Foto: Menschenrechtsbüro Stadt Nürnberg

Foto: Menschenrechtsbüro Stadt Nürnberg

Weihnachten soll ein Fest für alle sein. Deshalb unterstützt das Nürnberger Christkind Nelli Lunkenheimer den Einsatz des Nürnberger Bündnisses Fair Toys für fair produziertes Spielzeug. Am 6. Dezember 2024 kam Lunkenheimer zum Fototermin am Nürnberger Christkindlesmarkt und posierte mit Mitgliedern des Bündnisses unter dem dem Slogan „Arbeitsrechte sind Menschenrechte“.

Denn noch immer leiden zu viele Menschen dort, wo Spielzeug hergestellt wird: Exzessive und mutmaßlich erzwungene Überstunden, Niedriglöhne, Mobbing und Arbeitsschutzprobleme – das sind nur einige der Missstände in der Spielzeugproduktion, die der aktuelle Toys Report „Femwashing à la Mattel: Barbie, die neue Möchtegern-Feministin“ aufdeckt. Der Direktvertrieb über Internetplattformen erschwert die Kontrollen zusätzlich, oft entspricht diese Ware nicht einmal den allgemeinen Sicherheitsstandards.

Foto: Menschenrechtsbüro Stadt Nürnberg

Foto: Menschenrechtsbüro Stadt Nürnberg

Doch das muss nicht sein. „Einige Spielzeugfirmen haben es inzwischen schwarz auf weiß, dass ihre Produktion von Fairness geprägt ist – vom Management bis zur Arbeit an den weltweiten Werkbänken“, sagt Jürgen Bergmann von Mission EineWelt, einem der Mitglieder des Nürnberger Bündnisses Fair Toys. Diese Firmen seien der Fair Toys Organisation beigetreten, die ersten hätten bereits einen umfangreichen Prüfungsprozess durchlaufen, so Bergmann weiter.

Spielzeuge von Firmen, die den Prüfprozess der FTO erfolgreich durchlaufen haben, tragen bereits das Logo der Fair Toys Organisation (FTO). Hier können Verbraucher bedenkenlos zugreifen. Auch die noch nicht zertifizierten Mitglieder der FTO gehören zu den engagierten Firmen, sie sind auf der Website der FTO zu finden. Bei Spielzeug anderer Hersteller können Kund*innen im Handel nach den Produktionsbedingungen fragen und zusätzlich darauf achten, besonders langlebiges Spielzeug zu verschenken. Kritisch sind Direktimporte. Deren Herstellungsbedingungen sind unter den derzeitigen Rahmenbedingungen schwer nachprüfbar.

 

Den Toys Report mit dem Titel „Femwashing à la Mattel: Barbie, die neue Möchtegern-Feministin“ gibt es hier: https://www.ci-romero.de/toysD-report-2024/

Die Website der FTO: https://www.fair-toys.org/

Rückfragen beantwortet:
Juergen.bergmann@mission-einewelt.de
Tel.: 09874 91700

Am 6. Dezember 2024 um 19:30 Uhr kommt ein illustrer Gast ins Nürnberger Caritas-Pirckheimer-Haus. Der vielfach prämierte Journalist und Lyriker Otoniel Guevara gibt Einblicke, wie sich das Leben in einem Land gestaltet, in dem Menschenrechte und Meinungsfreiheit nur noch wenig gelten. Er wird über die aktuelle Situation in El Salvador berichten und anschließend seine Gedichte vortragen. Die Gedichte sind auf Spanisch, die Erläuterungen zur Lage in seiner Heimat werden übersetzt.

Otoniel Guevara war während des Bürgerkriegs in El Salvador Mitglied der nationalen Befreiungsbewegung FMLN und gründete in dieser Zeit die Literaturwerkstatt „Xibalbá2“.
Sein poetisches Werk ist in ganz Lateinamerika bekannt, wurde in verschiedene Sprachen übersetzt und mit mehr als 20 Literaturpreisen ausgezeichnet. Er ist Gründer des „Red Nuestra América de Festivales Internacionales de Poesía“ und des „Movimiento Poético Mundial“ in Medellín/Kolumbien und ist leitender Koordinator der „Fundación Metáfora“ sowie Direktor des Verlagsprojekts „La Chifurnia“.

Die Lesung ist eine Kooperationsveranstaltung mit dem Trägerkreis Lateinamerikawoche Nürnberg. Der Eintritt ist frei! Passend zum Nikolaustag gibt es Plätzchen und Glühwein. Bienvenidos a todas y todos!

Gisela Voltz

Weitere Infos: https://mission-einewelt.de/events/zweisprachige-lesung-gedichte-aus-und-bericht-zur-lage-in-el-salvador-mit-otoniel-guevara/

Auf dem Sprung nach Papua-Neuguinea: Daniel Kuß(Foto: Thomas Nagel)

Auf dem Sprung nach Papua-Neuguinea: Daniel Kuß
(Foto: Thomas Nagel)

Eigentlich hatte er mal andere Pläne. Bevor Daniel Kuß im Jahr 2010 zur Bundeswehr ging, wollte er E-Technik studieren oder „Weinbau“ lernen. Bei den Gebirgsjägern in Mittenwald erlebte er dann etwas Überraschendes: „Mein Glaube war, ohne dass ich damit gerechnet hatte, eine starke Stütze.“ Irgendwann, erzählt der 33-Jährige, habe er sich gefragt: „Willst Du nicht weitergeben, was Du im Glauben in Deinem Alltag erlebst?“ Das sei „wie eine Berufung“ gewesen.

Daniel Kuß ging also nach München und studierte Theologie – „mit Höhen und Tiefen“, wie er sagt. Da er sich nach dem Studium „erstmal nicht vorstellen konnte, ins Pfarramt zu gehen“, arbeitete er bei der Diakonie in einem Projekt für Geflüchtete. Das machte ihm dann doch wieder Lust auf die Arbeit in einer Kirchengemeinde: „Weil ich bei der Diakonie Kirche ganz anders kennenlernen konnte, weniger abstrakt, mehr zugewandt“, erklärt Kuß. Also absolvierte er sein Vikariat. In dieser Zeit passierte ihm das, was er seine „zweite Berufung“ nennt: Der Vikariatskurs „Ökumenisches Lernen“ sei eine „Initialzündung“ gewesen. Ein Gedanke nahm Form an: „Das könnte etwas für mich sein, in einer Partnerkirche mitzumachen.“

Kuß schaute sich die Partnerkirchen der ELKB an und „am Ende stand da dieses Land, von dem ich nur theoretisch etwas gehört hatte“: Papua-Neuguinea. Er informierte sich und lernte Leute kennen, „die mit Faszination berichteten. Dann bewarb er sich im Referat Papua-Neuguinea/Pazifik/Ostasien bei Mission EineWelt und wurde genommen. Am 15. Dezember 2024 wird er in der Immanuelkirche in München ordiniert und ausgesendet.

In Papua-Neuguinea wird Daniel Kuß für zwei Jahre in Gatop im Bezirk Ulap im Gemeindedienst mitarbeiten, danach wird er ans Flierl Seminary nach Logaweng wechseln. Er ist seit längerem der erste Theologe aus Deutschland, der in Papua-Neuguinea in den Gemeindedienst geht. Für Ihn ist klar: „Ich gehe dort als Lernender hin und fühle mich von Gott begleitet.“

Grafik: Daniela Denk

Grafik: Daniela Denk

Wenn die Vergänglichkeit des eigenen Seins sich von der diffusen, eher abstrakten Vorstellung zum konkreten Szenario konkretisiert, erscheint das eigene Leben und die darin gesetzten Prioritäten plötzlich in einem anderen Licht. Je nach Situation und Möglichkeiten krempeln manche Menschen unter dem Eindruck dieses Schocks ihr Leben noch einmal um.

So ähnlich geht es dem Pariser Busfahrer Tony. Er hat sich bequem in einem Einzelgängerdasein eingerichtet. Seine Abende verbringt er mit amerikanischen Serien und schwelgt in Träumen von Freiheit und Abenteuer. Bis ein Herzinfarkt den kettenrauchenden Mittfünfziger durchrüttelt. Tony beschließt, nach Jahrzehnten Kontakt zu seiner Tochter Maria aufzunehmen, deren Mutter er einst während der Schwangerschaft verlassen hat. Da er es nicht über sich bringt, sie einfach so zu kontaktieren, meldet er sich in Marias Tanzschule an. Doch die Sache hat zwei Haken: Maria wählt ihre Schüler*innen sehr sorgsam aus und Tony kann nicht tanzen.

Das Mittwochskino bei Mission EineWelt zeigt „Die Rumba-Therapie“ am 27. November 2024 um 19:30 Uhr im Otto-Kuhr-Saal. Der Eintritt ist frei.

Foto: MEW

Foto: MEW

Zum Globalen  Lernen in Schulen und Gemeinden/Kommunen wollen um die 30 neue und erfahrene Multiplikator*innen im Grossraum Nürnberg -Fürth-Erlangen beitragen. Sie trafen sich am Samstag, 16. November 2024 unter dem Motto „Weltverbessern lernen – Fit fürs Klassenzimmer“ zur gemeinsamen Fortbildung der Eine-Welt-Stationen Nürnberg, Fürth und Erlangen. Bei diesen können Schulen und Gruppen Workshops buchen zu allen Themen einer globalen nachhaltigen Entwicklung. Es geht darum, globale komplexe Zusammenhänge zu verstehen und gemeinsam Handlungsstrategien für eine gerechtere Welt zu entwickeln. Die Nürnberger Zukunftsakademie bietet darüber hinaus Schulen an, regelmäßig Vertretungsstunden zu übernehmen und das Fach „Zukunft(sfähigkeit)“ zu unterrichten. Das Programm wird aus Mitteln der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern und des Bundes-Entwicklungsministeriums finanziert. Die Eine Welt Stationen im Großraum freuen sich stets über Verstärkung der Multiplikator*Innenteams.

Gisela Voltz

Eine Überanpassung mit fatalen Folgen. So könnte man die teilweise mit großer Begeisterung vollzogene Hinwendung der Mission, insbesondere auch der Neuendettelsauer, zum Nationalsozialismus überschreiben. Wie es dazu kam und wie tief die Nazi-Ideologie in der Mission verankert war, beschäftigt die Forschung bis heute. Die Fachtagung der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) mit dem Titel „Äußere Mission und Nationalsozialismus“, die Ende Oktober bei Mission EineWelt stattfand, gab einen Überblick über den gegenwärtigen Stand der Forschung.

Harry Oelke (Foto: Thomas Nagel)

Harry Oelke (Foto: Thomas Nagel)

Ein „Spannungsverhältnis“, attestierte Harry Oelke, bis 2023 Professor für Kirchengeschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München, der Interaktion von Nationalsozialismus und Mission. „Der Nationalsozialismus forderte die Mission heraus wie kein anderes System. Er war übergriffig und entwickelte einen permanenten Druck zur Anpassung.“ Im Prinzip sei, führte Oelke weiter aus, in dieser Situation Anpassung genauso möglich gewesen wie Widerstand. In der Realität allerdings waren die Missionsgesellschaften traditionell konservativ und nationalistisch geprägt. Deshalb hätten sich die Missionare von je her als „geistige Botschafter des Reiches“ verstanden, erläuterte Oelke. Viele sahen in Hitlers Regime eine starke völkisch-religiöse Aufbruchsbewegung, und in der Mission die perfekte Ergänzung dazu. Sie seien dann „überrascht“ gewesen, „dass die Nazis das gar nicht wollten“, brachte der Theologe in Kürze die Geschichte der fatalen Interaktion von Mission und Nationalsozialismus auf den Punkt.

Jonas Licht (Foto: Thomas Nagel)

Jonas Licht (Foto: Thomas Nagel)

Wie stark sich große Teile der Missionsgesellschaften an die Nazis anbiederten, lässt sich auch anhand damaliger Missionspublikationen nachvollziehen. Jonas Licht, Religionswissenschaftler und Lehrer aus Hamburg, zeigte das am Beispiel der Neuen Allgemeinen Missionszeitschrift NAMZ. Diese hat laut Licht viele Texte veröffentlicht, die „den Nationalsozialismus begrüßen“ und die Rassenlehre der Nazis propagieren. Wo die Unterstützung nicht offensichtlich war, seien die Artikel „unverfänglich gewesen“. Es habe eine „starke Selbstzensur“ gegeben, bilanzierte Licht. Noch krasser agierte die Zeitschrift der Berliner Missionsgesellschaft. Dort wurde erstmals  das „Wort der Mission zur Rassenfrage“ veröffentlicht. Laut Licht ist dieser Text, der vom damaligen Direktor der Berliner Mission, Siegfried Knak verfasst wurde, „das wohl am meisten rassistische Dokument aus der Mission in der NS-Zeit“. Unter anderem heißt es dort, Gott habe die Juden mit Zerstreuung unter die Völker bestraft, und „das jüdische Volk“ würde „den Völkern, unter die es verstreut ist, so oft Verderben“ bringen. Von daher sei staatliche Gewalt gegen Juden gerechtfertigt: „Der Staat darf, wo es not tut, harte Maßnahmen nicht scheuen.“ Bei der Frage, „ob christliche Deutsche und christliche Juden untereinander heiraten sollen [sic!]“, hielt man sich bedeckt: „Ein Jude wird durch Taufe und Glaube nicht ein Deutscher, darum hat die Mission nichts mit der Frage zu tun.“ Diese Entscheidung überlasse man dem Staat. Allerdings hielt Knak daran fest, dass „christusgläubige Juden“ als „Glieder der Kirche Christi wie die gläubigen Menschen aller Völker zur Christenheit gehören“. Mit diesem „Wort“, erklärte Jonas Licht, sei „der Antisemitismus genuin missionarisch gewendet“ worden. Ironie der Geschichte: Die Nazis wiesen den Text zurück. Auch als 1936 eine verschärfte Version in der NAMZ erschien, war das nicht genug. In den Jahren 1939 und 1940 wurden beide Zeitschriften sogar verboten. Lichts Fazit in Anlehnung an den Historiker und Missionstheologen Werner Ustorf: „Die deutsche evangelische Mission ist auf der braunen Welle geschwommen.“ Das Verbot der Zeitschriften sei kein Zeugnis einer Renitenz seitens der Mission, sondern vielmehr Resultat einer „asymmetrischen Liebesbeziehung“ gewesen. Die Nationalsozialisten sahen in der Mission wie in den Kirchen insgesamt eine auf Dauer unnötige spirituelle Konkurrenz.

Moritz Fischer (Foto: Thomas Nagel)

Moritz Fischer (Foto: Thomas Nagel)

Die ambivalente Beziehung zwischen Mission und Nationalsozialismus kann als eine zwischen Hingabe seitens der Mission und Abweisung seitens der Nazis gelesen werden, und gleichzeitig als Widerstreit zwischen einer Art „Restwillen“ der Mission zur Unabhängigkeit in Form einer eigenständigen Rolle und dem Absolutheitsanspruch des Nazi-Regimes, das solche Sonderrollen nicht akzeptierte, sondern auf Gleichschaltung aller gesellschaftlichen Akteure aus war. Wobei die aktive Anbiederung seitens der Mission wesentlich deutlicher hervorsticht als die sehr verhaltene Behauptung der Eigenständigkeit, die nicht ansatzweise in aktiven Widerstand mündete. Vor dem Hintergrund historischer und gesellschaftlicher Entwicklungen ordnete Moritz Fischer, Professor an der Fachhochschule für Interkulturelle Theologie (FIT) in Hermannsburg, die Hinwendung der Mission zum Nationalsozialismus als Suche nach einer „alternativen Moderne“ ein. Im Kontext dieser Suche nach einer Alternative zu Demokratie und am Ende gar Sozialismus, die mit der Angst vor einer Säkularisierung der Gesellschaft und einem damit verbundenen Bedeutungsverlust von Kirche und Mission verbunden war, sahen viele Vertreter von Kirche und Mission im Faschismus verheißungsvolle Parallelen zu eigenen Sichtweisen und Sehnsüchten. Fischer zitierte die Faschismus-Definition des US-amerikanischen Autors Matthew N. Lyons, wonach Faschismus den „Mythos einer nationalen oder rassischen Wiedergeburt im Anschluss an eine Periode des Niedergangs oder der Zerstörung“ betone und „zu einer ‚spirituellen Revolution‘ gegen Anzeichen des moralischen Verfalls, des Individualismus und des Materialismus“ aufrufe. In der Mission war man begeistert von dieser Bewegung. „Wir Missionare begrüßen mit tiefster Freude den Anbruch des Dritten Reiches; denn hier kam das Denken zu einem Durchbruch, den wir längst als richtig erkannt haben, besonders in der Mission. So sollte man wohl im Umkehrschluss denken, dass die Menschen des Dritten Reiches die wahrhaft große Idee des Reiches Gottes verstehen müssen“, brachte der damalige Missionsinspektor Christian Keyßer nicht nur die Begeisterung auf den Punkt, sondern auch die damit eng verbundene Hoffnung auf eine zentrale Rolle für Kirche und Mission in der neuen Staatsform.

Erfüllt haben sich diese Hoffnungen nicht. „Die Mission als vermeintliche Bündnispartnerin des deutschnationalistischen Faschismus wird – zum Leidwesen vieler ihrer Protagonisten – von diesem aber ab 1934 in ihre Schranken verwiesen und kommt an ihre Grenzen“, resümierte Fischer.

Und danach? – Die sehr allgemein gehaltenen Schuldbekenntnisse von glühenden Verfechtern des Nationalsozialismus wie Christian Keyßer oder Missions-Direktor Friedrich Eppelein nach dem zweiten Weltkrieg waren nach Einschätzung Fischers „wahrscheinlich eher formal“. Damit sei die „Chance“, die Verwicklung der Mission in den Nationalsozialismus frühzeitig aufzuarbeiten, „verpasst“ worden.

„Religion und Kultur“ lautete das Thema der Jahrestagung der Dekanatsbeauftragten für Partnerschaft, Entwicklung und Mission und der Dekanatsmissionspfarrer*innen – kurz: PEM-Tagung – vergangenes Wochenende bei Mission EineWelt. Dabei ging es sowohl um eine Sensibilisierung für einen „stereotypenfreien, respektvollen Umgang miteinander“ als auch um einen Blick in die Partnerkirchen: Menschen von dort stellten Konzepte für interkulturelles und interreligiöses Miteinander vor.

Erklärte Gotong Royong: Karthik Sibanyanam, Diakonik-Student an der Uni Bielefeld (Foto: Thomas Nagel)

Erklärte Gotong Royong: Karthik Sibanyanam, Diakonik-Student an der Uni Bielefeld (Foto: Thomas Nagel)

Zum Beispiel zeigten Karthik Sibanyanam und Joefrerick Bin Ating anhand der Kultur des Gotong-Royong und der Open House-Tradition, wie Menschen in Malaysia trotz kultureller und religiöser Unterschiede gut als Gemeinschaft zusammenleben und gegenseitig unterstützen. Gotong Royong, so erklärte es Karthik Sibanyanam, der an der Uni Bielefeld in Diakonik promoviert, sei ein zusammengesetzter Begriff. „Gotong“ bedeute soviel wie „etwas Schweres auf der Schulter tragen“ und „Royong“ das „Zusammenhelfen und -wirken mit anderen Personen“. In Malaysia, so der 49-Jährige, unterstützen sich die Menschen gegenseitig, unter anderem indem sie zusammen kochen und das Essen teilen, gegenseitige Hilfe – beispielsweise nach Naturkatastrophen – oder gemeinsame Seuchenprävention organisieren. Mit dieser Kultur des Gotong-Royong korrespondiert die Open Hause-Tradition.

Erklärte die Open House-Tradition in Malaysia: Joefrerick Bin Ating, Doktorand an der Augustana Hochschule (Foto: Thomas Nagel)

Erklärte die Open House-Tradition in Malaysia: Joefrerick Bin Ating, Doktorand an der Augustana Hochschule (Foto: Thomas Nagel)

Letztere sei von der Familientradition bis hin zur Regierungsagenda ausgeweitet worden, erläuterte Joefrerick Bin Ating, der an der Augustana Hochschule in Theologie promoviert. „Die Regierung hat die Bedeutung des Konzepts für die nationale Integration erkannt“, sagte der 42-Jährige. Malaysia ist ein multi-religiöses Land. Traditionen wie Open House dienen als Strategien, um Konflikte zu vermeiden und im Gegenteil das Verständnis für einander und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu fördern und gemeinsame Werte zu erkennen. Im Kern geht es darum, bei großen Festen in der eigenen Religion oder Tradition, wie Weihnachten, Chinese New Year, Familie, Freunde, Nachbarn und auch Fremde einzuladen und mit ihnen zusammen zu feiern. Bei allen Problemen und Konflikten, die es unter anderem zwischen den Religionen gebe, sei das „eine Gelegenheit, voneinander zu lernen“, betonte Bin Ating. „Bei allem Dissens können wir zusammenkommen und Konflikte ausräumen, das gegenseitige Verstehen befördern und gemeinsame Projekte starten.“

Sicherte den Fortbestand von MEW am Standort Neuendettelsau zu: Stefan Blumtritt, Leiter der Abteilung K, Kirche und Gesellschaft, im Landeskirchenamt (Foto: Thomas Nagel)

Sicherte den Fortbestand von MEW am Standort Neuendettelsau zu: Stefan Blumtritt, Leiter der Abteilung K, Kirche und Gesellschaft, im Landeskirchenamt (Foto: Thomas Nagel)

Bei der anschließenden Missions- und Partnerschaftskonferenz (MiPaKo) hatte Stefan Blumtritt, als Leiter der Abteilung K, Kirche und Gesellschaft, im Landeskirchenamt für Mission EineWelt zuständig, gute Nachrichten bezüglich der Zukunft von Mission EineWelt in Neuendettelsau im Gepäck: „Für mich ist der Standort Neuendettelsau diskussions-, aber nicht fragwürdig“, sagte er vor den Delegierten der Missions- und Partnerschaftskonferenz. Allerdings seien vor dem Hintergrund der rückläufigen Zahl der Kirchenmitglieder und der Kirchensteuereinnahmen weitere Kürzungen wahrscheinlich. „Gehen Sie von minus 30 Prozent plus x in den kommenden 8 bis 10 Jahren aus“, sagte Blumtritt auf Nachfrage. In seiner Antwort auf Blumtritts Aussagen betonte Mission EineWelt-Direktor Hanns Hoerschelmann, das Partnerschaftszentrum habe gerade vor dem Hintergrund der „interkulturellen Kirchenentwicklung“ viel Kompetenz „positiv und visionär in die Prozesse zu Entwicklung der Landeskirche einzubringen“.

Neu im MiPaKo-Präsidium: Jutta Knobloch, Dekanatsmissionsbeauftragte im Dekanat München-West (Foto: Thomas Nagel)

Neu im MiPaKo-Präsidium: Jutta Knobloch, Dekanatsmissionsbeauftragte im Dekanat München-West (Foto: Thomas Nagel)

Nach dem Rückzug von Susanne Kießling-Prinz aus dem Präsidium der MiPaKo stand am Samstagabend noch die Wahl eines neuen Präsidiumsmitglieds an. Einstimmig gewählt wurde Jutta Knobloch, Dekanatsmissionsbeauftragte im Dekanat München-West.

Weltweit nimmt die ungleiche Vermögensverteilung zu. Die oberen zehn Prozent der Bevölkerung besitzen etwa 85 Prozent des Vermögens – Tendenz steigend. Die Ärmsten hingegen besitzen zusammen nur etwa ein Prozent des Vermögens. Auch in Deutschland werden die Reichen immer reicher. Hier wuchs das Gesamtvermögen der fünf reichsten Deutschen auf rund 155 Milliarden US-Dollar im Jahr 2024 an. Wie können wir die Kluft zwischen Arm und Reich überwinden? Was bedeutet denn Reichtum überhaupt für uns Menschen?

Der Lagois-Fotowettbewerb 2025 widmet sich dem Thema Reichtum und der Frage, wie wir gesellschaftliche Teilhabe und Verteilungsgerechtigkeit erreichen können. Gesucht werden Fotoreportagen und Porträts von Menschen, die sich dafür einsetzen, die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich zu verringern. Gesucht werden aber auch Arbeiten, die sich damit beschäftigen, was Reichtum noch bedeuten kann – auf persönlicher, kultureller oder gesellschaftlicher Ebene. Wie sind Wohlstand und Glück, Überfluss und Gier mit Reichtum verbunden? Welche anderen, neuen Form von Reichtum sollten wir in den Blick nehmen?

Der Lagois-Fotowettbewerb ist mit insgesamt 5.000 Euro dotiert. Der Fotopreis wird in zwei Kategorien vergeben und richtet sich an Profifotograf*innen sowie an Jugendliche und junge Erwachsene im Alter zwischen 14 und 27 Jahren. Einsendeschluss für den Fotopreis ist der 26. März 2025

Darüber hinaus vergibt die Jury ein Stipendium für ein Fotoprojekt, das noch nicht realisiert oder abgeschlossen ist. Der Einsendeschluss für Bewerbungen um das Stipendium ist der 15. Januar 2025.

Die besten Fotos aus allen Einsendungen werden in einer Wanderausstellung in ganz Deutschland präsentiert, außerdem erscheint ein Bildband zum Thema. Schirmherr des Lagios-Fotowettbewerbs ist der Regionalbischof für München und Oberbayern, Thomas Prieto-Peral.

Kooperationspartner sind die Evangelische Jugend in Bayern (ejb), Mission EineWelt, die Diakonie Bayern und die Fachmesse ConSozial.

Der Lagois-Fotowettbewerb wird seit 2008 vom Evangelischen Presseverband für Bayern e.V. (EPV) vergeben. Namensgeber ist Pfarrer Martin Lagois (1912-1997), der die evangelische Publizistik prägte.

 

Weitere Informationen:

Evangelischer Presseverband, Claudia Schreck

Telefon 089/12172-153, E-Mail: lagois@epv.de
www.ausstellung-leihen.de

"Ich habe die Flut überlebt", steht auf dieser Schuluniform. (Foto: Ines Ackermann)

„Ich habe die Flut überlebt“, steht auf „Ich habe die Flut überlebt“, steht auf dieser Schuluniform. (Foto: Ines Ackermann)

Die Überschwemmungen vor fünf Monaten waren ein Schock für viele Menschen hier im Süden Brasiliens und haben es bis in die Hauptnachrichten Europas geschafft. Was dabei oftmals unterging: Es waren nicht die ersten und werden auch nicht die letzten sein. Viele Gebiete im Bundesstaat Rio Grande do Sul werden regelmäßig überschwemmt, und auch jetzt im September und Oktober erscheinen auf meinem Handy wieder Warnungen vor Wassermassen, Stromausfällen, Blitzen und Hagel. So schlimm wie im Mai soll es aber (hoffentlich!) nicht wieder werden.

Bei einem Frauentreffen zum Thema „Die Flut vom Mai ist vorbei, was nun?“ erzählt eine junge Frau, dass ihr Haus schon im September 2023 völlig überflutet war. Sie lebt aus gepackten Kisten, um im Zweifel schnell weg zu können. In dem Stadtteil, in dem sie wohnt, stehen jedes Jahr Häuser unter Wasser. Aber da er zur Peripherie gehört und von ärmeren Schichten bewohnt wird, interessiert das die Medien und die Politik nicht besonders. Erst jetzt, wo die ganze Stadt und der ganze Bundesstaat betroffen waren, wird das Problem sichtbarer.

Nach den Überschwemmungen im Mai ist in gewisser Weise wieder Alltag eingekehrt, aber die Striche des Wasserstandes an den Hauswänden sind noch überall zu sehen. Wer hier lebt, wird täglich damit konfrontiert, was Menschen an materiellen Dingen durch das Wasser verloren haben. Der Staat bemüht sich um Unterstützung. Diese erreicht nicht alle und nur langsam. Dafür sind es NGOs, die Kirchen und zahllose Einzelpersonen, die weiterhin mit scheinbar unendlicher Kraft anpacken.

War im Frühjahr bis zum ersten Stock überflutet: das Haus von Graciela Cornaglia (Foto: Graciela Cornaglia)

War im Frühjahr bis zum ersten Stock überflutet: das Haus von Graciela Cornaglia (Foto: Graciela Cornaglia)

Graciela hatte ihr Haus, als das Wasser stieg, mit dem Laptop und einem Satz Kleidung verlassen. „Morgen komme ich zurück“, dachte sie. Doch das Wasser blieb einen ganzen Monat. Bis heute nehmen die Wände auch nach zwei Anstrichen immer wieder einen gelblichen Farbton an und das Haus ist von außen voller grün-brauner Algen. Aus Angst um ihre Gesundheit wohnt Graciela weiterhin auf dem Campus der theologischen Universität „Faculdades EST“, wo sie im Mai untergekommen war. Doch eine befreundete Familie ist mangels anderer Möglichkeiten in ihr Haus gezogen. Bald hat das Kind eine Lungenentzündung entwickelt, und auch die Eltern husten. Unter solchen Bedingungen leben jetzt viele Menschen. All diese Personen zählen in die Statistik als „konnten in ihre Häuser zurückkehren“.

Bei dem Frauentreffen wird sehr Persönliches geteilt. Eine 35-Jährige erzählt von ihrer Teenager-Tochter, bei der seit den Überschwemmungen die Anorexie völlig außer Kontrolle ist. Sie hatte mit ansehen müssen, wie ihr Rückzugsraum zerstört wurde, und auch ihr Hund und die Katze die Flut nicht überlebt haben. Es gibt psychologische Betreuung, aber lange nicht für alle.

Viele Kinder hatten wochenlang jeden Tag darauf gewartet, nach Hause zurückzugehen. Eltern erzählen, dass sie lange nicht die Kraft gehabt hatten, den Kindern zu sagen, dass das Haus und all ihr Schulmaterial, Spielzeug und Kleidung nicht mehr existierte.

Ich konnte ein paarmal an Besuchen teilnehmen, die Organisationen wie die UNHCR und der Menschenrechtsrat von São Leopoldo in Stadtvierteln gemacht haben, wo die Situation besonders prekär ist. Dort wohnen Menschen in Holzhäusern, die Straßen sind nicht geteert, manche haben Strom und fließend Wasser, andere nicht. Unter den Bewohner*innen sind viele migrantische Familien aus Venezuela und Haiti. Immer wieder war ich beeindruckt von der Energie der Frauen, die als Sprecherinnen dieser Stadtteile agieren. Bei den ersten Treffen erzählten die Bewohner*innen von der nächtlichen Evakuierung, woher sie später Essen bekamen und wer alles schon zurückgekommen war. Inzwischen geht es um den Wiederaufbau. Eine Frau berichtet, ihr Antrag auf staatliche Hilfe sei abgelehnt worden. Das Online-Programm hatte erkannt, dass für ihre Adresse bereits ein Antrag eingegangen war. Sie hatte, wie viele andere, den Namen der gesamten Siedlung eingetragen. Jetzt ist die Antragsfrist um. Eine der Sprecherinnen, Andréia, führt uns stolz in ein Häuschen, in dem sie jeden Tag Suppe kocht und verteilt und auch Ballett-Kurse für Kinder anbietet. Das Häuschen hat eine Gruppe Freiwilliger aus dem benachbarten Bundesstaat Santa Catarina für sie wieder aufgebaut. Sie hatten Andréia und ihre scheinbar nie endende Energie kennen gelernt und entschieden, ihre Arbeit zu unterstützen. Die kleinen Plastikstühle, auf denen auch wir sitzen, reichen lange nicht für die vielen Kinder aus der Siedlung, die zum Essen kommen. „Aber dann essen wir eben nacheinander, das macht nichts“, sagt Andréia.

Das gemeinsame Erleben dieser Katastrophe ist auch verbindend. Sicherlich wären wir als neu Angekommene in einer anderen Situation nie so schnell in so engen, emotionalen Kontakt zu den Menschen in unserer Nachbarschaft gekommen. Graciela sagt, sie habe durch das Wasser all ihren Besitz verloren. Aber menschlich habe sie so viel gewonnen. Ihr gänzlich Unbekannte haben ihre Küchen, ihre Kleidung, ihr Essen mit ihr geteilt. Und sie hat Bekanntschaften gemacht, die zu Freundschaften wurden, über die Monate des Zusammenlebens. So ging es mir auch.

Der Regen hat sich im Bewusstsein der Menschen hier als mögliche Bedrohung eingenistet, die Flut geht schon jetzt ins kollektive Gedächtnis ein. Es ist eine Zäsur im Denken. Vor den Überschwemmungen, nach den Überschwemmungen. Ähnlich wie vor Covid und nach Covid. Nur gab es hier beides. Bei einem lokalen Chortreffen erinnern drei von acht Chören an die Zeit der Überschwemmung, ein Kinderchor macht klatschend und stampfend die Geräusche von Regen nach, es werden Fahnen und Tücher in den Farben des Bundesstaates geschwenkt. Unternehmen werben mit Slogans wie „Stolz, in Rio Grande do Sul zu bleiben“ und an vielen Orten gibt es Schilder mit Texten wie „Wir bauen Rio Grande do Sul wieder auf“ und „Rio Grande do Sul, gemeinsam schaffen wir das!“

 

Ines Ackermann

Wie konnte es dazu kommen, dass Teile von Kirche und Mission sich dem Nationalsozialismus zuwandten? „Durch den deutschen Nationalsozialismus und seine expansive Ideologie“ seien „besondere Bedingungen für die christliche Mission“ gegeben gewesen, „die einen speziellen Forschungsansatz notwendig machen“ , meinen die Veranstalter*innen von der Abteilung für Kirchengeschichte der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU).

Die Tagung „Äußere Mission und Nationalsozialismus“, die am Donnerstag, 24. Oktober 2024, von 15:30 bis 20:45 Uhr im Otto-Kuhr-Saal von Mission EineWelt in Neuendettelsau stattfindet, gibt mit Vorträgen von Harry Oelke (München), Michael Biehl (Hamburg), Jonas Licht (Shenyang, China / Hamburg) und Moritz Fischer (Hermannsburg) Einblick in den derzeitigen Stand der Forschung.

 

Das Programm im Detail:

15:30 Kaffee

16:00 Begrüßung

Prof. Dr. Harry Oelke, Franziska Schoppa (München)

16:15 Kirche und Mission in der NS-Zeit im Gedächtnis der Deutschen

Doppelvortrag: Prof. Dr. Harry Oelke, Dr. Michael Biehl (München/Hamburg)

17:15 Mission in der NS-Zeit im Spiegel der Missionspublizistik

Dr. Jonas Licht

(Shenyang, China/Hamburg)

18:00 Abendessen

19:15 Grußwort

D.Min. Hanns Hoerschelmann (Direktor Mission EineWelt)

19:30 NS-Ideologie – Mission – Kirche. Interdependenzen in der NS-Zeit

Prof. Dr. Moritz Fischer

(Hermannsburg)