„Unser Auftrag, Gottes Kirche zu sein“, lautete das Motto für die kirchenleitende Konsultation der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (ELKB) und der Evangelischen Kirche lutherischen Bekenntnisses in Brasilien (IECLB) im brasilianischen Curitiba, zu der sich von 4. bis 7. August 2024 insgesamt 12 Teilnehmende aus Bayern und Brasilien trafen. Anlass des Arbeitstreffens war ein Jubiläum: 200 Jahre lutherische Präsenz in Brasilien. Ähnlich der ELKB fragt auch die IECLB angesichts zurück gehender Mitgliederzahlen nach Bedeutung und Form ihres missionarischen Auftrags und sucht nach Chancen für die zukünftige Kirchenentwicklung.
Für die ELKB waren aus dem Landeskirchenamt Oberkirchenrat Michael Martin, bis vor kurzem Leiter der Abteilung C „Ökumene und Kirchliches Leben“, Kirchenrat Hans-Martin Gloël, Referent für Ökumene und Weltverantwortung, und die Leiterin der ökumenischen Projektarbeit, Dorothea Droste, dabei. Sie wurden begleitet von der Leiterin des Lateinamerikareferats von Mission EineWelt, Kerstin Schönleben, und von Andreas Nehring, Vorsitzender des Kuratoriums von Mission EineWelt.
Die IECLB war vertreten durch Kirchenpräsidentin Silvia Genz, die Vizepräsidenten Odair Braun und Mauro de Souza, Generalsekretär Marcos Bechert, den Beauftragten für Kirchliches Leben, Olmiro Ribeiro Junior, die Vizepräsidentin des Kirchenrates, Astrid Balz, und Margret Reus, Assistentin des Präsidiums.
Ursprünglich für Anfang Mai geplant, musste die Konsultation aufgrund der Hochwasserkatastrophe im Bundesstaat Rio Grande do Sul im Süden Brasiliens verschoben werden. Ganze Landstriche waren in den Fluten versunken und machten Tausende obdachlos. Die IECLB startete eine Solidaritätskampagne, die national wie international auf positive Resonanz stieß, und konnte dringend benötigte Nothilfe an vielen Stellen leisten.
Auch bei der Konsultation spielten die Herausforderungen des Klimawandels eine zentrale Rolle. Hans Martin Gloël lud in einem Impulsvortrag zu Klimagerechtigkeit dazu ein, sich in lutherischer Tradition als Mitarbeitende Gottes zu verstehen, denen die Aufgabe der Bewahrung wie der maßvollen Nutzung der Schöpfung zukomme. Auch konkrete Maßnahmen wurden vorgestellt und diskutiert: Von bayerischer Seite wurde das Anfang Juli 2024 von der Landessynode der ELKB verabschiedete Klimaschutzgesetz vorgestellt. Darin ist eine CO2-Reduktion um 90 Prozent bis 2035 und die vollständige CO2-Neutralität bis 2045 vorgesehen. Die IECLB nimmt aufgrund ihrer jahrzehntelangen Begleitung von indigenen und kleinbäuerlichen Gemeinschaften eine Vorreiterrolle im Bereich Agroökologie ein und setzt aktuell vor allem auf Bewusstseinsbildung. Zudem bereitet eine Kommission den Entwurf einer innerkirchlichen Richtlinie zu Klimafragen vor. Der Vorsitzende dieser Kommission, Olmiro Ribeiro Junior, erläuterte die hinter der Richtlinie stehende Grundhaltung: „Es geht um die Kunst, gut zu leben. Wir entwickeln und verbreiten eine Politik der sozialen und ökologischen Gerechtigkeit und leben den Begriff der Nachhaltigkeit in seiner ganzen Bandbreite. Denn als Menschen sind wir eingeladen, uns zu engagieren und ein Glaubenszeugnis abzulegen, das die Art und Weise, wie wir leben, in Beziehung treten und aufeinander bezogen konsumieren können, reflektiert und neu überdenkt.“
Die Vertreter*innen beider Partnerkirchen bekräftigten die Fortsetzung der wechselseitigen Unterstützung bei konkreten Projekten und im Austausch von Erfahrungen. Die nächste Konsultation findet in zwei Jahren statt.
Auch in den vergangenen Jahren hatte ein enger inhaltlicher Austausch der beiden Kirchen immer wieder konkrete Früchte hervorgebracht. Beispielsweise als vor einigen Jahren das Umwelt-Management-System „Grüner Gockel“ als „galo verde“ in der Kirche in Brasilien eingeführt wurde.