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Konsultation zum Thema Migration in Belo Horizonte, Brasilien

Teilnehmende der Konferenz in Bello Horizonte, Brasilien zum Thema Migration 2015

Im September 2015  fand in Belo Horizonte eine bayerisch-brasilianische Konsultation statt, die bereits 2014 durch das Ökumenereferat der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern zusammen mit der brasilianischen Partnerkirche geplant wurde. Mehrere Vertreterinnen und Vertreter aus Bayern sind dazu nach Brasilien gereist, um sich mit den dortigen Kollegen zum Thema Migration und Flucht auszutauschen. Das Centrum Mission EineWelt wurde durch Hans Zeller, dem Leiter des Referats Lateinamerika, vertreten.

Nach wie vor sitzt es tief in den Knochen und es ist in der Stadt, in der es stattgefunden hat, auch nicht auszublenden: Deutschland besiegt Brasilien 7: 1 bei der Weltmeisterschaft 2014. „Wir sind eben gute Gastgeber“, meint Nilton Giese, Pfarrer der lutherischen Gemeinde in Belo Horizonte. „Irgendwann wird es eine Revanche geben, aber momentan läuft es bei uns nicht so gut, auch wirtschaftlich ist der Wurm drin“, ergänzt er. Bei dem Besuch der verschiedenen sozialen Projekte der Kirchengemeinde wiederholt sich der Eindruck. Brasilien ist wirtschaftlich in eine Krise gerutscht. Als Kirchengemeinde wollen sie aber Licht in der dieser Welt sein, deshalb betreut die Kirche ein Altenheim mit 12 Plätzen, einen Kindergarten für Kinder aus Familien mit geringen Einkommen mit 40 Plätzen und eine schulergänzende Einrichtung für 120 Kinder. Von diesen Einrichtungen konnten sich die Konsultationsmitglieder der bayerisch-brasilianischen Konsultation im September einen Eindruck verschaffen.

Bereits vor einem Jahr wurde die Konsultation von Dorothea Droste im Ökumenereferat zusammen mit der brasilianischen Partnerkirche geplant. Damals wusste niemand, wie aktuell das Thema Flucht bei der Realisierung im September 2015 in Belo Horizonte, Brasilien sein würde. Kirchenpräsident Dr. Nestor Friedrich eröffnete die Konsultation mit einer Andacht zum Jahresthema der Kirche: „Die Kirche ist dazu berufen, das Wort weiterzusagen“. Für den Kirchenpräsidenten ist es wichtig, dass das Wort so weitergegeben wird, dass es in einer Welt, in der die Bilder dominieren auch verstanden wird.

„Was sind das für Reden, die ihr unterwegs miteinander verhandelt“ Luk. 24,17 liegt diesem Jahresthema zugrunde. „Die große Herausforderung für die Kirche in Brasilien liegt darin, eine Sprache zu finden, die in der pluralen Welt Brasiliens gehört wird“, betont Friedrich. Die aktuelle Lage der Einwanderung in Brasilien wurde von Fábio Balestro Fabiano beleuchtet. Er berichtete von den Zuwanderungsströmen nach Brasilien. Vor allem aus Haiti, Angola und Kongo kämen die Menschen und suchten eine neue Existenz in dem Land. Immerhin rechnet man mit ca. 1.200.000 Migrantinnen und Migranten im Jahr 2015. Der Anteil von Flüchtlingen liegt bei 1 %. Fabio meint: „Viele der Einwanderer kennen ihre Rechte nicht und arbeiten in einem Sklavenstatus.“ „Bei unserer Arbeit in der Kirche konzentrieren wir uns auf die Begleitung der Flüchtlinge, damit sie ihren rechtlichen Status klären können,“ ergänzt Ingrit Vogt.

Flucht und Flüchtlinge weltweit – Auswirkungen auf Europa und die Reaktionen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern – unter dieser Überschrift erläuterte Oberkirchenrat Michael Martin die augenblickliche Situation in Europa. Die bayerische Landeskirche engagiert sich besonders bei den „unbegleiteten Minderjährigen“, in der Integration von Flüchtlingskindern in bayerischen evangelischen Schulen, bei der Seelsorge an Polizistinnen und Polizisten, bei der Unterstützung von Gemeinden, die Kirchenasyl gewähren und in der Fortbildung für Ehrenamtliche in der Flüchtlingsarbeit. Das Ökumenereferat arbeitet zudem in der Härtefallkommission des bayerischen Innenministeriums mit, wobei momentan ist die Suche nach Flüchtlingsunterkünften im Vordergrund steht.

Die Professoren Nehring und Westhelle hoben in ihren Vorträgen hervor, dass die Bibel durch Migration entstanden ist. Sie zeigten auf, dass der Mensch in der Spannung von Sesshaftigkeit und Migration lebt, wobei die Kirche als Pilgerschaft ein Hoffnungszeichen sein kann und gemeinschaftsbildende Räume anbieten solle. Bereits in der Bibel zeigt sich in der Migration Fluch und Segen zugleich. Adam und Eva werden beispielsweise aus dem Paradies vertrieben, aber es wird auch der Erweis der Treue Gottes gegenüber den Menschen deutlich. Bei Mose und Abraham ist Gott mit auf dem Weg und identifiziert sich mit den Menschen, der unterwegs ist.

Von brasilianischer Seite nahmen der Präsident der Synode, Ricardo Dalla Barba, der Kirchenpräsident Dr. Nestor Friedrich, der theologische Berater Dr. Romeu Martini, die Generalsekretärin Ingrit Vogt, Prof. Dr. Vitor Westhelle, Vize-Synodalpfarrer Elisando Reinheimer, Generalsekretärin des Ökumenerates Pfrin Romi Bencke und Margret Reus, Assistenten des Kirchenpräsidenten teil. Von der bayerischen Landeskirche waren der Abteilungsleiter des Ökumenereferats OKR Michael Martin, Dekan Hans Stiegler in seiner Funktion als Vizepräsident der Synode, Prof. Dr. Andreas Nehring, Dorothea Droste als Leiterin der Ökumenischen Projektarbeit und Hans Zeller dabei.