IECLB-Präsidentin Silivia Genz (r.) und MEW-Brasilienreferent Geraldo Grützmann (l.) feiern die Aktualisierung der Dreier-Partnerschaftsvereinbarung von IECLB, CILCA und ELKB während der Frühjahrssynode 2023 der ELKB

IECLB-Präsidentin Silivia Genz (r.) und MEW-Brasilienreferent Geraldo Grützmann (l.) feiern die Aktualisierung der Dreier-Partnerschaftsvereinbarung von IECLB, CILCA und ELKB während der Frühjahrssynode 2023 der ELKB

Silvia Genz, Präsidentin der Evangelischen Kirche Lutherischen Bekenntnisses in Brasilien (IECLB), äußert sich zum aktualisierten Partnerschaftsvertrag und sagt, was aus ihrer Sicht die Hauptaufgaben ihrer eigenen Kirche und der bayerischen Partnerkirche für die Zukunft sind.

 

Was sind für Sie die wichtigsten Punkte aus dem jetzt aktualisierten Dreiervertrag CILCA-IECLB-ELKB?

Wichtig ist erstens, dass wir uns vernetzen, um gemeinsam in Wort und Tat das Wort Gottes zu verkünden. Zweitens ist der Vertrag ein Zeichen, dass Zusammenarbeit von großen, mittelgroßen und kleineren Kirchen konstruktiv und gleichberechtigt gestaltet werden kann, so dass alle sich gegenseitig helfen und voneinander lernen.

 

Welche Projekte halten sie in der Partnerschaft mit der ELKB für besonders wichtig?

Speziell für uns als Kirche war in jüngster Zeit sehr wichtig, dass uns die ELKB bei unserer 18. Synode im Oktober 2022 darin unterstützt hat, die elektrische Beleuchtung mit Solaranlagen zu versorgen. Das war ein Zeichen für den Schutz der Umwelt und Nachhaltigkeit und auch ein Zeichen, dass die Partnerkirchen sich beistehen. Zusammen können wir viel erreichen.

In unserer täglichen Arbeit geht es meist um Projekte, die nur mit Hilfe realisiert und am Laufen gehalten werden können und die auch kaum anderweitig Unterstützung bekommen.

 

Wie engagiert sich die IECLB in Sachen Umwelt- und Klimaschutz?

Wir als Brasilianer*innen sind schuldig. Und wir als Kirche arbeiten mit anderen Organisationen dafür, dass weniger Regenwald abgeholzt und weniger Gift benutzt wird, und dafür, dass wir das, was Gott geschaffen hat, bewahren. Ganz wichtig ist auch, dass die Indigenen ihren Platz haben. Sie passen auf unsere Regenwälder und überhaupt auf unsere Natur auf. Wir dürfen davon leben, was die Natur produziert, aber wir müssen auch aufpassen, dass wir sie nicht vernichten. Da liegt viel Arbeit vor uns: weniger Plastik, weniger Abholzung, weniger Brandrodung und vieles mehr.

 

Wie kann die ELKB, wie kann Mission EineWelt, wie können wir dabei helfen?

Wir müssen zusammenstehen und zusammen Auswege finden. Es geht darum, dass wir die Industrie dazu bringen, nachzudenken, was wirklich nötig ist. Es ist auch eine große Generationenfrage: Was brauchen wir jetzt wirklich und was müssen wir aufheben und bewahren für die Generationen, die nach uns kommen?

Wir müssen aufhören, Schuld auf uns zu laden. Es wäre gut, wenn wir demnächst auch sagen könnten: Wir haben etwas gegen den Klimawandel und für die Bewahrung der Schöpfung getan. Die Kirchen können dafür beten, aber sie können auch in Worten und Werken gegen das eintreten, was der Natur schadet.

Tropensturm „Freddy“ hat in Mosambik und Malawi eine Schneise der Verwüstung hinterlassen. Mehr als 500 Menschen sind ums Leben gekommen. Mathew Masinde, Büroleiter der Diakonie Katastrophenhilfe in Mosambik, befürchtet weiter steigende Opferzahlen und warnt: „Unter den jetzigen Umständen wird es schwer, die Cholera in den Griff zu bekommen.“ Dies bestätigen auch Aussagen aus der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Mosambik, einer Partnerkirche der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern.

Foto: Diakonie Katastrophenhilfe

Foto: Diakonie Katastrophenhilfe

Nach massiven Regenfällen steigt vor allem in Malawi die Zahl der Todesopfer weiter an. Mehr als 400 Menschen werden noch vermisst. Eine halbe Million Menschen musste temporär in Notunterkünften Schutz suchen. Zahlreiche Dörfer waren auch im Nachbarland Mosambik von der Außenwelt abgeschnitten und nicht zugänglich. Katastrophenvorsorgemaßnahmen und frühe Warnungen hatten Schlimmeres verhindert, dennoch sind 800.000 Menschen von den verheerenden Auswirkungen betroffen.

Die Diakonie Katastrophenhilfe hat 500.000 Euro bereitgestellt. DW Bayern und Mission EineWelt unterstützen gemeinsam einen Hilfeaufruf des weltweiten kirchlichen Hilfenetzwerks ACT Alliance. „Am Dringendsten benötigen die Menschen derzeit Essen, sauberes Trinkwasser und Unterkünfte“, sagt Masinde. Lokale Partner verteilen in den kommenden Wochen Nahrungs-mittel an 7.500 Personen. Zusätzlich erhalten 3.400 Haushalte Werkzeuge und Saatgut, da ganze Ernten durch den Sturm verloren gegangen sind. Angesichts der drohenden unkontrollierten Ausbreitung der Cholera werden Gemeinden über verbesserte Hygienemaßnahmen aufgeklärt.

Vor allem Malawi kämpft derzeit mit einer landesweiten Cholera-Epidemie. „Durch die Überschwemmungen, verunreinigtes Wasser und schlechte Hygienebedingungen kann sich die Krankheit massiv ausbreiten“, befürchtet Masinde. Hinzu komme, dass viele Gesundheitsstationen durch die Schäden nicht oder nur eingeschränkt funktionsfähig seien. Auch in Mosambik wurden bereits mehr als 11.000 Cholera-Fälle in elf Provinzen gemeldet. Vor allem für geschwächte Menschen kann die Durchfallerkrankung tödlich enden.


Das Diakonische Werk Bayern und Mission EineWelt bitten daher dringend um Spenden

Diakonisches Werk Bayern
Evangelische Bank
IBAN: DE72 5206 0410 0000 0998 80
BIC: GENODEF1EK1
Stichwort: Tropensturm Freddy
online unter: www.diakonie-bayern.de

Mission EineWelt, Neuendettelsau
Evangelische Bank eG
IBAN: DE12 5206 0410 0001 0111 11
BIC: GENODEF1EK1
Stichwort: Tropensturm Freddy                                                                                                                     

Online unter: www.mission-einewelt.de

 

Sonstige Fragen:

Fenja Lüders, Referentin

Tel.: 0911 9354 261, lueders@diakonie-bayern.de

 

Klaus Dotzer, Leitung Referat Afrika, Mission EineWelt

Tel.: 09874 91301, africa@mission-einewelt.de

CILCA-Präsident Rolando Ortez (r.) im Gespräch mit MEW-Laterinamerikareferentin Kerstin Schönleben (l.) während der Frühjahrssynode 2023 der ELKB

CILCA-Präsident Rolando Ortez (r.) im Gespräch mit MEW-Lateinamerikareferentin Kerstin Schönleben (l.) während der Frühjahrssynode 2023 der ELKB

Rolando Ortez, Präsident der Gemeinschaft Lutherischer Kirchen in Zentralamerika (CILCA), spricht im Interview über die aktualisierte Partnerschaftsvereinbarung der CILCA mit der ELKB und die Dreiervereinbarung mit CILCA, IECLB (Evangelische Kirche Lutherischen Bekenntnisses in Brasilien) und ELKB, und darüber, was Kirchenpartnerschaft aus seiner Sicht ausmacht.

 

Was sind für Sie die wichtigsten Punkte in der aktualisierten Partnerschaftsvereinbarung der CILCA mit der ELKB?

Wichtig ist zum Beispiel, dass es einen gegenseitigen geistlichen Austausch geben wird. Sowohl von Deutschland aus in die Länder Lateinamerikas, in diesem Fall nach Zentralamerika, als auch von Zentralamerika aus nach Deutschland oder nach Brasilien.

Wir, die zentralamerikanischen Kirchen, haben Erfahrungen, die wir anderen Kirchen aufgrund unserer geistlichen Praxis weitergeben können. Unsere Art, Gemeinschaft, geschieht durch die tägliche Arbeit, die wir in den Gemeinden leisten. Diese Nähe mit jeder und jedem einzelnen, die in unsere Gemeinden kommen, ist etwas, das wir einbringen oder auch hierher nach Deutschland bringen können.

Wichtig ist auch, dass wir den Austausch von Missionarinnen und Missionaren, von Diakoninnen und Diakonen, von Pfarrerinnen und Pfarrern in der Region aufrechterhalten. Ein weiterer zentraler Aspekt ist, dass Personen, die nicht für einen Dienst vorbereitet sind, eine adäquate Vorbereitung bekommen und dass die Möglichkeit besteht, im Studium erworbenes Wissen zu aktualisieren.

Wie steht es um die Kirche in Deutschland? Die IECLB-Präsidentin Silvia Genz und ich, wir sehen, dass Kirche auch anders sein kann als wir denken. Kirche ist nicht nur eine Institution, selbst wenn sie eine gut organisierte Organisation ist, der es gelingt, in den Momenten handlungsfähig zu bleiben, in denen sie überrascht wird – wie beispielsweise jetzt während der ELKB-Synodensitzung, als es zunächst nicht möglich war, einen Bischof oder eine Bischöfin zu wählen. Kirche ist aber auch eine Kirche, die ihre Erfahrung Tag für Tag mit den Menschen, lebt. Sie hat diese Nähe zu Gott durch Jesus Christus. Aber die Menschen der Kirche sind menschliche Wesen, die leiden, die nachdenken und planen, was sie tun können, wie alle anderen. Sie sind Menschen, die auf der ganzen Welt in kirchlichen Gemeinden zusammenleben, um die Realität der Menschen zu verändern, denen sie dienen oder denen sie das Evangelium bringen.

 

Was sehen Sie als wesentlich für die Zukunft an, wo sollte Entwicklung stattfinden?

Die Partnerschaft sollte sich weiter entwickeln und mit der Zeit sollten die Kirchen auf allen Ebenen nachhaltig werden. Als Kirche in Mittelamerika wollen wir einen Schritt in Richtung Nachhaltigkeit gehen. Es kann ein Entwicklungsschritt über einen längeren Zeitraum sein, mit dem Ziel, dass jede unserer Kirchen über die wirtschaftliche Kapazität verfügt, um ihre Bedürfnisse zu befriedigen, die sie haben, und auch über die Fähigkeit, den Pfarrer der Gemeinde zu bezahlen.

Im Moment sind wir zwar nicht in der Lage, finanzielle Stabilität zu erreichen, aber es ist und bleibt unser Ziel. Denn finanzielle Stabilität bringt auch emotionale Stabilität und die Sicherheit einen Pfarrer, wie wir sagen, 24 Stunden an 7 Tagen zu haben. Das ist eines der großen Bedürfnisse in unserer Kirche in Mittelamerika. Es wäre gut, wenn wir das schaffen könnten. Auf diesem Weg können Mission EineWelt und die ELKB uns helfen, wie sie es unter anderem schon bei der Entwicklung unserer eigenen liturgischen Bücher tun.

Ein weiterer großer Mangel, den wir in unseren Kirchen in Zentralamerika empfinden, liegt an folgender Stelle: Aufgrund der wirtschaftlichen Situation in unseren Ländern können die Menschen keine Fremdsprachen wie beispielsweise in Deutschland. Wir müssen den Menschen bei uns Möglichkeiten geben, vor allem Englisch zu lernen, damit es weniger Barrieren gibt, wenn sie hinausgehen, um die Kirche zu präsentieren.

Ein weiterer Aspekt in Sachen Nachhaltigkeit wäre die Schaffung eigener Kindergärten, Schulen, Hochschulen und Universitäten. Solche Einrichtungen, wären über den wichtigen Bildungsaspekt hinaus auch ein Weg zur finanziellen Unabhängigkeit unserer Kirchen. Die Länder im Cono Sur, im südlichen Teil Südamerikas, Länder wie Argentinien und Brasilien, die Vorreiter sind, haben das bereits erreicht.

Wir wollen also einen Weg finden, wie die Kirche einen Punkt erreichen kann, an dem sie nachhaltig und unabhängig aufgestellt sein kann. Sie muss sich selbst tragen können.

Finanzielle Unabhängigkeit würde aber nicht bedeuten, dass wir nicht mehr auf die Partnerschaft mit der ELKB angewiesen sind. Unsere Partnerschaft basiert nicht nur auf dem ökonomischen Teil, sondern beruht vor allem auf dem geistlichen Austausch. Auf dem Austausch des Hörens des Wortes und der Erfahrung, wie das Evangelium im jeweiligen Land gelebt wird.