„Biodiversität ernährt die Welt!“

Nürnberger Erklärung setzt Signal gegen den Hunger

Mit der Unterzeichnung einer „Nürnberger Erklärung zum Schutz des Menschenrechts auf Nahrung durch die Bewahrung der biologischen Vielfalt“ haben die rund 200 Teilnehmenden des „Nürnberger Konvents“ am Wochenende vier zentrale Forderungen zur Hungerbekämpfung an die nationale und internationale Politik formuliert.

Eingeladen hatten das Umweltreferat und Menschenrechtsbüro der Stadt Nürnberg gemeinsam mit Mission EineWelt, BUND Naturschutz, dem Nürnberger Menschenrechtszentrum in Bayern, Bluepingu und der Akademie des Caritas-Pirckheimer-Hauses.

„In Nürnberg ist es jetzt gelungen, internationale Experten aus der Menschenrechtsarbeit, dem Umweltschutz und der Eine Welt Arbeit an einen Tisch zu bringen. Biologische Vielfalt ist ein Welterbe und darf nicht der Privatisierung unterworfen werden“, so Nürnbergs OB Dr. Ulrich Maly bei der Eröffnung des Konvents.

Die vier Kernforderungen der Nürnberger Erklärung sind freie Verfügbarkeit über Saatgut statt Patenten auf Leben, Förderung lokaler Saatgutsysteme, keine Gentechnik in der Landwirtschaft und die Forderung, sämtliche Politikfelder in ihren Auswirkungen mit dem Recht auf Nahrung abzustimmen. Damit soll die Rolle der Bewahrung der Biodiversität für das Menschenrecht auf Nahrung gestärkt werden. „Vielfalt ist für die Sicherung nachhaltiger Ernährungssysteme unabdingbar“, betonte Vandana Shiva, Trägerin des alternativen Nobelpreises und Saatgutaktivistin aus Indien.

Hilal Elver, die neue UN-Sonderberichterstatterin für das Menschenrecht auf Nahrung, forderte verbesserte Möglichkeiten für die Staaten des globalen Südens, um Landgrabbing und Gentechnikanbau zu verbieten.

Der Appell aus der Stadt Nürnberg, der „Stadt des Friedens und der Menschenrechte“, richtet sich an die Entscheidungsträger der nationalen und internationalen Politik. Bereits beim G7 Gipfel in Elmau soll die Erklärung Gehör finden.

Dr. Christine von Weizsäcker, Biologin, Autorin und Aktivistin, verfolgt seit langem die internationalen Biodiversitätsverhandlungen. „70 Prozent der Weltbevölkerung wird von Kleinbauern ernährt. Gentechnik und industrielle Landwirtschaft sind dazu keine Alternative“, so von Weizsäcker.

In einem bewegenden Statement forderte Dr. Bonifaze Mabanza Bambu von der Kirchlichen Arbeitsstelle südliches Afrika bei der Bekämpfung des Hungers die Perspektive der Opfer stärker in der den Fokus zu nehmen.

Prof. Dr. Hubert Weiger, Vorsitzender des BN und BUND, stellte klar, „dass Biodiversität kein Luxus, sondern eine zentrale Frage des Überlebens ist. Die europäische Kommission ist gefordert, den agrarpolitischen Rahmen so zu verändern, dass eine nachhaltige Landwirtschaft auch ökonomisch honoriert wird. Die Agrarindustrie muss endlich für die Folgekosten ihrer zerstörerischen Arbeitsweise in die Verantwortung genommen werden.“

Ergebnisse des Konvents unter www.menschenrechtaufnahrung.org. Dort gibt es auch die Möglichkeit, die Erklärung zu unterzeichnen.

Marion Ruppaner/Helga Riedl

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Dr. Jürgen Bergmann, Mission EineWelt: