Suchbewegung und Aufbrüche – Hans Zeller, Lateinamerikareferent bei Mission EineWelt, geht in den Ruhestand

Hans Zeller, Leitung Lateinamerika-Referat (LA)

Hans Zeller, seit 2009 Leiter des Lateinamerikareferats bei Mission EineWelt, geht zum Ende des Jahres in den Ruhestand. Offiziell verabschiedet wird der 65-jährige Theologe, Agraringenieur und Sozialarbeiter am Samstag, 9. Dezember 2017, um 17 Uhr mit einem Gottesdienst in der Neuendettelsauer St. Nikolaikirche. Anschließend gibt es einen Empfang in der Tagungsstätte von Mission EineWelt.

„Fortwährende Suchbewegungen“ – so beschreibt Hans Zeller seinen Werdegang und sein Leben. Schon die schlichten Fakten in Form von drei Studienabschlüssen legen nahe, dass er mit dieser Charakterisierung nicht danebenliegt. Der Weg zu seinem ersten Studiengang war quasi traditionell vorgezeichnet. Als Sohn einer Landwirtin und eines Landwirts studierte Zeller Anfang der 1970er Jahre Agrarwissenschaften. Doch er war auch ein Kind seiner Zeit und von der Studierendenbewegung beeinflusst. Sein Interesse an sozialen, ökologischen und entwicklungspolitischen Fragen führte ihn 1976 zur Evangelischen Landjugend in Bayern. Parallel zu seiner Tätigkeit als Landessekretär studierte er in München Sozialarbeit, weil ihm das betriebswirtschaftliche Denken zu eindimensional auf ökonomische Optimierung hin ausgerichtet war. Bei der Landjugend merkte Zeller, der „mit 20 eher Atheist“ war, dass „auch das Soziale eine geistlich-geistige Basis braucht“. Gleichzeitig war er in dieser Zeit auf Anregung des damaligen Lateinamerikareferenten Ulrich Fischer die ersten beiden Male in Brasilien. Dort hatte er die erste Berührung mit Befreiungstheologen wie Hans Trein, die sein Denken bis heute prägen.

Nach einem Jahr als Referent für entwicklungsbezogene Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit beim Kirchlichen Entwicklungsdienst (KED) in Bayern begann Hans Zeller 1982 ein Theologie-Studium. Am 6. Dezember 1987, also vor fast genau 30 Jahren, wurde er als Pfarrer ordiniert. Nach ein paar Jahren Pfarrdienst in bayerischen Kirchengemeinden arbeitete er von 1991 bis 1998 als Pfarrer in Brasilien. Wieder zurück in Deutschland begleitete er als Mentor brasilianische VikarInnen, StipendiatInnen und ReligionspädagogInnen, bis er schließlich 2009 Lateinamerikareferent bei Mission EineWelt wurde.

Wichtig waren ihm „Aufbrüche“ und die Arbeit daran, auf der geistlich-geistigen Basis des christlichen Glaubens die gesellschaftlichen Verhältnisse zum Besseren zu verändern. 2013 begann er in Zusammenarbeit mit der Stiftung Wings of Hope, ein Programm zum Aufbau von Traumaausbildung und Traumaarbeit in den lateinamerikanischen Partnerkirchen zu etablieren. Aktuell beschäftigt Hans Zeller auch der zunehmende gesellschaftliche und politische Einfluss der Pfingstkirchen in den Ländern Lateinamerikas, die dort eine religiös unterfütterte Renaissance neoliberalen Denkens und neoliberaler Politik initialisieren. Zu letzterem Thema findet am 9. Dezember von 9.30 Uhr bis 16.30 Uhr ein Studientag in der Tagungsstätte von Mission EineWelt in Neuendettelsau statt.

„Hans Zeller hat mit seiner Offenheit und seiner Bereitschaft, immer wieder aufzubrechen und über den sprichwörtlichen Tellerrand hinauszublicken, die Partnerschaftsarbeit mit Lateinamerika unglaublich bereichert und vorangebracht. Er steht mit seiner Arbeit für einen Glauben, der sich nicht in eine Nische zurückzieht, sondern in jedem Aspekt des Lebens engagiert und tätig ist. Er hat sehr viel bewegt und erreicht, und dafür sind wir ihm von Herzen dankbar“, würdigt Gabriele Hoerschelmann, Direktorin von Mission EineWelt, den Beinahe-Ruheständler.