Mission EineWelt entsendet 2016 insgesamt 36 junge Erwachsene für einen einjährigen Nord-Süd-Freiwilligendienst in die Partnerkirchen

Seit über 20 Jahren gibt es den Internationalen Evangelischen Freiwilligendienst, kurz IEF, von Mission EineWelt bzw. Vorgängerorganisationen. Jedes Jahr werden über das Programm mehrere Dutzend 18- bis 28-Jährige ins Ausland geschickt. Dort unterstützen sie während eines einjährigen Freiwilligendienstes unter anderem Kindergärten, Schulen oder sozialen Einrichtungen der Partnerkirchen. Im Sommer findet der alljährliche Wechsel statt. Die im Vorjahr Ausgereisten kommen nach Deutschland zurück und werden in den Kreis der Rückkehrenden aufgenommen. Die „Neuen“ brechen auf. So auch in diesem Jahr: 26 junge Frauen und Männer sind bereits in Lateinamerika, Afrika, Asien und im Pazifik, weitere 10 folgen in Kürze.

Foto: Dr. Gabriele Hoerschelmann und Dr. Bedford-Strom während einer Mittelamerikareise

Dr. Gabriele Hoerschelmann, Direktorin von Mission EineWelt, und Dr. Bedford-Strohm, Landesbischof der Evang.-Luth. Kirche in Bayern besichtigen die Einsatzstelle der Freiwilligen während einer Mittelamerikareise.

Die Vorbereitung auf die Fremde in Übersee findet im Vorfeld über das Centrum Mission EineWelt statt. Und auch die Einsatzstellen sind vor der Ausreise bekannt. Doch was die Freiwilligen in den Partnerkirchen wirklich erwartet, davon haben wenige eine konkrete Vorstellung. Erfassbar wird das für die jungen Erwachsenen oft erst vor Ort. Denn dort begegnen sie anderen Kulturen und Menschen und arbeiten zum Teil in ganz neuen und unbekannten Tätigkeitsbereichen mit. Wie das konkret aussieht, davon konnten sich im August unter anderem Dr. Gabriele Hoerschelmann, Direktorin von Mission EineWelt, sowie der Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Dr. Heinrich Bedford-Strohm, ein Bild machen. Bei einem Besuch mehrerer Partnerkirchen in Mittelamerika trafen sie auf zwei junge Frauen aus Bayern. Katrin Vogelmann und Lea Kraus stammen gebürtig aus Schwaben und Oberbayern. Seit einem Jahr leben beide allerdings in Nicaragua. Als Freiwillige des Jahrgangs 2015/2016 waren sie bis Anfang des Monats aktiv im Dienst der lutherischen Kirche „Glaube und Hoffnung“, haben Kinder und Jugendliche betreut, Gottesdienste gestaltet und waren aktiv in das Gemeindeleben eingebunden.

Während Lea Kraus dabei überwiegend in der nordwestlich gelegenen Gemeinde „Estambul“ eingesetzt wurde, assistierte Katrin Vogelmann in einer Schule der lutherischen Kirche in der Hauptstadt. „Englisch und Religion, das waren die Fächer, für die ich verantwortlich war“, so Vogelmann. Als zusätzliche Lehrkraft war sie für rund 80 Kinder der dritten bis sechsten Klasse eine wichtige Bezugsperson. Ihre Arbeit, so die 20-Jährige rückblickend, hätte ihr wahnsinnig viel Spaß gemacht und sie vermisse die Menschen aus ihrer Einsatzstelle schon jetzt.

Foto: Einsatzstelle der Freiwilligen

Die Freiwillige Katrin Vogelmann in ihrer Einsatzstelle, einer Schule im Randbezirk von Managua.

Während des Besuchs der bayerischen Delegation begleitete die junge Frau zusammen mit Lea Kraus die Gruppe sowohl durch die lutherischen Gemeinden im Land als auch an ihre ehemalige Schule. Dabei wurde schnell ersichtlich, wie sehr auch die Schülerinnen und Schüler die Freiwillige ins Herz geschlossen haben. Viele Kinder stürmten voller Begeisterung auf Katrin Vogelmann zu, als sie den Schulhof mit den Gästen betrat. Es folgten Umarmungen und Gespräche mit den anderen Lehrkräften, von denen sich die junge Frau eigentlich schon verabschiedet hatte. Denn: In Kürze wird auch hier eine neue Freiwillige ihre Position übernehmen.

Mehr Informationen zu dem Freiwilligenprogramm

Ansprechpartner: Blanche Cathérine Zins

Mail:

Website: Mit Mission EineWelt ein Jahr freiwillig ins Ausland

Infotage für einen Freiwilligendienst 2017/2018:

  • 22.10.2016 von 10 bis 15 Uhr: München im EineWelt-Haus
  • 29.10.2016 von 10 bis 15 Uhr: Nürnberg am im Caritas-Pirkheimer-Haus

Eine Anmeldung im Vorfeld ist für die Veranstaltungen nicht nötig.

Zwei Brasilianer lernten in Altendettelsau Blechblasinstrumente zu reparieren

Karl Scherzer hat einen etwas sperrig klingenden Beruf, aber sein Wissen ist weltweit gefragt. Karl Scherzer ist Meister im Metallblasinstrumentenmacher-Handwerk und hat eine Werkstatt im mittelfränkischen Altendettelsau. Zu einem dreimonatigen Praktikum waren nun Cleiton Luan Fruhauf und Rafael Pagung aus Brasilien bei dem Instrumentenfachmann. Die Reparaturen von Posaunen und Trompeten verschlingen Unsummen und belasten die Budgets einzelner Chöre in Brasilien sehr. Wegen der hohen Kosten werden Instrumente nicht repariert und fallen deshalb aus. Der brasilianische Posaunenchorverband Obra Acordai möchte aus diesem Grund beschädigte Instrumente in Zukunft selbst reparieren. Metallbauer Cleiton (22) und Musiklehrer Rafael (24) wurden deshalb auf Vermittlung von Mission EineWelt nach Altendettelsau geschickt, um in der Blechbläserwerkstatt „Musik Scherzer“ die wichtigsten Handgriffe zu lernen, um Blechblasinstrumente instand zu setzen.

„Im brasilianischen Verband steht neben den klassischen Aufgaben die Herausgabe eines neuen Chorbuches an“, erzählt Rafael und betont, dass damit die Gesangbuchlieder auch musikalisch durch die Chöre begleitet werden können. „Die Unterstützung beim Aufbau neuer Gruppen ist ein Schwerpunkt. Ebenso die Beratung beim Instrumentenkauf und neuerdings dann auch bei der Reparatur der Blechinstrumente“, benennt Fruhauf als Aufgaben seines Verbandes. Rafael Pagung wird im Bundesstaat Espirito Santo und Cleiton Fruhauf in den drei südlichen Bundesstaaten Paraná, Santa Catarina und Rio Grande do Sul die Reparaturen durchführen. „Posaunenchorarbeit ist Jugendarbeit. Denn bereits siebenjährige Kinder erlernen das Posaunenspiel“, erzählen beide begeistert.

Werktags waren die jungen Brasilianer jeden Morgen in der Werkstatt von Karl Scherzer. Sie nehmen nun Grundkenntnisse im Bereich des Instrumentenbaus und der -reparatur mit nach Südamerika. Sehr zugute kam ihnen dabei, dass sie beide ein Blasinstrument spielen. Nach Einschätzung von Heidi Widder, die in der Werkstatt mitarbeitet, seien beide Brasilianer an Trompete und Posaune sehr gute Musiker. Sie seien in ihrer Freizeit musikalisch sehr aktiv gewesen. „Sie spielten in Neuendettelsau in der Blaskapelle der Freiwilligen Feuerwehr und im Posaunenchor der Kirchengemeinde St. Nikolai mit“, berichtet Widder. Sie hätten als Musikanten die Neuendettelsauer Kirchweih und das Floriansfest mitgefeiert sowie verschiedene Gottesdienste unterstützt. „Wer Musik macht, ist überall gleich daheim.“ Ende April nahmen Fruhauf und Pagung am  Landesposaunentag in Dresden teil. Mehr als 20.000 Bläser ließen im Rund des Dresdner Fußballstadions ihre Instrumente zur Ehre Gottes erklingen. „Ein prickelndes Erlebnis“, waren sich beide einig. Cleiton Fruhauf trug mit seiner Trompete und Rafael Pagung mit seiner Bassposaune dazu bei. Bei den landesweiten Treffen in Brasilien sind es 500 Bläser. Mit der Ausbildung in Altendettelsau wurde der Grundstein gelegt, dass Rafael und Cleiton dieses Handwerk in Brasilien ausbauen können. Möglicherweise entstehen dabei eigene Werkstätten wie die von Dickson Hermas im Berufsausbildungszentrum im tansanischen Hai. Hermas war bereits 2012 für drei Monate in der  Altendettelsauer Werkstatt. Er hat wie die Brasilianer die handwerkliche Grundlage dafür bekommen, war allerdings in Vollzeit „in der Lehre“. Bis heute hält Scherzers Werkstatt so gut wie möglich Kontakt nach Tansania und hat der kleinen tansanischen Werkstatt auch schon weiteres Werkzeug besorgt oder Öle, kleines Zubehör und mehr zukommen lassen.

Im November ist über Mission EineWelt geplant, zwei Männer aus Papua-Neuguinea für eine Woche zu einem Schnupperkurs nach Altendettelsau zu bringen, denn auch in dem südpazifischen Land gibt es Posaunenchöre und Instrumente, die gepflegt oder repariert werden müssen.

Bayerische Delegation nimmt an Friedensmarsch in San Salvador teil.

Anfang August in San Salvador. Beim 30. Bischofsfest der Lutherischen Kirche in El Salvador trafen sich Kirchenvertreterinnen und -vertreter aus aller Welt, um gemeinsam für den Frieden einzutreten. Tausende Lutheraner, darunter auch eine prominent besetzte Delegation der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, waren zu Gast und klagten bei einem Zug durch die Hauptstadt die Kriminalität im Land an. „Sí a la vida! Sí a la paz!“ („Ja zum Leben! Ja zum Frieden!“) war die Demonstration benannt.

Für die Teilnehmenden aus Bayern bildeten die Feierlichkeiten den Abschluss einer einwöchigen Begegnungsreise. Vom 1. bis 8. August besuchten unter anderem der bayerische Landesbischof und EKD-Ratsvorsitzende Dr. Heinrich Bedford-Strohm, die Präsidentin der Landessynode Dr. Annekathrin Preidel sowie die Direktorin von Mission EineWelt Dr. Gabriele Hoerschelmann die lutherischen Partnerkirchen in Costa Rica, Nicaragua, Honduras und El Salvador und ließen sich vor Ort über die verschiedenen Arbeitsfelder berichten.

Während sich das Programm in den ersten drei Ländern vorwiegend auf den Besuch einzelner Bildungs- und Agrarprojekte konzentrierte, stand für die bayerische Delegation in El Salvador hauptsächlich ein Thema im Vordergrund: Die Überwindung der Gewalt.

Medardo Gómez, Bischof der lutherischen Kirche von El Salvador spricht vor dem Bürgerkriegsdenkmal ein Gebet. @ Schlicker / MEW

Medardo Gómez, Bischof der lutherischen Kirche von El Salvador spricht vor dem Bürgerkriegsdenkmal ein Gebet. @ Schlicker / MEW

Seit der Gründung 1971 setzt sich die Lutherische Kirche von El Salvador als „Kirche der Armen“ für den Frieden, die Einhaltung der Menschenrechte und die Unterstützung der Schwachen ein. Die Traumaarbeit spielt dabei eine wichtige Rolle. Auch nach 24 Jahren erschüttern die Folgen des Bürgerkriegs immer noch die Menschen in dem mittelamerikanischen Land. Über 75.000 Menschen kamen in zwölf Kriegsjahren ums Leben. Viele erlebten die Gewalt hautnah, wurden bedroht und gefoltert. Das „El Salvador Civil War Memorial“ in San Salvador ist äußeres Zeichen des Gedenkens an die Opfer dieser grausamen Zeit. Für den Friedensmarsch am 6. August bildete es den Startpunkt. Bischof Medardo Gómez, der seit 30 Jahren die lutherische Kirche des Landes leitet, sprach vor der meterlangen Steinwand mit den eingravierten Namen tausender Opfer ein Gebet und erinnerte so an die Schrecken der Vergangenheit.

Die Folgen des Bürgerkriegs sind noch lange nicht verarbeitet. Soziale Ungerechtigkeit, Gewalt und Kriminalität sind präsenter denn je. Gemessen an den Mordraten liegt San Salvador nach Angaben des Internationalen Friedensinstitutes von 2015 auf Platz drei der gefährlichsten Städte weltweit. In den vergangenen Monaten gab es immer wieder Zeiten, in denen pro Tag bis zu 40 Personen getötet wurden. Sorgenvoll nahm auch die bayerische Delegation die große Anzahl an Bestattungsunternehmen in den Straßen der Hauptstadt wahr. Eine Mitarbeiterin der Kirche erklärte der Gruppe, dass es manchmal zu Engpässen bei der Produktion von Särgen käme und über Begräbnisse in „Pappsärgen“ nachgedacht würde.

Ein Großteil der Gewalt geht von den Banden, den sogenannten „Maras“ aus. Diese terrorisieren die Bevölkerung und bedrohen vorwiegend Jugendliche. Viele, mehrheitlich junge Männer, versuchen daher aus dem Land zu fliehen. „In den USA erhoffen sie sich eine bessere Zukunft und Sicherheit. Viele scheitern allerdings bei ihrer Flucht“, so Bischof Gómez. Schlepper und Banden würden die Jugendlichen auf ihrem Weg Richtung Norden vergewaltigen und ausrauben. Diejenigen, die es bis in die Vereinigten Staaten von Amerika schaffen, werden dort oft aufgegriffen und dann zurückgeschickt.

Um die Situation im Land zu entschärfen, tritt der mittlerweile 71-jährige Bischof in einen konstruktiven Dialog, nicht nur mit der Politik. Er führt Gespräche mit den Bandenmitgliedern und besucht Gefängnisse, um mit Inhaftierten zu sprechen. Die Reaktion aus Politik und Wirtschaft auf dieses Vorgehen ist unterschiedlich. Einige werfen Gómez sogar vor, sich mit den Verbrechern zu verbünden. Diese haltlose Kritik schreckt den Bischof allerdings nicht ab. Für ihn stellt der Dialog mit allen Beteiligten die einzige Möglichkeit dar, im Land etwas zu verändern.

Anlass des Friedensmarsches ist das 30. Bischofsfest der lutherischen Kirche von El Salvador. @ Schlicker / MEW

Anlass des Friedensmarsches ist das 30. Bischofsfest der lutherischen Kirche von El Salvador. @ Schlicker / MEW

Im Rahmen des Festes wurde Medardo Gómez für seine Arbeit der vergangenen 30 Jahre großer Dank ausgesprochen. Als „ein eindrucksvolles Zeugnis für den Widerstand gegen Gewalt“ bezeichnete der EKD-Ratsvorsitzende Bedford-Strohm seine Arbeit. „Wir sind dankbar, dass er bewahrt worden ist und wir ihn noch haben“, erklärte überdies der kubanische Bischof Ismael Laborte Figueras in seiner Begrüßungsrede. Er verglich Medardo Gómez mit dem 1980 im Bürgerkrieg ermordeten katholischen Erzbischofs Óscar Romero. Dieser hatte – im Sinne der lateinamerikanischen Befreiungstheologie – in seinen Ansprachen und Predigten immer wieder die Verbrechen der herrschenden Regierung und des Militärs angeprangert und für die Armen, Entrechteten und Ausgebeuteten gekämpft.

Die Nacht vom 5. auf den 6. August 1945 werden sie nie vergessen, die Menschen in der Gegend von Hiroshima. Binnen Sekunden starben 70.000 von ihnen.
71 Jahre später – Freitagnacht auf der Museumsbrücke in Nürnberg – ein Meer von Kerzen leuchtet und zeigt an: Sie sind nicht vergessen, die Opfer der Atombomben.
Kerzen und Plakate erinnern an die zerstörerische Gewalt der Atomtechnologie. In den Reden wird deutlich gemacht: Hiroshima und Nagasaki markieren erst den Beginn der unheilvollen Geschichte der Atomkraft. Atombombentests im Pazifik, Tschernobyl und Fukushima, Uranabbau und Uranmunition verursachten weltweit verheerende Schäden und mahnen die Menschheit zur Umkehr.

Die Pazifik-Informationsstelle und Mission EineWelt verteilen 300 Blumenketten an die Passanten. Solche Blumenketten werden im Pazifik an Gäste übergeben. Mit ihnen wird der Wunsch für einen guten und sicheren Heimweg verbunden. Die aufgefädelten Blüten sollen heute in Nürnberg an die Menschen erinnern, die unter den Folgen der Atombombentests im Pazifik leiden. Die Bewohner der Marshall-Inseln wollen die gesundheitlichen Spätschäden nicht länger hinnehmen und haben rechtliche Schritte gegen die neun Atommächte eingeleitet. Auch die Bewohner von Französisch-Polynesien klagen gegen Mutterland Frankreich, das bis 1996 auf den Atollen Moruroa und Fangataufa Atombomben testete. Mission EineWelt unterstützt die dortigen Atomtestveteranen seit Jahren finanziell.

Auch bei uns in Deutschland besteht Handlungsbedarf. Noch immer lagern 20 US-Atomwaffen in der Eifel (Büchel). NATO-weit wird eine Modernisierung der nuklearen Sprengköpfe geplant. Die Mehrheit der deutschen Bevölkerung ist klar für eine Abschaffung der Kernwaffen. Entsprechend sollte die Regierung die Ächtung atomarer Rüstung weltweit vorantreiben.

Mission EineWelt und die Pazifik Informationsstelle organisierten gemeinsam mit verschiedenen regionalen Friedensgruppen das Gedenken an die Opfer von Hiroshima und Nagasaki in Nürnberg.

Tipp: Redebeitrag von Pfarrerin Gisela Voltz downloaden:
Beitrag zum Hiroshimatag 2016 (PDF)

„Mit keiner Gruppe bin ich bisher so viel unterwegs gewesen.“ Jandir Sossmeier hatte für 14 Tage die Banda Brasileira auf ihrer Tour durch Bayern begleitet. In zwei Wochen hat die brasilianische Samba-Formation 25 Konzerte gegeben. Das waren an manchen Tagen tatsächlich drei Auftritte. „Der >Gottes-Faktor< hat mitgespielt“ bekennt die Banda „mit seiner Unterstützung haben wir das geschafft.“ Wertvoll war v. a. der Austausch mit Chören und MusikerInnen aus Deutschland. Die Banda hat deutsche Stücke gelernt und brasilianische Lieder weitergegeben. In Schweinfurt haben SchülerInnen und Lehrkräfte regelrecht Feuer gefangen, so dass beide Seiten hoffen, dass es zu weiteren Begegnungen kommen wird. Auch politisch bildete sich die 14-köpfige Gruppe aus Curitiba/Südbrasilien weiter. Im Doku-Zentrum in Nürnberg informierten sie sich über die Geschichte des Nazi-Unrechtsstaats. Was Deutschland aus der Vergangenheit gelernt hat, fassen sie so zusammen: „Heute wollen die Deutschen in die Gegenrichtung gehen. Sie überlegen, wie sie Menschen in anderen Ländern helfen können oder wie sie diese willkommen heißen, wenn sie nach Deutschland gelangen.“ Die Mitglieder der Banda Brasileira sind Nachfahren von deutschen Auswanderern. Jene waren im 19./20. Jahrhundert nach Brasilien emigriert in der Hoffnung auf ein Stück Land und ein besseres Leben - Wirtschaftsflüchtlinge quasi. Die deutschen Traditionen wurden mehr oder weniger „eingefroren“. Mit Überraschung nahmen die Mitglieder der Banda Brasileira daher wahr, dass viele Vorstellungen von Deutschland nur Klischees sind - von wegen alle Deutschen seien steif und verschlossen. Ihre Erfahrung ist: Das Publikum lässt sich begeistern und in Bewegung bringen, auch über das Applaudieren hinaus. Die Folge war, dass am Ende jedes Konzertes Zugaben gefordert wurden, berichtet die Banda stolz. Beim Coburger Samba-Festival gab es dank Banda Brasileira zum ersten Mal einen offiziellen Samba-Gottesdienst auf der Bühne am Markt. Die Brasilianer stellten fest: Auch in Deutschland gibt es den Wunsch nach mehr Lebendigkeit und offenen Formen im Gottesdienst. Ein Tipp aus Brasilien an Bayern: Wenn die Sehnsucht nach Samba und Capoeira mal wieder unerträglich werden sollte – in Weimar gibt es eine Escola Popular unter brasilianischer Leitung, die lässt sich auch gerne nach Franken und Bayern einladen! Adeus Almanha - und eine kulinarische Anregung werden sie aus Deutschland in ihre Heimat mitnehmen: Döner schmeckt allen!