„Ach, ich hatte mir vorgestellt, dass wir viel mehr rumsitzen und zuhören“, sagten verschiedene Teilnehmende. „Toll, dass wir so mitgenommen wurden.“
Das Thema „Klimagerechtigkeit“ nur theoretisch zu beleuchten, wie manche das vielleicht erwartet hatten, war nicht das Ziel der Summer School 2024 von Mission EineWelt. Vielmehr ging es darum, globale Gerechtigkeit im Hinblick auf Klimafragen als Gemeinschaft von 30 Personen füreinander erlebbar zu machen. Und es hat funktioniert: Diese zwei Wochen von 13. bis 28. Juli führten zu unerwarteten und beeindruckenden Ergebnissen. Oder, wie eine Teilnehmerin es ausdrückte: „Das hat was mit mir gemacht.“
Verständigung weltweit
Ein zentraler Aspekt war die Entscheidung, neben Englisch auch Spanisch als Konferenzsprache anzubieten. Rückmeldungen aus Lateinamerika hatten nämlich deutlich gemacht: Nur Englisch schränkt den Kreis zu sehr ein. Die sprachlichen Herausforderungen, die sich bei gemeinsamen Aktivitäten, wie Spielen, Singen oder bei Spaziergängen ergaben, waren dann freilich größer als erwartet. Doch mit der Zeit entwickelte sich eine erstaunliche Routine. Eine Brasilianerin übersetzte für den Mozambikaner ins Portugiesische, während ein Guatemalteke für die lateinamerikanischen Teilnehmer*innen ins Spanische dolmetschte. Wenn die entsprechenden Personen dran waren, kamen die Dolmetscher*innen einfach ganz selbstverständlich dazu. Beim Abschlussgottesdienst wurde es noch vielfältiger: Die Lesungen und Gebete wurden in verschiedenen Sprachen, darunter Kambodschanisch, Chinesisch und Malaiisch, vorgetragen – ganz ohne Übersetzung. Aber alle haben sich verstanden. Ist das nicht wie Pfingsten?
Aktivitäten und Diskussionen
Neben der sprachlichen Vielfalt unternahm die Gruppe eine „Luther-Tour“ zur Wartburg, nach Wittenberg, Magdeburg und Erfurt. Erstaunlich, wie die Horizonte miteinander verschmolzen, wie Luthers Anliegen auch die Teilnehmenden inspirierte, wie sie in Ostdetuschland Videos zu den Sustainable Development Goals (SDGs) produzierten, in denen sie sowohl vor als auch hinter der Kamera aktiv waren.
Besonders beeindruckend war die ständige Präsenz der globalen und lokalen Auswirkungen des Klimawandels. Fallbeispiele aus verschiedenen Regionen verdeutlichten die ungleiche Verteilung der Klimafolgen, insbesondere bei benachteiligten und vulnerablen Bevölkerungsgruppen. Wie anders das klingt, wenn eine sagt: „Ich bin Indigena“! Die Diskussionen umfassten internationale Abkommen, die Rolle der Wirtschaft und politische Maßnahmen zur Förderung von Klimagerechtigkeit. Immer wurde aber erörtert, wie jede*r Einzelne in ihrem bzw. seinem Kontext aktiv werden kann. Ein Schlüssel, der oft genannt wurde: Bildung, vor allem um ein „(neo)colonial mindset“ zu überwinden, das sagt: „Ich kann nichts“.
Vielfalt der Teilnehmenden
Die summer school zeichnete sich durch eine breite Vielfalt an Berufen und Hintergründen aus – von Studierenden und jungen Fachkräften über Aktivist*innen bis hin zu Ruheständler*innen im Ehrenamt. Diese Vielfalt ermöglichte es, die Themen aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten. Die Teilnehmenden hatten zudem die Gelegenheit, sich mit Expert*innen aus Bayern auszutauschen, sich zu vernetzen und gemeinsame Strategien zu entwickeln.
Erkenntnisse und Ausblick
Am Ende der Summer School standen zwei wesentliche Erkenntnisse im Vordergrund. Erstens, die intensive thematische Auseinandersetzung mit „Klimagerechtigkeit“ öffnete den Teilnehmenden die Augen für die Perspektiven und Fragen der anderen. „Wir kämpfen gemeinsam für Klimagerechtigkeit!“ Zweitens zeigte sich, dass schon der Versuch, Rücksicht aufeinander zu nehmen und sich für Gerechtigkeit einzusetzen, lohnt. Allgemein wurde hervorgehoben, wie ermutigend die Summer School war: „Wir können aktiv werden und Lösungen entwickeln“
Die Summer School war ein gutes Beispiel dafür, was es heißt, über Gerechtigkeit nicht nur theoretisch nachzudenken, sondern in der Begegnung zu erfahren, wie sie im Miteinander gelebt werden kann. Sie förderte nicht nur das Verständnis für die globalen Herausforderungen des Klimawandels, sondern auch die Bedeutung von Gerechtigkeit und Solidarität im Umgang mit diesen Herausforderungen.
Sung Kim