Beten alleine reicht nicht – Bischof Jack Urame fordert eine Kirche, die für Gerechtigkeit kämpft

Kämpferisch zeigte sich Bischof Jack Urame in seiner Rede bei einem Studiennachmittag im Tagungszentrum von Mission EineWelt in Neuendettelsau am 17. November 2017. Vor rund 120 ZuhörerInnen mahnte der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche von Papua-Neuguinea eine engagierte Ausgestaltung des kirchlichen Auftrags an: „Es ist möglich, die Welt zu verändern. Wir sollten noch lauter dafür eintreten“, forderte der 49-Jährige, der beim Eröffnungsgottesdienst der Herbstsynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche am 26. November 2017 in der Evangelischen Christuskirche Sulzbach-Rosenberg die Predigt halten wird.

Die „Faktoren, die zu Konflikten Leid führen“, seien „überall offensichtlich“, sagte Jack Urame gleich zu Beginn seiner Rede. Als Grundproblem identifizierte der Pfarrer, der zwischen 2001 und 2006 als Austauschpfarrer in Bayern arbeitete, das „Fehlen von Gleichheit und Gerechtigkeit“. Der Kapitalismus habe viel Ungleichheit geschaffen. Letztere sei so groß, dass Einigkeit und Versöhnung schwer zu bewerkstelligen seien. „Wir haben Systeme geschaffen, die uns eigentlich helfen sollten. Jetzt leiden wir unter diesen Systemen“, brachte der Bischof der lutherischen Kirche von Papua-Neuguinea den aktuellen Zustand der globalen Gesellschaft pointiert auf den Punkt.

Die Lösung liegt aus seiner Sicht, ebenso wie der daraus resultierende Kernauftrag der Kirche, auf der Hand. „Es ist genug für alle da. Das Problem ist die Verteilung“, benannte Urame das wohl grundlegendste gesellschaftliche Dilemma weltweit. Aufgabe der Kirche sei es, „daran Kritik zu üben und den Armen zu helfen“. Resignativen Tendenzen erteilte Urame eine deutliche Absage. Es reiche nicht zu sagen, Ungleichheit und Ungerechtigkeit seien „Teil unserer Natur“. Ebenso wenig genüge es, dafür zu beten, dass sich am Zustand der Welt etwas ändere. „Die Kirche muss für Gleichheit und Gerechtigkeit kämpfen. Ihre Stimme muss gehört werden.“

Neben einer gründlichen Analyse von konkreten Handlungsmöglichkeiten für die Kirchen und einem konstruktiven innerkirchlichen und ökumenischen Dialog forderte Urame auch den Schulterschluss mit anderen politischen und gesellschaftlichen AkteurInnen, die sich für die gleichen Ziele einsetzen. „Jeder Mensch soll sein Leben genießen können und gerne leben – dieses fundamentale Prinzip sollte uns leiten und bewegen“, betonte Urame.