Container, in dem die Flüchtlingskinder Schulunterricht erhalten © MEW/Schiewe

Freiwillige besuchen einen Baumarkt, der als Flüchtlingsquartier genutzt wird

„In diesem Supermarkt wohnen die Menschen?“ Agustina schüttelt entsetzt den Kopf. Sie steht vor dem ehemaligen Praktiker in Zirndorf. Mit anderen Freiwilligen aus dem Internationalen Evangelischen Freiwilligenprogramm, kurz IEF, lässt sie sich das Gelände zeigen, auf dem Geflüchtete untergebracht sind. Es war zwar kein Supermarkt, wie die junge Argentinierin dachte, sondern ein Baumarkt. Aber das macht das Gebäude nicht einladender. In der riesigen Halle leben 300 Personen. Die dünnen Stellwände, die jeweils vier Stockbetten von den anderen trennen, bieten keinerlei Privatsphäre. Nachts wird es nie dunkel und nie leise. Auch Familien mit kleinen Kindern „wohnen“ hier.

Agustina und ihre Gruppe erfahren hautnah, unter welchen Umständen Flüchtlinge in Deutschland leben. Seit sechs Monaten ist sie in Deutschland zu einem Freiwilligen Sozialen Jahr in einem Wohnheim für behinderte Menschen. Sie und die anderen Freiwilligen (aus Brasilien, Tansania und Malaysia) werden von Mission EineWelt während dieses Jahres begleitet. Thema des Zwischenseminars im September ist Migration. An ihren Einsatzorten haben die Freiwilligen jeweils eigene Erfahrungen mit Geflüchteten gemacht. Auch die wechselnde Stimmung in unserem Land bekommen sie mit und werden selbst für Asylsuchende gehalten. „Wenn ich sage, dass ich kein Flüchtling bin, werde ich gleich freundlicher behandelt“ erzählt Irene aus Tansania. Gemeinsam diskutiert die Gruppe über Ursachen und Folgen von Flucht und Migration. Das Online-Spiel „auf und davon“  vermittelt den jungen Leuten anschaulich, wie es Flüchtenden ergehen kann.

Nach fünf Tagen intensiven Austauschs fahren sie wieder zurück zu ihren Einsatzstellen – zu Kindergärten, Altenheimen und Wohnheimen für Menschen mit Behinderung. „Unser Blick wurde geweitet – wir haben viel gelernt“ meldet Agustina zurück.