er unter dem Motto „Mein Essen verändert die Welt! Bewusst genießen, bio, regional, fair“. Es geht um unsere Ernährung und um die Frage, wie die sich nachhaltig gestalten lässt.

Die Menschen sollen dazu angeregt werden, ihr Konsumverhalten zu überdenken. Geworben wird für einen verantwortungsbewussten Lebensstil. Alle sind dazu aufgerufen, ihren Umgang mit Ressourcen und ihre Müllproduktion kritisch zu hinterfragen. In Deutschland beteiligen sich vor allem Schulen, Universitäten, Umweltschutzverbände und -organisationen an den Aktionen.

Nachhaltig Handeln weltweit

Mission EineWelt tritt für einen gerechten, ökologischen Anbau, für den Schutz der Umwelt sowie die Bewahrung der biologischen Vielfalt weltweit ein. Durch Bildungs-, Advocacy- und Kampagnenarbeit wird auf die politisch Verantwortlichen eingewirkt und zum nachhaltigen Handeln aufgefordert.

Doch nicht nur im Centrum für Partnerschaft, Entwicklung und Mission der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern steht das Thema auf der Tagesordnung. Auch in den Partnerkirchen selbst werden Missstände thematisiert und nach Lösungen gesucht. In Argentinien mahnt beispielsweise der Agrarfachmann Manolo Palazuelos: „Die Bodenqualität sinkt durch den großflächigen Anbau von Monokulturen wie Soja bei uns dramatisch. Die Anbauflächen werden zunehmend schlechter.“ In dem südamerikanischen Land ist die landwirtschaftliche Fläche für den Anbau von Monokulturen in 40 Jahren von 400.000 Hektar (ha) auf 28 Millionen ha gestiegen. „Momentan rechnen wir damit, dass sich die Bodenqualität bereits um 30 Prozent verringert hat.“, betont der Agrarfachmann. Diese drastische Entwicklung nahm auch der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Argentinien, Carlos Duarte, zum Anlass, einen pastoralen Brief zur Landwirtschaft zu veröffentlichen. In dem nachfolgenden Interview mit Hans Zeller, Lateinamerika-Referent von Mission EineWelt, erklärt er seine Absichten.

Interview mit Carlos Duarte, Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Argentinien

Herr Duarte, Sie haben einen pastoralen Brief zur Landwirtschaft geschrieben. Was hat Sie dazu bewegt?

Die Landwirtschaft hat sich in Argentinien mit großer Geschwindigkeit verändert. In den 1970er Jahren hatten wir in Argentinien einen Anbau von Soja in der Größenordnung von 400.000 Hektar (ha) und es gab fast keinen Anbau von genveränderten Saatgut. Heute sind wir bei ca. 28 Millionen ha Anbau von genveränderten Soja angelangt. Diese Entwicklung hat die gesamte landwirtschaftliche Struktur verändert.

Was hat sich dadurch in den ländlichen Räumen verändert?

Früher war es so, dass die Bauern auch auf dem Land gelebt haben. Inzwischen ist aber der Boden zu einer reinen Sache geworden. Es wird nicht mehr nach der Bodenqualität gefragt, sondern entscheidend sind die kurzfristigen ökonomischen Ziele geworden. Eigentümer der großen Ländereien sind reiche Leute aus der Stadt und sie lassen das Land durch Lohnunternehmen bewirtschaften. Dadurch ist die Verbindung zur Erde unterbrochen.

Warum nehmen Sie als Pfarrer dazu Stellung?

Ich gehe davon aus, dass Gott sein Schöpfung uns Menschen als Geschenk überlassen hat. Paulus schreibt, dass die ganze Schöpfung seufzt und sich nach Erlösung sehnt. Das können wir von den Indigenen Völkern lernen. Sie leben in der Harmonie mit der Schöpfung. Es ist eine gelebte Verbindung mit der Erde und dies zieht dann auch ein gesundes Leben nach sich. Meine Idee ist, dass wir mit der Natur in einer Gemeinschaft leben.

Welche Konsequenzen ergeben sich daraus?

Früher hatten die Bauern 20 Kühe und kannten jede Kuh beim Namen. Heute ist es anders. Die Tiere sind zu einer Nummer geworden. Es besteht kein direkter Bezug mehr zu den Tieren.

Was schlagen Sie vor, dass sich verändern müsste?

Im Alten Testament gibt es viele Vorschläge für den Umgang mit der Natur. Diese Vorschläge sind sicher nicht mehr zeitgerecht. Deshalb sollte auf theologischer Grundlage eine Orientierung für den Umgang mit der Schöpfung erarbeitet werden. Dabei können wir auf Erfahrungen der Indigenen Völker zurückgreifen. Das gemeinsame Essen, wie es auch im Sakrament des heiligen Abendmahls vorgegeben ist, könnte ein Beispiel sein.

(Das Interview führte Hans Zeller, Lateinamerika-Referent von Mission EineWelt)

Partnerschaft der bayerischen Landeskirche mit den lutherischen Kirchen in Zentralamerika

Normalerweise kommen im Bischofsbüro der Lutherischen Kirche in El Salvador kleinere Gruppen zusammen, um sich mit dem Bischof Medardo Gomez zu treffen. „Heute ist für uns ein großartiger Tag“, betonte Pfarrerin Guadalupe Cortez. „Wir fühlen uns mit der evangelischen Kirche in Bayern und Brasilien seit 20 Jahren verbunden und freuen uns, dass die Verträge mit diesen Kirchen wieder für fünf Jahre unterschrieben werden.“

Oberkirchenrat Michael Martin reiste mit dem Lateinamerikareferenten Hans Zeller durch die vier lutherischen Kirchen in Costa Rica, Nicaragua, Honduras und El Salvador, um sich ein Bild von deren Arbeit zu machen. Auf die Frage, warum die bayerische Landeskirche Partnerschaften mit weit entfernten lutherischen Kirchen schließt, antwortet der Oberkirchenrat und Leiter der Abteilung Ökumene und Kirchliches Leben im Landeskirchenamt: „Mit unseren Partnerschaften wird die weltweite Gemeinschaft innerhalb des Lutherischen Weltbundes mit Leben gefüllt. So ist es beispielhaft auch mit den lutherischen Kirchen Zentralamerikas. Die Begegnungen mit unseren Partnerkirchen bereichern unseren Glauben. Sie stärken unsere Fähigkeit, uns an Gottes Sendung in diese Welt zu beteiligen. Wir können von den Gemeindegliedern in Zentralamerika lernen, wie der Glaube im Umfeld von Armut zum Hoffnungsanker wird. Auf der anderen Seite leisten bayerische Mitarbeitende wertvolle Hilfe in der Aus- und Fortbildung der kirchlichen Mitarbeitenden.“

Für Bischof Medardo Gomez ist klar, „dass das partnerschaftliche Handeln von den Begabungen aller Christen durch Gott ausgeht, um sein Werk in dieser Welt zu tun.“ Und er ergänzte: „Dazu tauschen die Kirchen, die partnerschaftlich verbunden sind, ihre Gaben der Zeit, der Gastfreundschaft, der Geduld und des Verstehens aus. Sie sind lebenswichtig für das Handeln Gottes in dieser Welt.“ Auf die Frage, warum dies so wichtig ist, betont Gomez: „Indem wir die Gaben des jeweils anderen wahrnehmen und wertschätzen, können wir unsere Gemeinsamkeit und unsere Abhängigkeit voneinander verstehen. Alle unsere Gaben sind notwendig, um unsere gemeinsame Fähigkeit zu entwickeln, uns für Gottes Auftrag und die Herausforderungen der Zeit zu engagieren!“

Michael Martin bestätigte das durch den Hinweis, „dass kirchliche Partnerschaftsbeziehungen, die im Geist der Gemeinschaft gelebt werden, Zeichen für den einen Leib Jesu Christi in unserer zerrissenen Welt sind.“ Die Christen seien versammelt, berufen und gesandt, Gottes schöpferische, erlösende und heiligende Wirksamkeit in der Welt zu verkündigen. Die Partnerschaften seien ein starkes Ausdrucksmittel für das Engagement der bayerischen Landeskirche in der globalisierten Welt. „Dabei ist es die Aufgabe der ganzen Kirche, sich bewusst zu machen, dass sie ein Teil der lutherischen Weltkirche ist.“ Die bayerischen Grenzen dürften nicht die Grenzen der Kirche sein.

Michael Martin hebt hervor: „Die vier Kirchen sind extrem abhängig von ausländischer Hilfe, sowohl beim Gemeindeaufbau also auch in Projekten. Aber auch der Klimawandel ist eine große Herausforderungen für die Kirchengemeinden, da sich die Trockenheit enorm verstärkte.“ Bestätigt wird er von Gerzan Alvarez, der der bayerischen Delegation die ausgetrockneten 16 m tiefen mit eigener Hand gegrabenen Brunnen zeigt. „Seit einem Monat sind sie trocken. Gott sei Dank haben wir Hilfe aus Bayern erhalten, so dass wir Brunnen mit 65 m Tiefe haben und damit beispielsweise das Dorf La Flor mit Trinkwasser versorgt werden kann.“ „Eine große Hilfe ist für uns auch die Solarstromanlage, die das Wasser in einen Tank auf der Anhöhe und pumpt und damit die Verteilung auf die 23 Familien ermöglicht“, erklärt Carlos Morena.

Neben den Klimawandel hemmt die hohe Kriminalität die Entwicklung vor allem in El Salvador und Honduras. So werden in El Salvador monatlich 550 Menschen Opfer von so genannten Maras, gewalttätigen Jugendbanden. In Costa Rica und Nicaragua ist hingegen die Gewalt nicht so übermächtig. Ein entscheidender Grund, warum Freiwillige im „Weltwärts-Programm“ dorthin entsandt werden können, während das nach El Salvador und Honduras nicht möglich ist.

Besonders wertvoll ist so das Engagement von „Wings of Hope“ zusammen mit dem Dekanat München: 17 Leitungspersonen der Lutherischen Kirche von El Salvador konnten den Abschluss ihrer traumatherapeutischen Ausbildung in San Salvador feiern

Für die lutherischen Christen war es ein wichtiger Tag, als die Verlängerungen des Partnerschaftsvertrags zwischen den lutherischen Kirchen in Zentralamerika (CILCA) und der bayerischen Landeskirche (ELKB) sowie der Dreiervertrags zwischen CILCA, ELKB und IECLB (Evangelische Kirche lutherischen Bekenntnisses in Brasilien) unterschrieben wurde.

Generalsekretärin des brasilianischen Kirchenrats stellt internationale Kampagne vor

Gemeinsames Haus – gemeinsame Verantwortung ist eine Kampagne des brasilianischen Kirchenrats überschrieben, die in diesem Jahr international organisiert und durchgeführt wird. Die Generalsekretärin des Kirchenrats, Romi Bencke, ist auf Einladung des katholischen Hilfswerks Misereor nach Deutschland gekommen, um die Kampagne vorzustellen, die als Fastenaktion 2016 auf katholischer Seite in Deutschland bekannt gemacht wird. Bencke war zu einem Begegnungsabend und einer Gesprächsrunde auch bei Mission EineWelt.

Zwei große Themenbereiche würden in der diesjährigen Kampagne der Geschwisterlichkeit problematisiert und diskutiert. Einerseits die teilweise desolate sanitäre Grundversorgung in Brasilien und die damit verbundenen Fragen nach sauberem Trinkwasser, einer guten Abwasser- und Müllentsorgung. Gerade bei der Energiegewinnung, so Bencke, würden wirtschaftliche Interessen vor Menschenrechte gestellt. Allein von einem der geplanten 40 neuen Wasserkraftwerke am Amazonas und seinen Nebenflüssen seien 8.000 meist indigene Menschen unmittelbar betroffen. „Wasserkraft wird zwar als saubere Energie verkauft. Sie ist aber nicht sauber, wenn davon Menschen massiv betroffen sind“, erklärte die Generalsekretärin in einer Gesprächsrunde bei Mission EineWelt.

Wegen dieser massiven Verletzungen der Menschenrechte und dem Verstoß auch gegen brasilianische Verordnungen, die eine Einbindung der betroffenen Bevölkerungsgruppen verlangen, findet im Rahmen der Kampagne eine Unterschriftenaktion nicht nur in Brasilien, sondern auch in Deutschland statt.

Religiöse Intoleranz sei das zweite große Thema der Kampagne. „Wir nehmen seit Anfang der 1990er Jahre eine Zunahme religiöser Intoleranz in Brasilien wahr“, beschreibt die lutherische Pastorin Bencke, die den Kirchenrat leitet, in dem sich neben der lutherischen Kirche Brasiliens, auch die römisch-katholische, syrisch-orthodoxe, anglikanischem und die vereinigte presbyterianische Kirche zusammengeschlossen haben. Religiöse Intoleranz gehe oft von christlichen Gruppen aus und ziele auf afro-brasilianische und indigene Religionsgemeinschaften sowie muslimische Gruppen. Alleine in Rio de Janeiro habe es 2015 mehr als 1.000 Vorfälle gegeben. Das sei teilweise auch politisch unterstützt und gefördert. Nach Agrobusiness und Waffenlobby seien die religiösen Interessengruppen in der politischen Landschaft der drittgrößte Faktor. Die Gruppen, so Bencke, hätten auch deutlichen Einfluss auf die Medien und wären deshalb ein Machtfaktor.

Auseinandersetzungen gebe es immer wieder um Fragen der Familie, Homosexualität und wegen der Benachteiligung vor allem afro-brasilianischer Gemeinschaften. Nur wenn solche Themen zu Wort kämen, hätte ökumenische Zusammenarbeit eine Chance.