"Ich habe die Flut überlebt", steht auf dieser Schuluniform. (Foto: Ines Ackermann)

„Ich habe die Flut überlebt“, steht auf „Ich habe die Flut überlebt“, steht auf dieser Schuluniform. (Foto: Ines Ackermann)

Die Überschwemmungen vor fünf Monaten waren ein Schock für viele Menschen hier im Süden Brasiliens und haben es bis in die Hauptnachrichten Europas geschafft. Was dabei oftmals unterging: Es waren nicht die ersten und werden auch nicht die letzten sein. Viele Gebiete im Bundesstaat Rio Grande do Sul werden regelmäßig überschwemmt, und auch jetzt im September und Oktober erscheinen auf meinem Handy wieder Warnungen vor Wassermassen, Stromausfällen, Blitzen und Hagel. So schlimm wie im Mai soll es aber (hoffentlich!) nicht wieder werden.

Bei einem Frauentreffen zum Thema „Die Flut vom Mai ist vorbei, was nun?“ erzählt eine junge Frau, dass ihr Haus schon im September 2023 völlig überflutet war. Sie lebt aus gepackten Kisten, um im Zweifel schnell weg zu können. In dem Stadtteil, in dem sie wohnt, stehen jedes Jahr Häuser unter Wasser. Aber da er zur Peripherie gehört und von ärmeren Schichten bewohnt wird, interessiert das die Medien und die Politik nicht besonders. Erst jetzt, wo die ganze Stadt und der ganze Bundesstaat betroffen waren, wird das Problem sichtbarer.

Nach den Überschwemmungen im Mai ist in gewisser Weise wieder Alltag eingekehrt, aber die Striche des Wasserstandes an den Hauswänden sind noch überall zu sehen. Wer hier lebt, wird täglich damit konfrontiert, was Menschen an materiellen Dingen durch das Wasser verloren haben. Der Staat bemüht sich um Unterstützung. Diese erreicht nicht alle und nur langsam. Dafür sind es NGOs, die Kirchen und zahllose Einzelpersonen, die weiterhin mit scheinbar unendlicher Kraft anpacken.

War im Frühjahr bis zum ersten Stock überflutet: das Haus von Graciela Cornaglia (Foto: Graciela Cornaglia)

War im Frühjahr bis zum ersten Stock überflutet: das Haus von Graciela Cornaglia (Foto: Graciela Cornaglia)

Graciela hatte ihr Haus, als das Wasser stieg, mit dem Laptop und einem Satz Kleidung verlassen. „Morgen komme ich zurück“, dachte sie. Doch das Wasser blieb einen ganzen Monat. Bis heute nehmen die Wände auch nach zwei Anstrichen immer wieder einen gelblichen Farbton an und das Haus ist von außen voller grün-brauner Algen. Aus Angst um ihre Gesundheit wohnt Graciela weiterhin auf dem Campus der theologischen Universität „Faculdades EST“, wo sie im Mai untergekommen war. Doch eine befreundete Familie ist mangels anderer Möglichkeiten in ihr Haus gezogen. Bald hat das Kind eine Lungenentzündung entwickelt, und auch die Eltern husten. Unter solchen Bedingungen leben jetzt viele Menschen. All diese Personen zählen in die Statistik als „konnten in ihre Häuser zurückkehren“.

Bei dem Frauentreffen wird sehr Persönliches geteilt. Eine 35-Jährige erzählt von ihrer Teenager-Tochter, bei der seit den Überschwemmungen die Anorexie völlig außer Kontrolle ist. Sie hatte mit ansehen müssen, wie ihr Rückzugsraum zerstört wurde, und auch ihr Hund und die Katze die Flut nicht überlebt haben. Es gibt psychologische Betreuung, aber lange nicht für alle.

Viele Kinder hatten wochenlang jeden Tag darauf gewartet, nach Hause zurückzugehen. Eltern erzählen, dass sie lange nicht die Kraft gehabt hatten, den Kindern zu sagen, dass das Haus und all ihr Schulmaterial, Spielzeug und Kleidung nicht mehr existierte.

Ich konnte ein paarmal an Besuchen teilnehmen, die Organisationen wie die UNHCR und der Menschenrechtsrat von São Leopoldo in Stadtvierteln gemacht haben, wo die Situation besonders prekär ist. Dort wohnen Menschen in Holzhäusern, die Straßen sind nicht geteert, manche haben Strom und fließend Wasser, andere nicht. Unter den Bewohner*innen sind viele migrantische Familien aus Venezuela und Haiti. Immer wieder war ich beeindruckt von der Energie der Frauen, die als Sprecherinnen dieser Stadtteile agieren. Bei den ersten Treffen erzählten die Bewohner*innen von der nächtlichen Evakuierung, woher sie später Essen bekamen und wer alles schon zurückgekommen war. Inzwischen geht es um den Wiederaufbau. Eine Frau berichtet, ihr Antrag auf staatliche Hilfe sei abgelehnt worden. Das Online-Programm hatte erkannt, dass für ihre Adresse bereits ein Antrag eingegangen war. Sie hatte, wie viele andere, den Namen der gesamten Siedlung eingetragen. Jetzt ist die Antragsfrist um. Eine der Sprecherinnen, Andréia, führt uns stolz in ein Häuschen, in dem sie jeden Tag Suppe kocht und verteilt und auch Ballett-Kurse für Kinder anbietet. Das Häuschen hat eine Gruppe Freiwilliger aus dem benachbarten Bundesstaat Santa Catarina für sie wieder aufgebaut. Sie hatten Andréia und ihre scheinbar nie endende Energie kennen gelernt und entschieden, ihre Arbeit zu unterstützen. Die kleinen Plastikstühle, auf denen auch wir sitzen, reichen lange nicht für die vielen Kinder aus der Siedlung, die zum Essen kommen. „Aber dann essen wir eben nacheinander, das macht nichts“, sagt Andréia.

Das gemeinsame Erleben dieser Katastrophe ist auch verbindend. Sicherlich wären wir als neu Angekommene in einer anderen Situation nie so schnell in so engen, emotionalen Kontakt zu den Menschen in unserer Nachbarschaft gekommen. Graciela sagt, sie habe durch das Wasser all ihren Besitz verloren. Aber menschlich habe sie so viel gewonnen. Ihr gänzlich Unbekannte haben ihre Küchen, ihre Kleidung, ihr Essen mit ihr geteilt. Und sie hat Bekanntschaften gemacht, die zu Freundschaften wurden, über die Monate des Zusammenlebens. So ging es mir auch.

Der Regen hat sich im Bewusstsein der Menschen hier als mögliche Bedrohung eingenistet, die Flut geht schon jetzt ins kollektive Gedächtnis ein. Es ist eine Zäsur im Denken. Vor den Überschwemmungen, nach den Überschwemmungen. Ähnlich wie vor Covid und nach Covid. Nur gab es hier beides. Bei einem lokalen Chortreffen erinnern drei von acht Chören an die Zeit der Überschwemmung, ein Kinderchor macht klatschend und stampfend die Geräusche von Regen nach, es werden Fahnen und Tücher in den Farben des Bundesstaates geschwenkt. Unternehmen werben mit Slogans wie „Stolz, in Rio Grande do Sul zu bleiben“ und an vielen Orten gibt es Schilder mit Texten wie „Wir bauen Rio Grande do Sul wieder auf“ und „Rio Grande do Sul, gemeinsam schaffen wir das!“

 

Ines Ackermann

Wie konnte es dazu kommen, dass Teile von Kirche und Mission sich dem Nationalsozialismus zuwandten? „Durch den deutschen Nationalsozialismus und seine expansive Ideologie“ seien „besondere Bedingungen für die christliche Mission“ gegeben gewesen, „die einen speziellen Forschungsansatz notwendig machen“ , meinen die Veranstalter*innen von der Abteilung für Kirchengeschichte der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU).

Die Tagung „Äußere Mission und Nationalsozialismus“, die am Donnerstag, 24. Oktober 2024, von 15:30 bis 20:45 Uhr im Otto-Kuhr-Saal von Mission EineWelt in Neuendettelsau stattfindet, gibt mit Vorträgen von Harry Oelke (München), Michael Biehl (Hamburg), Jonas Licht (Shenyang, China / Hamburg) und Moritz Fischer (Hermannsburg) Einblick in den derzeitigen Stand der Forschung.

 

Das Programm im Detail:

15:30 Kaffee

16:00 Begrüßung

Prof. Dr. Harry Oelke, Franziska Schoppa (München)

16:15 Kirche und Mission in der NS-Zeit im Gedächtnis der Deutschen

Doppelvortrag: Prof. Dr. Harry Oelke, Dr. Michael Biehl (München/Hamburg)

17:15 Mission in der NS-Zeit im Spiegel der Missionspublizistik

Dr. Jonas Licht

(Shenyang, China/Hamburg)

18:00 Abendessen

19:15 Grußwort

D.Min. Hanns Hoerschelmann (Direktor Mission EineWelt)

19:30 NS-Ideologie – Mission – Kirche. Interdependenzen in der NS-Zeit

Prof. Dr. Moritz Fischer

(Hermannsburg)

Mission EineWelt trauert um Walter Eidam. Mit 24 Jahren war er 1956 als Missionar nach Papua-Neuguinea ausgereist. Dort arbeitete er zunächst in Gurakor/Mumeng und Aseki bevor er 1964 als Dozent an die Bibelschule Mainyanda wechselte. 1970 kehrte er mit seiner Frau Margarete und fünf Kindern nach Deutschland zurück. Ab 1971 hatte er bis zu seinem Ruhestand 1994 die Pfarrstelle in Petersaurach inne. Bis zuletzt fühlte er sich eng verbunden mit der Kirche in Papua-Neuguinea. Nun verstarb er im hohen Alter von 92 Jahren, nur gut vier Wochen nach dem Tod seiner Frau.

Thomas Paulsteiner

Illustration: Daniela Denk

Illustration: Daniela Denk

Statt Hü oder Hott doch lieber irgendwas dazwischen. Wenn die Eberhoferkrimis das so genannte richtige Leben, also die Lebensrealität von „Leuten wie Du und ich“ abbilden, dann genau damit. Allen voran der Polizist Franz Eberhofer und seine Irgendwie-vielleicht-Freundin Susi bewegen sich mal in die ein Richtung, mal in die andere, verharren dann aber doch lieber irgendwo zwischen den Extremen. Am Ende lieber doch nicht wirklich etwas ändern, allenfalls ein bisschen.

Diesmal geht’s aber tatsächlich ans Eingemachte. Seine plötzlich zu Tage tretende körperliche Schwäche schiebt Eberhofer zunächst auf den Anblick einer verkohlten Leiche. Doch der Besuch beim Arzt zeigt: Es liegt an zu viel Cholesterin. Ergo: Der Provinzpolizist müsste lieb gewonnenen Ernährungsgewohnheiten entsagen, die sich sinnbildlich in überbordendem Leberkäskonsum manifestieren. Es ist diesmal also – neben der Dauerkrise mit Susi – die drohende Umstellung der Ernährung, die Eberhofers Gleichgewicht des Ungefähren bedroht. Und das Rätsel der verkohlten Leiche gilt es natürlich auch noch zu lösen.

Das Mittwochskino bei Mission EineWelt zeigt „Leberkäsjunkie“ am 23. Oktober 2024 um 19:30 Uhr im Otto-Kuhr-Saal. Der Eintritt ist frei. Nach der Filmvorführung gibt’s wahlweise lecker-vegetarischen oder deftig-fränggischen Imbiss.

„Solche Veranstaltungen können unsere Verbundenheit ausdrücken. Wir können damit Dinge teilen: den Glauben, aber auch das, was uns umtreibt und Sorge macht“, sagte Mission EineWelt-Direktor Hanns Hoerschelmann zur Eröffnung des Informationstages „Papua-Neuguinea – Land of the Unexpected“ am 12. Oktober im Caritas-Pirckheimer-Haus in Nürnberg. Die Kooperationsveranstaltung von missio München, Mission EineWelt und weiteren Partnern ist Teil des Weltmissionsmonats, die als weltweite Solidaritätsaktion der Katholik*innen jedes Jahr im Oktober stattfindet.

Rosa Koian(Foto: Thomas Nagel)

Rosa Koian
(Foto: Thomas Nagel)

Besorgniserregende Themen hatte Rosa Koian einige mitgebracht: steigender Meeresspiegel, Flutwellen und Landverlust, Starkregen, Überflutungen und Erdrutsche, zerstörte Infrastruktur, Klimaflucht, Raubbau an der Natur sowie Landstreitigkeiten. Die Journalistin und Umweltaktivistin engagiert sich gegen die Zerstörung und Ausbeutung der Natur in Papua-Neuguinea ebenso wie gegen die Ausbeutung der Bevölkerung. Nachdem sie sich lange Zeit mit NGOs gegen den Tiefseebergbau engagiert hat, arbeitet sie nun mit jungen Leuten und entwickelt mit ihnen zusammen Vorstellungen und Konzepte, wie die Zukunft im Pazifikraum aussehen sollte. „Wir brauchen junge Leute für den Kampf gegen den Klimawandel und seine Folgen“, sagte Koian.

Das Haupthindernis für eine Lösung der vielen Probleme Papua-Neuguineas in den Bereichen Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft ist, das machte die 58-Jährige auch in Nürnberg deutlich, die Regierung des Landes: „Unsere korrupte Regierung denkt nicht an diese Dinge, sie plant nicht für die Zukunft.“ Angesichts dessen müssten „die Kirchen mehr Verantwortung übernehmen“, forderte die Aktivistin. „Wir brauchen Unterstützung.“

Eine wichtige Rolle in dieser Hinsicht können auch Mission EineWelt und missio spielen. Unterstützung von Deutschland aus sollte am besten über diese beiden Organisationen laufen, erläuterte Rosa Koian am Ende ihres Vortrags.

Sylvester Warwakai(Foto: Thomas Nagel)

Sylvester Warwakai
(Foto: Thomas Nagel)

„Papua-Neuguinea ist reich an kultureller Diversität und an natürlichen Ressourcen, aber es steht vor vielen Herausforderungen“, malte auch Sylvester Warwakai, seit 2023 Provinzialoberer der Herz Jesu-Missionare in acht Diözesen in Papua-Neuguinea, ein Bild der Gegensätze. Der 42-Jährige sieht „Armut und Ungleichheit“ als „größte Herausforderungen“ im weltweit drittgrößten Inselstaat. „Viele Menschen haben keinen Zugang zu medizinischer Versorgung, Bildung und sauberem Wasser“, kritisierte er. Weil, wie Warwakai weiter ausführte, die Regierung besonders in ländlichen Gegenden nicht viel tue, bemühen sich die katholische und die lutherische Kirche in Papua-Neuguinea darum, eigene Angebote in diesen Bereichen aufzubauen und am Laufen zu halten. Beide Kirchen betreiben Krankenhäuser und Schulen und legen Programme zur Bewusstseinsbildung auf. Zudem suchen sie das Gespräch mit Mitgliedern der Regierung in Fragen von Natur- und Klimaschutz und unterstützen gleichzeitig Initiativen und Aktionen der Bevölkerung in diesem Bereich. Der Zugang zu Bildung sei, betonte Sylvester Warwakai, ein Schlüsselelement und forderte: „Zugang und Qualität müssen verbessert werden.“ Ein weiterer Schwerpunkt in der ökumenischen Zusammenarbeit sei die „Ermächtigung von Frauen“ erklärte der Herz-Jesu-Missionar. Der Grund: „Geschlechterungerechtigkeit und Gewalt gegen Frauen sind in Papua-Neuguinea an der Tagesordnung.“ Die Kirchen unterstützen Frauen mit verschiedenen Programmen und Initiativen unter anderem in Sachen Bildung/Ausbildung sowie gegen Gewalt und sexuelle Gewalt gegen Frauen.

Thecla Gamog(Foto: Thomas Nagel)

Thecla Gamog
(Foto: Thomas Nagel)

An letzterem Thema knüpfte Thecla Gamog an. Die katholische Schwester und Trauma-Therapeutin leitet das katholische Schutzhaus für Frauen in Alexishafen und steht zudem allen fünf derzeit in Papua-Neuguinea vorhandenen Schutzhäusern als Präsidentin vor. Auch sie beklagte: „Die Regierung hat bis jetzt noch keine eigenen Schutzhäuser für Frauen eingerichtet, deshalb sind Kirchen und Nichtregierungsorganisationen (NGOs) eingesprungen.“ In den Schutzhäusern finden Frauen, die vor ihren gewalttätigen Ehemännern geflohen sind, bis zu zwei Monate, in manchen Fällen – beispielsweise wenn ein Gerichtsprozess ansteht – auch länger als ein halbes Jahr, eine sichere Unterkunft. Dort gibt es Angebote für Seelsorge und Beratung. Auch beim Gang zur Polizei oder vors Gericht werden die Frauen unterstützt.

Auch in der Bewusstseinsbildung sind Thecla Gamog und ihre Kolleginnen aktiv. Sie gehen in die dörflichen Gemeinschaften, um dort aufzuklären und Beauftragte für den Schutz von bedrohten Frauen auszubilden. Mit Erfolg: „Die Resonanz ist gut“, berichtete Gamog in Nürnberg. „Inzwischen sind Männer in diesen Gemeinschaften aktiv für den Schutz von Frauen.“

Auch in Zukunft hat die 55-Jährige noch einiges vor: Unter anderem möchte sie ein Hostel für Frauen aufbauen, die vom Land kommen und in der Stadt arbeiten. Mit den Mieteinnahmen will sie die Arbeit im Schutzhaus finanzieren. Zudem möchte sie ein Haus für von Gewalt betroffene Kinder einrichten und auch ein Haus, das Beratung und Seelsorge für Männer anbietet, kann sie sich vorstellen.

Arnold Schmitt(Foto: Thomas Nagel)

Arnold Schmitt
(Foto: Thomas Nagel)

Mit Kindern und Jugendlichen, die ganz unten angekommen sind, arbeitet Arnold Schmitt. Der aus Unterfranken stammende Mariannhiller Missionar lebt seit 1998 in Papua-Neuguinea und versucht, Kindern, die auf der Straße und in völliger Armut leben, mittels Bildung wieder eine tragfähige Basis für ihr Leben zu vermitteln. Eindringlich berichtete er beim Informationstag von der Spirale aus Armut, Gewalt, Drogen, Kriminalität und Krankheit, in die Kinder und Jugendliche, die in Papua-Neuguinea auf der Straße landen, fast zwangsläufig hineingezogen werden. Da wieder herauszukommen, sei extrem schwer, zumal das „Schulsystem viele Hürden hat“, erläuterte der Pater. Das größte Problem: „Geld entscheidet über Bildung.“ Die Kapazität seines Programms ist begrenzt: „Wir müssen auswählen, da wir nur maximal 180 Kinder aufnehmen können. Die anderen müssen warten, bis wieder ein Platz frei wird“, bedauerte er. Er würde gerne nicht nur die katholische und die lutherische Kirche im Engagement gegen Armut und deren Folgen sehen, sondern auch die übrigen in Papua-Neuguinea aktiven Kirchen: „Das Evangelium alleine reicht nicht. Ich möchte von allen Kirchen, dass sie etwas für die Armen und Benachteiligten tun. Dann können wir etwas bewirken“, appellierte er am Ende seines Vortrags.

Kleidsam: Aktuelle Mode aus PNG(Foto: Thomas Nagel)

Kleidsam: Aktuelle Mode aus PNG
(Foto: Thomas Nagel)

Begleitet wurden die Vorträge von verschiedenen Workshops und Aktionen, unter anderem Sprachkurse in Tok Pisin, der Umgangssprache in Papua-Neuguinea, oder Kurse in „Bilum-Making“, also für das Knüpfen der traditionellen Tragenetze.

Zu Ende ging der Informationstag mit einer Modenschau des Labels Phizrogue der Mode-Designerin Paula Wiemers, das moderne und traditionelle Mode aus Papua-Neuguinea präsentierte. „Angetan“ von diesem bunt gemischten Programm zeigte sich auch Wolfgang Huber, Präsident von misso-München. „Das ist nicht nur intellektueller Austausch, sondern alle Sinne werden angesprochen.“

Stellte bei der EMW-Mitgliederversamlung Teile der neuen LWB-Strategie vor: Sivin Kit, Direktor der Abteilung für Theologie, Mission und Gerechtigkeit beim Lutherischen Weltbund (Foto: Thomas Nagel)

Stellte bei der EMW-Mitgliederversamlung Teile der neuen LWB-Strategie vor: Sivin Kit, Direktor der Abteilung für Theologie, Mission und Gerechtigkeit beim Lutherischen Weltbund
(Foto: Thomas Nagel)

Zum Abschluss der EMW-Mitgliederversammlung bei Mission EineWelt äußerte sich Sivin Kit, Direktor der Abteilung für Theologie, Mission und Gerechtigkeit beim Lutherischen Weltbund (LWB), zur Strategie seiner Organisation für die Jahre 2025 bis 2031. Das Papier mit dem Titel „Hoffnung schenken, Kirchen stärken, in der Welt wirken“ solle „kein Gesetz“ sein, sondern schlicht die Vorhaben und Prioritäten des Lutherischen Weltbundes darstellen, die sich aus den Entscheidungen der letzten Vollversammlung 2023 in Krakau ergeben. Die globale Kirchengemeinschaft mit derzeit 150 Mitgliedskirchen definiert in ihrem Strategiepapier vier prioritäre Arbeitsbereiche: verantwortungsbewusste Theologie, lebendige Kirchen, Gerechtigkeit und Frieden sowie Dienst am Nächsten und Menschenwürde.

Leitmotiv des Strategiepapiers ist die Hoffnung. „Wir leben in einer Welt, in der Geschwindigkeit und einfache Antworten dominieren“, sagte Kit und forderte mehr „Mut zum Nachdenken für differenzierte Antworten“. Hoffnung, so Kit, sei „elementar, wenn wir uns und unser Handeln nicht von Angst bestimmen lassen wollen“.

Für die theologische Ausbildung sei es wichtig, die Studierenden zu begleiten und den Austausch untereinander nicht nur unter akademischen Aspekten zu fördern, „damit sich Horizonte erweitern“ betonte Sivin Kit. Zudem soll das Prinzip des Austausches untereinander und der Offenheit für unterschiedliche Sichtweisen und Positionen auch für Theolog*innen in Führungspositionen propagiert werden.

Als weiteren zentralen Punkt in seinem Arbeitsbereich benannte Kit die Förderung der Partizipation junger Menschen. Zusätzlich soll noch ein Schwerpunkt auf den Dialog zwischen den Generationen gelegt werden.

Das komplette Strategiepapier gibt es hier: https://lutheranworld.org/de/resources/richtlinien-lwb-strategie-2025-2031

Neu im EMW-Vorstand: Emmanuel Kileo und Yasna Krüsemann (v.l.n.r.) (Foto: Thomas Nagel)

Neu im EMW-Vorstand: Emmanuel Kileo und Yasna Crüsemann (v.l.n.r.)
(Foto: Thomas Nagel)

Im Rahmen der jährlichen Mitgliederversammlung der Evangelischen Mission Weltweit (EMW) von 9. bis 11. Okober 2024 bei Mission EineWelt wählten die Delegierten Yasna Crüsemann und Emmanuel Kileo als neue Mitglieder in den EMW-Vorstand.

Die Nachwahl war nötig geworden, weil Generalsekretär Dieter Heidtmann (Evangelische Mission in Solidarität) und Michael Thiel (Evangelisch-Lutherisches Missionswerk in Niedersachsen) ihre Ämter im EMW-Vorstand niedergelegt hatten. „Wir gratulieren Yasna Crüsemann und Emmanuel Kileo zur Wahl und danken ihnen für die Bereitschaft, im Vorstand der Evangelischen Mission Weltweit mitzuarbeiten. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit“, erklärte der EMW-Vorsitzende Dietmar Arends. Mit der Wahl von Yasna Crüsemann und Emmanuel Kileo ist das 15-köpfige Gremium wieder komplett.

Yasna Crüsemann ist Pfarrerin der Evangelischen Landeskirche in Württemberg in den Gemeinden Gruibingen und Wiesensteig. Sie ist seit 2019 Mitglied der württembergischen Landessynode und dort Vorsitzende des Ausschusses für Mission, Ökumene und Entwicklung. Außerdem ist Crüsemann Mitglied der 13. Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Ein Zertifikatsstudium am ökumenisch-theologischen Institut Al Mowafaqa in Rabat, Marokko, schloss sie im Jahr 2019 ab. Von 2011 bis 2019 war sie Prälaturpfarrerin beim Dienst für Mission, Ökumene und Entwicklung in Ulm. Ihre Laufbahn begann sie als Studienassistentin an der Evangelischen Akademie Bad Boll und als Pfarrerin an der Stadtkirche Geislingen/Steige.

Emmanuel Kileo ist seit November 2023 Direktor des Evangelisch-lutherischen Missionswerks (ELM) in Niedersachsen. Zuvor war er stellvertretender Präsident für Verwaltung und akademische Angelegenheiten am Stefano Moshi Memorial University College in Tansania. Von 2007 bis 2014 arbeitete der promovierte Theologe als ökumenischer Mitarbeiter der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. In seiner mehr als 20-jährigen Laufbahn engagierte er sich sowohl in der kirchlichen Gemeindearbeit als auch in der akademischen Forschung.

Der Vorstand legt die Ziele und Arbeitspläne der EMW im Rahmen der von der Mitgliederversammlung aufgestellten Leitlinien und Schwerpunkte fest und begleitet die Arbeit der Geschäftsstelle.

Die nächste turnusgemäße Vorstandswahl findet im Herbst 2027 statt.

Tanja Stünckel (EMW)

Gabriele Hoerschelmann bei Ihrer Predigt im Gottesdienst der EMW-Mitgliederversammlung (Foto: Thomas Nagel)

Gabriele Hoerschelmann bei Ihrer Predigt im Gottesdienst der EMW-Mitgliederversammlung
(Foto: Thomas Nagel)

Früher gab es ein bisschen Öko-Theologie. Für manche war das eine spannende Nische. Angesichts des fortschreitenden Klimawandels und seiner weltweit spürbaren, oft genug katastrophalen Folgen hat sich das geändert. „Da geht es um die Entwicklung einer Theologie, die sich im Klaren darüber ist, dass es um das Überleben der Menschheit geht, wenn die Bewahrung der Schöpfung nicht gewährleistet wird“, stellte Mission EineWelt-Direktorin Gabriele Hoerschelmann am 10. Oktober in ihrer Predigt im Gottesdienst der EMW-Mitgliederversammlung die Dringlichkeit des Themas klar.

Von 9. bis 11. Oktober diskutierten die Mitglieder von Evangelische Mission Weltweit, der Dachorganisation der deutschen evangelischen Missionswerke, bei Mission EineWelt in Neuendettelsau darüber, was Kirche und speziell Theologie im Kampf gegen den Klimawandel und für mehr Klimagerechtigkeit ausrichten können.

Inzwischen, bilanzierte Hoerschelmann, hätten die Kirchen einiges auf die Beine gestellt, von Klimaplänen für die Landeskirchen bis hin zu Klimahilfsfonds für die Partnerkirchen im Globalen Süden, wie es ihn bei Mission EineWelt gibt. Doch aus der Perspektive der Menschen im Globalen Süden, die am meisten unter den Folgen des Klimawandels leiden, den sie am wenigsten verschulden, sei das zu wenig: „Unsere Partner in den Philippinen und Brasilien, in Tansania und in Papua Neuguinea sagen uns: Leute, das zahlt sich nicht aus! Wer kärglich sät, der wird auch kärglich ernten! So einfach ist das“, machte die Mission EineWelt-Direktorin in Anspielung auf 2. Korinther 9, Vers 6 deutlich.

Ein unerlässlicher Schritt auf dem Weg zu guten Lebensbedingungen für alle Menschen sei die Herstellung von Gerechtigkeit, sowohl in „Fragen nach sozialer Gerechtigkeit“ als auch bei der „gerechten Verteilung der Ressourcen“, betonte Hoerschelmann und ergänzte: Es gehe darum, „dass alle genug zum Leben haben, und dass unser Lebensraum auf dieser Erde erhalten bleibt, und zwar für alle gleichermaßen.“

„Diese Form der Gerechtigkeit“ herzustellen, sei „die große Herausforderung für uns und die Aufgabe unserer Zeit“, nahm Gabriele Hoerschelmann auch die Kirchen in die Pflicht.

MEW-Direktor Hanns Hoerschelmann, die Umweltaktivistin Rosa Koian (v.l.) und Wolfgang Huber (r.), Präsident von missio München, zusammen mit anderen Gästen bei der Landesgartenschau 2024 in Kirchheim (Foto: missio München)

MEW-Direktor Hanns Hoerschelmann, die Umweltaktivistin Rosa Koian (v.l.) und Wolfgang Huber (r.), Präsident von missio München, zusammen mit anderen Gästen bei der Landesgartenschau 2024 in Kirchheim
(Foto: missio München)

Papua-Neuguinea und die Herausforderungen durch den Klimawandel standen im Mittelpunkt des ökumenischen Abschlussgottesdienstes der Landesgartenschau in Kirchheim bei München am 6. Oktober. Mission EineWelt und das katholische Hilfswerk missio München gestalteten im Vorfeld ihrer Kooperation im Rahmen des Weltmissionsmonats auch diesen Gottesdienst gemeinsam.

Zusammen mit der Journalistin und Umweltaktivistin Rosa Koian aus Papua-Neuguinea erörterten missio-Präsident Wolfgang Huber und Mission EineWelt-Direktor Hanns Hoerschelmann das bedrohliche Fortschreiten des Klimawandels in Papua-Neuguinea und auf den pazifischen Inseln.

Informierten bei der Landesgartenschau 2024 über die Arbeit von Mission EineWelt: Marlene Gilcher und Petra Thomas (v.l)(Foto: Marlene Gilcher)

Informierten bei der Landesgartenschau 2024 über die Arbeit von Mission EineWelt: Marlene Gilcher und Petra Thomas (v.l) (Foto: Marlene Gilcher)

Koian, die sich in Papua-Neuguinea seit Jahren gegen Bergbau, Tiefseebergbau und die Verklappung giftigen Minenabraums ins Meer einsetzt, lobte insbesondere die mit der ELKB verpartnerte Evangelisch-Lutherische Kirche von Papua-Neuguinea (ELC-PNG) für ihre tatkräftige Unterstützung bei diesem Engagement.

Hanns Hoerschelmann zeigte sich in seiner Predigt tief beeindruckt von Koians Einsatz. Es seien Menschen wie Rosa Koian, „die uns an unsere eigenen Hoffnungsquellen erinnern. Die uns vor Augen führen, welche Kraft wir aus unserem eigenen Glauben schöpfen können. Kraft und Hoffnung, die wir zum Leben brauchen. Einem Leben, dass eben nicht nur den Sonnenschein kennt, sondern oft genug von dunklen Wolken bedroht wird“, betonte er.

Sorgte für die Musik beim Abschlussgottesdienst der Landesgartenschau: Die MEW-Band One World Move mit Douglas Yang und Tiffany Aigal (Foto: Marlene Gilcher)

Sorgte für die Musik beim Abschlussgottesdienst der Landesgartenschau: Die MEW-Band One World Move mit Douglas Yang und Tiffany Aigal (Foto: Marlene Gilcher)

Die Musik zum Gottesdienst kam von der Mission EineWelt-Band One World Move, die sich für diesen Auftritt mit den beiden Süd-Nord-Freiwilligen Tiffany Aigal und Douglas Yang aus Papua-Neuguinea verstärkt hatte.

Die EMW-Mitgliederversammlung findet von 9. bis 11. Oktober 2024 bei Mission EineWelt statt. Foto: Katrin Lüdeke/EMW

Die EMW-Mitgliederversammlung findet von 9. bis 11. Oktober 2024 bei Mission EineWelt statt.
Foto: Katrin Lüdeke/EMW

Seit 9. Oktober gastiert die jährliche Mitgliederversammlung der Evangelischen Mission Weltweit e.V. (EMW) bei Mission EineWelt. Auf der Tagesordnung stehen die Jahresabschlüsse für 2023 und die Finanzplanung für das Jahr 2025 sowie die Nachwahl zweier Vorstandsmitglieder. Inhaltlich geht es vor allem um „Bewahrung der Schöpfung im Lehrplan“. Diesem Thema hat die EMW in diesem Jahr auch ihr Themenheft gewidmet. Darin werden die ersten 14 mit dem 2023 gestarteten Projekt-Fonds Green Campus geförderten Öko-Projekte aus dem Kontext „Klimawandel und nachhaltige Entwicklung in der Theologischen Ausbildung“ vorgestellt. Der EMW-Vorstandsvorsitzende und Landessuperintendent der Lippischen Landeskirche Dietmar Arends unterstrich zum Auftakt der Mitgliederversammlung die Aktualität und Relevanz von Ökotheologie mit Eindrücken aus einer Reise nach Indonesien: „An dem College, das wir auf Kalimantan besucht haben, müssen alle neuen Studierenden vor Semesterbeginn einen Baum pflanzen und diesen dann auch während ihrer Studienzeit versorgen. So ist Ökotheologie nicht nur ein Studienfach, sondern wird Lebenspraxis.“ Zudem betonte er die bereichernde Vielfalt in der EMW-Gemeinschaft und den Plattformcharakter des Verbands, um gemeinsam an den Themen von Mission, Ökumene und Weltverantwortung zu arbeiten.