Mein Handy – Leid im Kongo?

Im Rahmen der HandyAktion Bayern und der Fairen Woche referierte der im Kongo geborene Dr. Jean-Gottfried Mutombo, ökumenischer Mitarbeiter beim Amt für Mission, Ökumene und kirchliche Weltverantwortung (MÖWE), bei den Hofgesprächen am 29. September 2017 in Nürnberg zum Thema Rohstoffabbau für IT-Geräte. Seine These: Ein Handy sei zwar aus der heutigen Zeit nicht mehr wegzudenken, aber ebenso sei zu bedenken, dass es bei der globalen Wertschöpfungskette der Handyherstellung GewinnerInnen und VerliererInnen gebe, ProfiteurInnen und Ausgebeutete.

Die Geschichte der Ausbeutung des Kongos geht weit in die Kolonialgeschichte zurück und reicht von Sklavenhandel über Kautschukabbau bis hin zum Rohstoffabbau von wertvollen Metallen wie Kobalt, Coltan und Kupfer. „Der Kongo ist ein sehr rohstoffreiches Land, doch der bittere Kontrast dazu ist, dass 77 Prozent der kongolesischen Bevölkerung von weniger als zwei Dollar am Tag leben, die durchschnittliche Lebenserwartung 52, 46 Jahre beträgt und frisches Wasser und Strom nur für knapp 7 Prozent der Bevölkerung zugänglich ist“, erklärte Mutombo. Er berichtete von seinen Besuchen in Tansania, bei denen er LKWs beobachtete, die, beladen mit Rohstoffen aus dem Kongo, in Richtung Uganda zum internationalen Flughafen fuhren: „Ich war so wütend, als ich sehen musste, wie der Reichtum einfach aus dem Land getragen wurde“, erzählte er. Rohstoffschmuggel ist im Kongo ein weit verbreitetes Phänomen und läuft Hand in Hand mit den Nachbarländern Uganda und Ruanda. Der Gewinn aus Förderung und Verkauf der Rohstoffe steht dadurch nur einem kleinen Teil der kongolesischen Bevölkerung zur Verfügung.

Ein Handy enthält um die 30 Metalle. Einige davon, wie Kobalt und Tantal, werden zum großen Teil im Kongo abgebaut. Der Rohstoffabbau erfolgt oft durch Kinderarbeit, er bringt Menschenrechtsverletzungen sowie Umweltzerstörung mit sich. Bis dato gibt es keine gesetzliche Grundlage, die diese Missstände tatsächlich verhindert. Im Gegenteil: Korruption und Straßenbau-Deals mit China, in deren Rahmen die Infrastruktur im Kongo zu Gunsten des Rohstoffhandels aufgebaut wird, sorgen dafür, dass die Ausbeutung weitergeht.

Handyverträge, die die regelmäßige Ausstattung der KundInnen mit den neuesten Handymodellen beinhalten, erhalten diese Ausbeutungskette ebenfalls aufrecht. Immer mehr, immer schneller, immer neuer – ein Handy alle zwei Jahre zu wechseln, ist heutzutage die Regel, nicht die Ausnahme. Dabei stellen sich viele Menschen nicht die Frage, wer die wahren Kosten für die digitale Mobilität trägt. Was steht hinter dem Preis der Geräte: hohe Qualität und Modernität? Vielleicht. Gleichermaßen aber, wie Dr. Mutombo es beim Namen nannte: „Blut, Menschenrechtsverletzungen und großes Leid“.

Die HANDYAKTION Bayern möchte auf diese Missstände aufmerksam machen und zum Handeln auffordern. Weniger Rohstoffverbrauch durch Recycling baut politischen Druck auf Unternehmen auf und kann langsam zu einem gesellschaftlichen Umdenken führen. Denn weniger ist in manchem Kontext mehr, viel mehr.

Katja Görgen, Praktikantin im Referat Entwicklung und Politik

Weitere Infos zur Handyaktion unter www.handyaktion-bayern.de