• DIE WELTBEVÖLKERUNG WÄCHST IMMER WEITER - Ein Gastbeitrag von Dr. Gabriele Hoerschelmann im Sonntagsblatt November 2022

Die Weltbevölkerung wächst immer weiter

Ein Gastbeitrag von Dr. Gabriele Hoerschelmann im Sonntagsblatt November 2022

Die Weltbevölkerung wächst immer weiter – mit acht Milliarden Menschen wurde jüngst ein weiterer Meilenstein erreicht. Hält unsere Erde das eigentlich noch aus? Und welche Rolle spielt die Kirche künftig weltweit?
Ein Gastbeitrag von Direktorin Gabriele Hoerschelmann im Sonntagsblatt:

8 Milliarden Menschen, hält die Erde das aus? Mission-EineWelt-Direktorin betont, worauf es jetzt ankommt

Seit meinem Geographieunterricht in der Schule Anfang der 80er Jahre hat sich die Weltbevölkerung verdoppelt. Schon im Jahr meines Abiturs 1987 waren wir fünf Milliarden, 1999 sechs Milliarden und im Jahr 2011 hatten wir schon die sieben Milliardenmarke durchbrochen.
Kann das auf Dauer gut gehen? Hält unsere Erde uns eigentlich noch aus?
Was es heißt, in einer Stadt mit hoher Bevölkerungsdichte zu leben, habe ich während meiner Berufsjahre in Hongkong erlebt. Der Stadtteil Mong Kok weist mit 130.000 Menschen pro Quadratkilometer die höchste Siedlungsdichte weltweit auf.

Leben auf engem Raum

Das kann man sich so vorstellen, wie wenn sich 900 Menschen auf einem Fußballplatz versammeln würden. Dort zu leben bedeutet für die Bewohner einen hohen Lärm- und damit auch Stresspegel und für die Stadt eine große Herausforderung, die Ernährungslage sicherzustellen und für eine effiziente Infrastruktur zu sorgen.
Das betrifft vor allem den Verkehr, die Müllabfuhr, den Zugang zu sauberem Wasser, die medizinische Versorgung und die Schulen.

Gleiche Chancen für acht Milliarden Menschen?

Acht Milliarden Menschen weltweit stellen uns als Weltgemeinschaft dieser Erde vor ähnliche Herausforderungen. Und wir alle wissen, dass diese acht Milliarden Menschen heute eben nicht überall die gleichen Chancen und Lebensbedingungen haben.
260 Millionen Kinder und Jugendliche können nicht zur Schule gehen, nur 20 Prozent der Menschen haben Zugang zu sauberem Wasser, und für 38 Prozent der Weltbevölkerung ist eine gesunde Ernährung zu teuer.
Das Erreichen von acht Milliarden Menschen auf der Erde stellt vor allem die große Frage nach Gerechtigkeit.
Liegt aber diese ungerechte Ausgangslage nur an unserer schieren Menge? Sind wir einfach zu viele? Eigentlich nicht, sagt die Soziologin Colette Rose vom Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung.
Im Grunde ist unser Planet sogar in der Lage, neun oder sogar zehn Milliarden Menschen zu versorgen.
Das funktioniert aber nicht, wenn alle einen Lebensstil führen, wie wir in Europa und die Menschen in den USA.
Dann brauchen wir mindestens fünf Planeten. Entscheidend ist also die Frage, wie die Menschen leben.

Welche Rolle spielt Kirche

Die Kirche ist einer der ganz großen sogenannten „global player“. Fast ein Drittel der Weltbevölkerung zählen sich zu einer der vielen christlichen Kirchen. Dabei halten die Kirchen und ihre Ortsgemeinden die Gemeinschaft der Menschen zusammen, und das weltweit.
In den Partnerkirchen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern erlebe ich immer wieder, wie sich die Ortsgemeinden für die ganz grundsätzlichen Bedürfnisse der Menschen einsetzen. Die Kirche in Tansania setzt sich für Schulbildung der Maasaimädchen ein, in Papua-Neuguinea werden kirchliche Krankenhäuser betrieben und während der Corona Pandemie verteilten Gemeinden in Mittelamerika auch Nahrung.
Es ist der christliche Anspruch, dass „alle das Leben und volle Genüge haben“ (Johannes 10,11). Entwicklung kann für uns Kirchen daher nicht heißen, ein paar bekommen immer mehr.
Angesichts von acht Milliarden Menschen kann es jedoch auch nicht heißen, alle bekommen immer mehr.
Um zuversichtlich in die Zukunft schauen zu können, geht es um eine gerechte Verteilung. Dazu gehört vor allem für uns Europäer, zu einem nachhaltigen Lebensstil zu finden, der unseren ökologischen Fußabdruck entscheidend verringert.
Das betrifft eine klimafreundliche Energieversorgung, eine Verringerung unseres Fleischkonsums in der Ernährung und einen Rückgang des CO2-Ausstoßes. Fangen wir in der Kirche damit an.

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