Am letzten Tag der Frühjahrssynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (ELKB) wurden drei aktualisierte Partnerschaftsvereinbarungen mit Partnerkirchen aus Afrika und Lateinamerika unterzeichnet. „Das ist Rückenwind für unsere Arbeit als Eine Kirche und für die Eine Kirche“, freute sich Oberkirchenrat Michael Martin, Leiter der Abteilung C, Ökumene und Kirchliches Leben, der ELKB.
Gabriele Hoerschelmann, Direktorin von Mission EineWelt, sah in der Unterzeichnung ein Zeichen des Aufbruchs und der Unterstützung für die weltweite kirchliche Zusammenarbeit: „Die Partnerschaftsverträge haben einen intensiven Rezeptionsprozess in allen beteiligten Kirchen hinter sich. Hier werden gemeinsame Themen markiert und globale Herausforderungen angenommen. Sie sind ein Ausdruck einer modernen Beziehung zwischen Kirchen auf gleicher Augenhöhe. Ich freue mich sehr über die Zustimmung und Anerkennung der Landessynode.“
Der Vertrag mit der Gemeinschaft Lutherischer Kirchen in Zentralamerika (Comunión de Iglesias Luteranas de Centro América, CILCA) besteht seit 1995 und wurde zuletzt 2016 verlängert. Der CILCA gehören die lutherischen Kirchen von Costa Rica (ILCO), El Salvador (SLS), Honduras (ICLH), Nicaragua (ILFE) und – seit 2022 – Guatemala (ILAG) an. Mit der Aufnahme der ILAG in die CILCA nimmt nun auch die bayerische Landeskirche ganz offiziell partnerschaftliche Beziehungen zu der lutherischen Kirche in Guatemala auf. Neu im Vertrag sind unter anderem der gemeinsame Einsatz von ELKB und CILCA für Klimagerechtigkeit, Gender Justice und die Emanzipation marginalisierter Gruppen sowie das Engagement „in der Suche nach Antworten angesichts der zunehmenden Einschränkung zivilgesellschaftlicher Handlungsspielräume und wachsender Migrationsbewegungen“. Zudem soll die Zusammenarbeit und der Austausch im Bildungssektor intensiviert werden. Ergänzt
wurde auch die beiderseitige Verpflichtung auf den Verhaltenskodex der ACT Alliance und auf die Compliance-Standards der ELKB im Rahmen der gemeinsamen Projektarbeit. Rolando Ortez, Präsident der CILCA, kommentierte die Vereinbarungen als Versprechen für eine „verheißungsvolle Zukunft“.
Der Dreiervertrag zwischen ELKB, CILCA und der Evangelischen Kirche Lutherischen Bekenntnisses in Brasilien (Igreja Evangélica de Confissão Luterana no Brasil, IECLB) betont laut Michael Martin „die wechselseitige Unterstützung der drei Partner in Ihren missionarischen Anliegen und Aktivitäten“. Bisher, erläuterte Martin, hatte die Vereinbarung „den Charakter einer Verwaltungsvereinbarung“. Zudem wurde erstmals die Entsendung von theologischem Personal von der CILCA in die IECLB festgehalten. Vorher gab es nur die Entsendung von Theolog*innen der IECLB in die Kirchen der CILCA. „Die CILCA-Kirchen sind nicht mehr diejenigen, die um Unterstützung bitten, sie werden ein eigenständiges Gegenüber“, erklärte Martin. Neu ist auch die nun festgeschriebene Stärkung und Förderung der Weiterbildung in Theologie und Diakonie sowie theologischer Ausbildungseinrichtungen. „Mit der
Unterzeichnung feiern wir die Vernetzung miteinander und dass wir die Hoffnung auf Frieden und Gerechtigkeit in Jesus Christus weltweit verkünden“, freute sich IECLB-Präsidentin Silvia Genz.
Schon seit 1962 gibt es die Partnerschaftsvereinbarung zwischen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tansania (ELCT) und der ELKB. Sie wurde zuletzt in den Jahren 2012 und 2013 aktualisiert. Auch in dieser Vereinbarung wurde jetzt der gemeinsame Einsatz für Umweltschutz und Klimagerechtigkeit festgeschrieben und zudem die Zusammenarbeit in der Aus- und Fortbildung hervorgehoben. Ein weiterer Punkt ist das, so Martin, „gestiegene kritische Bewusstsein in Bezug auf die gemeinsame Kirchen- und Missionsgeschichte“. Damit ist auch hier ein Aufarbeitungs- und Lernprozess festgehalten, der in der Praxis der Zusammenarbeit schon länger
stattfindet. „Überglücklich“, zeigte sich Fredrick Shoo, Leitender Bischof der ELCT, über die Unterzeichnung der aktualisierten Partnerschaftsvereinbarung. „Das ist ein Zeichen, dass wir zusammengehören als Kirche Gottes weltweit.“ Sein Wunsch für die partnerschaftliche Zukunft: „Möge Gott uns den Mut geben, wirklich auf Augenhöhe und in Offenheit miteinander zu sprechen, und den Mut, nicht zu wackeln, sondern zu sagen, worum es dabei geht, eine Kirche Jesu zu sein.“