Foto: MEW

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Zum Globalen  Lernen in Schulen und Gemeinden/Kommunen wollen um die 30 neue und erfahrene Multiplikator*innen im Grossraum Nürnberg -Fürth-Erlangen beitragen. Sie trafen sich am Samstag, 16. November 2024 unter dem Motto „Weltverbessern lernen – Fit fürs Klassenzimmer“ zur gemeinsamen Fortbildung der Eine-Welt-Stationen Nürnberg, Fürth und Erlangen. Bei diesen können Schulen und Gruppen Workshops buchen zu allen Themen einer globalen nachhaltigen Entwicklung. Es geht darum, globale komplexe Zusammenhänge zu verstehen und gemeinsam Handlungsstrategien für eine gerechtere Welt zu entwickeln. Die Nürnberger Zukunftsakademie bietet darüber hinaus Schulen an, regelmäßig Vertretungsstunden zu übernehmen und das Fach „Zukunft(sfähigkeit)“ zu unterrichten. Das Programm wird aus Mitteln der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern und des Bundes-Entwicklungsministeriums finanziert. Die Eine Welt Stationen im Großraum freuen sich stets über Verstärkung der Multiplikator*Innenteams.

Gisela Voltz

Eine Überanpassung mit fatalen Folgen. So könnte man die teilweise mit großer Begeisterung vollzogene Hinwendung der Mission, insbesondere auch der Neuendettelsauer, zum Nationalsozialismus überschreiben. Wie es dazu kam und wie tief die Nazi-Ideologie in der Mission verankert war, beschäftigt die Forschung bis heute. Die Fachtagung der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) mit dem Titel „Äußere Mission und Nationalsozialismus“, die Ende Oktober bei Mission EineWelt stattfand, gab einen Überblick über den gegenwärtigen Stand der Forschung.

Harry Oelke (Foto: Thomas Nagel)

Harry Oelke (Foto: Thomas Nagel)

Ein „Spannungsverhältnis“, attestierte Harry Oelke, bis 2023 Professor für Kirchengeschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München, der Interaktion von Nationalsozialismus und Mission. „Der Nationalsozialismus forderte die Mission heraus wie kein anderes System. Er war übergriffig und entwickelte einen permanenten Druck zur Anpassung.“ Im Prinzip sei, führte Oelke weiter aus, in dieser Situation Anpassung genauso möglich gewesen wie Widerstand. In der Realität allerdings waren die Missionsgesellschaften traditionell konservativ und nationalistisch geprägt. Deshalb hätten sich die Missionare von je her als „geistige Botschafter des Reiches“ verstanden, erläuterte Oelke. Viele sahen in Hitlers Regime eine starke völkisch-religiöse Aufbruchsbewegung, und in der Mission die perfekte Ergänzung dazu. Sie seien dann „überrascht“ gewesen, „dass die Nazis das gar nicht wollten“, brachte der Theologe in Kürze die Geschichte der fatalen Interaktion von Mission und Nationalsozialismus auf den Punkt.

Jonas Licht (Foto: Thomas Nagel)

Jonas Licht (Foto: Thomas Nagel)

Wie stark sich große Teile der Missionsgesellschaften an die Nazis anbiederten, lässt sich auch anhand damaliger Missionspublikationen nachvollziehen. Jonas Licht, Religionswissenschaftler und Lehrer aus Hamburg, zeigte das am Beispiel der Neuen Allgemeinen Missionszeitschrift NAMZ. Diese hat laut Licht viele Texte veröffentlicht, die „den Nationalsozialismus begrüßen“ und die Rassenlehre der Nazis propagieren. Wo die Unterstützung nicht offensichtlich war, seien die Artikel „unverfänglich gewesen“. Es habe eine „starke Selbstzensur“ gegeben, bilanzierte Licht. Noch krasser agierte die Zeitschrift der Berliner Missionsgesellschaft. Dort wurde erstmals  das „Wort der Mission zur Rassenfrage“ veröffentlicht. Laut Licht ist dieser Text, der vom damaligen Direktor der Berliner Mission, Siegfried Knak verfasst wurde, „das wohl am meisten rassistische Dokument aus der Mission in der NS-Zeit“. Unter anderem heißt es dort, Gott habe die Juden mit Zerstreuung unter die Völker bestraft, und „das jüdische Volk“ würde „den Völkern, unter die es verstreut ist, so oft Verderben“ bringen. Von daher sei staatliche Gewalt gegen Juden gerechtfertigt: „Der Staat darf, wo es not tut, harte Maßnahmen nicht scheuen.“ Bei der Frage, „ob christliche Deutsche und christliche Juden untereinander heiraten sollen [sic!]“, hielt man sich bedeckt: „Ein Jude wird durch Taufe und Glaube nicht ein Deutscher, darum hat die Mission nichts mit der Frage zu tun.“ Diese Entscheidung überlasse man dem Staat. Allerdings hielt Knak daran fest, dass „christusgläubige Juden“ als „Glieder der Kirche Christi wie die gläubigen Menschen aller Völker zur Christenheit gehören“. Mit diesem „Wort“, erklärte Jonas Licht, sei „der Antisemitismus genuin missionarisch gewendet“ worden. Ironie der Geschichte: Die Nazis wiesen den Text zurück. Auch als 1936 eine verschärfte Version in der NAMZ erschien, war das nicht genug. In den Jahren 1939 und 1940 wurden beide Zeitschriften sogar verboten. Lichts Fazit in Anlehnung an den Historiker und Missionstheologen Werner Ustorf: „Die deutsche evangelische Mission ist auf der braunen Welle geschwommen.“ Das Verbot der Zeitschriften sei kein Zeugnis einer Renitenz seitens der Mission, sondern vielmehr Resultat einer „asymmetrischen Liebesbeziehung“ gewesen. Die Nationalsozialisten sahen in der Mission wie in den Kirchen insgesamt eine auf Dauer unnötige spirituelle Konkurrenz.

Moritz Fischer (Foto: Thomas Nagel)

Moritz Fischer (Foto: Thomas Nagel)

Die ambivalente Beziehung zwischen Mission und Nationalsozialismus kann als eine zwischen Hingabe seitens der Mission und Abweisung seitens der Nazis gelesen werden, und gleichzeitig als Widerstreit zwischen einer Art „Restwillen“ der Mission zur Unabhängigkeit in Form einer eigenständigen Rolle und dem Absolutheitsanspruch des Nazi-Regimes, das solche Sonderrollen nicht akzeptierte, sondern auf Gleichschaltung aller gesellschaftlichen Akteure aus war. Wobei die aktive Anbiederung seitens der Mission wesentlich deutlicher hervorsticht als die sehr verhaltene Behauptung der Eigenständigkeit, die nicht ansatzweise in aktiven Widerstand mündete. Vor dem Hintergrund historischer und gesellschaftlicher Entwicklungen ordnete Moritz Fischer, Professor an der Fachhochschule für Interkulturelle Theologie (FIT) in Hermannsburg, die Hinwendung der Mission zum Nationalsozialismus als Suche nach einer „alternativen Moderne“ ein. Im Kontext dieser Suche nach einer Alternative zu Demokratie und am Ende gar Sozialismus, die mit der Angst vor einer Säkularisierung der Gesellschaft und einem damit verbundenen Bedeutungsverlust von Kirche und Mission verbunden war, sahen viele Vertreter von Kirche und Mission im Faschismus verheißungsvolle Parallelen zu eigenen Sichtweisen und Sehnsüchten. Fischer zitierte die Faschismus-Definition des US-amerikanischen Autors Matthew N. Lyons, wonach Faschismus den „Mythos einer nationalen oder rassischen Wiedergeburt im Anschluss an eine Periode des Niedergangs oder der Zerstörung“ betone und „zu einer ‚spirituellen Revolution‘ gegen Anzeichen des moralischen Verfalls, des Individualismus und des Materialismus“ aufrufe. In der Mission war man begeistert von dieser Bewegung. „Wir Missionare begrüßen mit tiefster Freude den Anbruch des Dritten Reiches; denn hier kam das Denken zu einem Durchbruch, den wir längst als richtig erkannt haben, besonders in der Mission. So sollte man wohl im Umkehrschluss denken, dass die Menschen des Dritten Reiches die wahrhaft große Idee des Reiches Gottes verstehen müssen“, brachte der damalige Missionsinspektor Christian Keyßer nicht nur die Begeisterung auf den Punkt, sondern auch die damit eng verbundene Hoffnung auf eine zentrale Rolle für Kirche und Mission in der neuen Staatsform.

Erfüllt haben sich diese Hoffnungen nicht. „Die Mission als vermeintliche Bündnispartnerin des deutschnationalistischen Faschismus wird – zum Leidwesen vieler ihrer Protagonisten – von diesem aber ab 1934 in ihre Schranken verwiesen und kommt an ihre Grenzen“, resümierte Fischer.

Und danach? – Die sehr allgemein gehaltenen Schuldbekenntnisse von glühenden Verfechtern des Nationalsozialismus wie Christian Keyßer oder Missions-Direktor Friedrich Eppelein nach dem zweiten Weltkrieg waren nach Einschätzung Fischers „wahrscheinlich eher formal“. Damit sei die „Chance“, die Verwicklung der Mission in den Nationalsozialismus frühzeitig aufzuarbeiten, „verpasst“ worden.

„Religion und Kultur“ lautete das Thema der Jahrestagung der Dekanatsbeauftragten für Partnerschaft, Entwicklung und Mission und der Dekanatsmissionspfarrer*innen – kurz: PEM-Tagung – vergangenes Wochenende bei Mission EineWelt. Dabei ging es sowohl um eine Sensibilisierung für einen „stereotypenfreien, respektvollen Umgang miteinander“ als auch um einen Blick in die Partnerkirchen: Menschen von dort stellten Konzepte für interkulturelles und interreligiöses Miteinander vor.

Erklärte Gotong Royong: Karthik Sibanyanam, Diakonik-Student an der Uni Bielefeld (Foto: Thomas Nagel)

Erklärte Gotong Royong: Karthik Sibanyanam, Diakonik-Student an der Uni Bielefeld (Foto: Thomas Nagel)

Zum Beispiel zeigten Karthik Sibanyanam und Joefrerick Bin Ating anhand der Kultur des Gotong-Royong und der Open House-Tradition, wie Menschen in Malaysia trotz kultureller und religiöser Unterschiede gut als Gemeinschaft zusammenleben und gegenseitig unterstützen. Gotong Royong, so erklärte es Karthik Sibanyanam, der an der Uni Bielefeld Diakonik studiert, sei ein zusammengesetzter Begriff. „Gotong“ bedeute soviel wie „etwas Schweres auf der Schulter tragen“ und „Royong“ das „Zusammenhelfen und -wirken mit anderen Personen“. In Malaysia, so der 49-Jährige, unterstützen sich die Menschen gegenseitig, unter anderem indem sie zusammen kochen und das Essen teilen, gegenseitige Hilfe – beispielsweise nach Naturkatastrophen – oder gemeinsame Seuchenprävention organisieren. Mit dieser Kultur des Gotong-Royong korrespondiert die Open Hause-Tradition.

Erklärte die Open House-Tradition in Malaysia: Joefrerick Bin Ating, Doktorand an der Augustana Hochschule (Foto: Thomas Nagel)

Erklärte die Open House-Tradition in Malaysia: Joefrerick Bin Ating, Doktorand an der Augustana Hochschule (Foto: Thomas Nagel)

Letztere sei von der Familientradition bis hin zur Regierungsagenda ausgeweitet worden, erläuterte Joefrerick Bin Ating, der an der Augustana Hochschule in Theologie promoviert. „Die Regierung hat die Bedeutung des Konzepts für die nationale Integration erkannt“, sagte der 42-Jährige. Malaysia ist ein multi-religiöses Land. Traditionen wie Open House dienen als Strategien, um Konflikte zu vermeiden und im Gegenteil das Verständnis für einander und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu fördern und gemeinsame Werte zu erkennen. Im Kern geht es darum, bei großen Festen in der eigenen Religion oder Tradition, wie Weihnachten, Chinese New Year, Familie, Freunde, Nachbarn und auch Fremde einzuladen und mit ihnen zusammen zu feiern. Bei allen Problemen und Konflikten, die es unter anderem zwischen den Religionen gebe, sei das „eine Gelegenheit, voneinander zu lernen“, betonte Bin Ating. „Bei allem Dissens können wir zusammenkommen und Konflikte ausräumen, das gegenseitige Verstehen befördern und gemeinsame Projekte starten.“

Sicherte den Fortbestand von MEW am Standort Neuendettelsau zu: Stefan Blumtritt, Leiter der Abteilung K, Kirche und Gesellschaft, im Landeskirchenamt (Foto: Thomas Nagel)

Sicherte den Fortbestand von MEW am Standort Neuendettelsau zu: Stefan Blumtritt, Leiter der Abteilung K, Kirche und Gesellschaft, im Landeskirchenamt (Foto: Thomas Nagel)

Bei der anschließenden Missions- und Partnerschaftskonferenz (MiPaKo) hatte Stefan Blumtritt, als Leiter der Abteilung K, Kirche und Gesellschaft, im Landeskirchenamt für Mission EineWelt zuständig, gute Nachrichten bezüglich der Zukunft von Mission EineWelt in Neuendettelsau im Gepäck: „Für mich ist der Standort Neuendettelsau diskussions-, aber nicht fragwürdig“, sagte er vor den Delegierten der Missions- und Partnerschaftskonferenz. Allerdings seien vor dem Hintergrund der rückläufigen Zahl der Kirchenmitglieder und der Kirchensteuereinnahmen weitere Kürzungen wahrscheinlich. „Gehen Sie von minus 30 Prozent plus x in den kommenden 8 bis 10 Jahren aus“, sagte Blumtritt auf Nachfrage. In seiner Antwort auf Blumtritts Aussagen betonte Mission EineWelt-Direktor Hanns Hoerschelmann, das Partnerschaftszentrum habe gerade vor dem Hintergrund der „interkulturellen Kirchenentwicklung“ viel Kompetenz „positiv und visionär in die Prozesse zu Entwicklung der Landeskirche einzubringen“.

Neu im MiPaKo-Präsidium: Jutta Knobloch, Dekanatsmissionsbeauftragte im Dekanat München-West (Foto: Thomas Nagel)

Neu im MiPaKo-Präsidium: Jutta Knobloch, Dekanatsmissionsbeauftragte im Dekanat München-West (Foto: Thomas Nagel)

Nach dem Rückzug von Susanne Kießling-Prinz aus dem Präsidium der MiPaKo stand am Samstagabend noch die Wahl eines neuen Präsidiumsmitglieds an. Einstimmig gewählt wurde Jutta Knobloch, Dekanatsmissionsbeauftragte im Dekanat München-West.

Weltweit nimmt die ungleiche Vermögensverteilung zu. Die oberen zehn Prozent der Bevölkerung besitzen etwa 85 Prozent des Vermögens – Tendenz steigend. Die Ärmsten hingegen besitzen zusammen nur etwa ein Prozent des Vermögens. Auch in Deutschland werden die Reichen immer reicher. Hier wuchs das Gesamtvermögen der fünf reichsten Deutschen auf rund 155 Milliarden US-Dollar im Jahr 2024 an. Wie können wir die Kluft zwischen Arm und Reich überwinden? Was bedeutet denn Reichtum überhaupt für uns Menschen?

Der Lagois-Fotowettbewerb 2025 widmet sich dem Thema Reichtum und der Frage, wie wir gesellschaftliche Teilhabe und Verteilungsgerechtigkeit erreichen können. Gesucht werden Fotoreportagen und Porträts von Menschen, die sich dafür einsetzen, die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich zu verringern. Gesucht werden aber auch Arbeiten, die sich damit beschäftigen, was Reichtum noch bedeuten kann – auf persönlicher, kultureller oder gesellschaftlicher Ebene. Wie sind Wohlstand und Glück, Überfluss und Gier mit Reichtum verbunden? Welche anderen, neuen Form von Reichtum sollten wir in den Blick nehmen?

Der Lagois-Fotowettbewerb ist mit insgesamt 5.000 Euro dotiert. Der Fotopreis wird in zwei Kategorien vergeben und richtet sich an Profifotograf*innen sowie an Jugendliche und junge Erwachsene im Alter zwischen 14 und 27 Jahren. Einsendeschluss für den Fotopreis ist der 26. März 2025

Darüber hinaus vergibt die Jury ein Stipendium für ein Fotoprojekt, das noch nicht realisiert oder abgeschlossen ist. Der Einsendeschluss für Bewerbungen um das Stipendium ist der 15. Januar 2025.

Die besten Fotos aus allen Einsendungen werden in einer Wanderausstellung in ganz Deutschland präsentiert, außerdem erscheint ein Bildband zum Thema. Schirmherr des Lagios-Fotowettbewerbs ist der Regionalbischof für München und Oberbayern, Thomas Prieto-Peral.

Kooperationspartner sind die Evangelische Jugend in Bayern (ejb), Mission EineWelt, die Diakonie Bayern und die Fachmesse ConSozial.

Der Lagois-Fotowettbewerb wird seit 2008 vom Evangelischen Presseverband für Bayern e.V. (EPV) vergeben. Namensgeber ist Pfarrer Martin Lagois (1912-1997), der die evangelische Publizistik prägte.

 

Weitere Informationen:

Evangelischer Presseverband, Claudia Schreck

Telefon 089/12172-153, E-Mail: lagois@epv.de
www.ausstellung-leihen.de