Die Teilnehmenden der Konsultation von IECLB und ELKB Anfang August 2025: Vorne: Marcos Bechert, Silvia Genz, Michael Martin, Mauro de Souza, Hans Martin Gloel, Andreas Nehring, Kerstin Schönleben (v.l.n.r.) Hinten: Odair Braun, Olmiro Ribeiro Junior, Margret Reus, Martina Sayer (Übersetzung), Dorothea Droste, Marten Henschel (Übersetzung) (v.l.n.r.) Foto: Michael Martin

Die Teilnehmenden der Konsultation von IECLB und ELKB Anfang August 2025: Vorne: Marcos Bechert, Silvia Genz, Michael Martin, Mauro de Souza, Hans Martin Gloel, Andreas Nehring, Kerstin Schönleben (v.l.n.r.)
Hinten: Odair Braun, Olmiro Ribeiro Junior, Margret Reus, Martina Sayer (Übersetzung), Dorothea Droste, Marten Henschel (Übersetzung) (v.l.n.r.)
Foto: Michael Martin

„Unser Auftrag, Gottes Kirche zu sein“, lautete das Motto für die kirchenleitende Konsultation der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (ELKB) und der Evangelischen Kirche lutherischen Bekenntnisses in Brasilien (IECLB) im brasilianischen Curitiba, zu der sich von 4. bis 7. August 2024 insgesamt 12 Teilnehmende aus Bayern und Brasilien trafen. Anlass des Arbeitstreffens war ein Jubiläum: 200 Jahre lutherische Präsenz in Brasilien. Ähnlich der ELKB fragt auch die IECLB angesichts zurück gehender Mitgliederzahlen nach Bedeutung und Form ihres missionarischen Auftrags und sucht nach Chancen für die zukünftige Kirchenentwicklung.

Für die ELKB waren aus dem Landeskirchenamt Oberkirchenrat Michael Martin, bis vor kurzem Leiter der Abteilung C „Ökumene und Kirchliches Leben“, Kirchenrat Hans-Martin Gloël, Referent für Ökumene und Weltverantwortung, und die Leiterin der ökumenischen Projektarbeit, Dorothea Droste, dabei. Sie wurden begleitet von der Leiterin des Lateinamerikareferats von Mission EineWelt, Kerstin Schönleben, und von Andreas Nehring, Vorsitzender des Kuratoriums von Mission EineWelt.

Die IECLB war vertreten durch Kirchenpräsidentin Silvia Genz, die Vizepräsidenten Odair Braun und Mauro de Souza, Generalsekretär Marcos Bechert, den Beauftragten für Kirchliches Leben, Olmiro Ribeiro Junior, die Vizepräsidentin des Kirchenrates, Astrid Balz, und Margret Reus, Assistentin des Präsidiums.

Ursprünglich für Anfang Mai geplant, musste die Konsultation aufgrund der Hochwasserkatastrophe im Bundesstaat Rio Grande do Sul im Süden Brasiliens verschoben werden. Ganze Landstriche waren in den Fluten versunken und machten Tausende obdachlos. Die IECLB startete eine Solidaritätskampagne, die national wie international auf positive Resonanz stieß, und konnte dringend benötigte Nothilfe an vielen Stellen leisten.

Auch bei der Konsultation spielten die Herausforderungen des Klimawandels eine zentrale Rolle. Hans Martin Gloël lud in einem Impulsvortrag zu Klimagerechtigkeit dazu ein, sich in lutherischer Tradition als Mitarbeitende Gottes zu verstehen, denen die Aufgabe der Bewahrung wie der maßvollen Nutzung der Schöpfung zukomme. Auch konkrete Maßnahmen wurden vorgestellt und diskutiert: Von bayerischer Seite wurde das Anfang Juli 2024 von der Landessynode der ELKB verabschiedete Klimaschutzgesetz vorgestellt. Darin ist eine CO2-Reduktion um 90 Prozent bis 2035 und die vollständige CO2-Neutralität bis 2045 vorgesehen. Die IECLB nimmt aufgrund ihrer jahrzehntelangen Begleitung von indigenen und kleinbäuerlichen Gemeinschaften eine Vorreiterrolle im Bereich Agroökologie ein und setzt aktuell vor allem auf Bewusstseinsbildung. Zudem bereitet eine Kommission den Entwurf einer innerkirchlichen Richtlinie zu Klimafragen vor. Der Vorsitzende dieser Kommission, Olmiro Ribeiro Junior, erläuterte die hinter der Richtlinie stehende Grundhaltung: „Es geht um die Kunst, gut zu leben. Wir entwickeln und verbreiten eine Politik der sozialen und ökologischen Gerechtigkeit und leben den Begriff der Nachhaltigkeit in seiner ganzen Bandbreite. Denn als Menschen sind wir eingeladen, uns zu engagieren und ein Glaubenszeugnis abzulegen, das die Art und Weise, wie wir leben, in Beziehung treten und aufeinander bezogen konsumieren können, reflektiert und neu überdenkt.“

Die Vertreter*innen beider Partnerkirchen bekräftigten die Fortsetzung der wechselseitigen Unterstützung bei konkreten Projekten und im Austausch von Erfahrungen. Die nächste Konsultation findet in zwei Jahren statt.

Auch in den vergangenen Jahren hatte ein enger inhaltlicher Austausch der beiden Kirchen immer wieder konkrete Früchte hervorgebracht. Beispielsweise als vor einigen Jahren das Umwelt-Management-System „Grüner Gockel“ als „galo verde“ in der Kirche in Brasilien eingeführt wurde.

Gemeinsam kochen verbindet: Die Süd-Nord-Freiwilligen von Mission EineWelt zusammen mit Vroni Heumann (r.) (Foto: Nadine Reinert)

Gemeinsam kochen verbindet: Die Süd-Nord-Freiwilligen von Mission EineWelt zusammen mit Vroni Heumann (r.) (Foto: Nadine Reinert)

Die erste Zeit nach ihrer Ankunft in Neuendettelsau haben die Süd-Nord Freiwilligen von Mission EineWelt genutzt, um gemeinsam mit Vroni Heumann, Küchenmitarbeiterin des BegegnungsCentrums, typische Gerichte aus ihren Heimatländern zu kochen.

„So eine große Auswahl an Gemüsesorten, wow!“, stellt Austin aus Liberia gleich zu Beginn ganz begeistert fest. Der Freiwillige schnappt sich eine Aubergine und mustert sie ausgiebig. „Das ist ein großer Luxus, den ihr in Deutschland habt. Bei uns zu Hause in Liberia essen wir nur einmal am Tag, und es gibt meist das gleiche Gericht, das alle von einem großen Teller essen. Jeden Tag wird Reis mit Bohnen zubereitet. Jeder isst mit der rechten Hand vom Teller, die Kleinen müssen ganz schnell sein. Denn wer schnell isst, bekommt auch mehr.“ Als Austin ausgiebig von seiner Heimat erzählt und Fotos von hungrigen Kindern zeigt, schauen alle bedrückt. Auch Vroni Heumann hört gebannt zu, während sie gemeinsam mit den Jugendlichen Gemüse schnippelt und das Tapiokamehl für das erste Gericht mit Wasser und Öl mischt.

Die Süd-Nord Freiwilligen kommen 2024 neben Liberia aus Papua-Neuguinea, Paraguay, China, Brasilien und Nicaragua. Für ein Jahr arbeiten sie als Bundesfreiwillige in verschiedenen Einsatzstellen bayernweit mit, zum Beispiel in Kindergärten. Noch verständigen sie sich auf Englisch. Nur die Freiwillige aus Brasilien spricht kein Englisch, kann dafür aber gut Deutsch.

Das erste Gericht, das gekocht wird, hat Natanielly aus Brasilien mitgebracht: Pão de Quejo. Die Käsebällchen sind in Brasilien sehr beliebt. Als die runden Bällchen aus dem Ofen kommen und alle davon probiert haben, wissen sie, warum.

Natanielly erzählt, dass es bei ihr zu Hause in Brasilien auch oft Reis mit Bohnen gibt. Fleisch ist in Brasilien sehr teuer. Es kommt ein- bis zweimal pro Woche auf die Teller.

Austin aus Liberia ist zwischenzeitlich mit dem Schnippeln des Gemüses für sein Gericht fertig: Er bereitet eine Auberginen-Suppe mit Reis und Hühnchen zu. Zum Würzen des Fleisches möchte er gerne acht Chili Schoten mit Kernen verwenden, außerdem scharfe Gewürze. Vroni Heumann erklärt ihm, dass das für die anderen Freiwilligen wahrscheinlich zu scharf werden könnte und jagt nur 2 Chilischoten ohne Kerne durch den Häcksler. Wie sich am Ende herausstellt, ist das bei weitem scharf genug. Alle probieren und reißen die Augen auf. Aber schnell stellt sich Begeisterung ein, das Essen schmeckt allen. Besonders Stella aus Paraguay kann gar nicht damit aufhören, das Essen zu loben: „Das schmeckt einfach so gut, das ist so gut!“ Sie bittet mehrmals um einen Nachschlag. Vroni Heumann muss ein wenig bremsen: „Wir möchten doch erst mal von jedem Essen probieren – am Ende darf sich dann jede und jeder so viel nehmen, wie er oder sie möchte. Aber lass‘ uns jetzt erst mal zu deinem Gericht kommen!“

Zusammenhelfen verbindet: Stella (l.) und Tiffany (l.) beim Reiskochen (Foto: Nadine Reinert)

Zusammenhelfen verbindet: Stella (l.) und Tiffany (l.) beim Reiskochen (Foto: Nadine Reinert)

Also zeigt Stella aus Paraguay nun den anderen, wie sie zu Hause „Vori Vori“ kocht. Bis alle das Gericht richtig aussprechen können, haben sie einen Riesenspaß. Immer wieder singen sie und freuen sich über das Zusammensein. In den ersten vier Wochen nach der Ankunft in Deutschland besuchen die Süd-Nord Freiwilligen die Sprachschule und sind sehr mit dem Lernen der neuen Sprache beschäftigt. Zeit, zusammen zu kochen, hatten die Jugendlichen noch keine. Umso mehr genießen sie deshalb ihre Freizeit und das Kennenlernen der verschiedenen Gerichte. Auch die ersten negativen Erfahrungen tauschen sie aus, zum Beispiel, dass man schon mal angeschrien wird, wenn man unterwegs einfach drauflos fotografiert und nicht darauf achtet, ob andere Menschen mit auf dem Foto abgebildet sind. Währenddessen wird Stellas Suppe fertig. Alle probieren und sind begeistert, wie toll Stella kochen kann und wie gut „Vori Vori“ schmeckt.

„In Paraguay  essen wir sehr viel Fleisch. Jeden Sonntag gibt es nach dem Gottesdienst ein Barbeque mit der ganzen Familie, das ist unser Highlight der Woche. Ich liebe das gemeinsame Grillen und Essen!“, erzählt  Stella. Essen verbindet eben.

Als nächstes ist Kaiyun aus China dran. Kevin, wie er sich selbst nennt, zeigt erst Bilder von „1.000-jährigen Eiern“ und erklärt, dass diese in Wirklichkeit natürlich nicht 1.000 Jahre alt sind. Die Eier werden speziell zubereitet und sind in China eine Spezialität. „Bereits zum Frühstück essen wir eine warme Suppe. Da kann dann auch zum Beispiel ein Ei drin sein“, sagt Kevin. Die anderen Freiwilligen schauen gebannt, als Kevin Fotos von weiteren typischen chinesischen Gerichten zeigt. Während er gebratenen Reis zubereitet, schauen ihm Vroni und Stella über die Schulter und sind begeistert von Kevins Kochkünsten. „Du bist ja ein richtiger Koch! Ich glaube, Du kannst ab sofort jeden Tag für uns alle kochen!“, lacht Stella. Als der gebratene Reis mit Gemüse auf dem Tisch steht, können sich die anderen kaum halten vor Begeisterung.

Haben viel Spaß beim gemeinsamen Kochen: die Süd-Nord-Freiwilligen Tiffany, Douglas, Kevin und Austin (v.l.n.r.) (Foto: Nadine Reinert)

Haben viel Spaß beim gemeinsamen Kochen: die Süd-Nord-Freiwilligen Tiffany, Douglas, Kevin und Austin (v.l.n.r.) (Foto: Nadine Reinert)

Das letzte Gericht kochen Tiffany und Douglas aus Papua-Neuguinea (PNG). Tiffany erzählt, dass in PNG nur die Frauen kochen. Daher ist es für die junge Frau sehr ungewohnt, zusammen mit Douglas Gemüse zu schneiden. Der allerdings schnippelt Gemüse, als würde er das seit Jahren mehrmals täglich machen. Es gibt Reis mit Gemüse. Bei ihr zu Hause werde nur frisches Gemüse aus dem eigenen Garten verwendet, sagt Tiffany. Dazu gebe es häufig Süßkartoffeln, und auch Fisch lande häufig auf dem Teller – zumindest in den Küstenregionen. Auch das Essen aus PNG ist sehr gut gelungen und bekommt jede Menge Lob.

Nach dem Kochen und Probieren heißt es nun für alle: Nehmt Euch von allen Gerichten, was und so viel Ihr wollt. Das lassen sich die Freiwilligen nicht zweimal sagen. Essen aus fünf Ländern auf einem Teller – Douglas ist fasziniert: „Käsebällchen aus Brasilien, Auberginensuppe aus Liberia, Vori Vori aus Paraguay, gebratener Reis aus China und Reis mit Gemüse aus PNG! – Wow, seht Euch das an!“ Auch die anderen Freiwilligen genießen ihr Essen und sind dankbar für den gemeinsamen Abend, das gemeinsame Kochen, die Geschichten und das freundschaftliche Ambiente.

Sie bedanken sich bei Vroni Heumann und betonen, wie wertvoll es für sie sei, dass sie im BegegnungsCentrum mit so viel Freundlichkeit empfangen werden. Plötzlich steht Austin auf, reibt sich den Bauch, schließt die Augen und sagt: „Mmmmmmmh! Das war so gut, das Essen schmeckt so toll. Ich bin überaus dankbar. Ich möchte mich bei euch bedanken, von ganzem Herzen. Bei uns zu Haus drückt man Dankbarkeit so aus – ich zeige es euch!“ Er geht zu Vroni Heumann, verneigt sich vor ihr, gibt ihr die Hand und sagt: „Danke, Vroni! Ich danke dir von Herzen!“. Die tiefe Dankbarkeit ist noch lange zu spüren bei den Gesprächen im Laufe des Abends.

 

Nadine Reinert

 

Hinweis:

Im August und September läuft die Reihe „Kulinarische Weltreise“ auf den Social Media-Kanälen von Mission EineWelt:

Instagram: @mission_einewelt, @ief.programm, @pazifik_infostelle und @erlanger_verlag

Facebook: @Mission EineWelt, @Pazifik-Informationsstelle

„Ach, ich hatte mir vorgestellt, dass wir viel mehr rumsitzen und zuhören“, sagten verschiedene Teilnehmende. „Toll, dass wir so mitgenommen wurden.“

Gruppenfoto der Summer School-Teilnehmenden nach dem Auftritt beim Fest der weltweiten Kirche (Foto: Nadine Reinert)

Gruppenfoto der Summer School-Teilnehmenden nach dem Auftritt beim Fest der weltweiten Kirche (Foto: Nadine Reinert)

Das Thema „Klimagerechtigkeit“ nur theoretisch zu beleuchten, wie manche das vielleicht erwartet hatten, war nicht das Ziel der Summer School 2024 von Mission EineWelt. Vielmehr ging es darum, globale Gerechtigkeit im Hinblick auf Klimafragen als Gemeinschaft von 30 Personen füreinander erlebbar zu machen. Und es hat funktioniert: Diese zwei Wochen von 13. bis 28. Juli führten zu unerwarteten und beeindruckenden Ergebnissen. Oder, wie eine Teilnehmerin es ausdrückte: „Das hat was mit mir gemacht.“

 

Verständigung weltweit

Ein zentraler Aspekt war die Entscheidung, neben Englisch auch Spanisch als Konferenzsprache anzubieten. Rückmeldungen aus Lateinamerika hatten nämlich deutlich gemacht: Nur Englisch schränkt den Kreis zu sehr ein. Die sprachlichen Herausforderungen, die sich bei gemeinsamen Aktivitäten, wie Spielen, Singen oder bei Spaziergängen ergaben, waren dann freilich größer als erwartet. Doch mit der Zeit entwickelte sich eine erstaunliche Routine. Eine Brasilianerin übersetzte für den Mozambikaner ins Portugiesische, während ein Guatemalteke für die lateinamerikanischen Teilnehmer*innen ins Spanische dolmetschte. Wenn die entsprechenden Personen dran waren, kamen die Dolmetscher*innen einfach ganz selbstverständlich dazu. Beim Abschlussgottesdienst wurde es noch vielfältiger: Die Lesungen und Gebete wurden in verschiedenen Sprachen, darunter Kambodschanisch, Chinesisch und Malaiisch, vorgetragen – ganz ohne Übersetzung. Aber alle haben sich verstanden. Ist das nicht wie Pfingsten?

 

Aktivitäten und Diskussionen

Neben der sprachlichen Vielfalt unternahm die Gruppe eine „Luther-Tour“ zur Wartburg, nach Wittenberg, Magdeburg und Erfurt. Erstaunlich, wie die Horizonte miteinander verschmolzen, wie Luthers Anliegen auch die Teilnehmenden inspirierte, wie sie in Ostdetuschland Videos zu den Sustainable Development Goals (SDGs) produzierten, in denen sie sowohl vor als auch hinter der Kamera aktiv waren.

Besonders beeindruckend war die ständige Präsenz der globalen und lokalen Auswirkungen des Klimawandels. Fallbeispiele aus verschiedenen Regionen verdeutlichten die ungleiche Verteilung der Klimafolgen, insbesondere bei benachteiligten und vulnerablen Bevölkerungsgruppen. Wie anders das klingt, wenn eine sagt: „Ich bin Indigena“! Die Diskussionen umfassten internationale Abkommen, die Rolle der Wirtschaft und politische Maßnahmen zur Förderung von Klimagerechtigkeit. Immer wurde aber erörtert, wie jede*r Einzelne in ihrem bzw. seinem Kontext aktiv werden kann. Ein Schlüssel, der oft genannt wurde: Bildung, vor allem um ein „(neo)colonial mindset“ zu überwinden, das sagt: „Ich kann nichts“.

 

Vielfalt der Teilnehmenden

Die summer school zeichnete sich durch eine breite Vielfalt an Berufen und Hintergründen aus – von Studierenden und jungen Fachkräften über Aktivist*innen bis hin zu Ruheständler*innen im Ehrenamt. Diese Vielfalt ermöglichte es, die Themen aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten. Die Teilnehmenden hatten zudem die Gelegenheit, sich mit Expert*innen aus Bayern auszutauschen, sich zu vernetzen und gemeinsame Strategien zu entwickeln.

 

Erkenntnisse und Ausblick

Am Ende der Summer School standen zwei wesentliche Erkenntnisse im Vordergrund. Erstens, die intensive thematische Auseinandersetzung mit „Klimagerechtigkeit“ öffnete den Teilnehmenden die Augen für die Perspektiven und Fragen der anderen. „Wir kämpfen gemeinsam für Klimagerechtigkeit!“ Zweitens zeigte sich, dass schon der Versuch, Rücksicht aufeinander zu nehmen und sich für Gerechtigkeit einzusetzen, lohnt. Allgemein wurde hervorgehoben, wie ermutigend die Summer School war: „Wir können aktiv werden und Lösungen entwickeln“

Die Summer School war ein gutes  Beispiel dafür, was es heißt, über Gerechtigkeit nicht nur theoretisch nachzudenken, sondern in der Begegnung zu erfahren, wie sie im Miteinander gelebt werden kann. Sie förderte nicht nur das Verständnis für die globalen Herausforderungen des Klimawandels, sondern auch die Bedeutung von Gerechtigkeit und Solidarität im Umgang mit diesen Herausforderungen.

 

Sung Kim

"Schafft die Atomwaffen ab" - Julia Ratzmann beim Hirsohima-Gedenken 2024 in Nürnberg (Foto: Thomas Nagel)

„Schafft die Atomwaffen ab“ – Julia Ratzmann beim Hiroshima-Gedenken 2024 in Nürnberg (Foto: Thomas Nagel)

Das Gedenken an die verheerenden Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki im August 1945 mit über 200.000 Toten – die Opfer der Langzeitfolgen der atomaren Verseuchung nicht mitgerechnet – ist keine rein retrospektive, historische Angelegenheit. Julia Ratzmann, Leiterin der Pazifik-Infostelle bei Mission EineWelt, brachte gleich zu Beginn der Gedenkveranstaltung am Abend des 6. August vor der Lorenzkirche in Nürnberg die Verbindung zur Gegenwart auf den Punkt: Derzeit verfügten weltweit sieben Staaten über Atomwaffen. Das Arsenal reiche dafür aus, den Planeten Erde mehrfach zu zerstören, erklärte Ratzmann und deklamierte stellvertretend für die Veranstalter*innen des Gedenkens: „Wir fordern: Schafft die Atomwaffen ab.“

Auch die Mitglieder der Bayerischen Friedensfahrradtour, die anlässlich des Hiroshima-Gedenkens in Nürnberg Station machten, bezogen klar Stellung gegen immer mehr Eskalation und Gewalt bei inner- und zwischenstaatliche Konflikten. „Es gibt nur einen Weg zum Frieden: verhandeln statt schießen“, machte Friedensradler Werner Meskaric klar. Der 66-Jährige kritisierte insbesondere auch deutsche Waffenlieferungen in den Nahen Osten. Diese hätten sich „seit Beginn des Gaza-Konflikts verzehnfacht“. Zu den Profiteur*innen gehöre auch das Nürnberger Unternehmen Diehl, das „an beide Seiten“ liefere.

Die Bayerische Friedensfahrradtour machte anlässlich des Hirsohima-Gedenkens Station in Nürnberg (Foto: Thomas Nagel)

Die Bayerische Friedensfahrradtour machte anlässlich des Hiroshima-Gedenkens Station in Nürnberg (Foto: Thomas Nagel)

Gegen eine Verharmlosung der gesundheitlichen Folgen eines Atomwaffeneinsatzes wandte sich Herbert Kappauf, Vorstandsmitglied der Nürnberger Regionalgruppe der Internationalen Ärzte zur Verhütung des Atomkriegs (IPPNW): „Als Ärztinnen und Ärzte sagen wir: Wir werden Euch nicht helfen können.“ Zudem kritisierte der Mediziner die Absurdität der militärischen Diskussion. „Militärisches Denken selbst“ sei „krank und krankmachend“. Vielmehr führten „aufgeblähte Ausgaben für Rüstung“ zwangsläufig zu Kürzungen in anderen wichtigen Bereichen. Im einzelnen nannte der 71-Jährige die Bereiche Soziales und Klima. Kappauf warb vehement dafür, militärische Logik nicht mehr als „normal“ zu akzeptieren, sondern sich für „Friedenstüchtigkeit“ einzusetzen.

Zur militärischen Logik gehört auch die derzeit vehement betriebene Renaissance des so genannten „Gleichgewichts des Schreckens“. Wolfgang Nick, Mitglied im Vorstand des Friedensmuseums Nürnberg, kritisierte die Strategie der atomaren Abschreckung als „hochgefährliche Illusion“. Im Gegenteil: „Nukleare Teilhabe erhöht nur das Risiko“, warnte er. Auch mit der für 2026 vorgesehenen Stationierung von Mittelstreckenwaffen in Deutschland biete „die Bundesregierung unser Land als Startrampe an“. Nick befürchtet, dass Deutschland durch solche Waffen und die sogenannte nukleare Teilhabe in Gestalt der im Fliegerhorst Büchel gelagerten US-Atomwaffen oder potenziell atombombentaugliche Flugzeuge „Zielkoordinate“ für Russland werden könnte. „Wir könnten die ersten Opfer auf dem atomaren Schlachtfeld Mitteleuropa werden.“ Auch aus seiner Sicht gibt es „nur eine Lösung: Atomwaffen abschaffen.“

Wurde aus dem MiPaKo-Präsidium verabschiedet: Susanne Kießling-Prinz (Bildmitte) Foto: Manfred Kurth

Wurde aus dem MiPaKo-Präsidium verabschiedet: Susanne Kießling-Prinz (Bildmitte)
Foto: Manfred Kurth

Am 18. Juli 2024 wurde  Susanne Kießling-Prinz offiziell aus dem Präsidium der Missions- und Partnerschaftskonferenz (MiPaKo) verabschiedet. Kießling-Prinz ist Pfarrerin in der Gemeinde Gröbenzell und war bis vor kurzem die Prodekanatsmissionspfarrerin von München-West. Auch am Dekanat München geht der Umstrukturierungsprozess der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern nicht spurlos vorüber. Gröbenzell wird in das benachbarte Dekanat Fürstenfeldbruck umziehen. Das bringt einiges an Arbeit mit sich, so dass sich Kießling-Prinz schweren Herzens entschlossen hat, das Amt der rodekanatsmissionspfarrerin abzugeben. Damit verlor sie zugleich auch das Mandat für ihren Sitz im Präsidium.

Präsidiumspräsident Peter Gürth dankte Kießling-Prinz im Namen der Missions- und Partnerschaftskonferenz und vor allem der Präsidiumsmitglieder. Sie wird der Konferenz fehlen.

Manfred Kurth