Der türkische Dokumentarfilm ist im Mittwochskino von Mission EineWelt im April zu sehen

Der Dokumentarfilm „Haymatloz“ steht im April auf dem Spielplan des Mittwochkinos von Mission EineWelt und erzählt die Geschichte der Nachkommen jüdischer Intellektueller, die vor Hitler in die Türkei flohen. „Es ist kein Dilemma, zwei Heimaten zu haben“, sagt Regisseurin Eren Önsöz über ihre Protagonisten.

Nach der Machtergreifung durch die Nazis verloren rund ein Drittel der Professoren ihre Anstellungen an deutschen Universitäten. Was die Wenigsten wissen: Zahlreiche Intellektuelle, Juden und Antifaschisten flüchteten in das damals unbekannte Exilland Türkei. Staatsgründer Atatürk hatte die Deutschen eingeladen, an seiner ambitionierten Universitätsreform mitzuwirken.

Die Filmemacherin Eren Önsöz begleitet die letzten Nachkommen dieser Professoren an Schauplätze in der Schweiz, Deutschland und in der Türkei. Mithilfe von fünf Protagonisten, die in der Türkei geboren und aufgewachsen sind, untersucht sie dieses vergessene Kapitel deutsch-türkischer Geschichte, dessen Bedeutung bis in unsere Gegenwart reicht. Inmitten der weltweiten Flüchtlingskrise wirft der Dokumentarfilm hochaktuelle Fragen auf und beleuchtet das Schicksal der akademischen Elite Deutschlands im türkischen Exil: Verfolgt, hofiert und „haymatloz“.

„Haymatloz“ ist am Mittwoch, 26. April 2017, um 19.30 Uhr im Otto-Kuhr-Saal (Hauptstraße 2 in Neuendettelsau) zu sehen. Der Eintritt ist frei.

Mission EineWelt feierte beim Jahresempfang in Nürnberg sein 10jähriges Bestehen

Für Professor Dr. Dietrich Werner stehen die Begriffe Mission und Entwicklung in engem Zusammenhang. Beim Jahresempfang von Mission EineWelt, der am gestrigen Donnerstag in Zusammenarbeit mit dem Kirchenkreis und Dekanat in Nürnberg stattfand, empfahl der theologische Grundsatzreferent von Brot für die Welt (Berlin) eine engere Zusammenarbeit zwischen den Organisationen aus beiden Bereichen. „Sowohl Mission als auch Entwicklung sind Anwälte eines Perspektivwechsels“, der sich stärker der Verantwortung für eine „protestantische Weltverantwortung“ verpflichtet sehe und nicht nur die eigenen Interessen im Blick hat.

Missionswerke und kirchliche Entwicklungsorganisationen hätten eine lange Erfahrung im Umgang mit anderen Kulturen und dem interreligiösen Dialog, so Werner in seinem Festvortrag anlässlich des zehnjährigen Bestehens von Mission EineWelt vor rund 170 Gästen. Diese Kompetenz der Kirchen sei heute angesichts national-populistischer Tendenzen nicht nur wichtig, sondern werde auch von politischer Seite zunehmend stärker nachgefragt.

Der Jahresempfang hatte mit der Vorstellung der Talente-Aktion „mach was draus“ des Partnerschaftszentrums und der Begrüßung durch das Direktoren-Ehepaar Dr. Gabriele und Hanns Hoerschelmann begonnen. Mission EineWelt dürfe sich angesichts der zehn Jahre nicht zurücklehnen und auf die Schultern klopfen, so die Direktoren, sondern versuche beispielsweise mit dieser Aktion, Talente wachzurufen und zu lüften. Das sei einer der Lerneffekte aus der Übersee-Arbeit, dass dort, wo die Ressourcen begrenzt sind, Talente gefragt seien. Die seien auch hierzulande vorhanden. „Feiern Sie mit uns 10 Jahre Mission EineWelt und machen Sie was draus“, betonte das Direktoren-Paar den Gedanken, dass nur gemeinsam Dinge in Bewegung zu bringen sind.

Elisabeth Hann von Weyhern, Regionalbischöfin des Kirchenkreises Nürnberg, betonte in ihrem Grußwort, wie wichtig der weltweite Horizont kirchlicher Arbeit sei. Schon während ihrer theologischen Ausbildung sei sie in Neuendettelsau dieser weltweiten Vernetzung begegnet. Damals sei das noch eine etwas fremde Welt für sie gewesen. Die Regionalbischöfin betonte, wie wichtig es sei, „nicht nur im eigenen Vorgarten zu denken“, sondern mit Weitblick über den Horizont zu schauen.

Bei Getränken und einem reichhaltigen Imbiss im gastgebenden Caritas-Pirckheimer-Haus wurde ein Film von Studierenden der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (Stuttgart) uraufgeführt.

„Wir bauen mit euch Zukunft“ ist das filmische Ergebnis einer Reise im vergangenen Jahr in die Partnerkirchen von Mission EineWelt nach El Salvador und Nicaragua.

Geehrt wurden in diesem Jahr stellvertretend für viele Ehrenamtliche im Umfeld von Mission EineWelt Christa Bernhardt, Karl Saemann, Dekanatsmissionsbeauftragter im Dekanat Uffenheim, und Dr. Annemarie Schraml, die leider nicht dabei sein konnte, zusammen mit Dr. Heinz Giering vom Projekt Feuerkinder.

Musikalisch wurde der Jahresempfang von Addi Manseicher untermalt. Er präsentierte unter anderem das Mottolied „Allein aus Gnade“, welches er im Auftrag der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern zum Reformationsjubiläum 2017 komponiert hat.

Rückkehrenden-Wochenende in Nürnberg für ehemalige Nord-Süd-Freiwillige

Unter der Überschrift „Argumentationstraining gegen Stammtischparolen und Vorurteile“ wurde das diesjährige Rückkehrenden-Treffen von Mission EineWelt in Nürnberg veranstaltet. Insgesamt 25 Teilnehmende, darunter vorrangig ehemalige Freiwillige von Mission EineWelt, aber auch Rückkehrende anderer Entsendeorganisationen und weitere Interessierte, trafen sich vom 23. bis 25. März 2017 zu dem Seminar in der Nürnberger Jugendherberge auf der historischen Burg.

In einem Workshop der Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Nürnberg e.V. erlernten die Teilnehmenden mittels Rollenspielen Kommunikationsstrategien. Anhand einer Methode des „Theaters der Unterdrückten“ – nach Augusto Boal – wurden zudem Handlungsfähigkeiten und -unfähigkeiten bewusst und Lösungsansätze im Umgang mit Stammtischparolen im Alltag erfahrbar gemacht.

Als verwandtes Thema spielte „Hetze im Netz“ eine wichtige Rolle. Die Teilnehmenden hatten die Möglichkeit, sich mit dieser besonderen Problematik auseinanderzusetzen und anhand von Beispielen aus dem Internet zu überlegen, was sinnvoller ist: „Löschen, Counterspeech (verbales Gegenhalten) oder … ?!“ Der Fokus lag dabei insbesondere auf Parolen bzgl. Flüchtlingen und Migranten. Durch spielerische Weise wurden Fakten erlernt, um durch sogenanntes „Debunking“ (Entlarven) diskriminierenden Aussagen besser entgegentreten zu können.

Abgerundet wurde das Seminar, dessen Einheiten eigenständig durch zwei Ehemalige von Mission EineWelt geplant wurden, durch einen gemeinsamen Theaterbesuch. Das Stück „Das Phantom“ von Lutz Hübner und Sarah Nemitz im Gostner Hoftheater, das ebenfalls die unbewussten Zuschreibungen und Vorurteile der Gesellschaft thematisiert, bot einen kurzweiligen Ausklang der Wochenend-Veranstaltung.

Am Sonntag verabschiedeten sich die Teilnehmenden nicht ohne Feedback. Für viele war die Veranstaltung eine gewinnbringende Erfahrung. „Es ist gut zu wissen, dass es Anderen in bestimmten Situationen ähnlich geht. Und es ist gut zu wissen, dass es sich lohnt, den Mund aufzumachen. Zumindest um eine andere Meinung in den Raum zu stellen – selbst wenn man selten wirklich überzeugen kann“, erklärt Regina Kramer von Mission EineWelt. Die Teilnehmenden haben – so die Rückkehrenden-Betreuerin – gelernt, dass kleine, originelle Antworten und simple Ideen oft stärker irritieren als sämtliche sachlichen Fakten.

Impressionen von der Veranstaltung

Mission EineWelt hat Talente-Aktion erfolgreich gestartet

Direktor Hanns Hoerschelmann als Schuhputzer. ©MEW/Schlicker

Direktor Hanns Hoerschelmann als Schuhputzer. ©MEW/Schlicker

Mit einer Präsentation bei der Frühjahrstagung der evangelischen Landessynode hat Mission EineWelt eine Talente-Aktion in Coburg gestartet. „mach was draus“ ist die pfiffige Aktion überschrieben, die bis 31. Oktober 2017 laufen wird. Wer mitmacht soll seine Talente und Fähigkeiten einsetzen, ein kleines Startkapital zu vermehren. Der Erlös kommt Projekten in Übersee zugute, die von dem landeskirchlichen Partnerschaftszentrum unterstützt werden.

Synodale verkaufen Sympathie-Kekse für Projekte in Übersee. ©MEW/Schlicker

Synodale verkaufen Sympathie-Kekse für Projekte in Übersee. ©MEW/Schlicker

Mitmachen darf jeder, ob Privatperson, Kirchengemeinde, Jugend- oder Partnerschaftsgruppe, Schulklasse, Familien, groß, klein, alt, jung. Unter www.mach-was-draus.de können sich Interessierte für die Aktion anmelden und erhalten 10 Euro Startkapital und ein Info-Paket mit den wichtigsten Eckdaten zur Aktion sowie einigen Anregungen, was sie alles machen könnten.

Wie es geht, hat unter anderem die Präsidentin der Landessynode, Dr. Annekathrin Preidel, in Coburg gezeigt. Sie bot bei der Synodentagung selbstgemachte Chutneys in Gläsern gegen eine Spende an. Hanns Hoerschelmann, Direktor von Mission EineWelt, putzte Schuhe und die Synodalen Renate Käser, Kathrin Neeb und Karl Georg Haubelt verkauften Sympathie-Kekse und haben das selbstgesteckte Ziel, ihren Einsatz zu verzehnfachen, übertroffen.

Auf der Webseite www.mach-was-draus.de können die Teilnehmenden ihre Aktionen und Ideen vorstellen. Und Interessierte können sich hier anmelden und ihr Start-Set anfordern. Auch Gruppen können sich anmelden und bis zu 50 Euro als Startkapital anfordern. Das Startgeld wird von der Evangelischen Bank zur Verfügung gestellt. Bei der Herbsttagung der evangelischen Landessynode wird Ende November in Amberg dann Bilanz gezogen.